modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Zweiphasige Planungskonkurrenz | 06/2022

Neubau Bildungscampus West in Heilbronn

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Schleifenheimer Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der neue Bildungscampus in Heilbronn bietet, durch seine besondere Lage und Größe viele Potentiale, die durch das Freiraumkonzept gestärkt und weiterentwickelt werden. Das Freiraumkonzept lässt am Necker Ufer einen neuen, grünen Campus entstehen, der im Hinblick auf stadtklimatische Funktionen der Freiflächen eine sehr stadtbedeutsame Rolle einnehmen kann. Die uferbegleitenden Grünraumstrukturen werden aufgegriffen und weitergeführt und durch eine geschickte Verzahnung von Landschaft und Städtebaulicher Struktur bis in die Quartiers Mitte geführt. 

Diese Quartiers Mitte bietet mit einer großen Teichflächen nicht nur Aufenthaltsqualitäten für StudentInnen und BesucherInnen, sondern fungiert gleichzeitig als Retentionsfläche zur Entwässerung und Rückhalt für Regenwasser. Für den grünen Campus soll das anfallende Regenwasser in einem Kreislauf genutzt werden. Dies soll abflusslos und angepasst an Hitzeanforderungen und einer wassersensiblen Freiraumentwicklung erfolgen. Das Regenwasser kann in der Retention- & Teichfläche gespeichert werden, ebenfalls zur Bewässerung genutzt werden. Gleichzeitig wurde darauf geachtet die Grünflächen so zu konzipieren das diese Verdunstungsleistungen erfüllen. Diese Grünflächen liegen im Uferbereich des Planungsgebietes und werden Teil des Neckar „Schwemmlands“. Die Raumkante zum Neckar verzahnt sich mit dem Freiraum des Campus, die durch Wege- & Sichtbezügen zum Necker Ufer gestärkt und erlebbar gemacht werden. Durch die Haupterschließungsachse von Ost nach West werden die umliegenden Quartiere mit dem neuen Campus vernetzt. Die Hauptachse startet im Westen mit einem Auftaktplatz an der Besucher-Brücke, in Richtung Buga Gelände, mit einem Fontänen Feld und endet mit einem Brückenschlag nach Osten auf dem bestehenden Campus. Dieser Campus-Boulevard wird mit Baumreihen begrünt, die durch Verschattung zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen, gleichzeitig auch die Aufenthaltsqualität stärkt. 

Die Hauptachse führt durch die Campus-Mitte, mit seinem Campus Teich, der mit einem umlaufenden Holzdeck auch als Lern-, Kommunikation- & Aufenthaltsort dient. Der bestehende Campus wird mit dem neuen Campus durch eine Landschaftsbrücke verbunden. Das Planungsgebiet ist auch für die Öffentlichkeit Zugänglich und bietet Raum für eine stadtnahe Erholung. Zwischen den Solitärgebäuden führen Sitzstufen und Terrassenflächen runter an den Campus-Strand. Diese dienen als Sitzmöglichkeiten und können auch als „Outdoor-Lernbereiche“ genutzt werden. Überdachte Terrassen bieten Wind- & Wettergeschützte Aufenthaltsräume. Außenflächen für Gastronomie und Mensa sind ebenfalls an den Neckar Terrassen zu finden. Ein kleiner Strandbereich mit der Kulturbühne auf dem Neckar kann für besondere Kulturveranstaltungen genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schafft in der städtebaulichen Setzung der Baukörper zwei klar unterschiedene Bereiche: Im Norden eine dichte, orthogonale Baustruktur, die sich an den bestehenden Gebäuden orientiert. Im Süden, zum Neckar hin, lösen sich drei große polygonale Baukörper von der strengen Geometrie und leiten in einer freieren Gestaltung zum Neckarufer über.

Am Übergang dieser zwei Bereiche steht eine Wegeverbindung in Ost-West Richtung, die vom best. Campus im Osten über einen zentralen Platz vorbei am Hip-Turm, bis hin zum westlichen Uferplatz am Neckar führt. Die Aufenthaltsqualität des dreieckigen Platzes am Ende dieses Weges ist fraglich. Auch die städtebauliche Einbindung des bestehenden Hip-Turm wird im Preisgericht kritisch diskutiert. 
Die vorgeschlagene „Landschaftsbrücke“ zum bestehenden Campus im Osten ist in der jetzigen Ausführung nicht barrierefrei.

Eine wichtige Funktion in der städtebaulichen Gesamtanlage nimmt der zentrale Campus Platz ein. Als städtebauliches Scharnier vermittelt er zwischen dem nördlichen und dem südlichen Baufeld, sowie nach Osten zum bestehenden Campus. In der Verschränkung aus Ost-West Magistrale und Platzraum, der sich nach Norden und nach Süden öffnet, ist der Platzraum durchaus gelungen. Durch diese starke Vernetzung verliert der Campusplatz aber an Aufenthaltsqualität. So ist die Mitte baulich zu wenig gefasst und wirkt hinsichtlich seiner Größe überdimensioniert. Auch die heterogene Höhenentwicklung der angrenzenden Baukörper schaffen keine klare Begrenzung.

Die drei frei gestalteten Baukörper im Süden bilden einen wohltuenden Kontrast des sehr kompakt gebauten Baufeldes im Norden.
Leider wird der Zugang zum Neckar eher verbaut als hier geöffnet. Auch stehen die starren, teilweise sehr formalen sternförmigen Wegebeziehungen im Widerspruch zum pavillonartigen Grundgedanken dieser öffentlichen Gebäude. Die Grüntrichter sind in der Setzung teilweise fragwürdig und wirken sehr schematisch.

Der neue Bildungscampus ist in der funktionalen Zuordnung klar gegliedert. Die einzelnen Gebäudekörper unterscheiden sich klar hinsichtlich ihrer städtebaulichen Typologie und Funktionalität. So werden im Norden der MediaMarkt, sowie Wohnen und Einzelhandel platziert. Das mittlere Baufeld umfasst die Forschungsinstitute wie TUM, Steinbeiß- und Fraunhofer-Institut. Kritisch gesehen wird die Positionierung des Steinbeiß Institutes, das in zweite Reihe rückt und nicht am zentralen Platz partizipiert. 

Begrüßt wird die innere Nutzungsstruktur der einzelnen Baukörper vor allen in den öffentlichen drei Baukörpern im Süden. Die Idee der baulichen Trennung der Sondernutzungen verspricht eine hohe Attraktivität auch außerhalb des Lehrbetriebs.
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Ausnutzung werden die beiden zwei- bis dreigeschossigen polygonalen Baukörper kritisch gewertet. 

Insgesamt ein in der städtebaulichen Grundkonzeption spannender Beitrag, der jedoch bei näherer Betrachtung in der Haltung ambivalent bleibt und das Versprechen einer großzügigen Interaktionsfläche und Überleitung zum Flussufer nicht erfüllt.