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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Neugestaltung der Freiflächen am Schul- und Bildungszentrum Niebüll

1. Preis

Preisgeld: 13.500 EUR

SILLER Landschaftsarchitekten BDLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

SCHULE-PARK-LANDSCHAFT

1. Leitidee und Gestaltung
Der vorliegende Entwurf macht sich die durch die Ausloberin und die Schule formulierte Forderung nach „(Frei)Räume(n) für die Schülerschaft, die vielfältige Chancen für die Ausbildung von sozialen, motorischen und kognitiven Kompetenzen bieten“ zum Kerngedanken und gestaltet den Schulhof als parkartige Schulhoflandschaft. Er verbindet Gestaltungselemente einer Parkanlage mit einem abwechslungsreich gestalteten Schulhof. Hierbei werden sowohl ausdrücklich Angebote gesetzt, als auch Flächen bewusst freigehalten, welche sich die Schülerinnen und Schüler individuell aneignen und nutzen können. Ein schwellenfreier Bewegungsraum für soziale und motorische Entfaltungsmöglichkeiten, eingebettet in eine parkartige Schulhoflandschaft bildet die Grundhaltung des vorliegenden Entwurfes.

Im Einzelnen bedeutet dies die Stärkung der Barrierefreiheit und der Inklusion durch Reduzierung von Schwellen, Kanten, Treppen. Ferner erfolgt eine niveaugleiche Verbindung der nördlichen Verkehrsanlagen (Bushaltestellen, Fahrrad- und PKW-Stellplätze) mit dem Vorplatz und dem Schulhof einerseits und den Sport- und Freizeitflächen bei den Sporthallen andererseits. Darüber hinaus erfolgt eine niederschwellige Erschließung des großzügig angelegten Parkteils und der südlich anschließenden Stellplatzanlage in Richtung Gotteskoogstraße. Somit werden sämtliche Schulhofteile barrierefrei erschlossen.

Die Gestaltung des Schulhofes realisiert eine Umformung der Schulhofbereiche in eine landschaftliche, parkartige Gesamtgestaltung mit hoher Biodiversität und unterschiedlichsten Pausen-, Sport- und Freizeitangeboten wie Tischtennis, Tischkicker, Bouldern, Basketball, Volleyball, Fußball, verschiedenster Spiel- und Klettergeräte in Sandspielflächen sowie freier Bewegung. Sämtliche Angebote sind sowohl für schulische als auch außerschulische Nutzungen gedacht. Weiterhin sind Vorschläge für ein Klassenzimmer im Freien, einen Schulgarten mit individuell gestaltbaren Beetgrößen und Einzäunung nach Bedarf nebst Biotop, eine große Rasenfläche sowie ein Standort für ein „mitwachsendes Kunstwerk“ verortet. Die Bereiche Sport- und Spiel, Schulgarten und freies Klassenzimmer erhalten je einen Pavillon. Westlich des Schulgebäudes 6 in unmittelbarer Gebäudenähe wird ein Freiterrassenbereich zum Verweilen und für den sozialen Austausch mit Stühlen, Tischen und Sonnenschirmen vorgeschlagen. Die Ablesbarkeit der Schulhofgrenzen an der westlichen und südlichen Peripherie wird im vorliegenden Entwurf mittels übergeordneter Baum- und Strauchstruktur erreicht. Diese fasst, weithin räumlich wahrnehmbar, die zentrale große Rasenfläche zwischen Sporthalle I und II sowie dem Schulgebäude 6.

Prinzipiell erfolgt durch die Gestaltung des Entwurfes eine qualitative und quantitative Mehrung der Vegetationsstrukturen mittels Bäumen, Sträuchern, Stauden, Blühwiesen und dem Schulgarten. Dies führt folglich zu einer Erhöhung der Biodiversität der Gesamtanlage. Weiterhin bietet der Entwurf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen abwechslungsreichen Spiel‐ und Bewegungsangeboten, freiem Bewegungsraum sowie Ruhebereichen. Für die alljährlich stattfindende Messe wurde im Bereich der nördlichen Stellplatzanlage und auf dem Schulhof jeweils eine Fläche für Messezelte (Autozelt und Messetreff) freigehalten.

2. Landschaftsarchitektonische Einbindung Verkehr und Topographie
Die Topographie des Bearbeitungsgebietes stellt sich im Bestand mit einem Höhenunterschied von ca. 1 m zwischen nördlichen Verkehrsanlagen / Vorplatzbereich / südlicher Parkanlage und dem höher gelegenen Kernbereich des Schulhofes bei den Gebäuden 1 und 6 sowie der Sporthalle I dar. Die bestehende Höhensituation wird grundsätzlich beibehalten und nur an seinen Rändern zu Gunsten der Barrierefreiheit und fließender Außenräume überarbeitet. Die bestehende orthogonale Gestaltung des Vorplatzes und Schulhofes wird aufgebrochen und umgeformt, sodass sich der Vorplatz in Richtung Schulhof öffnet und in diesen räumlich hineinwächst. Dabei wird die kompakte Treppenanlage aufgelöst und der oben erwähnte Höhenunterschied von ca. einem 1 m zwischen Verkehrsflächen / Vorplatz und Schulhof über zwei Ebenen gestaffelt. Die dabei entstehenden terrassenartigen Ebenen werden durch Sitzstufen und zwei Treppenanlagen gerahmt. Seitlich beim Gebäude 3 und 1 wird eine barrierefreie Rampe etabliert. Die entstehende Zwischenebene, welche sich zwischen Vorplatz und Schulhof sowie zwischen Sporthalle I und Gebäude 1 einspannt, ist weitestgehend mit (bio-)diversen Grünstrukturen gestaltet und lädt zum Verweilen ein.

Eine räumlich, optische Verbindung von Verkehrsflächen und Schulhof erfolgt mittels locker eingestreuter Baumpflanzungen und Baumgruppen der Pflanzengattung Kiefer. Die Baumart Schwarzkiefer ist bereits im Bestand neben der Treppenanlage zu finden. Die Verkehrsanlagen werden gegliedert in eine Stellplatzanlage (derzeitige Schotterfläche) an der nördlichen Giebelseite der Sporthalle I mit 60 PKW Stellplätzen incl. 3 Behindertenstellplätzen, einer Vorfahrt für 8 „Elterntaxen“ und einer Busspur mit 3 Bushaltestellen am östlichen Ende der Verkehrsanlagen. Weitere 30 PKW Stellplätze befinden sich auf dem Lehrerparkplatz nördlich der Bus- und „Elterntaxen“-Spur. Sämtliche Anlagen des ruhenden Verkehrs sind zum fließenden Verkehr mittels Grünflächen und Baumpflanzungen abgegrenzt. Die Stellplatzanlage bei der Sporthalle erhält eine separate Zufahrt, welche ebenfalls als Feuerwehrzufahrt dient.

Außerdem ist in diesem Bereich eine überdachte Fahrradabstellanlage für 120 Fahrräder angeordnet. Weitere 40 Fahrradabstellmöglichkeiten befinden sich im süd-westlichen Schulhofbereich bei den Sport- und Spielanlagen. Die bestehenden Feuerwehrzufahrten werden im vorliegenden Entwurf berücksichtigt und erhalten.

3. Aussagen zur Barrierefreiheit
Der Entwurf realisiert eine Überformung des Außenraumes zugunsten einer barrierefreien Erschließung sämtlicher Schulhofteile, Schulgebäude sowie Sporthallen. Hierfür werden Schwellen, Kanten und Treppen weitreichend zurückgebaut und auf ein notwendiges Minimum reduziert. Der Hauptzugangs-bereich vom nördlichen Vorplatz her vor Gebäude 3 und 1 erhält eine barrierefreie Rampe. Sämtliche Erschließungswege von der Parkplatzanlage aus Richtung Gotteskoogstraße sind ebenfalls barrierefrei angeschlossen. Die Wegeoberflächen sind eben, fugenarm und rutschfest angedacht. Die Ausbildung der Wegeoberflächen soll in Anlehnung an den neueren Bestand (Bereich Halle 1 und Gebäude 6) mittels Betonpflaster (Anthrazit und Grau) erfolgen.

4. Umsetzung Artenschutz gem. Kreistagsbeschluss
Der vorliegende Entwurf sieht eine hohe pflanzliche Vielfalt mittels heimischer und weitestgehend insektenfreundlicher Bäume, Sträucher und Stauden vor. Die Leitarten sind ortstypische Laubbäume wie Mehlbeere sowie Kiefern als Vertreter der Nadelbäume. Das Artenspektrum wird durch einen in seiner Größe individuell anpassbaren Schulgarten ergänzt. Ein Teil der zentralen Rasenfläche ist als Blühwiese gestaltet. Eine Wildkrautbekämpfung sollte gar nicht erfolgen, da auch Spontanvegetation und spezielle Fugenvegetation ein vielfältiges Artenspektrum bieten. Für eine gezielte biodiverse Fugenvegetation sind auch die in den Pflasterflächen vorgesehenen Rasenlinersysteme geeignet. Im Bereich des Schulgartens sind verschiedenartige Obstbäume angedacht. Auch ist das Herstellen von sog. Insektenhotels in diesem Bereich gut vorstellbar.

5. Verhältnis der versiegelten Fläche zur Gesamtfläche
Der Entwurf strebt ein zuträgliches Verhältnis zwischen versiegelten Flächen einerseits und unversiegelten Flächen anderseits an. Die befestigten Schulhofbereiche sind, soweit dies die Nutzung und Funktion zulässt, mit teilversiegelten Oberflächen (z.B. Beton-Rasenlinern) durchsetzt. Bei einer Gesamtbearbeitungsfläche von ca. 24.000 m2 sind ca. 8.500 m2 versiegelt und ca. 3.400 m2 als wasserdurchlässige Beläge (wie Rasengitter, gebundener Fallschutzbelag o. ä.) teilversiegelt ausgebildet. Ca. 12.100 m2 des Bearbeitungsgebietes entfallen auf unversiegelte Flächen wie Vegetation, Fallschutzsand und Sonstiges.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1001 besticht durch eine sehr klar durchdachte und gut ausformulierte Struktur und zeigt eine großzügige Geste im Eingangsbereich von der Straße Peersweg herkommend.
Schüler, Lehrer und Besucher werden einladend und repräsentativ empfangen und über den Ankommens-Bereich sicher auf das Schulgelände zu den Eingängen geleitet. Der Verkehrsbereich ist sehr gut organisiert und für die einzelnen Verkehrsteilnehmer klar geordnet. Konflikte, insbesondere für die Schüler werden mit der aufgezeigten Lösung bestmöglich vermieden.
Die Formensprache des Entwurfs ist organisch und leitet selbstverständlich von einem Schulhofbereich zum nächsten. Die Laufwege und Aufenthaltsbereiche sind von vielen Sitzmöglichkeiten und Nutzungsangeboten gesäumt.
Die Ebene 1 ist barrierefrei erreichbar und mit dem höheren und niedrigen liegenden anderen Bereich gut verknüpft. Der zentrale Bereich der Ebene 1, der den eigentlichen Eingangsbereich zum Schulgebäude bildet, öffnet sich als multifunktionaler Platz der auch für den Messetreff nutzbar ist. Der Entwurf ist insgesamt stimmig und durchdacht, wirft aber in der Vielzahl der Details Fragen auf und scheint wenig auf die vorhandenen Strukturen, insbesondere auf die vorhandene Topographie einzugehen. Es ist zu prüfen, ob die im Parkbereich vereinzelt platzierten Spielgeräte reduzieren werden sollten. Die ergänzende Bepflanzung wirkt dabei zu additiv, gleichzeitig wird wenig auf den Gehölzbestand eingegangen. Die Anordnung des grünen Klassenzimmers mit einem Pavillon direkt vor den Öffnungsmöglichkeiten der Stadthalle erscheint unschlüssig. Im Hinblick auf Kosten und Nachhaltigkeit werden die Bodenbewegungen und Materialität kritisch gesehen
Insgesamt bietet der Entwurf als 'offene Campuslandschaft' und mit einem gut gelösten Verkehrsraum sowie unterschiedlichen Nutzungsangeboten eine überzeugende Grundlage für die Neugestaltung des Schul- und Bildungszentrums.
Lageplan

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