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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Neubau Turn- und Festhalle Eisenharz in Argenbühl

Perspektive

Perspektive

2. Preis

ama_architekturbüro michael auerbacher

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der kompakte Baukörper fällt auf durch seine minimierte Kubatur, seine gute Positionierung in anspruchsvoller Topographie, aber auch durch seine ansprechende Fassadengestaltung mit allseitig angemessenen Reaktionen auf das Umfeld. Dies gilt sowohl nach Süden zum zukünftigen Wohngebiet als z.B. auch nach Osten. An der Nahtstelle von Landschaftsraum und zukünftiger Wohnbebauung werden die Ankommenden von einem Solitär empfangen, eckübergreifende Öffnungen betonen das körperhafte des Gebäudes. Auch das geneigte Dach ist eine angemessene Reaktion auf den dörflichen Kontext, die Asymmetrie führt allerdings zu einer relativ geringen Integrationsmöglichkeit von Photovoltaik.

Ein angenehm dimensionierter Vorplatz wird begrenzt von einer langen Sitzbank am Fuß der ansteigenden Topographie. Das von dort zu betretende zweigeschossige Foyer ist in seiner Dimension und Lage angemessen, die Belichtung über Dach schafft zusätzliche Qualität.

Das Innere der Turn- und Festhalle ist stark introvertiert. Sowohl zum Landschaftsraum nach Norden wie nach Süden werden die Sportflächen gefasst von Funktionsräumen, im Osten und Westen ist der Baukörper in den Hang geschoben. Damit sind Bezüge zum Freiraum vierseitig ausgeschlossen - dies ist vor allem für die Nutzung als Festhalle bedauernswert. Darüber hinaus wird die Quantität der Belichtung der Sport- wie Festflächen über Eckverglasungen im ersten Obergeschoss in Frage gestellt. Die Fenster sind zudem überwiegend nach Süden orientiert, was für eine Turnhalle wenig sinnvoll ist.

Die Nähe zwischen Küche und Toiletten wird kritisiert, da in diesem relativ engen Gang vergleichsweise viele Funktionen und Personen zusammenkommen. Für die Sporttreibenden sind die Wege zu den Umkleidekabinen ebenfalls vergleichsweise schmal und lang. Noch länger ist der Weg von den Umkleidekabinen zu dem Multifunktionsraum im 1. Obergeschoss. Da dieser überwiegend für Gymnastik genutzt wird, müssen die Nutzerinnen durch das Foyer gehen.

Insgesamt stellt der Entwurf eine sehr gute Lösung dar, die insbesondere durch ihre städtebauliche und topographische Einbindung sowie ihre Fassaden überzeugt. Geringere Schwächen zeigen sich vor allem in der inneren Organisation, die Introvertiertheit an diesem landschaftlich hervorgehobenen Ort ist allerdings im Entwurf verankert und könnte auch bei einer Realisierung nicht grundsätzlich verändert werden. Mit der Kompaktheit und dem angemessen reduzierten Volumen ist darüber hinaus eine wirtschaftlich angemessene wie ökologische Umsetzung möglich.

Die Hallenkonstruktion ist über die gesamte Grundfläche in einem regelmässigen Raster der Primärträger von 6.60 m aufgebaut. Dies erfordert ein leistungsfähiges Sekundär-/ Flächentragwerk. Der gewählte geschichtete Aufbau des Flächentragwerkes ist wenig kompakt. Hier lässt die Wahl von leistungsfähigen Holzwerkstoffen ggf. in Schubverbund durch Ausbildung von Rippenplatten eine größere Kompaktheit erwarten. Von der Jury werden die dargestellten Schichten im Dachaufbau intensiv diskutiert.

Die i.d.R. konsequente Stützung der Dachkonstruktion ist im Bereich des Foyers nicht fortgesetzt. Hier ist wird ein Lösungsansatz vermisst. Die Integration und Lage der Trennvorhänge wurden bislang nicht berücksichtigt.

Der vergleichsweise geringe Fensteranteil stellt einen hohen thermischen Komfort im Sommer sicher, allerdings ist zu prüfen, ob eine ausreichende Belichtung gegeben ist. An der Fassade liegende Sanitärräume sind scheinbar unbelichtet. Der Sonnenschutz ist gelöst mit außenliegenden Holz-Schiebeelementen und textilen Stoffen.

Das Gebäude hat ein geringes A/V Verhältnis und ist mit Ausnahme der Verbunddecken überwiegend als Holzkonstruktion ausgeführt. Aus Nachhaltigkeitsaspekten ist Geothermie einer Luftwärmepumpe vorzuziehen.