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Einladungswettbewerb | 04/2022

Neubau Mehrfamilienhaus Holtenauer 84 in Kiel

Visualisierung

Visualisierung

1. Rang / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 26.000 EUR

Steinwender Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Entlang der Holtenauer Straße erstreckt sich ein Band von Ziegelfassaden im Wechselspiel mit verputzen Gebäuden aus verschiedensten Epochen. Trotz der Zerstörung vieler Gebäude während des 2. Weltkriegs, prägen gründerzeitliche Wohn- und Geschäftshäuser den Straßenverlauf heute noch.

Die blassroten Ziegelfassaden werden in den Geschosswohnbauten der Lornsenstraße fortgeführt und es entsteht, trotz unterschiedlichster Baustile, ein angenehm selbstverständlicher Zusammenhang in der Fassadengestaltung.

In diese Abfolge von Putz- und Ziegelfassaden reiht sich der Neubau ein, indem er die benachbarte Fassadensprache und Farbgebung in eine zeitgemäße Form überführt und somit zu einem ergänzenden Stadtbaustein im Stadtteil Brunswiek wird. 

Auf Grundlage der mit der Stadt Kiel abgestimmten Kubatur wird der Eckbereich gegenüber der Nachbarbebauung in abgestaffelter Form überhöht.

Zusammen mit dem über dem Erdgeschoss leicht auskragendem Baukörper wird auf diese Weise der Einmündungsbereich in die Lornsenstraße hervorgehoben. 

Die bei den Nachbargebäuden vorhandenen Elemente Putz, Stuck und Loggiabalkone werden in eine zeitgemäße und gleichzeitig zeitlosen Formensprache überführt. Auf diese Weise entsteht ein Neubau, der sich in den vorhandenen Kontext harmonisch und zugleich selbstbewußt einfügt.

 

GEBÄUDEORGANISATION 
Das Gebäude wird sowohl von der Holtenauer Straße als auch von der Lornsenstraße erschlossen. Im Inneren führen die Zugänge zu zwei Treppenhäusern mit insgesamt 3 Aufzügen. Beide Treppenhäuser versorgen den Innenbereich mit Tageslicht und sorgen gleichsam für die zwei voneinander unabhängige Flucht- und Rettungswege - insbesondere für die Wohnungen entlang der Nachbarbebauung an der Holtenauer Straße.

Der Zugang in den Supermarkt erfolgt an der Gebäudeecke und wird von dem abgerundeten viergeschossigen Baukörper überragt. Die morgendliche Anlieferung der Waren wird, aufgrund der fehlenden Wendemöglichkeit in der Lornsenstraße, an der Holtenauer Straße vorschlagen (ist jedoch grundsätzlich auch von der Lornsenstraße möglich).

Hier befindet sich auch ein kleines Café mit Bäckerei, dass den Bewohnern auch als Paketlieferstelle dient und gleichzeitig die sozialen Kontakte innerhalb der Community ermöglicht.

Erdgeschoss und Staffelgeschoss des Neubaus nehmen die Flucht aus der Lornsenstraße auf. Der Übergang zu der Bebauung in der Lornsenstraße erfolgt über zwei abgetreppte Staffelgeschosse vom 3. bis zum 5. OG.

Auf diese Weise bleibt der Neubau in seiner Formen- und Fassadensprache als homogener Baukörper erhalten und die Höhensituation aus der Lornsenstraße wird gleichzeitig aufgegriffen.

 
MATERIALITÄT
Analog zu den benachbarten Putzfassaden, erhalten das Erdgeschoss sowie die beiden oberen Staffelgeschosse helle Fassaden aus vertikal strukturiertem Sichtbetonelementen. Die kleinteiligeren Wohngeschosse 1-4 werden gegenüber der Erdgeschossfassade versetzt und erhalten eine Ziegelfassade in der bereits in der Umgebung vorhandenen Farbgebung. Dieser viergeschossige Baukörper entspricht in der Höhe der Wohnbebauung in der Lornsenstraße und nimmt gleichzeitig die Proportionen der Gründerzeithäuser in der Holtenauer Straße auf. Auf diese Weise wird größere Baumasse des Neubaus behutsam gegliedert und es entsteht ein homogener und spannungsreicher Gesamteindruck.

Die Ornamentik der gründerzeitlichen Fassaden sowie das Thema der Loggien wird aufgegriffen und in eine zeitgemäße Form überführt. Dabei werden die Pfeiler an den Loggien schräg verlaufend angeordnet und die Staffelgeschosse erhalten zurückgesetzte Sturzelemente. Analog zu den Verzierungen der Stuckelemente der Altbauten, erhalten die hellen Sichtbetonfassaden eine vertikale Kannelierung.

Die bodentiefen Fensterelemente, die in grauer Farbgebung vorgeschlagen werden, sorgen, zusammen mit den schräg nach Innen verlaufenden Mauerwerkspfeilern, für eine vertikale Gliederung der Fassaden und fügen sich so in das Gesamtbild der Holtenauer Straße auf wohltuende Weise ein.

Auf der Hofseite erhält die mittige Ostfassade sowie die beiden Geschosse mit den Studentenwohnungen die hellen Betonfassaden, während die Ziegelfassaden für Geschosse 3-5 vorgeschlagen werden. Zusammen mit den begrünten Dachflächen entsteht auf diese Weise eine hell freundliche Atmosphäre mit hoher Verweilqualität.

Extensiv begrünte Dächer oberhalb des EG und auf den beiden oberen Geschossen stellen einen Ersatz für die versiegelte Flächen dar und schaffen gleichzeitig Retentionsflächen für das anfallende Regenwasser. Der Innenhof dient insbesondere den Studenten als Außenbereich und zur Begegnung außerhalb der Wohnungen.

Die Wohneinheiten der ersten beiden Geschosse an der südlichen Grundstücksgrenze (Übergang zu Holtenauer 82) erhalten als Ausgleich für die Nordorientierung nach Osten gerichtete Erker.

Es entstehen insgesamt 59 Wohnungen in der gewünschten Vielfalt und Größe.

Im 4.+ 5. OG (Staffelgeschoss) kann jeweils eine zusätzliche Wohnung angeboten werden. Alle Wohnungen in diesem Geschoss erhalten Terrassenflächen, die nach Westen, Süden oder Osten ausgerichtet sind.

Die beiden oberen Geschosse sind zwei großzügigen Penthouse- Wohnungen vorbehalten. Die Wohnung in Richtung Lornsenstraße erstreckt sich über zwei Ebenen und verfügt über eine fantastische Aussicht in Richtung Ansgarkirche und zudem über Terrassenflächen in alle Himmelsrichtungen. Die Anleiterbarkeit ist im Sinne LBO im 6. OG gewährleistet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit gliedert sehr prägnant die Gebäudemasse in ein Sockelgeschoss, 4 Regelgeschosse und 2 Staffelgeschosse mit einem zusätzlichen Sonderaufbau in der Ecksituation. Diese erste Traufkante über dem 5.OG nimmt die Gebäudehöhe (Firstkante) der Bebauung aus der Lornsenstraße auf und nimmt zugleich Bezug auf die Gliederung der Gründerzeitbebauung der Holtenauerstraße (Oberkante der Erker). Zudem kragt dieser „Mittelkörper“ im Bereich der Ecke aus und betont mit einer Ausrundung der Baumasse diese städtebauliche Besonderheit im Knick der Holtenauerstraße und der einmündenden Lornsenstraße. 

Die Fassade betont in der Überarbeitung mit stehenden Fensterformaten eine vertikale Gliederung zwischen den Loggien. Als Fassadenmaterial wird ein blassroter Klinker vorgeschlagen, der sowohl typologisch in der Nachbarschaft Lornsenstraße wie der Holtenauerstraße zu finden ist. Die vielfältige Fassadenstrukturierung der gründerzeitlichen Bebauung der Holtenauerstraße (Stuck, Erker, Attika etc.) wird neben der Kubatur-Definition von Sockel, Regelgeschoss und Dachgeschoss durch ein wechselhaftes Spiel von bodentiefen Fenstern, Loggien und Dachterrassen aufgenommen. 

Die interne Organisation des Gebäudes wird durch die Entscheidung von zwei baulichen Rettungswegen bestimmt. Geschickt werden die zwei Treppenhäuser mit einem internen Flur so miteinander verbunden, dass sowohl zur Straße, als auch zum Innenhof gut nutzbare, einseitig belichtete Wohnungen entstehen.

Die Erschließung des Einzelhandels im EG über die Seite Lornsenstraße im Bereich der Gebäudeauskragung wird positiv gewertet. Im Bereich der Gebäudeanschlüsse zu beiden Nachbargebäuden – sowohl an der Lornsenstraße zum Schrägdach, als auch an der Holtenauerstraße – sind überarbeitungsbedürftig.
Ebenso wird die Ausbildung des unwirtschaftlich erscheinenden 7.OG als nicht erforderlich beurteilt. 
Schwarzplan / Lageplan

Schwarzplan / Lageplan

Ansichten

Ansichten

Schnitte

Schnitte

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt