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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Sonnegrund – Erweiterung und Neubau Haus für Betagte in Kirchberg (CH)

Gewinner / nach Überarbeitung

Preisgeld: 22.500 CHF

Frei & Ehrensperger Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Makiol Wiederkehr AG

Bauingenieurwesen, Brandschutzplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Erläuterungstext

Der „Sonnengrund - Haus für Betagte“ wurde 1990 erbaut. Unterdessen entspricht das Raumangebot nicht mehr den zeitgemässen Anforderungen. Ein dringender Erneuerungsbedarf besteht sowohl bei den Pflege- und Betreuungseinrichtungen wie auch den technischen Anlagen. Die Institution soll neu auf Einbettzimmer ausgerichtet, die Anzahl der Pflegeplätze von 54 auf insgesamt 80 erweitert werden.

Die Bauteile im Bestand, welche aus betrieblicher Sicht kaum mehr funktionsfähig sind, werden sinnvollerweise über dem Sockel des Untergeschosses abgebrochen. Darauf wird ein vorfabrizierter Holzbau errichtet, der sämtliche betrieblichen Anforderungen optimal erfüllt. Eine Verdichtung auf dem Fussabdruck der bestehenden Anlage. „basso continuo“, die Bas(i)s bildet das Fundament, die Grundlage für die sich darüber erhebende Melodie. Der Fussabdruck wird dabei nicht vergrössert. Der Städtebau der neuen Anlage verändert sich nicht wesentlich. Die Erweiterung fügt sich weiterhin äusserst massstäblich in das Dorfbild ein.

Der Holzbau bietet die Möglichkeit, ein Haus zu erstellen, welches traditionelle architektonische Motive der Region, des Ortes, der Heimat aufnimmt und diese zeitgemäss interpretiert. Er verspricht ein atmosphärisch - haptisches Haus, welches die Sinne seiner Bewohner*innen anzuregen vermag und Erinnerungen weckt. Die geschindelten Bandfassaden sind als vorfabrizierte, hochwertige, isolierte Holzständer mit Hinterlüftung, als ein äusserer Wetterschild gedacht. Denkbar sind Holzschindeln, deren Patina mit der Zeit vergraut. Im Innenausbau sollen möglichst natürliche Materialien mit einer grossen haptischen Qualität verwendet werden.

Neben dem Eingang befindet sich neu ein dem inneren Begegnungsraum vorgelagerter, gedeckter Aussenbereich. Der Eingang führt in eine helle Eingangshalle, welche zum Warten und Sitzen einlädt. Direkt daran angeschlossen befinden sich der Empfang und - vor dem Office zwischen Restaurant und Esssaal liegend - ein Kiosk. Durch das Restaurant hindurch öffnet sich der Blick in den Garten. Mehr Transparenz, weniger Durchzug. Die Orientierung ist einfach. Die administrativen Räume sind kompakt und einfach aufzufindend organisiert.

Die Organisation auf den zwei Wohngeschossen ist so gewählt, dass zukünftig eine flexible Einteilung der Pflegabteilungen mit unterschiedlichen Grössen möglich sein wird. Altbau und Erweiterung ergänzen sich symbiotisch. Die Zimmer in den zwei Obergeschossen der Erweiterung sind L-förmig angeordnet, mit einem Scharnier in der Mitte. 5 Zimmer orientieren sich auf den Eingangshof hinaus, 7 Zimmer zum Garten. Im Scharnier befinden sich die Treppe, zwei Lifte und ein beide Geschosse verbindendes Oberlicht. Die Wohnbereiche sind als zusätzliche Nischen mit Blick in die Bewegungszonen konzipiert. Das konstruktive Konzept garantiert eine sehr kurze Bauzeit, wenig Baulärm und einen reibungslosen Betrieb auch während der Bauphase. Es wird keine wesentlichen Betriebsunterbrüche geben, aufwendige und teure Provisorien sind nicht notwendig. Die Bewohner*innen können in „ihrem“ Haus wohnen bleiben. Gelebte Nachhaltigkeit!

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser haben konsequent das vorhandene Projekt punktuell verbessert ohne die Gesamtidee zu verwässern. Die bemängelte Raumhöhe im Erdgeschoss wurde erhöht, ohne die oberen Stockwerke in ihrer Funktionalität zu beeinträchtigen. Die Rampe wurde durch ein paar Tritte ersetzt, was aus betrieblicher Sicht besser ist. Die nötigen Nebenräumen sind gut verteilt worden und an die richtigen Stellen platziert. Die Aufenthaltsbereiche wurden grosszügiger ausgebildet. Aus betrieblicher Sicht ist der neue Aussenraum bei den Aufenthaltszonen nicht nötig, die vorgeschlagene Terrasse im Schenkel der zwei Pflegetrakte kann als Aussenraum im EG angeboten werden, auf den oberen Geschossen kann darauf verzichtet werden. Die Struktur im EG beim Esssaal / Andachtsraum müsste in der weiteren Bearbeitung einen flexibleren Betrieb ermöglichen (Grossanlässe mit allen Bewohner). Die Juri ist der Meinung, dass dies problemlos möglich sei. 

Die Überarbeitung der Fassade hat eine stimmige Schindelkonstruktion hervorgebracht, die Massstäblichkeit des markanten Gebäudevolumens wirkt so verträglicher. Im Zusammenhang mit der vorgeschlagenen Holzmodulbauweise ist das Detail der Verkleidung im Übergang zwischen Bestand (UG) und Neubau (ab EG) im Bereich der Brüstung zur Aussenterasse im Westen noch sehr schematisch.

Nebst den optimalen betrieblichen Abläufen weist das Projekt aufgrund der klaren Struktur und dem schlüssigen Erweiterungskonzept (Etappierung) eine hohe Wirtschaftlichkeit aus.