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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2022

Erweiterung und Modernisierung Heriburg Gymnasium Coesfeld

Außenperspektive

Außenperspektive

3. Preis

Preisgeld: 8.120 EUR

Peter Bastian Architekten BDA

Architektur

Iker Lanvers Ingenieure

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Der Neubau soll mit seinen Räumlichkeiten ein schülerorientiertes und kooperatives Lernen möglich machen. Der Ansatz für diesen Entwurf ist ein Weiterbauen des vorhandenen Gebäudes. Ein einhüftiger, dreigeschossiger Gebäuderiegel wird parallel zur nordöstlichen Gebäudekante an dem Standort mit minimalem Eingriff in die Schulhoffläche platziert. Der großzügige und geschossübergreifend verbundene Atriumbereich bietet flexibel nutzbare hierarchiefreie Flächen an um die Zusammengehörigkeit aller SchülerInnen und Klassen zu verstärken. 

Im Erdgeschoss wird das Gebäude sowohl vom östlichen als auch vom westlichen Schulhof im Bereich des Anschlusses erschlossen. Hier erfolgt auch der Übergang zwischen den Gebäuden. Zusätzlich gibt es auf der nordöstlichen Seite den Ausgang aus dem Treppenhaus mit seiner skulpturalen Freitreppe.
Als erster Rettungsweg kann über das Atrium in beide Treppenräume geflüchtet werden. Zusätzlich gibt es zwischen allen Klassenräumen Bypasstüren für den zweiten baulichen Rettungsweg.

Die Unterrichtsräume sind fachweise auf einem Geschoss mit dem jeweiligen Sammlungsraum dazwischen angeordnet.
Das Labor wird als flexibel nutzbarer Raum geplant. Durch die Größe ist auch die Errichtung einer mobilen Trennwand zur Abtrennung in zwei separate Teile möglich.
Die großen Flurzonen des Atriums werden für die Differenzierungsbereiche ausgestattet. Schallschluckende Vorhänge sorgen für Flexibilität in der Nutzung. Zusammen mit den Akustikdecken bilden sich Flächen, um dort in Kleingruppen zu lernen zu können.
Durch die mobile Ausstattung dieser Flächen sind verschiedenste Nutzungen vorstellbar. Besonders im Erdgeschoss kann im Zusammenspiel mit dem großen Musikraum ein großzügiges Foyer bei größeren Veranstaltungen ermöglicht werden.
Mit dem Dachgarten im zweiten Obergeschoss wird ein „Grünes Klassenzimmer“ vorgeschlagen. Hier sind zusätzliche Angebote für differenziertes Lernen möglich.
Der Dachgarten ist somit eine Fläche für besondere, eventuell auch außerschulische Aktivitäten.
Die Öffnungsflügel der Oberlichter ermöglichen eine systematische und zentral gesteuerte natürliche Lüftung, zum Beispiel als Nachtauskühlung im Sommer ohne die Sicherheitsprobleme bei normalen Fensterflügeln.
Der Einsatz von regenerativen Energiequellen wie Photovoltaik oder Solarthermie ist auf den Flachdachflächen problemlos möglich.

Der Neubau nimmt das Fassadenmaterial der Waschbetonplatten auf und rahmt damit die moderne Aluminium Glasfassade ein. Die Materialwahl verbindet so den Neubau mit dem Bestand zu einer Einheit. Um an die vorhandene Geschossigkeit anschließen zu können, wird der Neubau ca. 40 cm tiefer gesetzt. Der Anschluss an das nordwestliche Treppenhaus erfolgt mit einem schmalen Flur. Innerhalb dieser Anbindung wird der Aufzug platziert.
Die Aluminium-System-Fassade hat einen außenliegenden Sonnenschutz, der in Schienen geführt wird und daher auch bei hohen Windlasten funktioniert. Die besondere Form der Aluminiumprofile des Sonnenschutzes bietet sowohl einen sommerlichen Wärmeschutz als auch einen Blendschutz oder auch eine komplette Verdunklung der Fenster.
Das Flachdach wird als Nutzdach ausgebildet. Auf diese Weise ist es möglich ein sog. Energie-Gründach zu realisieren, d.h. eine Kombination aus extensiver Dachbegrünung und PV-Modulen.
Oberhalb der Atriumöffnung erhält das Dach Oberlichter die zum einen für zusätzliches Licht in den Flurzonen sorgen und zum anderen den benötigten Rauchwärme Abzug garantieren.
Die Verwendung dauerhafter, alterungsbeständiger Materialien mit geringem Reinigungs- und Renovierungsaufwand trägt maßgeblich zur Reduzierung der Investitions- und Betriebskosten bei.
Grundsätzlich wird mit der Beschränkung auf Gleichteile und dem damit verbundenen Wiederholungsfaktor dem Wunsch des Auslobers nach einer wirtschaftlichen Bauweise Rechnung getragen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfverfasser:innen schlagen einen schmalen, länglichen Neubau vor, der an das bestehende nördliche Treppenhaus des Gymnasiums anschließt. Positionierung, Kompaktheit und räumliche Fassung zum Schulhof beurteilt das Preisgericht positiv. Der Schallschutz zur nördlich angrenzenden Wohnbebauung wird mit dem Neubau verbessert. Allerdings steht der lange, dreigeschossige Baukörper nah zur Grundstücksgrenze, auch wenn die Abstandsfläche wohl nachweisbar ist. Der dreigeschossige Baukörper verspricht ein gutes A/V-Verhältnis. Der Schulhof wird zwar flächenmäßig eingeschränkt, erhält aber eine anspruchsvoll gestaltete, fassende Nordseite.

Nachteile ergeben sich sicherlich für die nördliche Freifläche zwischen Neubau und Turnhalle, die zukünftig nur noch über die beiden Fugenbauwerke begehbare wäre. Die Verfasser:innen deuten hier richtiger Weise eine sportliche Nutzung der Fläche im Lageplan an.
Der Neubau wird über den vorhandenen Haupteingang erschlossen, bietet aber auch für die Sanierungsphase einen Nebeneingang zum Schulhof an. Ein zwar praktikables aber räumlich enges Fugenbauteil löst die Höhenproblematik im EG räumlich sehr geschickt mit durchladendem Aufzug und einer kurzen Treppe.
Der Neubau selbst ist geprägt von einem großzügigen, zentralen Foyer mit Deckenöffnungen bis zum Dach. Er wird auf breiter Fassadenfront zum Schulhof verglast und ermöglicht Sichtbezüge von innen nach außen und Kommunikation über alle drei Geschosse. Die Verteilung der Klassenräume entspricht den Nutzervorstellungen. Der Zuschnitt der einzelnen Räume ermöglicht eine differenzierte Möblierung je nach Unterrichtsform. Die Belichtung auf der Breitseite, die mögliche Verglasung von Oberlichtern und Türfüllungen entspricht dem Bild einer hellen, offenen Schule. Die Differenzierungsräume in den Obergeschossen sind gut geeignet für individuelle Lernmethoden und bieten gute Aufenthaltsqualitäten. Die mittig im Raum liegenden, sehr langen Deckenöffnungen führen zu schmalen Bewegungsräumen. Das zusätzlich zum Raumprogramm angebotenen Gartenlabor wird positiv beurteilt. Insgesamt erscheinen die Grundrisse gut strukturiert, übersichtlich und robust.
Die Fassaden wirken modern, offen und einladend. Der große Fensteranteil der Südfassade ist bezüglich des sommerlichen Wärmeschutzes problematisch. Auf der Perspektive und im Fassadenschnitt ist ein außenliegender Sonnenschutz/Verdunklungskasten dargestellt.
Der Entwurf weist Kennwerte im oberen Bereich aus, ist aber wegen seiner kompakten Form und des geringen Eingriffs in den Bestand aus Sicht des Preisgerichts gut realisierbar.
Die Arbeit überzeugt mit einem räumlich und gestalterisch anspruchsvollen Ansatz, der die bemerkenswerte pädagogische Eignung des bestehenden Gymnasiums mit heutigen Mitteln passend fortschreibt.
Innenperspektive

Innenperspektive

Lageplan

Lageplan