modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Messestadt Riem 5. Bauabschnitt in München

Blick Quartiersplatz

Blick Quartiersplatz

ein 2. Preis

De Zwarte Hond GmbH

Stadtplanung / Städtebau

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Zwischen der Messestadt Riem und Kirchtrudering entsteht die 5. Erweiterung als räumliche Fortführung des Riemer Landschaftsparks. Die räumliche Idee des Landschaftsparks aus großen offenen Bereichen und kompakten Waldkörpern wird dabei zum Ausgangspunkt genommen. Die bestehenden Waldkörper werden als Quartiere fortgeführt. Neue Nachbarschaften nehmen das Prinzip ebenfalls auf. Die grünen Kaltluftkorridore in Ost-West-Richtung führen so bis direkt an Kirchtrudering heran.

Damit ist die 5. Erweiterung weder eine Fortführung der Messestadt, noch eine Ergänzung von Kirchtrudering, sondern ein neuer Teil des Landschaftsparks: maximal Grün, klimaaktiv und divers in Gebäudetypologien und Höhenentwicklung.

Städtebau
Durch die Fortsetzung des Landschaftsparks und eine geschickte Führung der neuen Umgehungsstraße entstehen 7 Nachbarschaften. Die Nachbarschaften werden durch einen autofreien Flanierweg miteinander verknüpft. Es entstehen so beidseits der Umgehungsstraße sichere Verbindungen in Nord-Süd-Richtung.
Die Quartiere selbst, bestehen aus ökonomischen Baufeldern, auf denen variabel IV, VI und VIII – geschossigen Gebäuden realisiert werden. Die IV-geschossigen Bereiche können dabei auch als Town-Houses entwickelt werden. Die variable Höhengestaltung ermöglicht vielfältige Weitblicke aus vielen Wohnungen. Gleichzeitig reagieren die unterschiedlichen Gebäudehöhen auf die Maßstäblichkeit der Straßenräume und Platzsituationen.
Entlang der grünen Kaltluftkorridore erhalten die Quartiere eine strukturierte gefaltete Quartierskante, die lebendige Fassaden und vielseitige Architekturen herausfordert.
Das kleine Versorgungszentrum mit Supermarkt, Bäcker, dem Jugendtreff und einigen Sonderwohnnutzungen wird am südlichen Rand der ersten Phase positioniert. Hier liegt es im Schwerpunkt der 5. Erweiterung und bietet gleichzeitig einen deutlichen Versorgungsmehrwert für Kirchtrudering.

Freiraum
Die Gehölzschollen des Riemer Parks werde als raumbildende Strukturen weitergedacht, erstrecken sich die öffentlichen Grünzüge als Verlängerung der Achsen des Landschaftsparks und untergliedern die Quartiere. Im Kontrast zu diesen weiten landschaftlichen Räumen erstreckt sich in den kompakten Quartieren ein Netz aus urbanen Freiräumen, das in jedem Quartier zu einem Quartiersplatz zusammenläuft.
Wichtige Verbindungen aus der Umgebung, insbesondere aus dem Riemer Landschaftspark und Kirchtrudering kommend, werden im Konzept aufgegriffen. So wird das Aktivitäts- und Freizeitband in Form von zwei Grünzügen räumlich und funktional fortgeführt und bietet öffentliche Spiel-, Sport-, und Fitnessflächen. Gleichzeitig bilden diese Grünzüge attraktive Eingangssituationen zum Landschaftspark, die mit kleinen Platzsituationen und Terrassen an den Bestand, Grünverbindungen und das Zentrum Kirchtruderings andocken. Weitere Themen für die Grünverbindungen sind Urban Gardening (Essbare Stadt), Regenwasserretention sowie Naturerlebnis und -bildung.
Der Quartiersloop verbindet als qualitative Fußverbindung die einzelnen Teilquartiere und bindet sowohl an die Quartiersplätze als auch an die Landschaftsterrassen an den Schnittstellen zu den Grünkorridoren an. So entsteht ein abwechslungsreicher Flanierweg für Alle.
Die zu den quartiersplätzen führenden Wegeverbindungen bieten mit ihren grünen Bändern eine hohe Aufenthaltsqualität und laden zum Verweilen, spielen und treffen in lichtem Schatten ein. Gleichzeitig sind sie mit ihren großflächigen Baumrigolen wichtiges Element des dezentralen Regenwassermanagements.
Mit den Grünen Wohnhöfen stehen den Bewohnern schließlich private Freiräume mit Rückzugsräumen und Kleinkinderspiel zur Verfügung. Durch den großzügigen TG- Aufbau werden diese Höfe zu grünen Oasen mit einem großen Regenwasserspeichervermögen.

Erläuterungen Konzeptdiagramme

Park für Jedermann - Die Luftschneisen verlängern die Nutzungen des Riemer Parks und verbinden Kirchtrudering mit der Messestadt. Hier treffen Alteingesessene auf die neuen Bewohnenden.
Riemer Park weiterführen - Die Baufelder entwickeln sich aus den offenen Grünräumen und der Formensprache des Riemer Parks. Dieser wird erweitert und findet einen Abschluss in der Neuentwicklung.
Fußgänger priorisieren - Ein Spazierweg verbindet alle Nachbarschaften miteinander. Hier fahren keine Autos und Schulkinder können sicher zur Grundschule gehen.
Grüner lebendiger Boulevard- Die Umgehungsstraße bekommt einen eigenen Charakter mit viel Grünraum und einer lebendigen, kleinteiligen Erdgeschosszone.
Wirtschaftlich & modular Entwickelbar -Die Baufelder sind mit einer durchschnittlichen V-geschossigkeit bebaut. Der Materialaufwand und das A/V Verhältnis sind so am wirtschaftlichsten.
Qualitätvolles & gesundes Wohnen - Bei einer Gebäudetiefe von 13m haben alle Wohnungen eine optimale ganzjährige Belichtung. Sonne in der Wohnung unterstützt ein gesundes Leben.
Wohnen für Alle - Eine Gesellschaft besteht aus vielen Lebensmodellen und Abschnitten. Diverse Typologien bieten Wohnraum für alle Phasen des Lebens.
Nachbarschaftstreffpunkte - Menschen treffen auf Menschen und lernen sich im öffentlichen Raum kennen. Dadurch entsteht Zusammenhalt und eine nachbarschaftliche Wohnatmosphäre.

Erläuterungen Diagramme

Freiraum
Der Riemer Landschaftspark zieht sich in Form von Grünkorridoren mit verschiedener funktionaler Programmierung zwischen die neuen Quartiere. Diese weite landschaftliche Qualität wird durch ein Netz an urbanen Quartiersplätzen und grünen Wegeverbindungen ergänzt.

Durchlüftung
Die Kaltluftströme aus Ost-West und Nord-Süd werden im neuen Quartier durch großzügige Luftschneisen zur Kühlung genutzt. Auch sind die Blöcke in Strömungsrichtung geöffnet und lassen kalte Luft in das Blockinnere hinein. Dadurch wird der Außenkomfort im Sommer optimiert und es entstehen keine Hitzeinseln.

Klimaanpassung
Die tiefe der Gebäude (13m, sehr gute Belichtung), die gegenseitige Verschattung (Kühlung) und die offene Bauweise (Durchlüftung) sind das städtebauliche Grundgerüst für ein gutes Mikroklima. Zusätzlich ist das Quartier durch helle Materialien, Retentionsflächen, durchlässige Beläge und Fassadenbegrünung fit für erhöhte Temperaturen.

Regenwassermanagement
Entsprechend den Prinzipien der Schwammstadt werden Niederschläge in einem mehrstufigen System auf Gründächern, Tiefgaragen, urbanen Freiflächen und schließlich im Landschaftspark zurückgehalten und für die Vegetation verfügbar gemacht, bevor überschüssiges Wasser schließlich versickert wird.

Mobilität
Das Quartier soll möglichst Autofrei gestaltet werden. Im Fokus stehen Fußgänger:innen und Radfahrer:innen, die sich sicher und bequem durch das Quartier bewegen können. Der MIV wird in Sammelgaragen untergebracht und vor den öffentlichen Plätzen abgefangen. Der ÖPNV mit zwei Bushaltestellten unterstütz das Vorhaben eines autofreien Quartiers.

Energie und CO2 Einsparung
Die städtebauliche Neuentwicklung soll ein möglichst CO2-neutraler Stadtbaustein Münchens werden. Dachflächen sollen primär der Stromproduktion durch Photovoltaik vorbehalten sein. Saisonale Wärme und Kältebedarfe werden durch Erd-Wärme und Erd-Kühle ausgeglichen. Als Baumaterial sollten möglichst nur ökologische Materialien verwendet werden.

Realteilbarkeit 
Die Neuentwicklung kann in 3 Phasen entwickelt werden. Mit der ersten Phase werden die zentralen Versorgungsfunktionen mitentwickelt. Die Grundschule kann zeitlich flexibel realisiert werden. Die Baufelder sind zeitlich unabhängig voneinander entwickelbar. Das heißt es sind keine zeitlichen oder konstruktiven Abhängigkeiten in der Entwicklung gegeben.

Wohntypologien
Im Wohnungsbau gibt es diverse Projektentwickler:innen. Jeder dieser Projektentwickler:innen (Bauherr:innen, Genoss:innen, Mieter:innen, Pächter:innen, und Architekt:innen) hat spezifsche Anforderungen. Dies spiegelt sich in dem architektonischen Bild und der Bewohnerschaft wieder. In jeder Nachbarschaft treffen viele Wohnformen aufeinander und somit treffen sich auch verschiedene Lebenswirklichkeiten.

Nutzungen
Ein lebendiges Erdgeschoss mit Supermarkt, Kleingewerbe, Läden und Co-Working sind um die zwei zentralen Nachbarschaftsplätze angeordnet. An der Umgehungsstraße befinden sich Flex-Living Zonen im EG und 1. OG. Hier können die Bewohner:innen Arbeiten und Wohnen. Die Kitas und die Grundschule sind Richtung Landschaftsraum ausgerichtet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch einen Wechsel zwischen verdichteten Nachbarschaften und offenen Freiraumkorridoren aus. Positiv bewertet wird der hohe Anteil an Freiflächen. Dabei wird eine große Vielfalt an unterschiedlichen räumlichen Situationen und Freiraumangeboten geschaffen, die sowohl den bestehenden Vierteln als auch den neuen Nachbarschaften zugute kommen.

Der Riemer Landschaftspark wird durch gut dimensionierte Freiraumkorridore in Ost-West-Richtung bis an die bestehenden Wohnviertel herangeführt. Wichtige Elemente des Riemer Landschaftsparks werden in Form von Sichtachsen, Grünverbindungen und Aktivitätsbändern aufgegriffen, so dass eine gute Verknüpfung zwischen Messestadt, Park und Kirchtrudering hergestellt wird.

Sehr kritisch diskutiert wird die Verkehrsführung der Entlastungsstraße. Die Straße wird im südlichen Bereich an die bestehende Bebauung angeschlossen. Somit ist mit hohen Lärmbelastungen für die Bestandsbauten zu rechnen, die ein Schallschutzkonzept und ggf. Maßnahmen wie Lärmschutzwall oder -wände zum Schutz gesunder Wohnverhältnisse erforderlich machen.

Die Zufahrt zu den Tiefgaragen erfolgt teilweise über Nebenstraßen innerhalb der Nachbarschaften. Hier wäre zu prüfen, ob die Zufahrten zugunsten weitere autofreier Stadträume direkt von der Entlastungsstraße aus erschlossen werden können.

Die Neubebauung wird in sieben klar ablesbare Nachbarschaften gegliedert, die sich auf das Konzept der kompakten Waldkörper im Riemer Landschaftspark beziehen. Die Nachbarschaften bilden jeweils einen öffentlichen Quartiersplatz aus. Diese Plätze sind räumlich klar gefasst und werden durch kleinteilige Erdgeschossnutzungen aktiviert. Sie zeichnen sich durch eine urbane Atmosphäre und einen nachbarschaftlichen Charakter aus. Die Teilquartiere werden durch einen Quartiersloop miteinander vernetzt. Positiv gesehen wird, dass der „Quartiersloop“ als ringförmige, autofreie Fußwegeverbindung sowohl durch die Teilquartiere als auch durch die bestehenden Wohnviertel Kirchtruderings geführt wird.

Die Bebauung folgt dem Prinzip eines aufgelösten Blocks, so dass eine hohe Durchlässigkeit und eine Mischung unterschiedlicher Wohnformen in jedem Baufeld möglich wird. Die Proportionierung der Blöcke wird im Wesentlichen als gelungen bewertet, punktuell erscheinen die Innenhöfe jedoch zu dicht, um eine ausreichende Belichtung zu gewährleisten. Die Höhenentwicklung wird insgesamt positiv gesehen. Innerhalb der Blöcke entsteht ein lebendiges Spiel zwischen 4 und punktuell 8 Geschossen. Auf Hochhäuser wird zugunsten einer gleichmäßigen Dichte und einer ausgewogenen Maßstäblichkeit verzichtet. Es wird darauf hingewiesen, dass der nord-östlichste Block in den Bereich einer bestehenden öffentlichen Grünfläche hineinragt.

Die sozialen Einrichtungen sind dezentral im Quartier verteilt. Zu prüfen ist, ob die nach Norden ausgerichteten Freispielflächen der Kindertageseinrichtungen eine ausreichende Besonnung erhalten. Der Schulstandort erfüllt aktuell nicht die pädagogischen Anforderungen einer Ganztagsschule. Das Schulgelände ist als zusammenhängendes Grundstück zu planen, d.h. dass die öffentlichen Freiflächen und Wege das Gelände nicht durchschneiden dürfen. Die Außensportflächen sollten nicht von einem Waldbereich umgeben werden, um Blickbeziehungen zwischen den Freibereichen zu gewährleisten. Die Anlage der Schule ist außerdem so zu überarbeiten, dass die Freiflächen vor den Lärmemissionen des benachbarten Gewerbes geschützt werden.

Blick Luftschneise / Grünraum

Blick Luftschneise / Grünraum

Lageplan

Lageplan

Strukturplan

Strukturplan

Konzeptdiagramme

Konzeptdiagramme