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Einladungswettbewerb | 07/2022

Künstlerische Gestaltung Interkultureller Gedenkort auf dem Südfriedhof Leipzig

Begleiterin

3. Preis

Preisgeld: 200 EUR

Künstlergruppe nachbars garten

Kunst

atelier le balto

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Interkulturelle Gedenkort auf dem Südfriedhof wird als Ort der Vielfalt entwickelt. In der Verbindung von gärtnerischen und skulpturalen Elementen entsteht ein facettenreicher, vielsinnlich erfahrbarer Ort, der sowohl dem Wunsch nach Ruhe wie auch dem Bedürfnis nach Begegnung und Zusammensein einen Raum gibt. Kulturelle Vielfalt in einer Stadtgesellschaft bedeutet, dass diverse Lebensentwürfe und Biografien aufeinandertreffen und zusammenkommen. Nur aus der Begegnung kann ein Miteinander und interkulturelle Kompetenz erwachsen.
Die vorgeschlagene Gestaltung für den Interkulturellen Gedenkort möchte Zugänge eröffnen, Begegnungen ermöglichen: ein „sich versammeln können“ in doppelter Hinsicht - zum einen miteinander, zum anderen aber auch als Konzentration auf sich selbst, auf innere Stimmen, auf Erinnerungen. In der Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, mit Tod, Schmerz, Einsamkeit oder auch Fremdheitserfahrungen ist es wohltuend an einen Ort kommen zu können, der zunächst einmal einfach „gut tut“: durch die Wahrnehmung von Harmonie und Schönheit, durch ein Öffnen der Sinne - für den Geruch der Kräuter, den Gesang der Vögel, das Gespür für den schattigen Hain, den besonnten Fleck. Dann ist die Natur eine tröstende Begleiterin. Das „Terrain der Begleiterin“ ist als Triangel mit einer vielfältigen Raumbildung im Inneren ausgeformt, die Zugänge sind über drei Seiten des Dreiecks barrierefrei gestaltet, die Bestandsbäume und Hecken an der südlichen und nördlichen Seite bleiben erhalten. Von West nach Ost erstreckt sich ein fließendes Wegenetz wie Adern im Körper.
Die Wege aus wassergebundener Decke variieren in ihrer Breite, bilden dadurch einen lebendigen Charakter aus und erweitern sich im Bereich der schattengebenden Baumhaseln und Skulpturen zu einem Ort des Miteinanders. Quer und parallel zueinander liegt das andere Netz, die schmalen geschotterten „Gärtnerwege“. Diese ermöglichen andere Bewegungsformen im Garten, andere, intimere Blicke auf die Pflanzen. Das Wegenetz begünstigt das Gehen vom Schatten zum Lichtbereich oder umgekehrt und damit einen Spaziergang durch verschiedene Pflanzenwelten. Zahlreiche verschiedene Stauden, Kräuter und Gräser gedeihen. Sie sind sorgfältig ausgewählt, im Bezug zu den verschiedenen Standorten und geschaffener Mikrotopografie und nach dem Prinzip der Berücksichtigung der Geselligkeiten. Im Lichtbereich wächst die artenreiche Wiese weiter, sie wird zwei Mal pro Jahr gemäht. Eingebunden und verwoben mit diesem Garten sind die Skulpturen. Sie erscheinen wie Zwischenwesen aus einer anderen Welt und beleben doch den realen Ort, sind Gegenüber, gründen im Hier und Jetzt. Mit ihrer unmittelbaren körperlichen Präsenz und ihrer nicht einzuordnenden Tier- und Wesenhaftigkeit laden sie dazu ein, sie nicht nur mit den Augen, sondern auch haptisch zu erkunden, ihre Nähe zu suchen, sich anzulehnen, tragen und trösten zu lassen.
Skulpturen / Anordnung, Material, Maße
Die Skulpturen des Ensembles werden aus einem feinen selbstverdichtenden sehr hellen Beton als bewehrte Vollgüsse ausgeführt. Die Oberflächen sind geschlossen und glatt. Die größte Gruppe mit ca. 6 Skulpturen ist im westlichen Bereich auf einem kleinen Platz an der Wegerweiterung nahe den schattengebenden älteren Bestandsbäumen verortet. Die Skulpturen dieser Gruppe bieten sich aufgrund ihrer Höhe auch als Sitzgelegenheiten an, ihre Positionierung in einem lockeren Oval schafft Gegenüber und lädt zum Zusammensein ein. (Maße: zwischen 60-70 cm hoch und 130-210 cm lang). Ebenfalls im westlichen Bereich bewegen sich an zwei verschiedenen Stellen „Vielbeiner“ über das Grün, durch die Pflanzung, zugänglich durch einen schmalen Pfad. Diese beiden Figuren sind ca. 140 cm hoch und bis 230 cm lang. Als Solitär steht auf der Wiese neben einem Baum am östlichen Rand des Grundstücks eine aufrechte Figur mit ca. 240 cm Höhe, deren Blickachse sich auf das Gelände richtet. Alle Skulpturen sind in Fundamenten verankert.
Pflanzenwelt
Die 21 neuen Bäume mit niedrigeren Kronen und die Sträucher bilden eine freundliche und ruhige Atmosphäre, die je nach Saison immer anderes zu bieten hat: frischgrünes Laub, Blüten, Früchte, angenehmer Schatten. Der bestehende und ältere Apfelbaum gibt den Ton an, dazu kommen andere Obstbäume: Mispelbaum, Birne, Schlehe, Felsenbirnen, vielleicht auch eine Feige. Für die untere Bepflanzung sind Pflanzen angedacht, die gleichzeitig ein Gefühl von „Zu Hause“, wie auch „Natürlichkeit“ vermitteln. Zum Beispiel: Minzen, Thymian, Kriechender und Kerzen-Knöterich, Waldwindröschen (Anemone sylvestris), Schnee-Marbel (Luzula nivea), Farne und Disteln, Waldschmiele (Deschampsia), Walderdbeeren… ungewöhnliche Assoziationen, die die Sinne ansprechen, von Leichtigkeit und Leise-Sein erzählen.
Wege und Bänke
Als zusätzliche Sitzgelegenheiten sind sehr pur gestaltete Bänke in Form langer kubischer Balken aus Eiche oder Douglasie vorgesehen. Diese sind mit einem biobasieren Imprägniermittel behandelt und altern sehr langsam. Die Wege aus wassergebundener Decke (100 - 200 cm breit) sind mit einem nicht zu feinen sandfarbenen Material geplant, die ca. 40 cm breiten „Gärtnerwege“ sind mit Schotter belegt.
Pflege und Folgekosten
Die gärtnerischen Pflegearbeiten werden für die erste drei Jahre intensiv und dann dem üblichen Umfang entsprechen. Dazu kommt die Pflege der Wege. Die Skulpturen werden vor der Aufstellung hydrophobiert, dies verhindert das Eindringen von Flüssigkeit bei gleichzeitiger Offenheit für Dampfdiffusion. Dieser Schutz sollte alle 5-7 Jahre erneuert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schafft eine berührende Szenerie, in der die wesenhaften Skulpturen einem archaischen Grundbedürfnis nach Trost und Begleitung nachkommen, was wohl alle Menschen auf der Welt unabhängig von Herkunft und Kultur vereint. Damit schafft sie eine übergreifende Universalität, jedoch keinen erkennbaren Bezug zur Interkulturalität. Das Sitzen auf den seelenhaften Skulpturen wird teils als störend empfunden als auch als positiv, da es einen Ort der Begegnung schafft. Es wird begrüßt, dass der Entwurf Menschen verschiedener Generationen gleichermaßen anspricht. Die Detailschärfe des Lageplans ist unklar. Daher ist nicht klar zu erkennen ist, wo die Holzbänke stehen und Pflanzbereiche sind. Auch der Standort der 21 Neupflanzungen ist nicht klar zu erkennen, sodass unklar ist ob die Anzahl der Neupflanzungen zu hoch ist. Der Ort kann als Mikrogarten gut funktionieren. Die Einbettung wird jedoch außerhalb der Abteilung XXI. nicht dargestellt, sodass kein Bezug hergestellt wird. Die Gärtnerwege zerschneiden die Bestandsgrabflächen der Familiengräber im nördlichen Bereich der Abteilung XXI. Die Hirtenfigur an der östlichen Spitze der Fläche leitet von der Stadt weg in Richtung der Verwaltungsgebäude, die umgekehrte Richtung wird als logischer bewertet.
Der Plan

Der Plan

Vogelperspektiv

Vogelperspektiv

Die Lichtung

Die Lichtung

Das Wegenetz

Das Wegenetz