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Offener Wettbewerb | 06/2022

Neubau Sozialpädagogisches Zentrum Kärnten in Klagenfurt (AT)

Anerkennung

dreiplus Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Idee
Die Grundhaltung des Projektes ist es, den L-förmigen Altbestand in seinem äußeren Erscheinungsbild möglichst im Ursprung zu belassen. Der Fokus liegt in der Neuorganisation der Innenräume und deren Belebung. Der „Verschmelzung“ der Erschließungsgänge mit den Funktionsräumen. Mit dem gezielten Öffnen der Mittelwand soll aus der klassischen Gang – Raum – Situation ein fließender Raum- und Nutzungsbereich entstehen und unterschiedliche Aus- und Einblicke ermöglichen. Ein offenes Haus für Kinder und seine Bewohner. Halbhohe Raumboxen (Sanitäranlagen, Garderoben, Spielnischen) werden in die Bereiche gesetzt, teilweise auch als Galerie genutzt, und gliedern dadurch den Innenraum.
Funktionen
Die einzelnen Funktionsbereiche von EP und SPZ sind so voneinander getrennt, dass eine Durchmischung auch auf den Verkehrswegen nicht erfolgt. Jeder Cluster wird separat über ein Stiegenhaus erschlossen und verteilt dadurch geschickt die Personen im Haus ohne zum “Durchgangsraum“ zu werden. Durch bewusst gesetzte Portale können Verbindungen entstehen, dort wo sie gewünscht sind. Über einen großzügigen Vorbereich gelangt man zum Haupteingang mit dem Verwaltungsbereich und Cafe/Bistro. Letzteres wird auch als Erweiterungsfläche des Zugangs gesehen und definiert mit diesem die neue „Mitte“ des Hauses. Die SPZ Ausbildung wird im Anschluß an den öffentlichen Bereich, im Norden, positioniert. Eine neue Treppe führt zusätzlich zur SPZ Tagesbetreuung, während die SPZ Wohneinheiten über das nördliche Stiegenhaus angeschlossen sind. In den KITA und KIGA – Bereichen werden mit den Raumboxen die Sanitäranlagen direkt den Gruppenräumen zugeordnet und ermöglichen dadurch einen reibungslosen Tagesablauf. Die Gangzonen werden zu Aufenthalts- und Spielflächen und können bei Bedarf mit den Gruppenräumen zusammengeschlossen werden. Die SPZ Trainingswohneinheiten sowie 2 KIGA Cluster werden in den Aufbauten im 2.OG verortet.
Das Kellergeschoss unter KITA- und KIGA – Bereichen erhält qualitativ hochwertige Räume. Neben Gatschgarderobe mit zugeordneten Nebenräumen findet sich hier eine Indoor - Spielfläche und ein allgemein zugänglicher Seminarraum mit direktem Bezug zum Außenraum. Die Erschließung erfolgt über die den Clustern zugeordneten Stiegenhäusern oder das zentrale Stiegenhaus.
Erschließung / Barrierefreiheit
Die bestehende vertikale Erschließungsstruktur wird beibehalten. Einzelne Ergänzungen, wie ein zusätzlicher Aufzug, Außenrampen im Bereich des Haupteigangs und der Terrassen sowie eine repräsentative Verbindung zur Tagesbetreuung werden aus Notwendigkeit vorgenommen. Eine großzügige, leicht geneigte Rampen- und Stufenanlage wird in Kombination mit einer Terrasse vor dem reaktivierten Haupteingang im Osten gesetzt. Eine großzügige Geste für ein großes Haus mit einem klaren Haupteingang. Eine ähnliche Ausformulierung wird in Verbindung mit der Hofterrasse geschaffen. Alle Bereiche im Gebäude sind barrierefrei erreichbar. Eine zusätzliche Wendeltreppe verbindet den neuen Eingang, die neue „Mitte“ des Gebäudes, mit der Tagesbetreuung. Neue Durchblicke werden geschaffen. Die großzügigen Gänge werden
Brandschutz
Eine Reduktion der Brandabschnitte durch effiziente Verteilung im Gebäude wird angestrebt. Oberirdische Brandabschnittsflächen grundsätzlich < 1.600m2 ausgelegt (Kellergeschoss unter 800m2). Zur Entfluchtung des Gebäudes werden die bestehenden Treppenhäuser verwendet. Die Personen der einzelnen Cluster werden diesen zugeordnet. Der Fluchtweg ist durch eine bauliche Trennung zu anderen Brandabschnitten bis auf Geländeniveau gesichert. In allen Geschossen wird in max. 40m Fluchtweg, an ungünstigster Stelle, bis direkt ins Freie bzw. in die gesicherten Treppenhäuser geflüchtet. Schutzumfang Vollschutz aufgrund der multifunktionalen Nutzung der Gänge als Spiel- und Aufenthaltsflächen.
Freiraum
Der Freiraum verbindet Innen mit Außen und unterschiedliche Funktionen miteinander.
Der Zugang über den Vorplatz führt über eine sanfte Treppenanlage zum neuaktivierten Haupteingang. Gleichzeitig entsteht so eine Terrasse, die das Cafe/Bistro nach außen hin öffnet. Die Freiluftarena schafft einen direkten Bezug von Innen nach Außen. Ein überdachter Weg vernetzt die unterschiedlichen Nutzungen im Innenhof und bildet zentrale Treffpunkte.
Sanfte Geländemodelierungen kombiniert mit unterschiedlichen Bepflanzungen gliedern den dazwischenliegenden Freiraum und schaffen eine abwechslungsreiche Außenanlage. Erhaltenswerte Baumbestände werden dabei in die Freiraumgestaltung integriert.
Die Freiflächen der KITA befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den Räumlichkeiten und schließen im Innenhof und im Süden direkt an die Bebauung an.
Verkehrsflächen und Parkflächen sind so gestaltet, dass eine eindeutige Orientierung und Trennung der Zugehörigkeiten möglich sind. Ein zentraler Fahrradabstellplatz bietet Platz für Personal und Besucher.
Wirtschaftlichkeit
Die baulichen Änderungen an der bestehenden Substanz beschränken sich auf räumlich notwendige Maßnahmen, die eine ressourcenschonende Adaptierung des Gebäudes zu ermöglichen. Eine intelligente Integration des Raumprogramms in das Bestandsgebäude ermöglicht es, tragendes Mauerwerk großteils zu erhalten. Einzelne Eingriffe in die tragende Struktur werden sparsam und gezielt gesetzt, um ein fließendes Raum- und Nutzungsgefüge zu ermöglichen. Die bestehenden Stiegenhäuser und Aufzüge bleiben erhalten, wobei ein neuer Aufzug im nördlichen Stiegenhaus für die sinnvolle Erschließung der einzelnen Nutzungseinheiten notwendig ist.
Eingriffe Außen beschränken sich auf den Abbruch kleinteiliger Zubauten und eine Fassadensanierung im notwendigen Ausmaß.
Eine entsprechende Leitungsführung minimiert den Einsatz abgehängter Decken und ermöglicht die Qualität der vorhandenen Raumhöhe zu erhalten.
Materialität
Der Einsatz von natürlichen Materialien spielt eine wesentliche Rolle in der Gestaltung der neuen Räume. Möbel und Wandverkleidungen werden in lasierten Holzoberflächen vorgeschlagen und bilden gemeinsam mit kräftigen Farbakzenten eine freundliche und offene Umgebung. Neben einem Terrazzoboden in den allgemeinen Bereichen (Eingang, Bistro, Seminar) wird auch Holzparkett (KIGA, KITA) und Linoleum (Therapie, Ausbildung) eingesetzt. Zur Verbesserung der Akustik kommen sowohl flächige Holzwolle - Deckenplatten wie auch einzelne abgehängte Deckenelemente und Vorhänge zum Einsatz. Die Beleuchtung wird sowohl zurückhaltend als Deckeneinbau wie auch dekorativ, zur Unterstreichung der bestehenden Struktur, als abgehängte Variante eingesetzt. Im Außenbereich kommen neben großformatigen Betonplatten auch wassergebundene Platzflächen und befahrbare Schotterrasen zur Anwendung. Für die Sitz- und Stufenanlage des Eingangsbereiches und der Arena sind dunkel eingefärbte Betonfertigteile vorgesehen. Als Ergänzung zum bestehenden Grünraum sollen in Gruppen angeordnete mehrstämmige und schnellwachsende Pioniergehölze angeordnet werden. Ökologisch vielfältige Unterpflanzungen aus robusten Stauden und Gräsern unterstützen den saisonalen Charakter.


dreiplus Architekten
Mitarbeiter*innen: DI Nikolaus Kastinger, Johannes Kummer BSc, Florian Berger, Annalena Arminger

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt lässt prinzipiell durch seine Zurückhaltung einen sympathischen Ansatz erkennen. Die großflächige, kaskadenartige Treppenanlage zur ostseitigen Erschließung wirkt überzogen, das Restaurant mit den nordseitig anschließenden Unterrichtsräumen dagegen kompakt. Die dem Restaurant zugeordneten Terrassenfreiflächen überzeugen, der Seminarraum im Untergeschoß ist jedoch nicht optimal angebunden.

Die Anordnung der zentralen Gatschgarderobe im Westen des Untergeschoßes ergibt für die Kinder der ostseitigen Cluster sehr lange Zugangswege. Die räumliche Ausbildung der Gangzonen (insbesondere im EG und OG des Südtrakts) durch den Einbau von Sanitärkuben überzeugt das Preisgericht. Die direkte Zugangssituation zu den Sanitärräumen (in zentraler Lage der Gruppenräume) wird jedoch als Mangel gesehen.

Das äußere Erscheinungsbild bleibt sehr zurückhaltend. Die Jury könnte sich hierbei einen gestalterischen und funktionalen Beitrag in Form von beispielsweise Freiterrassen vorstellen, den Clustern zugeordnet, und vom Erdgeschoß in den hofseitigen Garten führend.