modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2022

Siedlungsentwicklung Schönefeld-Nord

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

andreas schneider architekten

Stadtplanung / Städtebau

Büro für Architektur Stadt- und Freiraumplanung Lichtplanung Anke Deeken

Landschaftsarchitektur

M+O Masuch+Olbrisch Ingenieurgesellschaft mbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Schönefeld-Nord ist wegen seiner Lage zu Berlin Mitte, der Nähe zum neuen Hauptstadtflughafen sowie der vorgefundenen Landschaftsräume, mit zum Teil historischer Bebauung, ein wichtiger Standort. Der neue Stadtteil Schönefeld ist geprägt durch Grün, Wiesen und Wasserflächen. Wichtiges identitätsstiftendes Element ist die Kulturmeile, die die neue Mitte darstellt. Eine höhere Bebauung am Rand des Gebietes fasst das gesamte Gebiet ein und bietet den notwendigen Schallschutz.

Eine Abfolge von Plätzen vernetzt das gesamte Gebiet und versorgt jedes einzelne kleine Quartier mit öffentlichen Räumen. Unser Entwurf für das neue Quartier stellt eine Verknüpfung zu allen angrenzenden bestehenden Quartieren auf der Bahn-Nordseite her und vernetzt mit einer attraktiven Verbindung zur Südseite den Stadtteil mit dem Flughafen und dem Bahnhof. Er integriert die besonderen Elemente des Standorts und zielt darauf ab, vielfältige, gemischte und nachhaltige Nachbarschaften zu schaffen. Ein Angebot aus verschiedenen Wohnformen kann auf zukünftige Entwicklungen und Bedürfnisse reagieren. Es entsteht ein Stadtteil mit einem Gleichgewicht zwischen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Natur.

Grüne Stadt

Die grünen Achsen sind das Rückgrat des neuen Viertels. Sie verbinden nicht nur die Grünflächen im Süden Berlins und schützen die vorhandenen Biotope, sondern erzeugen auch ein vielfältiges Netz großräumiger Landschaften mit einem eigenen starken und kohärenten ökologischen Korridorcharakter. Diese Grünflächen tragen zur Verbesserung der biologischen Vielfalt des Gebiets bei und bilden die Grundlage für die Regenwassersammlung, die Pufferung und die Klimaanpassung sowie die Bereitstellung von Frischluft und Kühlung in den heißen Sommermonaten.

Die Grünflächen sind unterschiedlich geprägt: vom begrünten Blockinnenhof mit Kinderspielplatz und Bewohnertreff, über grüne Achsen mit engmaschigen Wege- und Radwegeverbindungen, Sport- und Spielflächen, bis hin zu Mietergärten zur Begegnung und Selbstversorgung, Kleingärten, robusten Parks und Blumenwiesen, die sich in die Landschaft einfügen. Grünflächen geben den neuen Quartieren eine besondere Gestalt und Lebensqualität: Naherholung beginnt direkt vor der Haustür.

Entlang der Bahnlinie werden Laubbäume als Lärmschutz eingesetzt – eine grüne `Stadtmauer´, die den bestehenden Schutz durch Neubauten und Lärmschutzwände ergänzt. Bäume werden auch als Windschutz für den städtischen Raum benötigt. Auf diese Weise ist die Natur nicht nur die "schöne Kulisse" der Stadt, sondern kann auch funktional und produktiv sein, ohne ihre landschaftliche Qualität und Erholungsfunktion zu verlieren.

Struktur und Urbanität

Das städtebauliche Raster ergibt sich aus dem Kontext, verbindet sich an allen relevanten Punkten mit dem umgebenden Raster und passt sich der Topografie an. Es integriert sich in die Landschaft und lässt der Natur so viel Raum wie möglich. Darüber hinaus setzt die neue Bebauung auf bekannte Typologien und verleiht dem Stadtteil Identität und Ordnung.

Nach dem Prinzip der "kompakten Stadt" hängt die Dichte des Quartiersnetzes von der Nutzung, der Gebäudetypologie und dem Schallschutz ab. Die Bereiche mit den höchsten Dichten und Gebäudehöhen befinden sich entlang der Bahngleise, der Waltersdorfer Chaussee und der neuen Kulturmeile.

Die Anzahl der Geschosse sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den bestehenden Gebäuden und einer zeitgemäßen Dichte. Die gewählte Höhe führt zu einer hohen Flächeneffizienz. Im Kernbereich liegt diese bei vier bis fünf Geschossen. Diese können bei erhöhtem Flächenbedarf in der Zukunft auf sieben Geschosse aufgestockt werden. Die Struktur ließe es ebenfalls zu, in diesem Fall die Innenhöfe mit Kitas, Einzelhandel oder kleineren Wohnungsbauten zu verdichten.

An den Bahngleisen und der Waltersdorfer Chaussee dienen höhere Gebäude als Lärmschutz. Auf der vertikalen Achse hingegen soll ein dichtes und lebendiges Viertel entstehen. Im übrigen Stadtgebiet nehmen die Höhen mit zunehmender Annäherung an die umgebenden Freiflächen ab. Auch an der Westseite wird die Höhe im Gegensatz zum restlichen Gebiet reduziert, damit die Bebauung mit den bestehenden Gebäuden im Kontext harmoniert.

Verkehr und Mobilität

Die Straßen sind in Hierarchien unterteilt. Die Hauptstraßen sollen alle Bereiche des Viertels miteinander verbinden. Dies sind die Planstraße E und die Hans-Grade-Allee in Ost-West-Richtung sowie Waltersdorfer Chaussee, Planstraße E2 und Rudower Chaussee in Nord-Süd-Richtung. Zwischen diesen Hauptachsen liegen die Erschließungsstraßen der Quartiere. Schließlich gibt es zwischen den Gebäuden Wohnwege oder Mischflächen, welche nur zum Be- und Entladen oder für die Zufahrt von Rettungsfahrzeugen im Bedarfsfall genutzt werden sollen und sonst frei von motorisiertem Verkehr sind.

Die neue Stadtentwicklung ist auf eine Mobilität ausgerichtet, die attraktive Möglichkeiten für zu Fuß gehende, Radfahrende und ein ausreichendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln bietet. Die Gestaltung berücksichtigt die folgenden Prinzipien: Stadt der kurzen Wege, hohe Qualität des Netzes für Fuß- und Radverkehr, rauch- und lärmfreie Städte, Straßengestaltung im Stil der Wohnstraße, Zentralisierung von Parkplätzen, Bündelung von Mobilitätsangeboten an Bahnhöfen und ein effizientes öffentliches Verkehrsnetz.

In der neuen Entwicklung ist das Fahrrad das attraktivste Verkehrsmittel. Abgesehen von den Hauptstraßen, die bereits eine vorgegebene Gestaltung haben, sind die anderen Straßen im Viertel als Einbahnstraßen für Autos mit einer wünschenswerten Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern konzipiert und sollen verkehrsberuhigt gestaltet werden. Sie sind so angelegt, dass sie das Miteinander verschiedener Verkehrsarten betonen und sollen Raum für den Aufenthalt und die Begegnung der Menschen in den Stadtteilen bieten.

Die Kulturachse, welche sich vom Bahnhof bis zur Planstraße E erstreckt, dient zum Flanieren und Verweilen durch verschiedene Treffpunkte und Kulturangebote. Sie ist als autofreie Straße geplant. Nur Anlieferungen dürfen hier von 6 bis 13 Uhr motorisiert stattfinden. Ziel ist es, kurze Fahrten mit dem Auto zu vermeiden und einen qualitativ hochwertigen städtischen Raum zu schaffen, in dem sich die Menschen frei und autonom bewegen können, während sie ungehindert Freizeit und Kultur genießen.

Da die Entwicklung der Autonutzung in der Zukunft ungewiss ist, werden die Parkplätze in Mobilitätshäusern zusammengefasst, welche sich gleichmäßig in allen Kiezen verteilen. Diese Lösung bietet in Zukunft mehr Flexibilität als Tiefgaragen. Falls die Autos zukünftig eine untergeordnete Rolle spielen, können die Quartiersgaragen rückgebaut oder umgenutzt werden. Auch das Angebot an Kurzzeitparkplätzen für Besuchende des Viertels auf der Straße ist ausreichend.

Darüber hinaus erhält der Stadtteil ein umfangreiches Angebot an klimafreundlicher und emissionsarmer Mobilität, bestehend aus Carsharing, Fahrrädern und Cityrollern als E-Flotte, die an photovoltaikbetriebenen Mobilitätspunkten in der Nähe zentraler Knotenpunkte wie Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen oder als Floating Fleet im Stadtraum allen Nutzenden zur Verfügung stehen und den motorisierten Individualverkehr minimieren.

Die Stadtplätze
Bahnhofsplatz

Durch den neuen Entwurf für den Bahnhof Schönefeld entsteht ein urbaner Platz, als Ausgangspunkt für die Kulturmeile und als Drehscheibe für öffentliche Verkehrsmittel. Restaurants und Hotels beleben den Ort – über allem die Rooftop-Bar auf dem Rathaus als besonderer Treffpunkt mit Aussicht über den Platz und den Stadtteil.

Ein großes flaches Becken mit Nebeldüsen und Schaumsprudlern bildet das Zentrum des Platzes. Die Choreografie des Wasserspiels folgt dem Rhythmus des städtischen Lebens, tagsüber mit viel Bewegung aus Wasserfontänen, die zum Spielen einladen, später mit diffusen Nebeln, die – in warmweißes Licht getaucht – aus dem Boden aufsteigen und die ruhigere abendliche Stimmung des Platzes unterstreichen.

Ein markantes Gebäude auf der Südseite bildet den räumlichen Abschluss der Kulturmeile und definiert den städtischen Raum um den Bahnhof. Ausgehend von hier verbindet eine großzügige Brücke die beiden Bahnhofseiten für den Fuß- und Radverkehr. Mit ihrer expressiven Formgebung markiert sie zeichenhaft den Übergang zu den Arealen südlich der Bahn bis zum neuen Hauptstadtflughafen, neue Zugänge führen von hier zu den Gleisen.

Platz in der Kulturmeile

Der zentrale Platz in der Kulturmeile ist geprägt durch seine symmetrische Anlage und die Kulturbauten an seinem Rand. Theater, Bibliothek, Kino und Volkshochschule sorgen für lebendiges Stadtleben zu allen Tageszeiten, ideal erreichbar durch die hier befindliche U-Bahn-Station. Ein innerer Rahmen aus zierlichen Kolonnaden bietet Sitzplätze vor den Gebäuden für Aufenthalt und Gastronomie.

Nördliches Eingangstor an der Waltersdorfer Chaussee

Zur Waltersdorfer Chaussee öffnet sich der Stadtteil mit einer großzügigen Geste. Langgestreckte Gebäude rahmen einen rechteckigen Platz, dessen Eckpunkte an der Waltersdorfer Chaussee mit zwei höheren Türmen besetzt sind und die Besuchenden des Stadtteils begrüßen. Der Platz ist mit hohen Bäumen in leicht tieferliegenden Rasenflächen überstellt, die Schatten spenden und den Verkehrslärm dämpfen. Zusammen mit den umlaufenden, segelüberspannten Kolonnaden entlang der Gebäude prägt das Baumdach die hohe Stadtbild- und Aufenthaltsqualität des Platzes.
Quartiere

Die Quartiere verfügen über eine große Vielfalt an Möglichkeiten zum Wohnen und Arbeiten. Im neuen Stadtteil Schönefeld-Nord, in dem rund 10.000 Menschen leben werden, sind 4.300 Wohnungen geplant (2,32 P/ Wohnung, Wfl.: 42,9 m²/P.). Innerhalb der robusten städtischen Struktur wird eine Mischung von Wohntypologien angeboten. Neben dem klassischen Geschosswohnungsbau entstehen Co-Housing und Community-Building-Projekte, Mehrgenerationen- oder integrative Wohnprojekte. Der Anteil an sozial gefördertem Wohnraum soll 30 Prozent betragen. Es werden auch Räume geschaffen, die die Gemeinschaft fördern, wie Gemeinschaftsräume oder Repair-Cafés.

Die offene Blockstruktur und die Plätze ermöglichen allen Wohnungen Ausblicke und Zugang zu Grünflächen. In Teilgebieten ist eine Innenblockverdichtung möglich, um die größeren Blöcke noch urbaner zu gestalten. Bei der Planung wurden die Kriterien der 15-Minuten-Stadt berücksichtigt, um eine hohe Lebensqualität für die neuen Bewohnenden zu gewährleisten. Grundschulen und Kindergärten sowie Einrichtungen für ältere Menschen sind in der Nähe von Grünzügen angesiedelt, um die Teilhabe am städtischen Leben sowie die Integration durch sichere und barrierefreie Radwege und Fußwegen zu sichern.

Vom Bahnhof bis zum neuen Gymnasium entsteht eine neue zentrale Achse, entlang derer sich Kultureinrichtungen und öffentliche Räume in einem vielfältigen, gemeinsam genutzten Raum aneinanderreihen. Dieser wird durch den durch ihn verlaufenden öffentlichen Verkehr optimal erschlossen und wirkt gleichzeitig über den eigenen Stadtteil hinaus.
Die Erdgeschosse der neuen zentralen Achse sowie der Hans-Grade-Allee und der Waltersdorfer Chaussee bieten einen hohen Erlebniswert für zu Fuß Gehende, beherbergen Geschäfte, Freizeit und Gastronomie mit dem Ziel, eine lebendige Stadt zu schaffen. In den anderen Teilen des Viertels werden einige Erdgeschossbereiche für kommunale Zwecke genutzt.

Der nördliche Streifen zwischen Planstraße E und Kolonnenweg ist durch öffentliche Nutzungen geprägt, deren großzügige Freiflächen einen fließenden Übergang zum Grüngürtel entlang der ehemaligen Mauer schaffen.
Ein Netz von städtischen Plätzen ergänzt das Angebot an Einrichtungen. Es bietet öffentliche Freiräume von unterschiedlicher Qualität und mit verschiedenen Angeboten für alle Nutzergruppen sowie ausreichend Möglichkeiten für Begegnung, Spiel und Sport. Dies schafft einen Raum für gemeinsames Erleben und Gestalten und damit einen hohen Identifikationswert.

Nachhaltigkeit und Ökologie

Große, in die Bebauung integrierte Grünachsen tragen zur Verbesserung der Luftqualität bei und fördern zusammen mit attraktiven Geh- und Radwegen die aktive Mobilität aller Menschen. Darüber hinaus werden in die Freiflächen zahlreiche Angebote für Sport und Freizeitaktivitäten integriert, die die Menschen dazu anregen, Zeit im Freien zu verbringen.
Die Verwendung natürlicher Baumaterialien und eine gute Belichtung und Belüftung der Gebäude tragen ebenfalls dazu bei, gesündere Wohnungen, Büros, Einrichtungen und Geschäfte für die Menschen zu schaffen. Begrünte Dächer und Fassaden ergänzen natürliche Nischen und tragen nicht nur zur biologischen Vielfalt, sondern auch zum Mikroklima bei. Die durch die Gebäude versiegelte Bodenfläche wird in Form von Gründächern und begrünten Fassaden dem Naturraum zurückgegeben.

Die Fernwärmeversorgung berücksichtigt den Ausbau der Fernwärmeleitung entlang der Hans-Grade-Allee. Darüber hinaus ermöglichen dezentrale gebäudebezogene Komponenten wie Solarthermie und Wärmepumpen die Unabhängigkeit von zentralen Strukturen. Ergänzt wird die Energieversorgung durch Photovoltaikanlagen auf allen Dächern.

Grün und Wasser

Grün und Wasser sind nicht nur die verbindenden Elemente zu den angrenzenden städtischen Quartieren im Süden Berlins und den vorhandenen Landschaftsräumen, sie sind das prägende Passepartout auch innerhalb des neuen Stadtteils. Die vorhandenen Biotope und Grünstrukturen werden eingebunden und sind der Ausgangspunkt für das grüne Netz im Siedlungszusammenhang.

Da eine herkömmliche Ableitung des Oberflächenwassers über ein großangelegtes Kanalsystem weder gewünscht noch möglich ist, wird der neue Stadtteil als Schwammstadt angelegt, in der das Regenwasser so lange wie möglich zurückgehalten und gespeichert wird, bis es in den naturnah angelegten Retentionsflächen verdunstet.
Gründächer, begrünte Fassaden, schattenspendende Baumalleen in den übergeordneten Straßenräumen und ein grünes Muldensystem in den Straßen und Höfen drosseln den Abfluss des Niederschlags, fördern die Verdunstungskühlung und verhindern Hitzestaus in den steinernen Stadträumen. Trotz dichter Siedlungsstrukturen entstehen so wohnungsnahe Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität und ein angenehmes Kleinklima in den Quartieren.

In den engeren Grünflächen und Straßen wird das Oberflächenwasser über offene Rinnen und Gräben in unterirdische Rückstaukanäle oder Retentionsmulden geleitet, wo es zwischengespeichert wird, bevor es in die naturnahen Rückhalteflächen im Bereich des Kolonnenwegs fließt. Baumrigolen in den Straßenräumen sorgen für eine gleichmäßige und ausreichende Wasserversorgung der Stadtbäume. In den Retentionsräumen stauen sich zeitweise kleine Gewässer, die Lebensräume für Kleintiere schaffen und einen hohen Erlebniswert für die Bewohnenden – insbesondere für die Kinder - des Stadtteils bieten.

Die breite Nordsüd-Grünachse verbindet den alten Dorfkern mit dem Grünstreifen entlang des ehemaligen Mauerverlaufs. Die vorhandenen Biotope werden eingebunden – es entsteht ein extensiver, naturnaher Park mit einer großen Streuobstwiese am südlichen Ende, als identitätsprägende Allmende in Verbindung mit den kleinteiligen Strukturen des alten Dorfes. Ausgehend von der Obstwiese schafft eine weitere, städtische Grünachse die Verbindung zum Rathausquartier und zur Kulturmeile.

Im Westen umrahmen der Friedhof, Schrebergärten und Obstwiesen den Siedlungsrand. Das Wegenetz des Friedhofes verknüpft die vorhandenen Wohnquartiere im Osten mit den Kleingärten und darüber hinaus mit der angrenzenden Landschaft, angebunden an das interne Wegesystem des neuen Stadtteils. Im Norden verbleibt ein offener Grünstreifen entlang der ehemaligen Mauer. Dieser wird so einerseits in die Siedlungskonzeption integriert und bleibt andererseits als Reminiszenz an die Geschichte des Ortes erhalten.

Die Grünräume sind vielfältig und abwechslungsreich, die übergeordneten Grünstrukturen verknüpfen den neuen Stadtteil mit der Umgebung, sorgen für ein gesundes Stadtklima und fördern einen nachhaltigen Biotopverbund. Naherholung und das Leben mit der und in der Natur prägen diese Räume.

Innerhalb der Quartiere bieten die Höfe und kleinen Quartiersplätze den Bewohnenden Gelegenheit, sich zu treffen und auszutauschen, gemeinsam zu gärtnern oder kleine Flohmärkte und Nachbarschaftsfeste abzuhalten. Wohnungsnahe Kleinkinderspielplätze fördern die Begegnung und das soziale Miteinander aller Altersgruppen.

Phasierung

Unsere Planung sieht eine Unterteilung in sieben Bauphasen vor. Die erste Phase umfasst, wie in der Auslobung beschrieben, den Bau des Instituts und der Planstraße E2. Im zweiten Schritt wird dem Bau der grünen Infrastruktur und der Wasserrückhalteflächen Vorrang eingeräumt. Im dritten Bauabschnitt erfolgen der Bau des neuen Zentrums mit dem Rathaus, der Kulturmeile und der Anbindung an den Bahnhof. Darüber hinaus sind ein Kindergarten und eine Grundschule vorgesehen, so dass das Gebiet über alles verfügt, was es braucht, um als echte Stadt zu funktionieren – unabhängig von den anderen Entwicklungsphasen, mit ihren Geschäften, Verkehrsmitteln und weiteren Einrichtungen.

Der vierte Bauabschnitt befindet sich in der Nähe der Bahngleise und wird vorrangig gebaut, da die Gebäude in diesem Abschnitt am höchsten sind, um das übrige Gebiet vor Lärm zu schützen. Darüber hinaus ist der Bau der großen Einrichtungen wie des Friedhofs, des Sportzentrums und des neuen Schwimmbads sowie der Bau des E-Straßenplans geplant. Die fünfte Phase beinhaltet die Entwicklung der Stadteingänge über die Waltersdorfer Chaussee. Die übrigen Phasen werden je nach Bedarf in der vorgeschlagenen Reihenfolge entwickelt. Phase sechs dient als Bindeglied zwischen den beiden Zentren und der letzte Schritt vervollständigt das notwendige Wohnungsangebot und bietet die Möglichkeit, in dem Gebiet Kleingärten anzulegen.

Fazit

Die Kleinteiligkeit des neuen Stadtteils und die Mischung unterschiedlicher Gebäudetypologien und -nutzungen, eingebettet in ein grünes Netz mit kurzen Wegen und kleinen Plätzen, sorgt für eine große Vielfalt des Stadtbildes und bildet Orte mit hohem Wiedererkennungswert aus, die die Identifikation der neuen Bewohnenden mit ihrem Stadtteil von Anfang an fördern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Struktur des Wettbewerbsbeitrages 2006 nimmt Bezug auf die nordwestlich des Wettbewerbsgebietes vorhandene Siedlungsentwicklung. Sie nimmt deren Gebäudeanordnungen auf. Dies bewirkt keinen Bruch, sondern die Fortführung begonnener Entwicklungen bis an die Waltersdorfer Chaussee heran.

Diese Siedlungsentwicklung erfährt drei unterschiedlich ausgebildete, nordsüdlich orientierte Zäsuren. Das sind der parkartig gestaltete größere Freiraum, die vom S- und Regionalbahnhof Bahnhof Schönfeld ausgehende "Kulturmeile" sowie die durchgrünte Verbindungsstraße E2. Diese drei Freiraum- und Erschließungsachsen werden von einer ostwestlich ausgerichteten Verlängerung des Bayangol-Parks unterbrochen und somit vernetzt. Zusätzlich dienen der Vernetzung die Hans-Grade Allee sowie deren neu konzipierte, ebenfalls parkartig ausgebildete Verlängerung ab dem Bahnhofsvorplatz zur neu, westlich anzulegenden Parkanlage.
All diese verschieden ausgebildeten und ausgerichteten Freiräume und Erschließungsachsen lassen eine Vernetzung mit dem nördlich des zu entwickelnden Siedlungsgebiets verlaufenden Mauerpark als eine landschaftsräumliche Abgrenzung zur Siedlungskante Berlins zu. Diese konzeptionelle Idee ist überzeugend. Sie begründet die überzeugende städtebauliche Struktur der einzelnen daran anbindenden blockartig ausgeprägten Wohn- und Gewerbequartiere.

Der Bahnhofsvorplatz wird in seinem Übergangsbereich zur Hans-Grade-Allee durch das neu zu errichtende Rathaus räumlich allseitig gefasst. Ein Zerfließen dieses durch Hochbauten begleiteten Stadtraums wird damit vermieden. In paralleler Führung zur Hans-Grade- Alle als auch zu den Anlagen des Bahnhofs Schönefeld durchläuft diesen Raum die Pestalozzistraße. Damit erfolgt eine klare Zonierung dieses Stadtraums in einen ruhigen, vorrangig dem Fußgänger vorbehaltenen Bereich und ein Mobilitätshub für Bus und Bahn.
Die durchdachte nutzergerechte Organisation der Umsteigebeziehungen am S- und Regionalbahnhof Schönefeld ist beispielgebend gelöst. Allerdings sind die Führungen der Rampen zur S- und zukünftigen U-Bahn sowie zur Personenüberführung funktionell und gestalterisch noch nicht schlüssig konzipiert.

Im Ausgangsbereich zur Hans-Grade-Allee erfolgt eine lineare Fortführung dieser als parkähnlich gestalteter Freiraum. Der durch die bestehende abgewinkelte Führung der Hans-Grade-Allee sich ausbildende dreieckige Freiraum wird durch seine baulichen Kanten gefasst, seine Zweckbestimmung ist jedoch nicht klar definiert.

An dem an der Hans-Grade-Allee gelegenen Ausgangspunkt des Bahnhofsvorplatzes schließt sich eine bis an nördliche Erschließungsstraße E heranreichende, sogenannte "Kulturmeile" mit einem mittig angelegten Marktplatz an. Dieser autofreie Erschließungsraum nimmt verschiedenste Nutzungen der Versorgung und der kulturellen und sozialen Infrastruktur auf. Mit der in den Obergeschossen konzipierten Wohnnutzung werden gemischte Strukturen sichergestellt, die eine Belebung der Kulturmeile ermöglicht, einer Verödung städtebaulicher Räume kann damit entgegengetreten werden. Das städtebauliche Konzept folgt konsequent dem Erfordernis einer ausreichenden Nutzungsdichte und eines ausreichenden Nutzerpotenzials für an den beiden Bahn-Ausgängen.

Die gesamte Erschließungsstruktur einschließlich der Querschnittsgestaltungen der Straßen und Freiräume überzeugt. Sie ist umsetzbar.

Der Wettbewerbsentwurf konzentriert die Nutzungen des Gemeinbedarfs, der Versorgung, der Dienstleistungen und des Gewerbes auf den zusammenhängenden überschaubaren Bereich Bahnhofsvorplatz und Kulturmeile. Die Bildungseinrichtungen wie Gymnasium und Grundschulen sind an den Freiraum des Mauerparks angegliedert. Mit ihren funktionsbedingten Freianlagen erweitern sie die landschaftsräumliche Wirkung des Mauerparks.

Die dargestellten Wasserflächen werden aus verschiedenen und vor allem auch aus klimatischen Gründen voraussichtlich so nicht entstehen. Ihre Verteilung im Wettbewerbsgebiet ermöglicht jedoch eine Ausweisung zahlreicher Retentionsflächen. Deren Lage in und an den verschieden strukturierten Quartieren können die vorgesehenen parkähnlichen Freiräume ergänzen. Diese ist ein wesentlicher Vorteil des Wettbewerbsbeitrages. Insgesamt wird allerdings die quantitative Ausprägung der Grünzüge, insbesondere auch des sehr breiten Nord-Südgrünzuges, kritisch gesehen insbesondere, da die Wasserflächen unrealistisch sind. Auch die Nutzbarkeit des nördlichen West-Ost-Grünzuges wirkt nicht überzeugend.
Die Bindungen der Wettbewerbsauslobung werden eigehalten.

Der Wettbewerbsbeitrag ist in seiner städtebaulichen, landschaftsräumlichen und verkehrsplanerischen Gänze überzeugend. Sich herausgestellte räumliche Konflikte können gelöst werden, ohne dass das Gesamtkonzept in Frage gestellt werden muss.
Fußgängerperspektive: Eingang in das neue Stadtquartier

Fußgängerperspektive: Eingang in das neue Stadtquartier

Fußgängerperspektive: Autofreie Wohnabschnitte und Grünflächen

Fußgängerperspektive: Autofreie Wohnabschnitte und Grünflächen

Lageplan Teilbereich Bahnhof

Lageplan Teilbereich Bahnhof

Leitidee

Leitidee

Konzeptskizze Funktion und Nutzung

Konzeptskizze Funktion und Nutzung

Konzeptskizze Grünflächen und Plätze

Konzeptskizze Grünflächen und Plätze