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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Gedenkareal Dresdner Norden

Perspektive MNEMO am Alten Leipziger Bahnhof

Perspektive MNEMO am Alten Leipziger Bahnhof

MNEMO DRESDEN

Gewinner

WANDEL LORCH GĂ–TZE WACH

Architektur

Studio Jochem Hendricks

Kunst

Erläuterungstext

„Wie der Bruch in der Geschichte, der durch die grausame Herrschaft der Nationalsozialisten verschuldet wurde, stehen die entworfenen Skulpturen an den Erinnerungsorten für herausgebrochene Splitter, die sich über das gesamte Stadtgebiet ausbreiten. Durch ihre kontrastierende Gestalt im Stadtraum sollen diese Objekte in Form von Gedenktafeln, Stelen bis hin zu raumgreifenden Installationen Aufmerksamkeit erregen und zugleich Wissen vermitteln.“

Physische Umsetzung und Vermittlung
  • Obligatorischer Ausgangspunkt der Verfasser ist der Alte Leipziger Bahnhof. Ăśber dem Gebäude soll eine ĂĽber eine Aussentreppe zugängliche, weithin sichtbare halböffentliche Plattform installiert werden.
  • Auf ihrer Unterseite ist eine groĂźformatige Karte abgebildet, die die einzelnen Orte des Gedenkareals verzeichnet. Sie bildet die Decke ĂĽber dem Obergeschoss, das als Dauerausstellung genutzt werden soll. Das Erdgeschoss soll ein interaktives Archiv erhalten und neben Wechselausstellungen auch Raum fĂĽr die verschiedenen Akteursgruppen bieten.
  • Zur Kennzeichnung der einzelnen Gedenkorte wird ein skulpturales Element vorschlagen, das in verschiedenen Dimensionen und Farben als wiederkehrendes Motiv Aufmerksamkeit erregen soll. Dieser „Splitter“ soll eingeprägte Schrift-Informationen erhalten, sowie QR-Codes fĂĽr Handy-Applikationen.
  • Am Hellerberg soll ein hoch aufragender blauer „Splitter“ den Zugang zu einem Rundweg markieren. Weitere „Splitter“ markieren verschiedene Gedenkorte entlang eines Erinnerungspfades. Sie könnten beispielsweise ĂĽber einen partizipativen Gestaltungsprozess mit einem aus dem Kontext entwickelten fortlaufenden Lied- oder Gedichttext versehen werden.
  • An anderen Orten könnten zum Beispiel auch einzelne Gebäude mit kleineren „Splittern" markiert werden. Der Ansatz antizipiert eine zukĂĽnftige partizipative Weiterentwicklung ĂĽber die in der Auslobung benannten Gedenkorte hinaus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Preisgericht würdigt den mutigen, raumgreifenden Entwurf des Projektes MNEMO DRESDEN. Zentraler Ausgangspunkt ist dabei eine Plattform, die als Ort des Gedenkens an die Deportationen 1941/42 am Alten Leipziger Bahnhof über einem historischen Bestandsgebäude errichtet werden soll. Von dieser architektonischen Setzung aus soll der Rundblick auf das Dresdner Stadtgebiet und insbesondere auf das Netz weiterer Standorte, die mit dem Thema NS-Diktatur in Verbindung stehen (Hellerberg, Göhle-Werke, Albertstadt), ermöglich werden.

Sogenannte Splitter, in unterschiedlichen dreidimensionalen Ausprägungen, sollen als Pendant zur Plattform und mit kurzen Texten sowie QR-Codes versehen, dezentral die weiteren im Wettbewerb benannten Gedenkorte markieren. Flankiert wird die Plattform am Alten Leipziger Bahnhof durch eine im Boden derselben eingebrachte Karte des Stadtgebietes Dresden.

Die Entwurfsidee verbindet den im Wettbewerb geforderten analogen und digitalen Vermittlungsansatz. Das Ensemble des Alten Leipziger Bahnhofs als einstiger erster deutscher Fernbahnhof und Eisenbahndrehkreuz während der NS-Diktatur erfährt mit der Idee der Plattform eine spezielle bauliche Setzung, die die historische Bausubstanz ergänzt, im positiven Sinne irritiert, den Zivilisationsbruch architektonisch erfahrbar macht und damit zur Diskussion einlädt.

Die Stärke der Entwurfsidee liegt aus Sicht des Preisgerichts sowohl im progressiven mutigen Ansatz der Plattform und deren raumgreifender Prägung wie in der Verbindung mit den modular erweiterbaren Splittern für dezentral zu markierende Orte.
Das Preisgericht geht davon aus, dass sowohl die baukonstruktive organische Verbindung der Plattform mit dem unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäude sowie die Frage der Barrierefreiheit in einer vertieften Planung lösbar sind.

Die sogenannten Splitter sind in ihrer Materialität durch die Einreicher als Kunststoff vorgesehen, hier empfiehlt das Preisgericht, ein langlebiges Material zu prüfen und alternativ einzusetzen.
Beispielhafte Markierung

Beispielhafte Markierung

Schnittansicht Gebäude MNEMO Dresden

Schnittansicht Gebäude MNEMO Dresden