modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2022

Neugestaltung Lesegärten in Lauenburg/Elbe

Perspektive Platz - Blick zum Eingang Stadtarchiv und Bücherei

Perspektive Platz - Blick zum Eingang Stadtarchiv und Bücherei

1. Preis

Preisgeld: 4.200 EUR

plateau landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept
Die Freiflächen des neuen Stadtarchivs und der Bücherei werden mit dem Lütten Markt zu einer zentralen Platzfläche, die mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten einen neuen Anziehungspunkt und Begegnungsort in der Lauenburger Oberstadt schafft.
Die Platzgestaltung sieht eine räumliche Fassung der Platzränder mit Baumpflanzungen und Pflanzbeeten nach Süden und Westen vor. Ein Band mit Pflanzflächen, Wasserspiel und einem Holzdeck erstreckt sich von der Alten Wache auf die Platzmitte und nimmt durch seine Lage das Motiv der Altstadtgassen auf, gleichzeitig bleibt die Durchlässigkeit und Bewegungsfreiheit auf dem Platz in alle Richtungen erhalten. Die Integration unversiegelter, intensiv begrünter Flächen und Bäume verbessert das Stadtklima und ermöglicht die Versickerung von Niederschlagswasser.
Die das Band umgebende Platzfläche bietet Raum für die Aufstellung der Markstände des Lütten Marktes oder für saisonale Veranstaltungen. Auch die Vorfläche des Stadtarchivs und der Bücherei wird als ‚Makerspace‘ für vielseitige Aktivitäten freigehalten. Der rückwärtige Bereich der Stadtbücherei, der Büchereigarten ist als Rückzugsort und ‚Hortus conclusus‘ explizit dem Lesevergnügen und unterschiedlichen gärtnerischen Aktivitäten vorbehalten, die z.B. im Rahmen temporärer Aktionen oder Ausstellungen auf die Vorfläche im Eingangsbereich oder die Platzmitte ausgeweitet werden können.
Anbindung an den Bestand
Ziel ist die stadträumliche Vernetzung und Schaffung einer barrierefreien Fuß- und Radwegeverbindung von der Berliner Straße über den neuen Platz bis zur Alten Wache und dem Fürstengarten bzw. Askanierring. In der Berliner Straße werden ergänzende Baumreihen zur Aufwertung und Fassung der Gehwegzone vorgeschlagen sowie eine teilweise Verlegung bestehender Parkplätze, um den Zugang in die Markttwiete großzügig zu öffnen. In der Alten Wache wird die Fußgängerzone mit dunklem Pflasterbelag und einer straßenbegleitenden Baumreihe in Pflanzgefäßen (auf Tiefgarage) als Shared Space bis zum Askanierring/ Ecke Zufahrt Fürstengarten fortgeführt, um die räumliche Anbindung und Vernetzung zum Amtsplatz mit Schloss und dem historischen Fürstengarten zu stärken.
Platzgestaltung
Das Band aus Grünflächen mit Baumpflanzungen, Sitzbänken, einem bodenbündigen Fontänenbrunnen und einem Holzdeck, das als Bühne oder Tanzboden genutzt werden kann, bietet allen Generationen und Altersgruppen einen zentralen Ort für Aufenthalt und Begegnung sowie viel Platz zum Perfomen, für Spontanes, Spielerisches und Experimentelles. Im Umfeld der Bühne ist eine temporäre Bestuhlung möglich. Die Beleuchtung des Platzes erfolgt über Mastleuchten.
Als Besonderheit für die Lauenburger Lesegärten dienen Buchstaben in auffälligen Rot- und Orangetönen, die erhöht als Sitzmöbel auf der Platzfläche und der Markttwiete verteilt sind und als graufarbene Intarsien in den Belag integriert werden. Die Buchstaben der Sitzmöbel bilden die Begriffe ‚Holz‘ und ‚Wasser‘, die Grundlage der Papierherstellung sind. Sie spiegeln sich ebenfalls in der Materialverwendung wider. An der Bücherei wird ein weiterer öffentlicher Bücherschrank im Stadtgebiet platziert.
Die Platzkanten nach Westen werden mit erhöhten Pflanzbeeten und Baumpflanzungen gefasst, die angrenzenden Wandflächen werden mit Kletterrosen begrünt. Die bestehende Treppenanlage im Norden wird geöffnet und neu ausgerichtet, um das Sitzen auf den Stufen mit Blick auf die Platzfläche zu ermöglichen. Die Rampe entfällt aus Platzgründen, da der Platz über die Markttwiete barrierefrei erreichbar ist. Im Süden werden auf dem Platz drei barrierefreie Stellplätze integriert.
Büchereigarten
Die rückwärtige Freifläche der Stadtbücherei wird als introvertierter Gartenraum mit u.a. mobilen Sitzmöglichkeiten zum Lesen und Hochbeeten zum Gärtnern gestaltet, der zu den Öffnungszeiten frei zugänglich ist. Die Hochbeete haben unterschiedliche Höhen für kleine und große Gärtner*innen und eröffnen Raum für gemeinschaftliche Pflanzexperimente und lokale Initiativen. Der Bereich am Gebäude erhält Pflanzbeete, zwei Holzpodeste mit integrierten Sitzmöbeln und eine Pergola, die mit Rosen berankt wird. Eine kleine wassergebundene Fläche kann mit mobilen Sitzmöbeln für kleinere Lesungen genutzt werden.
Zum Füstengarten ist eine Einfassung durch eine Klinkermauer als Sicht- und Schallschutz zur Straße vorgesehen, im Bereich des Gebäudes ein Sichtschutzzaun zum Nachbarn. Die Zuwegung vom Fürstengarten wird gemeinsam mit dem Nachbarn genutzt. An der Straßenseite ist ein Müllstandort untergebracht.
Materialien, Farbkonzept und Bepflanzung
Die gesamte Platzfläche wird mit gesägtem Kopfsteinpflaster aus Granit befestigt, das an der Oberfläche geflammt ist und damit barrierefrei begehbar ist. Die bodenbündige Fläche des Fontänenbrunnens erhält großformatige Granitplatten. Für die Zuwegung zum Büchereigarten ist Natursteinpflaster in kleinerem Format vorgesehen.
Die Mauer des Büchereigartens und die erhöhten Einfassungen der Pflanzbeete werden als Klinkermauern hergestellt und erhalten Sitzauflagen aus Holz. Auf dem Platz sind auch barrierefreie Sitzgelegenheiten mit Rücken- und Armlehnen vorgesehen. Die Buchstaben für die Sitzmöbel und bodenbündigen Intarsien werden aus Beton gefertigt. Sie erhalten farbige Holzauflagen in Rot-Orange-Tönen, die an die Farbigkeit der umgebenden Klinkerfassaden anknüpft und diese akzentuiert. Holzdeck und Sitzauflagen werden aus dem Produkt Kebony gefertigt, einem behandelten Kiefernholz mit einer garantierten Haltbarkeit von 30 Jahren.
Für die Baumpflanzungen werden trockenheitsresistente Klimabäume wie Amberbaum, schmalblättrige Esche, Felsenbirne und Mehlbeere verwendet. Sie nehmen mit ihrer auffälligen Herbstfärbung das Farbkonzept auf. In den Pflanzflächen sind Gräser und Rosen in rot und orange vorgesehen.
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Die Materialien Naturstein, Klinker und Holz (Kebony) sind natürliche Produkte, die wiederverwendbar und recyclingfähig sind und so einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Sie sind sehr robust und langlebig, wodurch der Unterhaltungsaufwand reduziert wird. Die Holzelemente werden so konzipiert, dass eine geringe Wartung erforderlich ist und Elemente bei Bedarf leicht ausgetauscht werden können.
Vegetationsflächen und Bäume erzeugen Beschattung, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und tragen zur Vermeidung von Hitze-Inseln in der Stadt bei. Das Wassermanagement folgt den Prinzipien der Schwammstadt. Das Niederschlagswasser der Platzfläche soll so weit wie möglich den Vegetationsflächen zugeführt werden und den Baumpflanzungen zugutekommen. Das gesägte Kopfsteinpflaster hat einen hohen Fugenanteil, der durchlässig für Regenwasser ist. Die Pflanzflächen als Baumrigolen mit hohem Speichervolumen ausgeführt, die Wasser zurückhalten bzw. versickern. Damit verringert sich ebenfalls der Unterhaltungsaufwand für die Be- und Entwässerung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1004 unterscheidet sich von allen anderen Arbeiten durch die Besetzung der Mitte des Raumes (Großgrün und Pflanzbeete). Dadurch entstehen stimmige Wegeverbindungen, die die verschiedenen Übergänge zur Markttwiete /Alte Wache sowie die Zugänge zu Stadtbücherei und Stadtarchiv gut abbilden.

Besonders hervorzuheben ist die Schaffung einer grünen Platzkante im Süden jenseits der Alten Wache. Hier werden historische Bezüge aufgenommen. Die Pflanzinseln kombiniert mit Sitzmöglichen, Podesten Bühne / Tanzboden (ein weiterer historischer Bezug zum ehemaligen Hotel Stappenbeck) ermöglichen vielfältige Nutzungen, die von Besuchern der Stadtbücherei und der Öffentlichkeit gleichzeitig genutzt werden können. Diese Aktivitätsangebote werden von einem Fontänenfeld ergänzt und sind für alle Altersgruppen attraktiv. Durch die Anordnung der Bäume auf dem Platz wird für Schatten gesorgt. Sie lassen trotzdem Raum für eine sinnvolle Anordnung der Marktstände. Eine gleichzeitige Nutzung für die Marktbeschicker und für Außenaktivitäten der Bücherei ist sehr gut gelöst. Eine Befahrbarkeit des Bereichs ist ohne Einschränkung möglich. Das Holzpodest in Verbindung mit dem frei möblierbaren Bereich davor (Makerspace) ist direkt den Zugängen des Lesesaals der Bücherei zugeordnet und kann dadurch vielfältig genutzt werden.
 
Die Twiete zwischen Stadtcafé und Christusgemeinde ist einerseits durchlässig und bietet andererseits ausreichend Platz für den Außenbereich der Gastronomie. Der Lesegarten teilt sich in einen öffentlichen und einen intimeren / halböffentlichen Raum östlich zur Straße Fürstengarten. Die Arbeit erweitert den Grünraum bis an den Straßenbereich heran und ermöglich damit eine Möglichkeit zum Gärtnern in der Stadt.
 
Es wäre wünschenswert, wenn aus der Straße ein Einblick in die „geheimen Gärten“ möglich ist. Das Tor an der Straße Fürstengarten erscheint für den Funktionsablauf in der Bücherei sinnvoll. Besonders hervorzuheben ist die Auseinandersetzung mit den verwendeten Materialien und Gestaltungselementen. Gesägtes Kopfsteinpflaster stellt Barrierefreiheit her. Die Mauern und Sitzmöglichkeiten greifen den Backstein der angrenzenden Gebäude auf.
 
Bei der Baumauswahl wurde einerseits auf stadtverträgliche Bäume und andererseits auf Farbaspekte Wert gelegt. Die Sitzbuchstaben und Intarsien in der Pflasterfläche schaffen einen Bezug zum Thema Lesen. Gleichzeitig dienen sie als Spiel- und Sitzmöglichkeiten, die besonders für Kinder einen Reiz haben werden. Der Versuch, den Bestandsbaum Kastanie zu erhalten, wird positiv bewertet. Das Oberflächenwasser soll den Vegetationsflächen und den Bäumen zugeführt werden (Baumrigolen und Retentionsflächen). Im Zusammenhang mit den angrenzenden öffentlichen Räumen ist diese Gestaltung mit Gartencharakter besonders positiv zu bewerten. Sie stellt als modernes Element einen Bezug zu den Elementen Elbhang, Schloss und Fürstengarten her.
 
Diese Arbeit überzeugt die Jury vollends. Sie ist hervorragend geeignet, an dieser Stelle gemeinsam mit dem Umbau der Stadtbücherei und des Stadtarchivs einen städtebaulich qualitätsvollen Ort mit einer deutlichen Steigerung der Aufenthaltsqualität für die Lauenburger Bürgerinnen und Bürger sowie Besucher der Stadt zu schaffen.
Perspektive Büchereigarten

Perspektive Büchereigarten

Gestaltungsplan M 1 : 100

Gestaltungsplan M 1 : 100

Funktionsplan M 1 : 250

Funktionsplan M 1 : 250