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Mehrfachbeauftragung | 07/2022

Neugestaltung Ortsmitte Markt Mering

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Teilnahme / 2. Rundgang

TERRA.NOVA Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Marktgemeinde Mering - Neugestaltung der Ortsmitte

Grüne Ortsmitte Mering
Aktuell bestimmt der Verkehr das Bild der Ortsmitte Merings. Hauptsächliches Ziel der Gestaltung muss deshalb die Reduktion der optischen Präsenz der Fahrzeuge bei gleichzeitiger Verlangsamung der Geschwindigkeit sein. In einem ersten Schritt wird durch einheitliche Materialisierung das „Zentrum Mering“ von den angrenzenden Straßenräumen in klar ablesbarer Form hervorgehoben. Hierbei wird die Fahrbahnbreite sukzessive von 6,5 bis auf 5,5m im inneren Kern reduziert. Am Anfang und Ende dieses verkehrsberuhigten Geschäftsbereiches wird dieser durch moderate Anrampungen der Straße akzentuiert. Daran schließt der Übergang von Asphalt zu Natursteinpflaster an. Diese erstreckt sich in den Seitenräumen bis hin zu den Gebäuden und definiert so die neue Mitte.
In städtebaulicher Hinsicht gibt es im östlichen Bereich der Münchener Straße und dem direkten Umfeld des Marktplatzes wenige, ortsbildprägende Gebäude. Der architektonische Ausdruck ist wenig prägnant und zentrumsspezifisch. Aus diesem Grund ist es naheliegend mit räumlich wirksamem Grün die fehlende örtliche Besonderheit als erkennbares „Zentrum Mering“ stärker zu qualifizieren. Locker verteilte, verschiedenartige Baumsolitäre stehen für diese Transformation hin zu einer Grünen Ortsmitte. Sie gruppieren sich locker entlang des Straßenverlaufes und umschließen den freien Marktplatz mit einem filigranen Grünvolumen. Wichtige Blickbeziehungen wie zum Maibaum mit Marktplatz oder den gieblständigen Fassaden des malerischen Gebäudepaars an der Marktplatzsüdseite werden als wichtige identitätsstiftende Merkmale freigehalten und inszeniert. Die Baumarten sind je nach Standort mit speziellem Habitus und besonderen Blüh- und Laubaspekten arrangiert. Im Zusammenspiel ergeben sie ein ganzjähriges abwechslungsreiches Erscheinungsbild mit zukunftsfähiger und klimapositiver Wirkung für die Grüne Ortsmitte Mering.

Dreiklang der Plätze
Der Marktplatz wird mit den beiden Aufweitungen entlang der Straße, einmal im Osten an der Bgm.-Wohlgeschaffen-Straße und im Westen an der Straße Frauenberg um zwei weitere ortsmaßstäbliche Plätze ergänzt. Im Bezug zueinander rhythmisieren die Platzgefüge die Ortsmitte in differenzierte räumliche Etappen und bieten für die ansässige und neue Gastronomie wertvolle Angebote im Freien.  Diese punktuellen Attraktivierungen tragen langfristig zu einer Belebung des Zentrums bei. Aus diesem Grund werden sie bewusst mittels frequenzsteigernder Ausstattungselemente wie Brunnen, Wasserspiel und kommerzfreien Aufenthaltsbereichen ergänzt.    

Materialität und Wassermanagement
Aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse wird im Sinne des angestrebten einheitlichen Erscheinungsbildes der neuen Ortsmitte bewusst kein visueller Unterschied zwischen Straßenraum und den Seitenräumen vorgenommen. In der technischen

Umsetzung erfolgt jedoch, je nach Verkehrsbelastung, ein differenzierter Aufbau des Oberbaus. Die verkehrsbelasteten Straßenräume der Münchner und Augsburger Straße werden demzufolge in gebundener Sonderbauweise erstellt, während die Seitenflächen aufgrund der geringeren Belastungsklasse ungebunden und mit verminderter Steindicke ausgeführt werden. Als Pflastermaterial wird eine „bunte Mischung“ aus 4 Granitmaterialien in rötlich, grau bis hellgrau mit einem günstigen Albedo-Wert vorgeschlagen.
Die beiden kleinen Plätze erhalten zudem, im Hinblick auf die angestrebte primäre Erholungsnutzung, wassergebundene Wegedecken.
Die Münchner und Augsburger Straße wird beidseitig von Rinnen gesäumt. Diese nehmen das anfallende Regenwasser auf und leiten es direkt in die offenen, bepflanzten Baumscheiben ein. Überschüssiges Wasser, z.B. bei Starkregenereignissen, wird als Überlauf der Baumrigolen direkt in Speicherrigolen weitergeführt und dient der späteren Baum- und Pflanzflächenbewässerung in Trockenzeiten.

Funktionen
Die beiden Bushaltestellen werden als Straßenhaltestellen je Richtung organisiert und erhalten barrierefreie Einstiegs- und Auffindmöglichkeiten. Die Straßenquerung wird sowohl für geh- als auch seheingeschränkte Personen schwellenlos bzw. mit taktil wahrnehmbarer Kante (2cm) vorgesehen. Auf Bordsteine wird mit Ausnahme der Anfahrkanten für die Busse komplett verzichtet. Die Parkierung wird möglichst flächeneffizient direkt an Erschließungen angrenzend organisiert. In der Bgm.-Wohlgeschaffen-Straße sind dies insgesamt 4 Stellplätze für das Sanitätshaus, jeweils beidseitig als Längsparker (2x2Stlp.). Weitere Kurzeitparkplätze befinden sich vor dem Ärztehaus (1 Stlp.) und am Marktplatz Ecke Herzog-Wilhelm-Straße (1 Stlp.). Weitere Senkrechtparker (3 Stlp.) befinden sich im nördlichen Bereich des Vorplatzes des geplanten Neubaus an der Augsburger Straße.

Beleuchtung
Die Beleuchtung erfolgt einseitig entlang der Erschließungsstraßen mittels einfacher Lichtstelen. Für die nächtliche Fernwirkung und Akzentuierung der neuen Ortsmitte werden die Fassaden des Gebäudepaars östlich der Münchener Straße und zum kleinen Platz an der Bgm.-Wohlgeschaffen-Straße dezent angestrahlt. Des Weiteren erhalten der Brunnen und das Wasserspiel als atmosphärische Hauptattraktoren der kleinen Plätze eine zusätzliche Ausleuchtung.
Sämtliche Lichtelemente werden insektenfreundlich mit Lichtintensitäten kleiner/ gleich 2800K ausgestattet. Die Lichtsysteme erhalten eine hochwertige Entblendung. Generell wird die Farbwiedergabestufe 1/ sehr gut eingesetzt. Zeitabhängige Milieuschaltungen führen dazu, dass in den Abend- und Nachtstunden die Beleuchtung in Stufen reduziert wird (Erscheinungsbild, Wirtschaftlichkeit), dabei aber die objektive und subjektive Sicherheitsanforderungen erhalten bleiben.


Beurteilung durch das Preisgericht

Begrüßt wird bei der Arbeit 1005 die einheitliche Belagsgestaltung über die ganze Ortsmitte und die positiven kleinklimatischen Effekte durch die Vielzahl an Bäumen. Gleichzeitig wird die Verwandlung der Ortsmitte zu einer schon fast waldartigen Situation kritisch gesehen. Hierdurch werden ortsbildprägende Gebäude und wesentliche Sichtbeziehungen nicht mehr erlebbar. Die Qualität und Funktionalität des öffentlichen Raums unter den Bäumen ist nicht hinreichend ausgearbeitet und wirkt nicht überzeugend. Die massiven Baumpflanzungen scheinen im dauerhaften Unterhalt aufwendig. 
Die kontinuierliche Reduktion der Fahrbahnbreiten zur Verkehrsberuhigung scheint ein interessanter Ansatz zu sein. Die Querungsstelle ist zu schmal. Die verkehrsrechtliche Anordnung der Seitenstraßen inkl. der Sicherheit bzgl. der dort auch verkehrenden Busse sowie die Nutzbarkeit der direkt an der Fassade und Freischankfläche situierten Stellplätze bleiben im Unklaren. Insgesamt wird die Arbeit vor allem bzgl. der, durch die großflächige Verwendung von Granitgroßpflaster und die gebundenere Bauweise entstehenden, sehr hohen Kosten, weit über dem gesetzten Rahmen, kritisch gesehen.
Detailausschnitt 1:50

Detailausschnitt 1:50

Schnitt 1:50

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Perspektive Dorfplatz

Perspektive Dorfplatz