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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Sanierung und Erweiterung Festspielhäuser Salzburg (AT)

2. Rang

Franz&Sue

Architektur

Prof. Jörg Friedrich | Studio PFP GmbH Hamburg

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

werkraum ingenieure zt gmbh

Tragwerksplanung

ZFG PROJEKT GMBH

TGA-Fachplanung

IGT Geotechnik und Tunnelbau

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Hinter den Kulissen

Die Salzburger Festspielhäuser sind eine der wichtigsten kulturellen Institutionen des Landes. Sie sind Spielstätten der Salzburger Festspiele, denkmalgeschützt und aus der Salzburger Altstadt nicht wegzudenken. Das Ensemble aus Großem Festspielhaus, Haus für Mozart und Felsenreitschule soll nun saniert und erweitert werden, etwa mit Werkstätten, Proberäumen und Garderoben auf zusätzlichen 11.000 m2 – und das großteils unsichtbar im Mönchsberg.

Hell und stapelbar
Als Allererstes mussten wir uns bei dieser Aufgabe überlegen, wie die logistischen Anforderungen zu lösen sind. Vorgabe war, die anliefernden LKWs von der Hofstallgasse, dem Vorplatz der Kulturstätte, wegzubekommen. Sie sollen zukünftig über das Sigmundstor in einen Tunnel aus dem 18. Jahrhundert einfahren und in einem unterirdischen Anlieferungshof verschwinden. Diesen gilt es in den Berg zu sprengen und bohren. Eine zweigeschoßige Logistikspange innerhalb des Berges zu planen, da hilft uns unser Wissen aus dem Tiefbauprojekt bei der U5 in Wien. In diesem Tunnel docken die Anlieferungen dann an das neu gebaute Werkstättengebäude an, etwa das Holz für die Tischlerei oder Leinwände für die Malerei. Ein Servicerückgrat im Berg sozusagen, das kurze horizontale Transportwege verspricht. 

Das Werkstättengebäude, das mittlerweile aus allen Nähten platzt, reißen wir ab und stellen den Neubau wie ein künstlerisches Objekt zum Hof frei und rücken ihn als „Edelstein“ an den Berg. Es soll ein unauffälliges, multifunktionales und flexibles Haus entstehen, das die Werkstätten konzentriert und wesentliche Flächen ebenerdig an die Bühne anbindet. Nach außen ein einfacher Kubus mit übereinander gestapelten Werkstattflächen, im Inneren hohe Raumhöhen, viel Tageslicht, möglichst wenig Stützen, ein gut nutzbares Tragwerk, das große offene, zusammenhängende Räume auf über 1.200 m2 schafft und bei intensiver Nutzung auch langlebig ist.

Alles im Fluss
Das Raumprogramm sieht einen optimierten Arbeitsfluss vom Magazin über die Montagehalle bis zur Seitenbühne des Großen Festspielhauses vor, wo die MitarbeiterInnen selbst während der Vorstellungen hinter den Kulissen auf Bühnenebene werken können. Die vorgehängte Fassade wirkt wie ein Filter, der architektonisch prägnante Einblicke in die geheimnisvollen Holz- und Bühnenbauwerkstätten erlaubt. Die Attikazone bilden wir als Abschluss des Patios aus, um nachts keine Beleuchtung aus den Innenräumen über das historische Stadtbild zu streuen. Die hochgezogene Patiowand, diese scheinbare „Gartenmauer“, ist bewachsen und bietet einen „Hortus conclusus“, einen geschlossenen Garten.

Die neue Leichtigkeit
Städtebaulich haben wir das neue Werkstattgebäude so platziert, dass wir Luft und Ordnung in die Dichte der historisch relevanten Spielstätten bringen. Dafür drücken wir das neue Gebäude in den Berg an die Logistikspange und gewinnen auf diese Art einen großen Innenhof, der Gästen und Mitarbeitenden bereits beim Ankommen eine klare Atmosphäre und verständliche Orientierung schafft. So legen wir auch die historischen Fassaden frei und geben dem denkmalgeschützten Bestand Luft.

Bühne der Produktion
Der neu gewonnene „Festspielhof“ orientiert sich am Innenhoftypus der Salzburger Stadtpaläste, die geprägt sind von verbundenen Höfen und zentrierten Wasserelementen. Hier soll die Bühne der Theaterproduktion entstehen, mit HandwerkerInnen, KünstlerInnen, aber auch BesucherInnen, die sich hier treffen und den Ort neu beleben. Auch kann er als öffentliches Freifoyer für Pausengäste oder für Freilichtaufführungen dienen, da die Seitenbühnen des Großen Festspielhauses niveaugleich und öffenbar zum Hof ausgebildet sind.

Darunter entsteht ein großzügiges, helles Foyer: ein Patio als Lichthof mit Wasserspiegel und Zierbaum, dessen Krone sich auf der Ebene des Innenhofs entfaltet und einen Kontrast zu den weißen Fassaden darstellt. Im Gegensatz zum Bestand, dem Faistauer Foyer, gestaltet sich das neue Foyer heller und eleganter, architektonisch zurückhaltend in einer stilvollen Umgebung. Das Tageslicht dringt dabei durch den Patio und flutet die neuen Garderobenbereiche, das Kantinenbistro für BesucherInnen und MitarbeiterInnen sowie die flexibel nutzbaren Büro- und Loungebereiche.



Prof. Jörg. Friedrich Architekt Hamburg

Mitarbeiter: Julian Kraemer, Javier Sancho Andrés 

Die Salzburger Festspielhäuser sind eine der wichtigsten kulturellen Institutionen des Landes. Sie sind Spielstätten der Salzburger Festspiele, denkmalgeschützt und aus der Salzburger Altstadt nicht wegzudenken. Das Ensemble aus Großem Festspielhaus, Haus für Mozart und Felsenreitschule soll nun saniert und erweitert werden, etwa mit Werkstätten, Proberäumen und Garderoben auf zusätzlichen 11.000 m2 – und das großteils unsichtbar im Mönchsberg.

Städtebaulich wird das neue Werkstattgebäude so platziert, dass Luft und Ordnung in die Dichte der historisch relevanten Spielstätten gebracht wird. Dafür wird das neue Gebäude in den Berg an die Logistikspange gedrückt und man gewinnt auf diese Art einen großen Innenhof, der Gästen und Mitarbeitenden bereits beim Ankommen eine klare Atmosphäre und verständliche Orientierung schafft. So werden auch die historischen Fassaden freigelegt und geben dem denkmalgeschützten Bestand Luft.

Der neu gewonnene „Festspielhof“ orientiert sich am Innenhoftypus der Salzburger Stadtpaläste, die geprägt sind von verbundenen Höfen und zentrierten Wasserelementen. Hier soll die Bühne der Theaterproduktion entstehen, mit HandwerkerInnen, KünstlerInnen, aber auch BesucherInnen, die sich hier treffen und den Ort neu beleben. Auch kann er als öffentliches Freifoyer für Pausengäste oder für Freilichtaufführungen dienen, da die Seitenbühnen des Großen Festspielhauses niveaugleich und öffenbar zum Hof ausgebildet sind.

Das Raumprogramm sieht einen optimierten Arbeitsfluss vom Magazin über die Montagehalle bis zur Seitenbühne des Großen Festspielhauses vor, wo die MitarbeiterInnen selbst während der Vorstellungen hinter den Kulissen auf Bühnenebene werken können. Die vorgehängte Fassade wirkt wie ein Filter, der architektonisch prägnante Einblicke in die geheimnisvollen Holz- und Bühnenbauwerkstätten erlaubt.







Beurteilung durch das Preisgericht

Der konzeptionelle Ansatz, mit dem neuen Baustein das historische Gebäudeensemble insgesamt aufzuwerten, wird positiv gesehen.
Im Zentrum entsteht eine klar definierte Mitte, die im Gebäudeinneren für sehr gute Orientierung sorgt. Die Raumtypologien entlang der Hofstallgasse bekommen dadurch eine neue Qualität, die in Kombination mit dem attraktiven „Herz“ der Anlage an Tiefe und Spannung gewinnen.

Diese Erweiterung der Räume in der Tiefe stärkt die Bindung zwischen Stadtraum und Natur. Die Wahrnehmung des einmaligen Ortes wird sowohl für Besucher wie auch für die Mitarbeiter intensiviert und erlebbar gemacht.
Die Überlagerung der Funktionen des Besucherfoyers und des Betriebsrestaurants werden als unrealistisch eingestuft. Die großzügige Fläche bietet jedoch in ihrer Lage und ihrem Raumzuschnitt viele Möglichkeiten der Bespielbarkeit.
Die Funktionsräume im hinteren Bereich, die unmittelbar mit der bestehenden Erschließung der Garage verbunden sind, werden positiv bewertet.

Über dem neuen Foyer befindet sich ein gut dimensionierter Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Mitarbeiter der Festspiele. Auch der Bühnenbereich mit seinen gut angeordneten Nebenbühnen und die Montagehalle profitieren von der Möglichkeit einer natürlichen Belichtung und Aufenthaltsmöglichkeit im Freien.
Aus Sicht der Altstadterhaltung wird jedoch die konkrete Form des Freiraums als Wiederholung der benachbarten Klosterhöfe kritisch gesehen. Eine besondere Qualität sieht das Gremium in der Zurücksetzung des neuen Baukörpers, dieser wird in seiner Kompaktheit überwiegend positiv bewertet.

Tragwerk und Gebäudestrukturen bieten hohe Flexibilität und gute Raumzuschnitte. Die konsequente Öffnung der Fassade zur Stadt hin sorgt für optimale natürliche Belichtung der Innenräume und verleiht dem Ort einen unverwechselbaren Charakter.
Insgesamt sind die Werkstätten sowie notwendige Nebenräume und Lagerflächen gut organisiert. Unverständlich bleibt jedoch der dreiseitig umlaufende Patio in den drei oberen Geschossen. Durch die formale Vorstellung eine klar ablesbare Kubatur abzubilden, wird bewusst auf eine Blickbeziehung zur Stadt hin verzichtet. In Anbetracht des Bestrebens nach optimalen zukunftsfähigen Arbeitswelten wird diese architektonische Haltung kritisch gesehen.

Zudem wäre eine kompaktere Organisation der administrativen Ebenen auf zwei Geschosse für die Höhenentwicklung vorteilhaft.
Die Arbeit überzeugt durch klare Kubatur, intelligente Strukturen, attraktive Freiräume und hohe soziale Kompetenz, dies wird aber durch einen unverhältnismäßig hohen Eingriff in den Mönchsberg mit ungeklärten Anschlüssen zu den bestehenden Strukturen erkauft.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss RG

Grundriss RG

Querschnitt Hof

Querschnitt Hof

Querschnitt Bühne

Querschnitt Bühne

Längsschnitt Hof

Längsschnitt Hof

Ansicht

Ansicht

Lageplan

Lageplan