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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Umgestaltung ehemaliges GVD-Areal in Dillingen a.d. Donau

Blick von Süden

Blick von Süden

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

17A ARCHITEKTUR

Stadtplanung / Städtebau

kübertlandschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau/Konzept
In Anlehnung an die hofartigen Blockstrukturen des Schloß Dillingen, des ehemaligen Spitals, der ehemaligen „alten Kaserne“ sowie der Ludwigskaserne wird das neue GVD Areal mit einer Blockrandbebauung mit klarer Adressbildung in die Stadtstruktur eingebunden. Dadurch ergibt sich ein attraktiver barrierefrei zugänglicher halböffentlicher und schallgeschützter Hof mit privaten Bereichen, der von mehreren Gebäuden, welche in Bauabschnitten umgesetzt werden können, umschlossen wird. Die flach geneigte Dachlandschaft nimmt durch die Positionierung der Traufen und durch respektvolle Abstände Rücksicht auf die niedrigeren Nachbarbebauungen im Norden und Osten. Die Dächer finden im Südwesten einen Abschluss in einem markanten Hochpunkt, der sowohl stadtein- wie stadtauswärts kommend als neuer Stadtbaustein mit gemeinschaftlichen Funktionen wahrgenommen werden kann.

Verkehrsflächen
Die Donaustraße bleibt wie bestehend erhalten, die aufgeweitete Vorzone mit Baumreihe
wird zur „Visitenkarte“ des neuen Quartiers und lädt ein, das Einzelhandelsangebot zu entdecken. Paradiesweg und Mohrenstraße werden zu Shared Spaces – ohne Differenzierung zwischen Geh- und Fahrflächen. Baumreihen und -gruppen strukturieren und entschleunigen die beiden Wohnstraßen, was den hier angesiedelten Einzelhandel noch attraktiver macht. Im Süden schließt sich an das Café ein teilweise baumüberstandener Freisitzbereich an. Im Osten erschließen Fuß- und Radwege die Hauszugänge, entlang der Fassaden von einer Vorgartenzone mit pflegereduzierten Staudenmischpflanzungen gesäumt. Eine artenreiche Blumenwiese leitet zum östlich anschließenden (im FNP gesatzten) Grünkeil über.

Innenhof
Der komplett autofreie Innenhof ist über drei erdgeschossige Durchgänge erreich- und durchquerbar. Das Wegenetz ist auf die notwendige Erschließung reduziert. Ergänzend gibt es einzelne Aufweitungen, einen kleinen Platz als „Wohnhof-Treff“ sowie im NO eine inklusive Terrasse – jeweils mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Abgesehen von einer eingefriedeten KiTa-Außenfläche gibt es keine abgetrennten Bereiche. Die vorgesehene Nutzung und der Grad der Privatheit bzw. Öffentlichkeit wird durch Zonierungen strukturiert. So sind z.B. die unmittelbar vor den EG-Wohnungen liegenden Freiflächen mit einer lockeren Kulisse von Blütensträuchern vom restlichen Hof abgeschirmt. Der Innenhof ist weitgehend von einem strapazierfähigen Spielrasen als grünem „Teppich“ versehen. Randlich werden die Fassaden z.T. von pflegereduzierten Staudenmischpflanzungen begleitet. Der hauptsächlich mit einer TG unterbaute Hofbereich ist teilweise mit Kleinbäumen – Obst-Hochstämmen – in lockerem Raster überstellt. Das zentrale, nicht unterbaute Dreieck wird als Retentionsbereich ausgemuldet (max. 20 cm Wasserstand), der über den bepflanzten Bodenfilter (Rasen) eine verzögerte Versickerung ermöglicht. Dieses Dreieck ist mit einem lichten Hain von klimawandelresistenten, überflutungstoleranten Großbäumen z.B. Eichen, Linden oder Silber-Weiden bestückt. Diagonal zieht sich eine Spielskulptur von Nordwesten bis in den Hain und erschließt zusammen mit dem schmalen Kiesweg parallel zur Nordwest-Fassade ein erlebnisreiches Gelände, das zur Bewegung aber auch zum Sitzen einlädt. Im Kontrast hierzu hat der NW-Bereich des Hofes eher kontemplativen Charakter – er lädt zum Sitzen, Verweilen und  Sonnen ein.

Funktionen/Nutzungen/Bauabschnitte
Durch die Aufteilbarkeit der Blockes mit insgesamt 30.525 qm oberirdischer BGF in 3-6  Bauabschnitte mit einer gemeinsamen Tiefgarage, können unterschiedliche Nutzungen je nach Bedarf und je nach Investor frei verteilt werden.

Der Bauabschnitt 1 zur Donaustraße mit insgesamt 12.124 qm oberirdischer BGF bietet sich durch seine etwas größere Gebäudetiefe im Erdgeschoss für kleinteiligen oder großflächigeren Einzelhandel zur Nahversorgung, eine Apotheke sowie ein kooperativ geführtes Café mit Bäcker mit Ausrichtung nach Süden sowie Zugang zur Innenhoffläche für die zusätzliche Bewirtschaftung der Quartiersgemeinschaft an. Im Gebäudeteil zum Paradiesweg soll im Erdgeschoss eine Paketstation und eine Kita mit kleiner Außenfläche zum Innenhof angeboten werden. In den Obergeschossen können großflächigere aber auch kleinteiligere Büroflächen „Shared Workspace“ für Wohnungsnahes Arbeiten und Praxen, alternativ Wohnen angeordnet werden. Zur Erhöhung des Gemeinschaftsgefühls und der Lebensqualität in der Stadt wird im attraktiven Dach des neuen Hochpunktes mit Blick nach Westen über die Stadt sowie mit Dachterrasse nach Osten ein öffentlich nutzbarer Veranstaltungsraum mit Gastronomie vorgeschlagen, welcher von der Quartiergemeinschaft und der gesamten Umgebung genutzt werden kann.

Im Bauabschnitt 2a zur Mohrenstraße mit insgesamt 5.147qm oberirdischer BGF ist aufgrund der Südausrichtung zum „Shared Space“ ebenfalls die Möglichkeit für Einzelhandel, Cafés und Restaurants - zum Beispiel zur Revitalisierung der ehemaligen Gaststätte „Drei Mohren“ -, jeweils mit der Möglichkeit einer Außenbewirtung, vorgesehen. Dies schafft Identität und Urbanität. In den Obergeschossen und im anschließenden Bauabschnitt 2b mit insgesamt 1.513 qm oberirdischer BGF kann Beherbergungsgewerbe oder die unterschiedlichsten Wohnformen wie geförderte oder freifinanzierte Wohnungen, Wohngemeinschaften, Senioren-WG’s bis hin zu betreutem Wohnen flexibel untergebracht werden.

Im Bauabschnitt 3a zum Paradiesweg mit insgesamt 6.856 qm oberirdischer BGF werden ein Mobilitäts-Center für Carsharing, E-Mobilität sowie eine Pflegestation und ein Malteser-Stützpunkt zur Versorgung der betreuten Wohnungen und Senioren WG’s angeordnet. In dem nach Süden ausgerichteten Gebäudeteil sowie im Bauabschnitt 3b mit insgesamt 1.476 qm BGF und im Bauabschnitt 3c mit insgesamt 3.410 qm oberirdischer BGF können wie bei den anderen Bauabschnitten unterschiedlichste Wohnformen, von geförderten oder freifinanzierten Wohnungen, Wohngemeinschaften, Senioren-WG’s bis hin zu betreutem Wohnen flexibel untergebracht werden, so das die gewünschte Nutzungsaufteilung von 1/3 allgemeiner Wohnraum, 1/3 sozialer Wohnraum und 1/3 betreuter Wohnraum erreicht werden kann. Werden die Bauabschnitte 3 a-c gemeinsam entwickelt, kann hier, wie im Lageplan dargestellt, eine großzügige inklusive Terrasse für betreute und andere Bewohner- und Besucher*innen angeboten werden.

Für den ruhenden Verkehr sind im „Shared Space“ lediglich wenige Kurzparker außerhalb der Grundstücksfläche im Straßenraum angeordnet. Im Untergeschoss mit insgesamt 10.631 qm unterirdischer BGF werden mit insgesamt 342 PKW’s der wesentliche Teil des ruhenden Verkehrs in einer von dem Paradiesweg erschlossenen Tiefgarage angeordnet. Die davon insgesamt 216 Duplexparker sind für die Wohnungen vorgesehen. In den Kellerräumen können Stellplätze für Fahrräder und E-Bikes und die erforderlichen Nebenräume nachgewiesen werden. Durch diese Anordnung kann ein großer Bereich der Innenhoffläche für einen lichten Baum-Hain ohne Unterbauung vorgesehen werden.

Entwässerungskonzept
Die extensiv begrünten Dachflächen speichern Niederschlagswasser, verdunsten es bzw. verzögern dessen Ablauf.  Die Innenhoffläche wird komplett über die Dränage auf der TG-Decke in das Versickerungsdreieck im Zentrum entwässert. Optional ist der Einbau einer Zisterne möglich, um Bewässerung der Vegetation zu ermöglichen. Die Flächen außerhalb des Quartier-Blocks werden, wo immer möglich, in Vegetationsflächen bzw. Baumscheiben zur Versickerung entwässert. Ein Teil der Niederschläge kann durch die ungebundenen Fugen der Belagsflächen versickern. Das restliche, über Abläufe anfallende Wasser sollte möglichst in Rigolen versickert werden.

Nachhaltigkeit/Wirtschaftlichkeit
Durch die kompakte und damit wirtschaftliche Bauweise (gutes A/V-Verhältnis) als Blockrand werden bei hoher Dichte mit einer GFZ von 2,0 attraktive Straßenräume und ein großzügiger Innenhof für ein gesundes Wohnumfeld mit einem gesunden Nutzungs- und Wohnungsmix mit unterschiedlichen Wohnformen erreicht. Die vorgeschlagenen Grundrissplattformen lassen hierbei grösstmöglichen Spielraum für die Zusammensetzung der unterschiedlichen Wohnformen und Wohnungsgrössen. Die gefaltete Dachlandschaft ist weitgehend von extensiver Dachbegrünung bedeckt. Eingeschnittene, loggienartige Terrassen bieten Rückzugsräume und Hochbeete zum „Garteln“ – Urban Gardening – an. Der neue Stadtbaustein trägt somit zu einer flächensparenden und sorgsamen Innenverdichtung bei. Dabei sollen ressourcen-, und CO2sparende sowie nachhaltige Materialen wie Recycling-Beton sowie monolithische Bauweisen mit Putz oder Holz als konstruktives Material bevorzugt verbaut werden. Zudem soll die Verwendung von wertigen, trennbaren Materialien wie Beton, Holz, Mineralwolle, Glas, und Stahl eine nachhaltige Errichtung - auch aus nachwachsenden Rohstoffen - die später wieder recycelt werden können, garantieren. Auch die verwendeten Materialien in den Außenanlagen sollen sämtlich qualitativ hochwertig, daher langlebig, sowie recyclingfähig sein. Bei Frostschutz-Tragschichten sowie Wegedecken kann Recyclingmaterial verwendet werden; auch Betonpflasterbeläge sollten einen möglichst hohen Anteil von Recyclingzuschlägen enthalten. Darüber hinaus kommt für Spielskulpturen, Terrassen, Fallschutzbeläge etc. Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zum Einsatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bildet eine Großform aus, welche konsequent der Grundstücksgrenze folgt. Im Innern entsteht so ein großer, privater Innenhof für die Bewohner mit vielfältigen Nutzungen. Die „Alte Kaserne“ sowie die Ludwigskaserne – beide in unmittelbarer Nachbarschaft – dienten hier als Aufhänger und städtebauliches Vorbild und Legitimation für solch eine Großform an diesem Ort.
Es wird der Versuch unternommen, diese an sich – in der Grundform – klaren, rechteckigen „Vorbilder“ in eine moderne, zeitgemäße Formensprache zu bringen.
Dies gelingt zwar in Bezug auf eine maßvolle Höhenentwicklung, um jedoch eine hohe Bruttogeschoßfläche zu generieren, wird durchgehend ein achtzehn Meter tiefer Baukörper vorgeschlagen. Dies wird hinsichtlich der Ausbildung von kleineren Wohnungen problematisch gesehen. Allerdings liegt die Arbeit mit einer Bruttogeschoßfläche von circa dreißigtausend Quadratmeter im oberen Bereich. 
Eine abschnittsweise Realisierung wäre theoretisch möglich, aber aus funktionaler Sicht nicht zu empfehlen, da diese Großform nur als Ganzes funktionsfähig wäre.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Schnitt Ost-Westz

Schnitt Ost-Westz

Blick in den Innenhof

Blick in den Innenhof

Blick Richtung Zentrum

Blick Richtung Zentrum

Blockstrukturen in Dillinger Tradition

Blockstrukturen in Dillinger Tradition

Maßstäblichkeit des Straßenraums

Maßstäblichkeit des Straßenraums

Neuinterpretation von Dillinger Tradition

Neuinterpretation von Dillinger Tradition

Verkehr und Vernetzung

Verkehr und Vernetzung

Freiflächen- und Grünkonzept

Freiflächen- und Grünkonzept

Wassermanagement

Wassermanagement

Nutzungskonzept UG

Nutzungskonzept UG

Nutzungskonzept EG

Nutzungskonzept EG

Nutzungskonzept 1.-3. OG

Nutzungskonzept 1.-3. OG

Nutzungskonzept 4. OG

Nutzungskonzept 4. OG

Nutzungskonzept 5. OG

Nutzungskonzept 5. OG

Verteilung oberirdischer BGF auf die Bauabschnitte

Verteilung oberirdischer BGF auf die Bauabschnitte