Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022
Neubau des Campus HafenCity in Hamburg
©Vize
Außenansicht 1
1. Preis / Zuschlag
Preisgeld: 90.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
Martin Haas, Dipl. Arch. (Dist), B.A. (Hons) David Cook, Stephan Zemmrich
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Mitarbeitende:
Dominik Brys, Lukas Hesping, Lingyang Xu, Indra Santosa, Sinan Tiryaki
Landschaftsarchitektur
Transsolar Energietechnik GmbH
Energieplanung
schlaich bergermann partner - sbp SE
Tragwerksplanung
Visualisierung
Erläuterungstext
Der Campus HafenCity: Innovativ und neugierig
Der Schulneubau ist als geschichteter Gebäudekomplex zu verstehen. Die Schule nutzt das Grundstück optimal und lässt Flächenressourcen für das Quartier und den Schulhof frei. Auf einem umlaufenden Sockelband, dem "erweiterten Klassenzimmer" schwebt die Schule sowie die Sporthalle und nimmt Bezug zur HafenCity Universität gegenüber. Ein Ort des Lernens und des Austauschs. Durch den besonderen Akzent der aufgesattelten und geschichteten Gebäudevolumen entsteht das unverwechselbare Bild einer städtischen Schule, bei der Freiraum und Innenraum dicht verzahnt sind.
Grüne Fugen rhytmisieren den dynamischen Baukörper. Diese Einschnitte unterstreichen die Dreiteilung des Schulbaukörpers in die Cluster der Sek I 5-7 und Sek I 8-10 mit der Oberstufe, der Sek II 11-13 in seiner Mitte. Begrünte Balkonbänder, nutzbare Dachflächen und die sichtbare Holzkonstrunktion stärken den Charakter eines auch ökologisch sinnvollen Gebäudes. Einladend und offen zeigt sich der Campus HafenCity seiner neuen Nachbarschaft.
Die Erdgeschosszone mit den übergeordneten Sonderbereichen erlaubt die gewünschte Offenheit gegenüber dem Quartier. Damit bleibt die Schule auch Teil der nachbarschafts- und quartiersbezogenen Aktivitäten. Die Schulebenen mit den vorgelagerten Terrassenflächen erlauben eine flexible Belegung der Klassenräume auch zum lärmgeschützten Innenbereich. Auf die sich verändernden Anforderungen der Nutzergruppe Schulkinder kann reagiert werden. Die vorglagerten Terrassen sind eine erste passive Massnahme für eine effiziente Tageslichtnutzung und erlauben lichte Klassen- und Aufenthaltsräume bei guter Verschattung.
Durch die Gebäudekomposition entstehen spannungsreiche Frei- und Pausenflächen. Die Gestaltung der Freiräume ist geprägt durch naturnahe und langlebige Materialien, die insbesondere auf Basis ihrer Lebenszykluskosten ausgewählt werden. In dem gebäudenahen Grünraum wird das Regenwasser oberflächennah und sichtbar bewirtschaftet, in Starkregenfällen wird man das Wasser sehen und erleben können. Intensiv gestaltete gebäudenahe Flächen bieten hohe Aufenthaltsqualität. Die Fahrradstellplätze sind dezentral, den jeweiligen Bereichen zugehörig angeordnet. Mit einem Freiraum auf allen Ebenen, mit einem öffentlich zugänglichen Schulhof, der einen klaren Eingang bietet; der den Lohsepark nach Westen erweitert, bietet der neue Campus HafenCity einen einladenden Außen- und Freiraum, der attraktiv für die Öffentlichkeit und gleichzeitig sicher für Schulkinder ist.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Entwurfsverfasser formulieren einen klare Blockrandbebauung, die sich zum Lohsepark hin orientiert und einen Hochpunkt in Richtung Norden ausbildet. In den Gebäudekomplex schieben sich ab dem ersten Obergeschoss grüne Fugen, welche den langen Baukörper am Lohsepark gliedern. Der Sporthallenbau positioniert sich selbstbewusst an der Versmannstraße und ist im Erdgeschoss mit dem Hauptgebäude verbunden. Insgesamt entsteht durch die zusammenhängenden, kompakten Baukörper ein für das Grundstück angemessenes und wohltuendes Bauvolumen mit einem guten A/V-Verhältnis. Auch das Verhältnis von bebauter Fläche zu Freiräumen scheint gut gelöst.
Der Entwurf bietet eine klare Ablesbarkeit der Eingangssituationen, zu den einzelnen Nutzungen wie der Schule, den Sporthallen der Kita sowie den Bezirksflächen und bildet dazu einladende angemessen proportionierte Vorplätze aus. Die Herausforderung einer Blockrandbebauung mit einladendem Charakter ist sehr gut gelungen, nicht zuletzt durch die hohen Glasanteile der Fassade. Die Fassadenbegrünung stellt einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Erscheinung der Schule dar, die schulische Nutzung lässt sich jedoch nicht in der Fassade ablesen.
Neben der gelungenen Erschließung werden auch die Verortung und klare Organisation der jeweiligen Funktionsbereiche im Inneren des Gebäudes vom Gremium gewürdigt. Insbesondere die pädagogischen Flächen weisen die notwendige Flexibilität auf und bieten unterschiedliche Differenzierungsmöglichkeiten. Die Aufteilung der Nutzungen stellt sich wie folgt dar: Im Erdgeschoss sind die Bezirksflächen und schulöffentlichen Nutzungen, wie die Musikräume, Werkstätten und die Mensa verortet. In den oberen Geschossen wird das Gebäude durch die grünen Fugen und den gegenüberliegenden Erschließungskernen in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten Obergeschoss bestehen diese aus der Verwaltung, dem Studienzentrum sowie den Kunsträumen. In den darüberliegenden Geschossen werden jeweils drei Jahrgangscluster angeordnet. Im 5. OG befindet sich lediglich das naturwissenschaftliche Cluster, sodass die verbleibende Fläche, als Kitaaußenfläche auf dem Dach genutzt wird. Die Kita selbst befindet sich darüber, im 6. OG. Diese Positionierung wird vom Gremium kritisch hinterfragt.
Der Schulhof des Campus ist großzügig ausgestaltet und befindet sich zum Großteil auf Niveau des Erdgeschosses. Besonders gewürdigt wird der Zugang vom Pausenhof zum denk.mal Hannoverscher Bahnhof. Der hohe Versiegelungsgrad des Pausenhofes wird vom Gremium jedoch kritisch hinterfragt. Das Dach hingegen ist großzügig begrünt und mit zudem mit PV-Anlagen ausgestattet.
Insgesamt beurteilt das Gremium die Arbeit als einen gelungenen Entwurf, der sich mit einem angemessenen Volumen gut in den umgebenden Stadtteil einfügt und die einzelnen Nutzungen sinnvoll positioniert.
©Vize
Außenansicht 2
©haascookzemmrich STUDIO2050
Modell
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Lageplan
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Piktogramm
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Funktionsdiagramm