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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Neubau Gymnasium mit Dreifachhalle und Stadtteilzentrum in Potsdam

Neuer Stadtplatz

Neuer Stadtplatz

3. Preis

Preisgeld: 26.000 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aufgrund des prognostizierten Bevölkerungswachstums der Landeshauptstadt Potsdam soll im Norden der Stadt der Neubau eines vierzügigen Gymnasiums mit Mehrzweckhalle und Stadtteilzentrum erfolgen. Der Entwurf von Kersten Kopp Architekten sieht drei Gebäude in Holzbauweise vor, die sich als neuer Stadtbaustein behutsam in die landschaftlich und denkmalpflegerisch herausragende Situation am Fuß des Ruinenberges einfügen. Die Gebäude bilden eine attraktive Bildungslandschaft mit einem diversen Nutzungsangebot für schulische und außerschulische Abläufe. Kommunikation und Austausch sowie Rückzug und konzentriertes Lernen finden in den neuen Gebäuden Raum.

Leitidee / Städtebau
Die drei zusammenhängenden Gebäude der Schule, Sporthalle und des Stadtteilzentrums bilden einen gemeinsamen neuen Stadtplatz am Reiherweg. Dabei besetzt die Sporthalle die nordöstliche Grundstücksecke und wirkt als Lärmpuffer sowohl für den Schulvorplatz sowie gemeinsam mit der östlichen Nachbarbebauung für das gesamte angrenzende Schul- und Sportgrundstück. Durch die kompakte Bauweise werden großzügige Freiflächen für den Außensport und das Schulgrundstück freigehalten.

Kompaktes Schulgebäude
Das kompakte dreigeschossige Gebäude der Schule beherbergt die schulöffentlichen Bereiche entlang einer großzügigen Durchwegung im Erdgeschoss. Die Lerncluster der Sekundarstufe II sowie der Lehrer- und Verwaltungsbereich liegen im 1. OG. Die Lerncluster der Sekundarstufe I sind im 2. OG  untergebracht. Alle Unterrichts- und Büroräume sind entlang der Außenfassade angeordnet. Die Foren der Lerncluster und die Selbstlern- und multifunktionalen pädagogischen Flächen sind zu vier Innenhöfen orientiert, welche die zentralen Schulbereiche belichten. Entlang der zentralen Durchwegung im Erdgeschoss liegt die großzügige Mensa mit Bezug über einen überdeckten Außenbereich zum Schulhof im Süden. Der Innenhof ermöglicht einen ruhigen verschatteten Außensitz im Sommer. Zusammenschaltbar mit der Mensa liegt die Aula auf der anderen Seite der zentralen Durchwegung. Um die um eine Sitzstufe abgesenkte Aula gruppieren sich alle Räume für den Musik- und Theaterunterricht. Zum Stadtteilzentrum hin orientiert liegen die Kunst und Kreativräume der Schule, die durch das Stadtteilzentrum mitgenutzt werden können. Eine großzügige kommunikative Lesetreppe führt vom Eingangsbereich über einen zentralen zweigeschossigen Luftraum in das Zentrum des Hauses im 1. OG. Ein multifunktionaler Marktplatz und Ausstellungsbereich leitet dort zu den beiden Lernclustern der Sekundarstufe II, dem Lehrer- und Verwaltungsbereich sowie zu den Fachräumen für Biologie und Informatik weiter. Vom Marktplatz führen außerdem zwei weitere Treppen in die Lernlandschaft der vier Cluster der Sekundarstufe I im 2. OG.

Sporthalle
Die Sporthalle wird über den gemeinsamen überdachten Eingangsbereich mit der Schule zum Schulvorplatz erschlossen. Ein großzügiges Foyer mit Zuschauerplätzen orientiert sich zur abgesenkten Dreifachhalle und erschließt über eine Treppe die im Untergeschoss liegenden Umkleiden für Lehrer und Schüler. Auf dem Dach der Sporthalle befindet sich ein Außensportfeld, das über eine Freitreppe im Süden erschlossen ist.

Stadtteilzentrum
Das eingeschossige Stadtteilzentrum öffnet sich mit einem einladenden Foyer zum gemeinsamen Vorplatz. Open Space und Multifunktionsraum können zusammengeschaltet werden und erhalten über eine Dachschräge eine großzügige Raumhöhe. Über einen internen Übergang zum Schulgebäude können die Kreativräume der Schule mitgenutzt werden.

Nachhaltigkeit – Konstruktion, Materialität
Holz, welches als nachwachsender Rohstoff sowie als Baustoff mit dem mit Abstand geringsten Primärenergieeinsatz die Ökobilanz von Gebäuden deutlich verbessert,  kommt nicht nur im Ausbau, sondern auch als Konstruktionsbaustoff zur Anwendung.  Im Sinne einer maximalen Flexibilität sowie wirtschaftlichen und schnellen Bauweise wird das Tragwerk der Gebäude als Holzskelettbau mit Holz-Beton-Verbunddecken und einer Holzrahmenbaufassade basierend auf einem durchgängigen Holzbauraster geplant. Senkrecht zu den Fassaden spannende Dach- und Deckenelemente aus BSH-Rippenelementen (d=36 cm) mit einem Aufbeton (d=10cm) werden über ein Skelett aus Brettschichtholzbalken in Fassaden- und in Flurwandebene und Brettschichtholz-Stützen abgetragen. Durch den höhenbündigen Anschluss der Rippenelemente in Fassadenebene wird eine sturzlose Fassade ausgebildet, die zu einer sehr guten Tageslichtversorgung der Innenräume führt.


Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches Gesamtkonzept, Stadträumlich-gestalterische Qualität
Schule und Sporthalle sind in zwei Baukörper aufgeteilt und nicht direkt verbunden. Der Weg von der Schule zur Sporthalle führt über den nördlichen Hof. Die Sporthalle rückt mit der Längsseite nah an den Reiherweg und bildet den Auftakt zum Schulgelände. Ein verglastes Erdgeschoss der abgesenkten Sporthalle soll Belichtung und gleichzeitig Einblicke aus dem Straßenraum ermöglichen. Durch die Absenkung der Halle wird allerdings der Blick auf Menschen in der Halle nur unmittelbar vor der Halle möglich werden, nicht aus dem Stadtraum. Die Schule ist in einem kompakten Baukörper dreigeschossig ausgeführt, durch vier Lichthöfe im Inneren belichtet. Richtung Reiherweg schließt ein eingeschossiger Anbau an, der das Stadtteilzentrum beherbergt. Auf dem Dach des Stadtteilzentrums bietet eine „Bildungsterrasse“ einen erhöhten flexibel nutzbaren Freiraum. Die Schule liegt von der Straße zurückgesetzt. Schule und Stadtteilzentrum sind durch die Lage hinter der Sporthalle nur schlecht aus dem Stadtteil wahrnehmbar.

Freiraum
Der Platz am Eingang ist sehr großzügig dimensioniert und verbindet die drei Hauptnutzungen. Die Sportanlagen sind gut im Osten der Fläche (abseits der Wohnbebauung) positioniert, damit wird die Lärmbelastung für die Wohnbebauung minimiert. Der Pausenhof ist direkt südlich der Schule gut gelegen und bezieht den weitgehend erhaltenen Wald behutsam mit ein. Die Freiflächen haben insgesamt einen eher hohen Versiegelungsgrad. Der Umgang mit der vorhandenen Topographie ist auf den Planzeichnungen nicht eindeutig dargestellt. Das Stadtteilzentrum hat keinen eigenständigen Außenbereich, sondern nur einen nicht definierten Anteil am Schuleingangsbereich. Der Raum zwischen Sporthalle und Straße ist durch eine große Radabstellablage geprägt, ansonsten wenig gestaltet. Es sind dort keine Bäume geplant.

Erschließung
Die separate PKW-Zufahrt und die Stellplätze im Westen sichern eine gute Erschließung. Die Mensa wird direkt von der Stellplatzanlage im Westen erschlossen, dieses wird sehr positiv bewertet.

Umgebungsschutz
Durch Höhe und Lage der Gebäude am Reiherweg wird der Umgebungsschutz des Welterbes gut gewährleistet.

Nutzungskonzept
Vom Schuleingang ist ein direkter Durchgang zum Schulhof möglich, an dieser Achse liegen Mensa und Aula, diese können auch zusammengeschaltet werden. Die Lage der Mensa im EG zum Schulhof ist gut gelöst. Der „Open Space“ hat keine Scharnierfunktion zwischen Stadtteilzentrum und Schule, könnte aber bei einer weiteren Konkretisierung auch anders verortet werden. Die Anordnung der Nutzungen im EG (z.B. Küche und Kunstvorbereitungsraum) ist nicht optimal. Das NAWI-Cluster ist nicht zusammenhängend umgesetzt, auch weitere Anordnungen von Fachräumen und Verwaltung wirken wenig überzeugend. Architektur, Gestaltung Die dargestellte Holzfassade wirkt hochwertig. Die Holzlamellen am auf der Sporthalle gelegenen Sportplatz wurden gestalterisch ausdrücklich gelobt, müssen aber durch einen Ballfangzaun ergänzt werden.

Sport
Die Anordnung der Sportflächen und der Halle werden sportfachlich positiv bewertet. Durch die Lage am Reiherweg wird die Bedeutung des Sports deutlich betont, Sporthalle und Sportplätze sind auch unabhängig von der Schule gut erreichbar.

Nachhaltigkeit
Der Glasflächenanteil ist eher hoch und sollte reduziert werden. Im Innenraum sollten die großflächigen Glasflächen hinsichtlich des Brandschutzes und der Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Gestalterische Transparenz steht hier im Wiederspruch zum Wärmeschutz, sowohl im Winter wie im Sommer. Es sind sehr wenig Flächen für eine PV-Nutzung geplant, die Integration von PV in die Fassade sollte geprüft werden. Die Anordnung eines Sportfeldes auf der Sporthalle verringert die Inanspruchnahme von Freiflächen, verhindert aber auch eine umfangreichere PV-Nutzung auf der Sporthalle. Positiv wird u.a. die Konzeption der Regenwasserbewirtschaftung bewertet.

Die Arbeit wird als wertvoller Beitrag zum Thema gewertet, auch wenn er nicht in allen Facetten überzeugen kann.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Längsschnitt AA

Längsschnitt AA

Querschnitt BB

Querschnitt BB

Längsschnitt CC

Längsschnitt CC