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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Neubau Kommunikationszentrum FOCUS für die Friedrich-Schiller-Universität Jena

ein 1. Preis

Preisgeld: 19.175 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

RSP Freiraum GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena plant einen Neubau auf dem Beutenberg-Campus, um den am Campus ansässigen fachübergreifenden Forschungsinstituten einen Ort zur Vernetzung und des informellen Austauschs zu geben. Das Wettbewerbsgebiet befindet sich in zentraler und gut sichtbarer Lage auf dem Campus und in räumlicher Nähe südlich des Abbe-Zentrums Beutenberg, das als Kantine und Hörsaalgebäude dient.
Die Gebäudestruktur schafft viele Freiräume für Flexibilität, Innovation, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Wissensaustausch. Über den Vorplatz gelangt der Besucher in die Welcome Area und die Science Lounge. Dieser Bereich im Herzen des Gebäudes erstreckt sich bis zum nördlich gelegenen Hof. Die nach Norden und nach Süden ausgerichteten Zugänge nehmen die Achse des Abbe-Zentrums auf und verbinden die beiden Gebäude funktional als zentralen Kommunikationsort des Campus. Zwischen beiden Gebäuden liegt ein ruhiger, begrünter gemeinsamer Hof.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch eine markante städtebauliche Setzung, die sich sehr gut in das Campusnetz einfügt. Sie ergänzt die vorhandenen Bauformen um eine signifikante und eigenständige Gestalt. Durch die gewählte asymmetrische und großzügige Freitreppe gelingt eine klare Eingangsgeste von der Albert-Einstein-Straße.

Der Sockel zeichnet sich als Bauwerk an der Albert-Einstein-Straße ab und bildet ein gemeinsames Plateau im Gegenüber zum Ernst-Abbe-Zentrum. Ganz beiläufig werden im Sockel die notwendigen Stellplätze integriert. Allerdings scheint die großzügige Geste des Sockeleinschnitts an der Albert-Einstein-Straße zur Tiefgarage und zu den Technikräume für die dahinterliegenden Nutzung nicht angemessen und konkurriert gestalterisch zur oben liegenden Eingangssituation.

Das Sockelplateau in Beton wird auf gelungene Weise mit einem leichten, scheinbar schwebenden Baukörper über der oberen Eingangsebene kontrastiert. Die Eingangsebene stellt über ein durchgestecktes Foyer geschickt eine Verbindung zum Grünraum zwischen Ernst-Abbe-Zentrum und Focus-Gebäude her. Hier wird ein ausdifferenzierter, gemeinschaftlich nutzbarer Freiraum angeboten, der eine sehr hohe Aufenthalts- und Nutzungsqualität erwarten lässt und eine schlüssige Innen-Außenraum Beziehung für beide Baukörper herstellt.

Das Erdgeschoss überzeugt durch eine klare räumliche Struktur und durch die über Varianten nachgewiesene Flexibilität der Nutzungen. Nachteilig ist allerdings, dass der Science Lounge kein eigener Raum zukommt und eine Abtrennung durch Vorhänge ist akustisch wie räumlich zu hinterfragen.

Das Obergeschoss folgt in seiner offenen und transparenten Zonierung konsequent der klaren und Logik des Erdgeschosses. Besonders hervorzuheben ist die Lage der Gastronomie, die in Verbindung mit einer sehr großen Dachterrasse sehr gute Voraussetzungen für interne Veranstaltungen und Feiern bietet. Nachteilig ist jedoch ihre introvertierte Lage, so dass die Gastronomie nicht den Eingangsbereich/das Plateau belebt und für externe Nutzer nicht offen zugänglich ist. Die gewählte Kombination aus regenwasserspeichernder und verdunstender Dachbegrünung mit Fotovoltaikanlagen trägt zeitgemäß den Nachhaltigkeitsaspekten Rechnung und ist gleichermaßen gestalterisch gut integriert. Die solaren Gewinne lassen sich gut in das campusinterne Stromnetz einspeisen. Die großen Glasflächen lassen hohe Energieaufwendung für Kühlung und Heizung erwarten, auch wenn ein Teil über auf dem Dach befindliche PV-Anlagen kompensiert werden kann. Kritisch diskutiert wird der nicht überzeugend nachgewiesene sommerliche Wärmeschutz durch die allseitig vorgesehenen großzügige Verglasung, auch wenn ein außenliegender Sonnenschutz angeboten wird.

Die modulare Grundstruktur des Gebäudes erlaubt einen hohen Vorfertigungsgrad, jedoch ist die vorgetragene Qualität und Leichtigkeit nur mit einer hohen Präzision in der Fertigung zu erzielen, was sich wirtschaftlich aufwendig niederschlagen könnte.

Insgesamt liefert die Arbeit einen überzeugenden architektonischen Ausdruck zu allen Formaten der Wissenschaftskommunikation am Beutenbergcampus.