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Einladungswettbewerb | 07/2022

Hochhaus an der Hafenspitze im Zollhafen Mainz

Blick über das Hafenbecken

Blick über das Hafenbecken

ein 2. Preis / Zur Realisierung empfohlen

Preisgeld: 9.200 EUR

sacker

Architektur

Mosbacher + Roll Beratungs- und Planungsgesellschaft für Fassadentechnik mbH

Fassadenplanung

Stahl+Weiß, Bauphysik und Energiekonzeption

Bauphysik

Erläuterungstext

Konzept
Die formale Fassadengestaltung bezieht sich auf die, das unmittelbare Umfeld prägenden, Gebäude Zizag und Doxx. Durch die messingfarbene Metallfassade wird das Gebäude als Endpunkt des Zollhafens und vertikales Vis-àVis zum Doxx inszeniert. Durch den farblichen Kontrast zum ZigZag entsteht eine spannungsvolle Komposition aus Horizontaler und Vertikaler. Die dreidimensionale Ausformulierung der Fassade schafft gleichermaßen Assoziationen zum angrenzenden ZigZag wie auch zur Geschichte des Ortes als Zollhafen mit seinen noch vorhandenen Krananlagen.

Ein Gesims bildet die vertikale Schichtung des Gebäudes und die Geschossigkeit ab. Die obersten beiden Geschosse werden gestalterisch zusammengefasst, so dass ein Gebäudeabschluss entsteht. Durch die Anordnung des Sonnenschutzes in der vorderen Fassadenebene ändert sich die Außenwirkung des gebäudes je nach Sonenstand von „kubisch“ zu „leicht und filigran“.

Das Weglassen des Sonnenschutzes im Erdgeschoss schafft hier ganz selbstverständlich einen öffentlicher Charakter. Das Gebäude erhält eine niedere Basis aus Beton, die den Hohenversatz in den Freianlagen aufgreift und als Sitzfläche mit Blick zum Hafenbecken das Gebäude in den Dialog mit seiner Umgebung treten lässt. Zudem erleichtert die Basis den Hochwasserschutz.

Konstruktion
Das Entwurfskonzept sieht vor, dass die vertikale Fassade mit werksmäßig komplett vorgefertigten Vorhangfassadenelementen ausgeführt wird. Die vorgefertigten Fassadenelemente werden ohne Gerüst geschossweise montiert.   

Die werksmäßig vorgefertigten Einzelelemente, werden als vollständiges Bauteil auf die Baustelle geliefert. Diese Einzelfassadenelemente werden an, auf der Rohdecke montierten Stahl-Konsolen, eingehängt und mit den notwendigen Stoß- und Sattel-Abdichtungssystemen ausgerüstet. Die feuerverzinkten Stahlkonsolen werden geschossweise auf den Rohdecken mit Ankerschienen oder mit einer Dübel-Konstruktionen befestigt. Die Stahl-Konsolen können individuell dreidimensional eingestellt werden, so dass sämtliche Rohbau-Toleranzen ausgeglichen werden können.

Die Montage der Vorhangfassadenelemente erfolgt ohne Gerüste, so dass auf diese Weise die Wetterdichtigkeit der einzelnen Geschosse von unten nach oben in geringstmöglicher Montagezeit erreicht wird. Der Innenausbau kann somit unmittelbar nach erfolgter Montage der Vorhang-Fassadenelemente begonnen werden.   

Das über die vertikalen Glasflächen ablaufende Regenwasser wird am Fußpunkt jeweils von schräg gestellten PV- bzw. Fensterbank-Flächen in einen offenen Spalt nach unten geführt. Mit Hilfe einer Kantblech-Auffangrinne wird das Regenwasser über den Sonnenschutz-Kasten kontrolliert nach unten ausgeleitet. Somit ist gewährleistet, dass die PV-Elemente, die horizontalen Fensterbankflächen und die Frontseite des Blechkastens nicht durch das ablaufende Regenwasser belastet werden. Damit können die Verschmutzungen auf den Flächen dieser Anbauteile effektiv reduziert werden.

Brandschutz
Weiterhin wird durch die vorgesetzten Metallkastenmodule in den Deckenbereichen mit den darin integrierten Photovoltaik-Glasplatten ein zusätzlicher Abschirmungseffekt bezüglich der vertikalen Brandausbreitung zwischen den Geschossen erreicht, der die Holzhybrid-Konstruktion schützt.

Schallschutz
In den Wettbewerbsunterlagen ist das Gebiet in den Lärmpegelbereich 4 eingeordnet. Büroräume und ähnliche Nutzungen müssen mit Außenbauteilen mit einem Gesamtschalldämm-Maß von mind. 35 dB ausgeführt werden. Dies ist mit normalen Verglasungen bzw. üblichen Fassadenkonstruktionen problemlos möglich.

Materialkonzept
Die vorgefertigte Elementfassade wird aus Aluminiumprofilen gefertigt. Die dreidimensionalen Fassadenmodule mit den aufgelegten Photovoltaikelementen werden messingfarben eloxiert. Die Fensterebene bildet mit der Verglasung eine farbliche Einheit und den neutralen Hintergrund zu den Modulen. Der Sonnenschutz befindet sich in der äußeren Fassadenebene und ist ebenfalls messingfarben.  

Nachhaltigkeit
Zur Minimierung der energetischen Verluste sind die Aluminiumprofile nach dem neuestem Stand der Technik hochwärmegedämmt inkl. moderner 3fach Isoliergläser mit thermisch optimierten Randverbundsystem vorgesehen. Es wird ein Glas-Uwert von 0,5 W/qmK angestrebt.

Durch den auf der Außenseite thermisch günstig angeordneten Metallbehang mir hoher Windstabilität und die PV-Module wird die energetische Effizienz der gesamten Fassadenkonstruktion weiter optimiert.

Die Reinigung und Wartung ist mit Hilfe einer in den vorgesetzten Deckenkasten außenseitig eingebauten Schienenkonstruktion möglich, in die sich die Servicemitarbeiter mit Verwendung einer geeigneten PSA in einzelne Laufwägen einhängen können.

Durch die Führungsprofile der Sonnenschutzanlagen und die horizontalen Auskragungen der PV-Module entsteht eine für Vögel optisch auffällige Struktur. Auch die beweglichen Sonnenschutzelemente erzeugen ein sich immer wieder veränderndes Erscheinungsbild. Weitere Vogelschutz-Maßnahmen, wie z. B. der Einsatz von bedruckten Vogelschutz-Gläsern, sind optional ebenfalls möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf wird hinsichtlich seines gestalterischen Ausdrucks und der gewählten Proportionen grundsätzlich sehr positiv eingeschätzt. Dies betrifft die Großzügigkeit der Öffnungen ebenso wie die Feingliedrigkeit und Differenzierung der verschiedenen Fassadenelemente. Durch die Mischung aus geschossweise hervorspringenden Gesimsen und doppelgeschossig verspringenden Stabelemente entsteht ein sehr plastischer, fast pagodenhafter Ausdruck, der zusammen mit dem ZigZag ein spannungsvolles Ensemble formuliert. Die Einbindung des rückwärtigen Baukörpers wirkt selbstverständlich, ohne hieraus eine besondere Akzentuierung abzuleiten. Der Darstellungsgrad der Details ist sehr vereinfacht, die gezeigten Gestänge erscheinen aber recht aufwändig. Die Montage ist in mehreren Schritten und über zwei Geschosse hinweg angedacht – die Möglichkeit einer geschossweisen Element-Fassade sollte geprüft werden. 

Die waagrechten Flächen und großen Auskragungen in der Fassade werfen Fragen hinsichtlich Vogelabwehr und Entwässerung auf. Eine Nutzung des Dachbereichs des zurückliegenden Gebäudes als Terrasse ist nicht vorgesehen, könnte jedoch geprüft werden. Die umlaufenden Photovoltaik-Elemente in den Geschossebenen werden kritisch hinterfragt: Einerseits zeigen Erfahrungswerte, dass bei geeigneten PVModulen die Energiegewinne auch auf den nicht direkt der Sonne zugewandten Seiten ausreichend wirtschaftlich sind. Die Wirtschaftlichkeit der sehr schmalen Module (Sonderformate) wird allerdings in Frage gestellt. Die sehr weit ausgestellten Elemente überschreiten die Baulinien bzw. die äußeren Begrenzungslinien des Bauvorbescheides sehr deutlich um bis zu 1,3 m. Da dies auf der vollen Breite der Fassaden der Fall ist, kann nicht von einer Unterordnung dieser Bauteile ausgegangen werden. Da das Gebäude als Schallabschirmung für das Zollhafen-Quartier gegen Schallemissionen aus dem Norden dienen muss, dürften die Fassaden auch nicht bzw. nur untergeordnet hinter die vorgegebenen Außenkanten zurückspringen – ein Zurückweichen durch Reduktion der Gebäudetiefe insgesamt ist darum nicht möglich. Vor dem Hintergrund der komplexen Rahmenbedingungen und Vereinbarungen sollte in einer Überarbeitung geprüft werden, inwieweit die Fassadentiefe reduziert werden kann, ohne die Gestaltungsqualität des Entwurfs in Frage zu stellen.

Nach Überarbeitung:

Auch für diesen Entwurf wird die Plastizität reduziert. Es verbleibt jedoch ein sehr feingliedriges Fassadenbild mit gelungenen Proportionen. Durch die weiterhin leicht schräggestellten Fassadenelemente wird die Ensemblebildung mit dem ZigZag bewahrt, wobei die Eigenständigkeit des Hochhauses erhalten bleibt. Der »pagodenhafte« Eindruck aus der Wettbewerbsphase tritt in den Hintergrund und wird in ein abstrakteres, gleichwohl sehr elegantes Erscheinungsbild verwandelt.

Eine Anschlussmöglichkeit für Trennwände ist nicht in jeder Fensterachse gegeben, wäre aber für die Ausbildung von 3-achsigen Büros erforderlich. In den erforderlichen Achsen wird die Anordnung von möglichst schmalen Anschlussprofilen, welche das Erscheinungsbild nicht maßgeblich beeinflussen, empfohlen. Die dargestellten Photovoltaik-Module in den »Gesimsbereichen« der Fassaden müssen nicht realisiert, sofern eine Wirtschaftlichkeit der Erstellung und/oder des Betriebs nicht gegeben ist. Eine vertikale Führung des Sonnenschutzes erscheint gestalterisch möglich und sollte geprüft werden. Wirtschaftlich können sich Optimierungen der inneren Fassaden in Bezug auf die zu erzielenden Mietflächen gemäß MF/G gif aufgrund der Skaleneffekte über die Gebäudeachsen und die Geschosse sehr stark auswirken. Auch diese Potentiale sollten weiter untersucht werden.
Übereckperspektive

Übereckperspektive