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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Umgestaltung ehemaliges GVD-Areal in Dillingen a.d. Donau

3. Preis

Preisgeld: 11.250 EUR

studioRAUCH

Stadtplanung / Städtebau

NMM [Nicole M. Meier] LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Unser Ziel ist es ein lebendiges und nachhaltiges neues Quartier zu schaffen, in dem die bauliche, heterogene Struktur der Umgebung aufgenommen ist und das ehemalige GDV - Areal eine logische städtebauliche Fortschreibung darstellt. Dies erachten wir als den wichtigsten Aspekt für das nachhaltige Gelingen der Nachnutzung der innerörtlichen Industriebrache.

Die Reihung von solitären Punkthäusern entlang der Donaustraße wird aufgenommen und setzt mit ihren Höhen den westlichen urbaneren Auftakt zum neuen Quartier. Vier aufgebrochene Hofstrukturen im weiteren Verlauf nach Osten bilden einerseits die öffentliche Wegeführung aus, andererseits nehmen sie Ansätze aus dem Kontext auf und führen diese logisch weiter. Die Heterogenität in der Körnung lässt auf eine zweites Hauptthema des Entwurfes schließen, eine große Mischung der Nutzungen und sozialen Gemeinschaften. Durch die angehobenen Innenhöfe werden öffentliche, semi-öffentliche und private Bereiche geschaffen.

Bestehende Identität wird aktiviert und aufgewertet durch Erhalt des Bestandsgebäudes „Drei Mohren“. Es wird saniert und bespielt als Solitärgebäude den westlichen Bereich des Gevierts zur Donaustraße mit einem Biergarten nach Osten und einer kleinen Freischankfläche nach Westen. Die Bushaltestellen werden in die Freiflächen integriert und der Straßenraum erhält eine Aufwertung und räumliche Definition durch die geplanten Baumsetzungen zu beiden Seiten.

Neue Identität schafft ein urbaner Quartiersplatz in der Mitte, Treffpunkt der Durchwegungsachsen West-Ost und Nord-Süd. Es entstehen neue, offene und belebte Stadträume. Durch die unterirdische Unterbringung des ruhenden Verkehrs in zwei großen separaten Tiefgaragen, ließe sich das Areal in zwei logischen Bauabschnitten umsetzen.

Die Öffnung der Hofsituationen schafft sehr gute Durchlüftungs- und Belichtungsmöglichkeiten, die Ausbildung der Dachlandschaften mittels regional verorteten Satteldächern ermöglicht die Nutzung des neuen Quartiers als Kraftwerk für regenerative Energie über PV-Anlagen.

FREIRAUMKONZEPT
Das neue urbane Quartier profitiert von differenzierten Freiräumen mit öffentlichem, halb-öffentlichem und privatem Charakter. Die Durchwegung in Nord-Süd-Richtung erfolgt über die engen, beidseitig mit Fassadenbegrünung berankten Nachbarschaftsgassen oder grünen Fugen. Die Gasse wird zum Treffpunkt für den nachbarschaftlichen Austausch, die Radl -Reparatur mit Freunden oder das Dreirad-Rennen der Jüngsten. Die Fugen greifen ankommende Bewegungen aus den umliegenden Quertieren auf und führen auf den zentral gelegenen Quartiersplatz. Aus Osten kommend wird die hierangrenzende Landschaft mit verschiedenen großen und mittel großen Bäumen ins Gebiet weitergeführt. Im Zentrum birgt der steinerne Quartiersplatz eine grüne Mitte, die zum Verweilen auf dem langen Sitzstufen-Bank-Element im lichten Schatten der Bäume einlädt und bei Starkregenereignissen Oberflächenwasser aus dem Quartier temporär einstauen und auch versickern kann.

Die Bebauung formuliert 4 Höfe, die auf zwei Ebenen Bewohnern und Nutzern zum Aufenthalt dienen. Hier befinden sich die Gärten für KiTa und Seniorenwohnen, Lichthöfe für die Nutzungen in den Podien, Spielflächen, Gemeinschaftsterrassen und auch private Terrassen und Loggien.
Die beiden westlichen Höfe sind dabei öffentlicher geprägt – einerseits aufgrund der angrenzenden Nutzungen in den Gebäuden als auch durch ihre räumliche Verbindung zum Quartiersplatz über eine Treppe im Freiraum.

Alle Zugänge ins Quartier sind auf die Radien der Feuerwehr ausgelegt und ein Wenden am Quartiersplatz bzw. rückwärtiges Ausfahren über kurze Strecken erlauben das Navigieren im Quartier. Das autofreie Quartier weist eine gute Versorgung mit artenreichen Pflanzungen und klimaangepassten Baumarten auf. Die unterbauten Bereiche (Innenhöfe) werden als Retentionsdächer ausgebildet, wodurch anfallendes Regenwasser temporär eingestaut wird und damit über einen längeren Zeitraum pflanzenverfügbar am Ort verbleibt. Die Retentionsdächer sowie Zisternen zur Wasserspeicherung und Gartenbewässerung ergänzen die grüne abgesenkte Insel am Quartiersplatz zu einem umfassenden Regenwasserkonzept. Drei Gebäude sind zu dem mit nutzbaren und begrünten Dachflächen ausgestattet, die einen Perspektivenwechsel bieten und den Blick übers Quartier erlauben.


Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau:
Dem Verfasser gelingt über die Schaffung von 4 maßstäblich gut positionierten Quartieren eine schlüssige Gliederung der Fläche. Die Quartiersgliederung wird durch eine überraschend kleinteilige Aufteilung in unterschiedlich hohe Punkthäuser erreicht. Dies überzeugt im städtebaulichen Kontext, jedoch entsprechen die Nutzungen nicht der äußerlichen Gliederung. Im Schwarzplan und Lageplan fügt sich die Struktur sehr gut ein, dennoch ist die Versiegelung sehr hoch. Die Erdgeschosszonen bilden durch die Staffelung Möglichkeiten zur Unterbringung der Sondernutzungen und schaffen hierdurch differierte Außenräume mit vielfältigen Aufenthaltsqualitäten und Begegnungsmöglichkeiten. Durch die Dachgestaltung wirken die Gebäude zu hoch in Bezug auf die umgebende Bebauung. Der bestehende Gasthof und das Pförtnerhäuschen bleiben erhalten.

Erschließung:
Der Entwurf nimmt Bezug auf die bestehenden städtebaulichen Achsen, Straßen und Wege und führt diese ins Quartier. Im Schnittpunkt entsteht ein qualitativ hochwertiger Quartiersplatz zusätzlich zu den halböffentlichen Innenhöfen. Die Erschließung der beiden Tiefgaragen erfolgt schlüssig über je 2 Abfahrten in der Mohrenstraße und im Paradiesweg. Das Quartier ist verkehrsfrei gestaltet, oberirdische Parkplätze sind nicht vorhanden. Die interne Erschließung erfolgt über 8 Treppenhäuser, dies entspricht nicht dem kleinteiligen Erscheinungsbild.

Nutzungen:
Neben Wohnnutzungen werden soziale, infrastrukturelle und kulturelle Nutzungen vorgeschlagen, jedoch nicht weiter differenziert ausformuliert. Die gewünschte Einzelhandelsnutzung ist nicht konkret vorgegeben, könnte jedoch unter den infrastrukturellen Ergänzungen untergebracht werden. Die Nutzung der Dachgärten im 6. OG ist fraglich.

Nachhaltigkeit:
Die Dachflächen sind sehr intensiv genutzt durch PV Anlagen, Flachdächer werden begrünt oder als Dachterrassen genutzt. Die innere Grünzone ist frei von einer Unterkellerung und kann für Großbaumpflanzungen und die Versickerung genutzt werden. Die Öffnung der Hofsituationen ermöglicht eine sehr gute Durchlüftung und Belichtung. Die Konzeption des Regenwassermanagements ist sehr ausführlich ausgearbeitet. Teilweise werden die Fassaden begrünt.

Freiraum:
Das Freiraumkonzept dieser Arbeit weist eine Vielfalt von qualitätsvollen platzartigen Aufweitungen, Höfen und Gassen auf, nicht nutzbare Restflächen werden gekonnt vermieden. Aufweitungen werden kräftig mit Bäumen begrünt, in den Gassen sorgt konsequent eingesetzte Fassadenbegrünung für Begrünung und Kühlung. Dies verspricht hochwertigen Aufenthalt in den Freiräumen. Zusätzlich unterstützt wird dies noch durch die Sammlung und Nutzung des auf den Dächern, den zweigeschossig angelegten Freiflächen in den Höfen und auf den Wegen anfallenden Wassers.
Konzept-Pikto

Konzept-Pikto

Freiraum-Piktos

Freiraum-Piktos

Schwarzplan

Schwarzplan