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Investorenauswahlverfahren | 03/2022

Ziegeleschle 2030 – Entwicklung nachhaltiges Stadtquartier in Mengen

Gewinner

Grath Architekten BDA

Architektur

Josef Hebel GmbH & Co. KG Bauunternehmung

Investor*in

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Neuformulierung des nördlichen Quartiers durch dreigeschossige „Kompakthäuser“ und dem nun zur Stadt orientierten Platz stärkt das robuste, flexible und durchgearbeitete Konzept, das eine gut ausgeformte grüne Mitte, eine angemessene Körnung und Maßstäblichkeit sowie einen geschickten Umgang mit der Topographie aufweist. Der gut proportionierte, urbane Gemeinschaftsplatz – mit sinnvollen Erdgeschossnutzungen wie Paketdienst und Gemeinschaftsraum – bildet einen schönen Übergang mit leichter Orientierung in den topografisch interessanten „Quartierspark“. Die Bebauung nimmt auf diese topografische Besonderheit des Grundstücks wohltuend Rücksicht. Auch wenn es sich um eine städtebaulich eher traditionelle Lösung handelt, reagiert sie auf nachbarschaftliche Bezüge logisch und selbstverständlich. Die geschickte Positionierung der Baukörper erzeugt in Quer- und Längsrichtung wichtige Freiräume z.B. für Sichtbezüge, Luftwechsel, Durchgrünung und Raum für Insekten und Vögel. Unklar erscheint die Frage, inwieweit das vorgeschlagene Konzept der Abgrenzung privater Gärten zum öffentlichen Raum gestalterisch dauerhaft robust bleibt. Möglicherweise müssten in einer „Gestaltungssatzung“ detaillierte Festsetzungen formuliert werden.

Innovativ und zukunftsweisend ist die Vielfalt der angebotenen Wohnformen innerhalb der fünf Haustypologien, welche im Mehrfamilien- wie auch Reihenhaus zeitgemäße und nachhaltige Alternativen zum klassischen Einfamilienhaus aufzeigen. Das Spektrum umfasst größere Maisonette-Wohnungen mit Gartenanteil bis hin zur Penthouse-Wohnung mit Dachterrasse. Die Idee und das Angebot der flexiblen Wohnmodule wird grundsätzlich begrüßt und sollte – neben Überlegungen der Kosteneinsparungen im konstruktiven Bereich – z.B. auch Möglichkeiten eines Ausbauhauses in Verbindung mit einer hohen (Um-)Nutzungsflexibilität beinhalten. Begrüßt wird der hohe Anteil geförderter Mietwohnungen mit der richtigen Lage innerhalb der Kompakthäuser. Auch für diese können Wohnungen mit zoniertem Gartenanteil angeboten werden.

Die Gestaltungsabsichten für die Gebäude mit ihren Fassaden sowie Freibereiche überzeugen und lassen eine zeitlose und ökologische Bebauung erwarten. Allerdings sollten frühzeitig für die vorwiegend in Holz geplante Bebauung eindeutige Fassaden- bzw. Gestaltungskonzepte hinsichtlich Material, Farbigkeit und Detailausführungen festgelegt werden. Hierfür würde eine Gestaltungssatzung sehr hilfreich sein. Ein Durchmischen von Putz- und Holzfassaden könnte die angenehme Einheitlichkeit und in Folge die Identität der Siedlung schwächen. Die Notwendigkeit der „Hybridbauweise“ sollte in ökologischer wie auch ökonomischer Hinsicht abgestimmt sein. Themen der Behaglichkeit, Akzeptanz von Materialien wie auch deren Lebenszyklus sind für Ökologie und Klimaanpassung ein relevanter Faktor.

Die Nutzung der Dächer für Photovoltaik und Begrünung ist ein wichtiger und notwendiger Beitrag für zukünftiges Bauen.

Das vorgeschlagene Mobilitätskonzept wird grundsätzlich positiv bewertet, allerdings bedarf es einer sorgfältigen Weiterbearbeitung für den Nachweis real notwendiger und der grundsätzlichen Organisation von Fahrradabstellplätzen incl. deren Anhängern. Gerade im Zusammenhang mit den fliessenden Freiräumen zwischen den Gebäuden und den unterschiedlichen Nutzungen halböffentlicher und privater Freibereiche sind gestalterisch befriedigenden Lösungen zum Entsorgungskonzept sowie der zu erwartenden Nachfrage von Ladestationen für Fahrrad und Auto von Bedeutung.

Der Entwurf hat sich mit der Überarbeitung deutlich gefestigt und überzeugt durch das sehr robuste, städtebauliche Konzept, welches nachgewiesen innovative und zukunftsweisende Wohnformen sowie Bauweisen nicht nur ermöglicht, sondern zwingend fordert, damit die formulierten Ziele des zukunftsorientierten Wohnens in ländlichen Regionen realisiert werden können.