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Einstufiger Studienauftrag | 02/2022

Studienauftrag Neubau Primarschule Walkeweg in Basel (CH)

Perspektive

Perspektive

Teilnahme

rdmr architects v.o.f.

Architektur

IPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH

Energieplanung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der kompakte Baukörper von «Nachhaltigkeit macht Schule» steht vom Quartierplatz zurückversetzt. Damit erhält die Schule einen vorgelagerten Pausenplatz, welcher mit dem Quartierplatz verbunden ist. Mit dem zentral zum Platz hin orientierten Haupteingang erhält das Schulhaus eine klare Adressierung. Das mit dieser Geste geschaffene Potential wird mit der vorgeschlagenen Ausgestaltung des Pausenplatzes jedoch nicht ausgeschöpft.

Der Übergang zum nach Norden abfallenden Terrain wird mit einer Böschung am Rand des Pausenplatzes gelöst. Das ermöglicht eine ebene, attraktive Aussenfläche vor den an der Ostseite angeordneten Kindergärten. Diese für die Kindergärten sehr vorteilhafte Lösung generiert aber einen Graben zur Quartierstrasse und damit eine starke räumliche Trennung zu den angrenzenden Wohnhäusern.

Schwierig nachvollziehbar ist, dass trotz dieser grossen Geste kein direkter schwellenloser Zugang vom Aussenraum zu den Kindergärten möglich ist. Die vorgeschlagene Erschliessung über einen zentralen Eingang und eine Kette von Garderobenräumen ist sehr umständlich und die Garderoben können ihre Funktion als Schmutzschleuse zwischen Aussenraum und Hauptraum nicht erfüllen.

Vom Hauptzugang des Schulhauses tritt man in das Herzstück der Schule, das Forum. Über eine offene Halle wird ein von oben belichteter, anregender, zentraler Begegnungsund Lernort geschaffen. Im Erdgeschoss ist er zugleich Foyer und Aula. Die Räume der Tagesstruktur sind hier angeordnet. Auch von den Galerien der Kindergärten gibt es einen direkten Zugang und damit eine Möglichkeit, die grosszügige Halle einfach zu nutzen. Um eine maximal flexible Nutzung der Halle zu ermöglichen, schlägt das Verfasserteam vor, alle Wände zu den Räumen der Tagesstruktur, der Bibliothek und der Aula als mobile Trennwände auszubilden. In der praktischen Umsetzung wird dieser auf den ersten Blick bestechende Vorschlag als sehr kompliziert erachtet. Insbesondere ist bei einer Nutzung der Aula parallel zum Schulbetrieb eine Verschiebung des zentralen Haupteingangs notwendig. Das wird als sehr unglücklich erachtet, da diese Nutzungsvariante oft vorkommen wird. Das offene Atrium über mehrere Geschosse bringt neben seinen Qualitäten auch Nachteile mit sich, da akustische Massnahmen und der Brandschutz sehr aufwendig und schwierig lösbar sein werden.

Die Anordnung der Funktionen im Schulhaus sind insgesamt sinnvoll und klar. Die Unterrichtsräume liegen zu Clustern zusammengefasst an der Südseite zum Quartierplatz, die Spezialräume an der Nordseite des Schulhauses. Die Struktur erlaubt eine grosse Flexibilität. Die vorgelagerten Fluchtbalkone an den Längsseiten verschlechtern jedoch die natürliche Belichtung der Klassenzimmer. Die vier Gruppenräume eines Clusters werden zu einer gemeinsamen Zone zusammengefasst, welcher ein Aussenarbeitsbereich auf der Terrasse zur Verfügung steht. Die auf den ersten Blick attraktive Lernlandschaft kann aber mit nur einem abtrennbaren Raum für vier Klassen nicht funktionieren.

Auf dem Dach wird unter einer solaraktiven Pergola eine sehr anregende Dachlandschaft geschaffen. Hier findet man zusätzliche offene und gedeckte Pausenflächen, Freiluftschulräume, Pflanzgärten und vom Quartier nutzbare Gemeinschaftsräume.

Im äusseren Ausdruck hat das Schulhaus eine verspielte Leichtigkeit durch die filigranen Laubengänge in Holz mit Photovoltaik-Panels als Brüstungselemente und den Ausstellmarkisen als Sonnenschutz. In der Vertikalen formt die Pergola mit dem semitransparenten Photovoltaik-Dach einen schwebenden Abschluss zum Himmel. Der Liftturm, welcher gleichzeitig als Lüftungskamin dient, setzt einen starken Akzent auf der Eingangsseite und macht die öffentliche Erreichbarkeit des Dachs sichtbar.

Es wird vorgeschlagen, dass der sauber konstruierte und filigrane Holzbau für den dritten Klassenzug aufgestockt würde. Dadurch entsteht, auch aufgrund des verhältnismässig grossen Fussabdrucks ein mächtiges Volumen, welches die Massstäblichkeit des Quartiers zu sprengen droht.

Innovationskraft und Konzepte zur Nachhaltigkeit
Das Projekt «Nachhaltigkeit macht Schule» bietet ein breites Programm an Lösungen zu nachhaltigen Themen. Der Ansatz der integralen Lösung innerhalb des Baukörpers ist dem Gebäude gut ablesbar und beruht auf dem Zusammenführen von Speichermassen, physikalischen Effekten (z.B. Kaminwirkung), Energiegewinnung und Wassernutzung. Das grosszügige Atrium bildet eine wesentliche Zentrale für die Klimatisierung des Schulgebäudes. Durch das Atrium sollen diese Effekte auch pädagogisch erlebbar werden.

Die zweite Zentrale für die Klimatisierung des Gebäudes bildet der über das Quartier hinaus sichtbare Windfänger. Hier soll Frischluft ins Gebäude geführt werden, die über die Regendusche ins Untergeschoss des Gebäudes geleitet wird und auf dem Weg dorthin je nach Sommer- oder Winterfall erwärmt oder abgekühlt wird. Vom Untergeschoss aus wird die Frischluft im Gebäude verteilt. Es bestehen jedoch Bedenken, dass das System so funktioniert wie gezeigt. Die thermischen Prozesse sind im Sommer und im Winter nicht gleich. Es erscheint auch nicht angemessen, dass ausgerechnet in dieser Regendusche auch der einzige Lift für die Erschliessung des Gebäudes geführt wird.

Das Projekt hat einen vergleichsweise grossen Fussabdruck, sowohl über- als auch unterirdisch. Das führt dazu, dass alle Ansätze zur Ressourcenschonung und Reduktion des CO2-Fussabdruckes mit der Grösse des Gebäudes wettgemacht werden. Das Projekt riskiert, im Betrieb nicht sparsam zu sein.

Soziale Nachhaltigkeit und Mehrwert fürs Quartier
Die Jury schätzt grundsätzlich die Geste des Forums im Herzen des Gebäudes. Da sich das Haus klar zum Quartierplatz orientiert, wäre gut vorstellbar, dass Nutzungen durch das Quartier diese zentrale Zone zum Ausgangsort nehmen. Allerdings sind die Zugänglichkeit des Forums und die Orientierung im Inneren des Gebäudes zu wenig intuitiv ausformuliert. Externe Nutzende müssten diverse Schwellenräume überwinden, um in das Forum zu gelangen.

Um zu gewährleisten, dass das Quartier den sorgfältig geplanten Dachgarten intensiv (mit)nutzen würde, müsste er niedrigschwelliger erschlossen werden. Im Erdgeschoss sind die für das Quartier nutzbaren Flächen stimmig auf den Quartierplatz ausgerichtet, einzig die Platzierung des Ballcourts vor dem Elterncafé müsste hinterfragt werden. Der Graben im Osten des Gebäudes wirkt aus Quartiersicht als Zugangshindernis. Generell weisen die Aussenräume vergleichsweise wenige der für das Quartier wichtigen Hartflächen auf.

Nutzersicht
Die Räume des Kindergartens sind ideal auf die Ostseite ausgerichtet und bieten mit der Galerie eine attraktive Raumsituation. Leider ergibt sich bei der Erschliessung der Kindergärten ein langer Gang, wo sich auch die Garderoben befinden. Der hinterste Kindergarten durchquert immer die Garderobenflächen der anderen – für den Betrieb hätte dies starke Veränderungen in der Organisation des heutigen Kindergartenalltags zur Folge. Auch der lange Weg zu den Sanitärräumen am Ende des Ganges ist für die Hälfte der Kinder schwer umsetzbar.

Der Schulbereich mit den Clustern für jeweils vier Klassen pro Geschoss bietet genügend Flächen für Gruppenräume. Die vorgeschlagenen Möglichkeiten für die Abtrennung in Halbklassen-Unterricht überzeugt mit den aufgezeigten Möglichkeiten aus pädagogischer Sicht nicht wirklich. Spezialräume und die benötigten Infrastrukturräume ergänzen jeweils den hinteren Teil des Schulgebäudes. Die Tagesstruktur ist mit der Lage und mit der Möglichkeit der Anbindung an die Aula, bzw. das Forum attraktiv gelöst.
Das Verfasserteam zeigt, wie das offene, attraktive Forum als Aula mit verschiebbaren Glaswänden in drei unterschiedlichen Grössen-Varianten genutzt werden kann. Aus Sicht der Pädagogik scheinen diese Lösungen für den normalen Schulalltag sehr aufwendig. Ausserdem verliert die Idee des offenen Forums durch die Möglichkeiten zur Unterteilung deutlich.

Der Aussenraum für den Kindergarten ist mit der klaren OstOrientierung sehr attraktiv. Für den Schulbetrieb ist die Fläche zum Quartierplatz mit einem abgetrennten kleineren Sportbereich vorgesehen. Die intensive Nutzung des Dachgartens, auch für das Quartier, scheint auf dem Plan und mit der Visualisierung attraktiv, wird aber von der Schule eher in Frage gestellt. Für die Erweiterung ist eine Aufstockung mit Verschiebungen der benötigten Nutzungen vorgesehen.

Qualität Freiräume
Der Freiraum schafft eine möglichst natürliche Landschaft, in die das Schulgebäude eingebettet ist. Entsprechend liegt das Schulgebäude nicht am Platz, sondern im Grünen. Das durchgrünte Freiraumkonzept wird als erstrebenswert erachtet, jedoch bringt es die städtebauliche Setzung nicht zur Entfaltung. Kritisch werden die Pufferzone zum Quartierplatz und die Restgrünflächen im Westen erachtet. Ebenfalls wird die Nähe zum Friedhof und die damit verbundene Präsenz aus denkmalpflegerischer Sicht kritisiert.
Als Freiraum für die Schule kann der Gestaltungsvorschlag nicht vollumfänglich überzeugen. Der Aussenraum des Kindergartens wirkt stimmig und stellt einen attraktiven Freiraum dar. Die angebotenen Pausenfreiräume werden aber als zu klein erachtet. Die Themen der Nachhaltigkeit sind im Projekt mitberücksichtigt. Insbesondere der Umgang mit Wasser scheint stringent. Dem Projekt liegt eine starke Idee zugrunde, die aber ihre Qualität leider nicht entfalten kann.

Résumé
Das Projekt «Nachhaltigkeit macht Schule» enthält viele innovative Ansätze in einer breiten Palette von Themenbereichen der Nachhaltigkeit. Diese erweisen sich in ihrer konkreten Umsetzung leider als zu kompliziert und aufwändig, was sich in der Summe negativ auf die Suffizienz des Projektes auswirkt.

Lageplan

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Übersichtsplan

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Isometrie

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