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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Landmarken – Landschaftliche Lösungen für fünf „magische“ Orte in Niedersachsen

Blick zur Hohen Düne

Blick zur Hohen Düne

2. Preis / Standort "Nemitzer Heide"

Preisgeld: 2.500 EUR

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

ralf pohlmann : architekten

Architektur

Erläuterungstext

Zwischen Himmel & Heide
Nemitzer Heide  
                      
Erläuterungen zum Planungskonzept
Wie ein Kometenschweif führt der barrierefreie Steg vom Parkplatz am Heidehaus hinein in die eindrückliche Landschaft der Nemitzer Heide. Auf seinem 185 m langen Verlauf können alle Menschen den besonderen Charakter der Heidelandschaft ohne Einschränkungen erleben.
Der Steg aus rostigem Stahl (Corten-Stahl) steigt bis zu seinem Endpunkt gleichmäßig mit 0,7% an. Im Bereich des heutigen Sandweges ist er im Mittel um 40 cm aufgeständert, bis er sich im letzten Abschnitt aufgrund der vorhandenen Topographie um 90 cm über die Heidelandschaft erhebt.
In den Verlauf des Steges werden Podeste aus dunklem Holz eingefügt. Mit ihrer durchgehend abstrakt modernen Gestaltsprache ersetzen sie den bestehenden Unterstand und die Sitzmöbel. Neben Wetterschutz auf der ersten Plattform bieten die Podeste Verweilangebote und Fläche für Ausstellungsexponate. Hauptexponat – erlebbar mit allen Sinnen – ist jedoch immer die umgebende Landschaft.
Ihr Kiefernholz mit karbonisierter und gebürsteter Oberfläche nimmt Bezug auf den großflächigen Waldbrand des Kiefernforstes von 1975, durch den die Heidelandschaft sich erst wieder entwickeln konnte.
Der barrierefreie Steg bildet auch den Startpunkt für den Rundweg durch die Nemitzer Heide. Entlang des Steges findet man immer wieder Informationstafeln. Die Tafeln aus Stahl können je nach Bedarf und Thema flexibel seitlich am Steg befestigt werden. Informationen werden hier sowohl textlich in Deutsch und Englisch als auch in Blindenschrift vermittelt. Weiterhin bieten QR-Codes Zugang zu weiteren Inhalten auf dem persönlichen Smartphone oder Tablet, anschaulich vermittelt durch Hörbeiträge, Filme und Bildmaterial.
Am Endpunkt des Steges öffnet sich der Blick in alle Himmelsrichtungen. Zwischen einer umlaufenden Bank befindet sich ein kreisförmiges Netz aus Seilen. Leicht kegelförmig ansteigend bietet es Liegeflächen für Besucherinnen und Besucher. Mit zunehmender Dunkelheit blickt man in den atemberaubenden Sternenhimmel – es ist ein magischer Ort.

Natur-Erlebnis für Alle!
Die Ausführung des Steges berücksichtigt zuerst zwei Aspekte: den minimalen Eingriff in die Natur sowie die barrierefreie Erschließung ohne Einschränkungen für alle Menschen. Darüber hinaus fügt er sich in seiner Materialität und Abstraktion zurückhaltend als additives Element in den besonderen Landschaftsraum der Heidelandschaft.
So wird der Steg auf höhenverstellbaren Schraubfundamenten gegründet. Geländebündig am Parkplatz beginnend, steigt er im gesamten Verlauf gleichmäßig um 0,7% an. Aufgrund der bestehenden Topographie verläuft er im Mittel 40 cm über dem heutigen Sandweg, bevor die Höhendifferenz auf dem Schlussabschnitt über der Heide auf 90 cm ansteigt.
Die Konstruktion des Steges und seine Belagsfläche bestehen aus rostigem Stahl (Corten-Stahl). Stahlträger gewährleisten die notwendige Statik und verjüngen sich zu den Seiten für eine schmale elegante Anmutung. Die zentrale Gehfläche besteht aus einem Gitterrost, dessen Maschenweite einerseits eine gute Begeh- und Berollbarkeit gewährleistet, andererseits ausreichend Licht auf die darunterliegenden Sand- und Heideflächen durchlässt. Seitlich verlaufen beiderseits 40 cm breite, flächige Bleche, die als visuelle und taktile Leitlinien dienen. Im Bereich der Holzpodeste sowie der Informationstafeln erhalten die Bleche eine besondere Oberflächenstruktur und bilden auf diese Weise jeweils Aufmerksamkeitsfelder. Gleichzeitig sind die Bleche – entlang der Gitterroste – mögliche Gehflächen für Führhunde. Die Ränder des Stegs werden von aufgesetzten dunklen Holzbohlen begleitet, die eine weitere taktile Führung entlang des barrierefreien Weges darstellen.
Die Träger für Informationstafeln bestehen wiederum aus dauerhaftem Corten-Stahl und können additiv seitlich an den Steg geschraubt werden. Anzahl und genaue Verortung richtet sich nach dem konkreten Ausstellungskonzept in Erweiterung zum Heidehaus. Auf den Tafeln werden textliche Informationen in Deutsch, Englisch und in Blindenschrift vermittelt. Weiterhin bieten QR-Codes Zugang zu weiteren Inhalten auf dem persönlichen Smartphone oder Tablet, anschaulich vermittelt durch Hörbeiträge, Filme und Bildmaterial.

Materialien
Die einzigartige Landschaft der Nemitzer Heide wird geprägt von den leicht geschwungenen Sanddünen, der Heide mit ihren leuchtenden Blüten sowie einzelnen Kiefern und Birken.

Der Steg zeigt sich aus Corten-Stahl. Während die mittige Geh- und Rollflächen aus lichtdurchlässigem Gitterrost belegt sind, bilden seitlich Bleche taktile Leitlinien. Strukturbleche machen auf Informationstafeln und Holzpodeste aufmerksam.
Holzpodeste und Mobiliar werden aus Kiefernholz mit karbonisiert und gebürsteter Oberflächen hergestellt. Mit ihrer scheinbar verkohlten Anmutung nehmen sie Bezug auf den Waldbrand von 1975. Unterschiedliche Karbonisierungsstufen erzeugen ein lebendiges Bild der Holzflächen.

Besondere Orte
Anstelle der bestehenden Hütte befindet sich das erste Holzpodest, wiederum mit einem Unterstand. Material und Formsprache fügen sich in die zurückhaltend moderne Gestaltsprache der Landmarke. Sie bietet Regenschutz für Besucherinnen und Besucher. Gleichzeitig rahmt sie den Blick in die Heidelandschaft wie ein Gemälde.
Weitere Holzpodeste fügen sich in den geschwungenen Verlauf der Landmarke. Sie bieten Platz zum Verweilen sowie für Ausstellungsexponate des Heidehauses. Informationstafeln erläutern den einzigartigen Landschaftsraum. Riffelbleche weisen taktil auf diese besonderen Orte hin. Vom nächsten Podest gelangt man auf den Rundweg über die Hohe Düne.
Den Abschluss des Steges bildet ein weiterer Aussichtspunkt mit 360°-Grad Rundblick. Eingefasst von einer Rundbank ist das kreisförmige „Himmelsnetz“. Vergleichbar zum Gitterrost des Steges hat es einen hohen Transparenzanteil und lässt das Tageslicht auf den Boden scheinen. Gleichzeitig ist es eine Liegelandschaft. Mit zunehmender Dunkelheit blickt man in den atemberaubenden Sternenhimmel – es ist ein magischer Ort.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit "Kometenschweif" projiziert den Himmel in die Heide. Auf einer transparenten Stahlkonstruktion werden die Besuchenden barrierefrei in die Heide bis zu einer kreisrunden Aussichtsplattform mit einem „Himmelsnetz“ als Liegefläche im Zentrum geführt.

Der Entwurf überzeugt durch die einfache, klare Formensprache des Steges, die harmonisch integrierten Holzkonstruktionen und das gestalterisch stimmige Angebot mit Informationstafeln am Steg und multimedialen Schnittstellen. Insbesondere die Konstruktion und Gestaltung des Unterstands fielen positiv auf. Die Rampe hinunter auf den weiteren Rundweg wird als angemessenes Angebot zum barrierefreien Einritt in die Landschaft von der Jury gelobt.

Kritisch diskutiert wurde von der Jury die gestalterische Qualität des Materials Corten-Stahl in Bezug auf den landschaftlichen Kontext. Eingehend erörtert wurde zudem die Frage, ob ein ausreichend spannungsgeladenes Landschaftserlebnis durch die gleichmäßige Anordnung der Aussichtsplattformen erreicht werden kann. Die Ausgestaltung des Schlusspunktes mit dem rustikal ausgeformten Netz wirkt im Detail beliebig und trägt nicht zur Steigerung der Attraktivität des Aussichtspunktes bei, der einen Höhepunkt in der Gestaltung der Landmarke bilden sollte.

Insgesamt würdigt die Jury den Beitrag als gelungene Auseinandersetzung mit den Wettbewerbsanforderungen den komplexen Ansprüchen der Ausloberin.
Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

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