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Offener Wettbewerb | 06/2022

Neubau für die Studiengänge Bauingenieurwesen und Architektur der Fachhochschule Kiel

Modellstudie 1.Phase

Modellstudie 1.Phase

4. Preis

Preisgeld: 10.000

NEOFORM Architektur

Architektur

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

FAB – Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Ein Haus als Werkzeug für Interaktion und Entfaltung

Vision
Das neue Fakultätsgebäude ist ein vielseitiges Werkzeug. Beide Studiengänge werden im Sinne einer funktionalen und inhaltlichen Synergie verstanden – räumliche Verbindung schafft Interaktion. Die klare Form und das flexible System des Gebäudes bilden den Rahmen für jegliche didaktische Lern- und Lehrform, für Austausch und Diskurs, für Theorie und Praxis. Im Wechselspiel von programmierbaren nutz- und aneignungsfähigen Zwischenräumen werden Kommunikation, Interaktion und Konzentration ermöglicht. Das Gebäude und sein Umfeld wird Treffpunkt und vitaler Baustein für den gesamten Campus und darüber hinaus. Das Gebäude verschiebt die Standards für nachhaltige, resiliente, ressourcenschonende und zukunftsorientierte Architektur auf dem Campus und darüber hinaus.

Städtebau & Setzung
Im Kontext der großmasstäblichen Strukturen des Campus und Hafenareals werden morphologische Bezüge hergestellt und fortgeschrieben. Die einfache längliche Form des Entwurfs mit vier Geschossen fügt sich in seine Umgebung ein und schafft auf einfache Weise, Freiräume zu definieren, Achsen aufzugreifen und zwischen Richtungen zu vermitteln. Der Bebauungsplan und die Logik des Campus werden entsprechend gewürdigt.

Architektur & Typologie
Der robuste und massive „Betontisch“ bildet den Sockel des Hauses. Hier zeigt sich der öffentliche Bereich des Hauses, es gibt Ein- und Ausblicke in das Foyer und den großen Seminarraum, Flächen für Ausstellung und Kommunikation. Die Sitztreppe im Foyer ist Treffpunkt und funktionales Möbel – Werkstätten und Labore sind günstig zu erschließen, finden in der robusten Ausbildung ihre entsprechende Hülle und können nach Außen erweitert werden. Die Obergeschosse sind in Holzhybridbauweise ausgebildet. Zwei Lehr- und Lerngeschosse sind gleichförmig und maximal flexibel ausformuliert. Wechselnde Raumtiefen bringen Abwechslung in die Raumabfolge. Den oberen Abschluss bilden die Studios, Kreativräume und Arbeits-/Lernräume unter den Shed-Dächern. Kaskadierende Treppen schaffen zusätzliche Abkürzungen und Verbindungsmöglichkeiten. Die Arena auf dem Dach ist Höhepunkt, Ausblick, und aneignungsfähiger Kreativraum am obersten Punkt des Gebäudes mit krönendem Blick über den Hafen nach Süden. Das Gebäude ist mit einer rötlichen Klimahülle eingefasst und passt sich in die vorherrschenden Farbtöne der Umgebung und der Stadt Kiel ein. Die perforierte und anpassbare Fassade aus wandelt sich durch die NutzerInnen des Gebäudes und trägt das vitale Geschehen im Inneren des Gebäudes nach Außen. Die Sheds zitieren die industriell geprägte Hafenumgebung und wecken Assoziationen einer Produktionsstätte.

Freiraumgestaltung
Die Außenanlagen bilden ein robustes und nutzungsoffenes Kontinuum. Der Höhensprung zwischen Schwentinestr. und Baufeld wird als einladende Freitreppe ausgebildet. Ankommende Nutzer werden von der Campusachse auf den vorgelagerten Platz und ins Gebäude geleitet. Der vorhandene Grünbereich an der Westseite wird gestärkt und als und als Hain mit ökologischem Potential und Aufenthaltsqualität ausgebildet. In der räumlichen Abfolge Freitreppe – Platz – Foyer – Hain entsteht eine identitätsstiftende Raumsequenz für Fakultät und Campus. Es entstehen verschiedene Orte mit jeweils eigenem Charakter. Auf dem Vorplatz kann jedes Jahr ein neuer Pavillon „Hands on“ durch Studierende errichtet werden.


Verkehr & Erschließung
Radfahrer gelangen über die Rampe direkt zum ins Gebäude integrierten Fahrradbereich mit kompakten Doppelparksystemen. Die 168 geforderten Stellplätze liegen überirdisch integriert im direkten Umfeld und in der Tiefgarage unter dem Haus. Die Tiefgarage kann in einer Zukunft mit weniger PKWs Flächen für campusübergreifende Energiespeichertechnologie freigeben und somit sinnvoll nachgenutzt werden.

Konstruktion & Flexibilität
Die Primärkonstruktion des Erdgeschoss wird als filigrane und masseoptimierte Stahlbeton Skelettkonstruktion mit Fertigteilstützen sowie Wandscheiben ausgeführt. Die oberen Geschosse werden als Holz–Hybridkonstruktion mit Servicekernen für Fluchttreppen, Sanitär- sowie Technikräumen ausgebildet. Dadurch werden große Spannweiten und eine flexible Fassade ermöglicht. Weiterhin eröffnet sich ein größtmögliches Maß an Flexibilität für zukünftige unterschiedliche Nutzerbedürfnisse. Die Organisation der Lerncluster in sich wiederholenden Einheiten führt zu einer leicht erfassbaren, kleinteilig wie großflächig flexibel nutzbaren Gebäudestruktur. Mit den Raumfolgen, den Proportionen und der Gliederung dieser wird eine maßstäbliche Gestaltung mit hoher Offenheit für nutzerbedingte Anpassungen erzielt.

Nachhaltigkeit & Ökologie
Übergeordnetes Ziel ist die erhebliche Reduktion des CO2-Fußabdrucks des Gebäudes als Impulsgeber für eine Dekarbonisierung des gesamten Campus.

Die optimierte und kompakte Gebäudeform ist idealer Formfaktor und entspricht den Anforderungen eines Passivhauses. Dieser Standard wird wird durch eine Reduktion der Glasflächen, die hochgedämmte Fassade als Holzrahmenbau sowie hocheffiziente Wärmerückgewinnung erreicht. Die massive Bauweise des EG generiert Speicherkapazität. Die in Holzbau errichteten Obergeschosse binden CO2, sind schnell zu errichten und leicht anpassbar. Die robuste Klimahülle als vorgesetzte Verschattungs- und Schutzschicht dient als Austritt, schützt die Holzkonstruktion und optimiert solare Gewinne im Winter und Verschattung im Sommer. Shed-Dächer bieten nach Norden optimale Belichtung und nach Süden ideale Bedingungen für hocheffiziente Photovoltaik. Die Tiefgarage wird, so lange noch benötigt, für den ruhenden Verkehr genutzt. Im Anschluss kann eine ggf. stufenweise Umnutzung als Energieträger in Form eines Eisspeichers erfolgen. Dabei wird mit einem Wärmetauschersystem die Kristallisationsenergie beim Phasenwechsel der Aggregatzustände von Wasser genutzt. Dieses zukunftsfähige System und das große Volumen der ehemaligen Tiefgarage kann auch als Energiespeicher für andere Gebäude des Campus dienen, deren Wärmepumpen in Zukunft an den Speicher angeschlossen werden können. Die Beleuchtung ist auf geringen Energiebedarf und maximale Tageslichtbelichtung ausgelegt. Die Lüftungsanlage ist mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und bedarfsabhängiger Volumenstromregelung ausgestattet. Es gibt dabei keine aktive Kühlung, da die Speichermasse der Hybriddecken genutzt werden kann und das Gebäude über Segel an der abgehängten Decke temperiert werden kann. Eine Nachtauskühlung über öffenbare Paneele in der Fassade und Sheddächern hilft bei der Auskühlung des Gebäudes in den Sommermonaten. Fernwärme soll nur zur Spitzenlastabdeckung genutzt werden. Das Gebäude ist in der gesamten Materialität der Kreislaufwirtschaft verpflichtet – jedes Bauteil soll aus einem Stoffkreislauf kommen sowie diesem auch wieder zurückgeführt werden können. Verbundwerkstoffe sollen nicht, zementäre, gipshaltige Werk-, Kleb- sowie Kunststoffe sollen nicht oder nur stark reduziert eingesetzt werden. Alle Materialien wurden mit dem Fokus auf nachwachsende Rohstoffe, wiederverwertbare oder wiederverwertete Materialien ausgewählt. Verbindungen sind geschraubt und können wieder aufgelöst werden. Ziel ist es, systemübergreifende Zusammenhänge in den Entwurf zu integrieren. Nachhaltigkeit wird dabei im Zusammenhang von Ort, Wasser, Energie, sozialer Nachhaltigkeit, Materialien und Ästhetik verstanden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt, ein klarer, rechteckiger Baukörper mit verfeinertem industriellem Habitus, besetzt annähernd die gesamte Länge des Baufeldes. Zur Schwentinestraße hin wird ein großzügiger Vorplatz angeboten, der, über eine breite Freitreppe erschlossen, direkt zum Haupteingang leitet. Im Inneren führt eine einladende Treppenanlage begleitet von Sitzstufen ins 1. Obergeschoss. Das Foyer öffnet sich auch zu einem intimeren, baumbeschatteten Außenbereich, dem Hain, der eine attraktive Freifläche zum Hafengelände ermöglicht. 
An beiden Kopfenden des Baukörpers sind oberirdische PKW-Stellplätze angeordnet, die Erscheinung des Hochschulgebäudes von Moorblöcken und Eichenbergskamp wird dadurch etwas beeinträchtigt. Durch das Abrücken des Baukörpers von den Grundstücksgrenzen entstehen vielfältige Möglichkeiten der Freiraumgestaltung der Zwischenräume, das Gebäude büßt andererseits, von seiner Präsenz im Campus, einiges ein. 
Die Nähe zum Bestandsgebäude wird, auch im Hinblick der Doppelnutzung Anlieferung und fußläufiger Durchwegung, kritisch betrachtet. Der viergeschossige Baukörper weist geometrisch und konstruktiv eine große Klarheit auf - die lediglich in der Tiefgarage nicht konsequent umgesetzt ist. In den Obergeschossgrundrissen führt die Stringenz des Entwurfes aber auch zu Zwängen in der Raumanordnung und der Dimension der Erschließungsflächen, vor allem im Bereich der Büros. Ein weiterer Freiraum wird im Obergeschoss in südlicher Sheddach- Konstruktion angeboten, der als Arena bezeichnet, als attraktive Aufenthaltszone gesehen wird. 
Der Entwurf zeigt, dass ein hohes Augenmerk auf den differenzierten architektonischen Ausdruck der Fassade gelegt wird. Die zweischalige Fassade weist umlaufende Stege und zum Teil faltbare Sonnenschutzläden auf, die ein lebendiges Spiel in der Erscheinung des Gebäudes zulässt. Allerdings wird die Bedienbarkeit und die Aufwändigkeit der „zweiten“ Fassade innerhalb der Jury kontrovers hinterfragt und diskutiert. Insgesamt wird das Projekt als sehr gut ausgearbeiteter Vorschlag mit vielfältigen Qualitäten beurteilt, der der gestellten hochwertigen Bauaufgabe einen angemessenen Ausdruck verleiht. 
Intro

Intro

Morphologie

Morphologie

Lageplan mit Dachaufsicht

Lageplan mit Dachaufsicht

Funktionen und Ansicht Süd

Funktionen und Ansicht Süd

Blick ins Foyer

Blick ins Foyer

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundrisse OG1 und OG2

Grundrisse OG1 und OG2

Schnitt längs

Schnitt längs

Grundriss Studios

Grundriss Studios

Ansicht zum Campus

Ansicht zum Campus

Fassade

Fassade

Nachhaltigkeitssystematik

Nachhaltigkeitssystematik

Modell 1:500

Modell 1:500

Modell 1:500

Modell 1:500

Modell 1:500

Modell 1:500