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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Entwicklung Süßenbrunner Straße West in Wien (AT)

1. Preis / Bearbeitungsfeld 1

WUP architektur

Architektur

g.o.y.a. Ziviltechniker Ges.m.b.H

Architektur

DnD Landschaftsplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

LAUBENGÄRTEN, GRÜNER HORIZONT, ENERGIEBÜNDEL

Städtebau
Entlang der Süßenbrunnerstraße orientiert sich der Entwurf am städtebaulichen Leitbild. Ebene
Gebäudefronten und ähnlich dimensionierte Fassadenlängen nehmen Bezug auf die benachbarte
Umgebung. Eine differenzierte Höhenentwicklung verweist auf die wellenförmigen Dächer der
Nachbarbebauung und erzeugt gleichzeitig eine kleinteilige Gliederung, die charakteristisch für
das neue Quartier wird.
Die beiden im städtebaulichen Leitbild vorgesehenen großvolumigen Baukörper der Westzeile
werden durch Vor- und Rücksprünge und eine starke Höhendifferenzierung in elf unterschiedliche
Baukörper strukturiert und damit eine Maßstäblichkeit erzeugt, die der Wohnnutzung gerecht
wird. Dadurch, dass zwei der elf Baukörper nur zwei- anstatt fünfgeschossig ausgeführt werden,
wird die im städtebaulichen Leitbild vorgegebene Durchlässigkeit nach Westen deutlich erhöht.
Das System der kleinteiligen Gliederung wird auch beim großen Baukörper am Park angewendet.
Aus dem Volumen wird hier zudem ein schlanker Turm herausgeformt und so ein markantes
Entree zum Park hin geschaffen.

Zweigeteilte Silhouette – „Laubengärten“
Charakteristisch für sämtliche Gebäude ist eine Teilung in begrünte Sockel und darüber
„schwebende“ Baukörper. Aus einer eingeschossigen durchgehenden Fassadenbegrünung
entlang der Süßenbrunnerstraße entwickeln sich zwei- bis dreigeschossige „Laubengärten“ in die
Tiefe des Bauplatzes. In die Gebäude eingeschnittene Freiflächen werden über Spalierwände
bepflanzt und können hier als private grüne Lauben genutzt werden. Damit wird die Freifläche
zwischen den Gebäudezeilen nicht nur in der Tiefe erweitert sondern auch bis ins dritte
Obergeschoss in die Höhe entwickelt. Aus der Grünfläche wird so ein echter dreidimensionaler
„Grün-Raum“.
Die geschickt positionierten Hoch- und Tiefpunkte, vor allem bei den Gebäuden der Westzeile,
ermöglichen dabei immer wieder Durchblicke von der Mittelzone bzw. von den Vorhöfen aus in
Richtung Gewässerschutzgebiet.

Grüner Horizont
Von Westen aus betrachtet ist die Perspektive aus großer Distanz prägend für das Areal. Durch
die zweigeteilte Silhouette verbinden sich hier die grünen „Laubengärten“ mit den Bäumen des
Gewässerschutzgebietes zu einem grünen Horizont, über dem die einzelnen Baukörper gleichsam
„schweben“. Das Grün des Naturschutzgebietes wird so bis zur Süßenbrunnerstraße hin
erweitert.

Energiebündel
Sämtliche Dächer - ausgenommen die der privaten Dachterrassen und die beiden
gemeinschaftliche Dachgärten - werden extensiv begrünt und vollflächig für die Installation der
PV-Anlage genutzt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, an den Fassaden PV-Paneele an dafür
vorgesehen Stellen zu montieren. Über die tatsächliche Montage der Fassaden-Paneele kann
der/die Nutzer:in selbst entscheiden – bei einer Wohnung Typ C würden sich damit bis zu 10 m2
Modulfläche ergeben, deren Energie direkt und unmittelbar über die eigene Steckdose genutzt
werden kann. Die Baukörper selbst sind damit wahre Energiebündel!

Wohnungen
Alle Wohnungen in den Gebäuden an der Süßenbrunnerstraße sind durchgesteckt und mit Gärten
bzw. Dachgärten wie Einfamilienhäuser organisiert.
Die Wohnungen in den Gebäuden im Westen sind zum größten Teil über Eck organisiert und
querlüftbar.
Zur Mittelzone werden keine Mietergärten ausgebildet, sondern nur private Terrassen innerhalb
der „Laubengärten“. Die Abgrenzung erfolgt über Schwellen (Brücken) über die Sickermulden.
Die meisten Wohnungen verfügen somit über private Gärten nach außen (nach Westen und
Osten) und gleichzeitig über Terrassen in den „Laubengärten“, die ein hohes kommunikatives
Potenzial aufweisen.

Klimaresilienz
Durch die differenzierte Ausbildung der einzelnen Baukörper wird eine kleinteilige städtebauliche
Struktur geschaffen. Höhenunterschiede und Zwischenräume zwischen den einzelnen
Baukörpern schaffen nicht nur spannende Blickbeziehungen, sondern ermöglichen auch eine Ost-West-Durchlüftung im gesamten Quartier. 
Dies stellt sowohl im großen als auch im kleinen Maßstab einen wesentlichen Beitrag gegen sommerliche Überhitzung und für mehr Klimaresilienz dar. 

Die „Laubengärten“ in den Sockelzonen führen das horizontale Grün der Mittelzone in die
vertikale Ebene der Fassaden und ermöglichen erdgebundene Fassadenbegrünungen. Diese
Rankgerüste setzen gestalterische Fassadenakzente und bewirken eine angenehme Kühlung und
Beschattung der dahinter liegenden Wohnungen.

Die Farbgebung der Fassadenflächen oberhalb der „Laubengärten“ wird durch dezente,
harmonisch aufeinander abgestimmte Weiß-Schattierungen bestimmt, wodurch eine Erhöhung
des Albedo-Effekts erzielt wird.

Sickermulden, eine Blaue Infrastruktur, Wasseraufnahme und Speicherung von Regenwasser
wirken sich günstig auf das örtliche Klima aus.

Auf den Dächern sind vorwiegend Dachbegrünungen vorgesehen. Diese als Biodiversitätsdächer
ausgestalteten, extensiven Gründächer schaffen Habitate für unterschiedlichste Tier- und
Pflanzenarten. Im Zusammenspiel mit den „Laubengärten“ in den Sockelzonen wird so das
„Grüne Band“ des Schutzgebiets des Wald- und Wiesengürtels durch das Bearbeitungsgebiet bis
zur Süßenbrunnerstraße geführt.

Mehr als das erforderliche Ausmaß an PV-Modulen wird auf den Dachflächen der einzelnen
Gebäude angebracht.
Zusätzlich sollen die Bewohner:innen die Möglichkeit erhalten, auf Wunsch ihre eigenen PV-Module an der Fassade montieren zu lassen. 
Dafür werden jeweils neben den Fenstern Platzhalter vorgesehen, auf die die Paneele montiert werden können. Über eine eigene Steckdose in den
Wohnungen wird so den Bewohner:innen ermöglicht, selbst produzierten PV-Strom direkt im
täglichen Leben zu nutzen. Ein ca. 2 m2 großes Paneel liefert je nach Ausrichtung einen jährlichen
Ertrag von ca. 300 - 375 kWh, mit dem etwa die Waschmaschine ein ganzes Jahr betrieben
werden kann. Bei einer Dreizimmer-Wohnung wären bis zu 10 m2 PV-Paneele mit entsprechender
Stromgewinnung möglich.

Diese Kombination aus Fenster und PV-Paneel vereint so geschickt planerische Elemente und
ökologischen Nutzen und erzeugt gleichzeitig eine vielfältige Fassadengestaltung.
Die Energieversorgung erfolgt zu 100 Prozent aus Alternativ-Energie. Diese sollte
baufeldübergreifend koordiniert werden.

Freiraumgestaltung
Die Freiräume des Wohnbaues gliedern sich in je zwei Vorplätze und Gartenhöfe, einen
Zentralstreifen, Puffergrün zwischen privatem und öffentlichem Raum sowie Mieterterrassen. Eine
in ihrer Oberfläche geteilte Mittelachse durchzieht das Bearbeitungsgebiet (versickerungsoffenes
Pflaster in zwei unterschiedlichen Größen). Kleine Platzerweiterungen in Richtung der Vorplätzte
und der Gartenhöfe binden die Räume aneinander. Der Übergang zwischen privaten und
wohnungsbezogenen Grünflächen erfolgt durch leichte Mulden die gleichzeitig der natürlichen
Versickerung dienen. Ministege führen zu den privaten Terrassen. Die Mulden fungieren mit
passender intensiver Bepflanzung auch gleichzeitig als Pufferflächen.

Die Namen der Vorplätze „Schattenhain“ und „Sonnenlaube“ sind Programm: Der „Schattenhain“
besteht aus einer dichten Rasterpflanzung aus hochstämmigen Kleinbäumen. Weidenblättrige
Birne (Pyrus salicifolia) und Blumen-Esche (Fraxinus ornus) sind Zukunftsklimabäume, die durch
ihr dichtes Blätterdach vorzügliche Schattenspender in der Sommerhitze sind. Die Pergolen der
„Sonnenlaube“ sind mit duftigen Kletterpflanzen wie Akebie (Akebia quinata) und Honigbeere
(Actinidia sp. männliche Sorten) begrünt. Der Platz ist punktuell durch mehrstämmige
Gefülltblütige Vogelkirschen (Prunus avium ‘Plena‘) gegliedert, die durch ihre weißen Blüten einen
attraktiven Frühlingsaspekt bildet.

Die Gartenhöfe zwischen den Baukörpern beherbergen die Spielplätze. Der „Waldspielplatz“ ist
mit hochstämmigen Groß-, Mittel- und Kleinbäumen strukturiert. Baumarten wie Hainbuche
(Carpinus betulus), Mehlbeere (Sorbus aria), Ulme (Ulmus x hollandica ‘Lobel‘ und ‘New Horizon‘)
schaffen einerseits Waldatmosphäre und anderseits ein angenehmes Raumklima. Holzstege und
Plattformen durchziehen in unterschiedlichen Ebenen den Wald. Der Spielplatz „in den Wiesen“
ist umgeben von pflegeleichten gräserdominierten Magerwiesen. Arten wie Mittleres Zittergras
(Briza media), Schaf-Schwingel (Festuca ovina) und Aufrechter Trespe (Bromus erectus) sind
bestandbildend. Ein Steg mit Kletter- und Rutschangeboten bildet hier den Schwerpunkt.
Der „Zentralstreifen“ ist intensiv und gärtnerisch mit Blumenbeeten aus Ziergräsern und
Blütenstauden sowie mehrstämmigen Gehölzen begrünt. Standortegerechte hitzeverträgliche
Arten wie Judasbaum (Cercis siliquastrum), Atlas-Schwingel (Festuca mairei), Steppen-Salbei
(Salvia nemorosa), Kalk-Aster (Aster amellus), Goldgarbe (Achillea ‘Credo‘), gemeinsam mit
Blumenzwiebeln wie Wild-Tulpe (Tulipa sylvestris), Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum),
Gelb-Lauch (Allium flavum) und Kugelköpfiger Lauch (Allium spaerocephalon) bilden eine
jahreszeitliche Aspektfolge in Lila und Gelb.
Das „Puffergrün“ zu den Mietergärten setzt sich aus hitzeliebenden Hibiskussträuchern (Hibiscus
syriacus) gemeinsam mit überhängenden Sträuchern wie Buschklee (Lespedeza thunbergii)
zusammen.
Die extensiven Gründächer sind als Biodiversitätsdächer ausgestaltet, die ökologisch besonders
wertvoll sind. Neben einer artenreichen Wildblumen-Gräser-Sedummischung mit Arten wie
Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Gold-Aster (Aster linosyris) und Lein (Linum
austriacum) sind die Dächer zusätzlich mit Habitatstrukturen wie Totholz, kleinen Steinhaufen,
Sandflächen und temporären Wasserstellen angereichert. Damit werden zahlreiche Wildtiere,
insbesondere Insekten gefördert. Darunter sind Schmetterlinge wie Hauchechel-Bläuling,
Augenfalter wie Kleines Wiesenvögelchen, Edelfalter und weitere, aber auch Hautflügler
insbesondere Sand- und Furchenbienen sowie Sand- und Grabwespen können sich ansiedeln.
Die robuste und standortangepasste Begrünung ist pflegereduziert. Die Beetpflanzungen
beispielsweise werden durch einen pauschalen Rückschnitt im ausgehenden Winter gepflegt.





Spiellandschaft im Waldspielplatz

Spiellandschaft im Waldspielplatz

Süßenbrunner Straße West

Süßenbrunner Straße West

Angenehmer Aufenthalt im Schattenhain mit Wasserspiel

Angenehmer Aufenthalt im Schattenhain mit Wasserspiel