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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Gedenkareal Dresdner Norden

Uncertain Ground

2. Rang

Holzer Kobler Architekturen

Architektur

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Dominique Hurth

Kunst

i.e. agency for design and communication

Design

Erläuterungstext

„Die Schwellen (…) artikulieren sich in Schnittlinien und Volumenkörpern, die einen Übertritt markieren, sich in gewohnte Wege und Blickrichtungen schieben und die historische und zeitgenössischen Deutungen des jeweiligen Ortes akzentuieren.
(…) Der Schnitt als Bild und als räumliche Intervention versinnbildlicht das Freilegen von Verschüttetem, Überwuchertem auf der einen aber auch das (sich) Öffnen auf der anderen Seite. Die Schnitte werden durchlässig verschlossen, die freigelegten Ebenen der Geschichte werden nicht versiegelt (…). An signifikanten Stellen, z.B. an den Eingängen der Orte erfolgen entlang der abstrakt visualisierten Gewebelinien, Geländeschnitte, die den Ort innerhalb des Gewebes markieren, Aufmerksamkeit erregen, die Zugänge markieren und eine oder mehrere Übertritte bzw. Schwellen, ausbilden und dadurch Besucher:innen und Passant:innen verlangsamen und deren Blick richten bzw. schärfen (…) Die Schwellen funktionieren grundsätzlich in mehreren Richtungen, sie legen sich in oder auf die örtlichen Zuwegungen und sind insofern unvermeidlich.

Physische Umsetzung und Vermittlung
  • Zwischen den neun benannten Orten des Gedenkareals besteht ein Beziehungsgeflecht, das sich als zweidimensionaler Plan von Verbindungslinien darstellen lässt. Es entstehen gerichtete Linien, die sich vor Ort physisch in Form linearer Bänder manifestieren.
  • Diese Bänder können Markierungen im Bodenbelag („Schnitte“) oder Erhebungen in Form von Sitzbänken („Schwellen“) sein. Beide ergänzen sich; fĂĽr die „Schnitte“ wird Material des Bodenbelags entnommen, zu Schotter verkleinert und wieder eingebaut, zum Teil eingefasst durch Stahlkanten.
  • Die Sitzbänke werden in einem ähnlichen Verfahren hergestellt; der gewonnene Schotter wird mit Stampfbeton verarbeitet und in Formen gepresst. Die entstehenden Bänke erhalten im Sandstrahlverfahren ausgefräste SchriftzĂĽge mit den Ortsbezeichnungen und eingearbeitete Niedrigenergie-Bluetooth-Sender.
  • Ăśber diese Sender können ortsspezifische Informationen auf Mobilgeräten abgerufen werden.
  • Ergänzendes Material wird ortsungebunden in einer App zur VerfĂĽgung gestellt.
  • Das Konzept wird beispielhaft anhand der Standorte St. Pauli Friedhof, Alter Leipziger Bahnhof und ehemaliges Zwangsarbeiterlager Hellerberg dargestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Nichts ist, wie es scheint. Für den Entwurf spricht seine sensible Formensprache und einheitliche künstlerische Handschrift. An den historisch relevanten Orten entstehen tektonische Schnitte, Verwerfungen und Brüche. Die entstehenden Brüche sind in einem unsichtbaren Netz aus Linien miteinander verbunden. Modularität ist gegeben, eine Erweiterung um zusätzliche Orte ist ohne weiteres möglich. Desweiteren fallen die Verwendung von Materialien in situ sowie der geringe Wartungs- und Pflegeaufwand positiv auf. Dem zarten baulichen Eingriff fehlt es jedoch an Sichtbarkeit im Stadtraum, die durch eine landschaftsgestalterische Erweiterung an Gewicht gewinnen könnte. Die Fokussierung auf rein digitale Inhaltsvermittlung stellt eine Hürde in der Rezeption dar.