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Award / Auszeichnung | 09/2022

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2022

IGS Integrierte Gesamtschule

DE-31737 Rinteln, Paul-Erdniß-Straße 1a

Nominierung

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

ERNST² ARCHITEKTEN AG

Architektur

Landkreis Schaumburg

Bauherren

pmd Gesellschaft für Projektmanagement mbH

Projektsteuerung

Büro für Freiraumplanung Christine Früh

Landschaftsarchitektur

WETZEL & VON SEHT

Tragwerksplanung

reich + hölscher TGA-Planer GmbH

TGA-Fachplanung

Schröder & Partner Beratende Ingenieure VBI Für Elektrotechnik

TGA-Fachplanung

ISRW - Institut für Schalltechnik, Raumakustik, Wärmeschutz Dr.-Ing. Klapdor GmbH

Bauphysik

marcus ebener fotografie

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 11/2021

Projektbeschreibung

Das Grundstück der Integrierten Gesamtschule befindet sich an der Burgfeldsweide, südlich des Stadtzentrums von Rinteln (Niedersachsen). Ein einfacher und geometrisch klarer Baukörper, der für maximal 900 Schüler konzipiert wurde, ergänzt gegenüber des bestehenden Gymnasiums das Ensemble auf dem Schulareal. Mit seiner ruhigen, rechteckigen Geometrie formuliert der zweigeschossige Neubau einen stadträumlichen Gegenpol zur gewachsenen Struktur des Bestandsbaus. Seine Fassade besteht aus im eigenen Forstbetrieb des Bauherrn geschlagenem Lärchenholz. Zum Schulhof hin besitzt der 112 Meter lange Neubau an seiner gesamten Längsseite eine offene Eingangszone, die als Willkommensgeste, gedeckter Pausenbereich, Kommunikationsfläche und zur Erschließung der einzelnen Lerncluster dient. Durch dieses vermittelnde Entree entsteht ein niederschwelliger Zugang in ein helles und freundliches Schulgebäude. Klar und einfach ist auch die innere Aufteilung des Neubaus: Auf einem mit Fachräumen und Verwaltung belegten Sockel sitzen drei rechteckige Doppelcluster, die über vier Innenhöfe unterteilt und belichtet werden. Die IGS wurde barrierefrei, integrativ und nachhaltig geplant. Sie ist als demontierbarer Massivholzbau mit Holzrahmenfassade ausgeführt, nahezu alle wesentlichen Tragwerks- und Bauteile bleiben im Innenraum sichtbar. Dadurch wird der Holzbau initialer Bestandteil des Gestaltkonzepts. Angenehme Raumatmosphäre und Materialhaptik verbinden sich mit rationeller Fertigung, kurzer Bauzeit und einem zukunftsweisenden Energiekonzept.
Zum Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes wurden thermische Simulationen und Wärmebrückenberechnungen durchgeführt sowie der Kondensatfeuchteschutz betrachtet. Durch die Holzbauweise und die auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage ergaben sich erhöhte Anforderungen an die bau- und raumakustischen Aspekte sowie den Schallimmissionsschutz.

Beurteilung durch das Preisgericht

IGS Integrierte Gesamtschule Rinteln
Das Schulgebäude für die integrierte Gesamtschule in Rinteln/Niedersachsen zeichnet sich außen wie innen durch die konsequente Umsetzung einer Holz-Beton-Hybridbauweise aus und macht eine zukunftsweisende und klimaschonende Architektur für Schüler, Eltern und Lehrer nicht nur sichtbar, sondern auch sinnlich erlebbar.

Räume prägen Menschen! Wir alle können uns an unsere Schule und die Klassenräume erinnern – auch was sie ermöglicht, oder verhindert haben. Eine Schule soll sowohl gute Lernorte als auch gute Lebensräume bieten. Den Architekten Bez und Kock gelingt all das durch ein geeignetes Grundrisskonzept mit Klassenclustern und Innenhöfen, mit der Dominanz des Materials Holz und einer klaren und gut detaillierten Gestaltung.

Der aus einem Wettbewerbsgewinn hervorgegangene kompakte zweigeschossige Schulbau, vervollständigt einen bestehenden Schulcampus und nutzt vorteilhaft Funktionen und Synergien mit den bereits vorhandenen Nutzungsangeboten.
Die in Niedersachsen bei großen Schulbauten noch ungewöhnliche Bauweise mit Holz wurde im Vorfeld der Planung auch wirtschaftlich mit einer konventionellen Bauweise verglichen. So konnte der Bauherr nicht nur die Vorteile der verkürzten Bauzeit durch Vorfertigung nutzen, sondern auch sicher sein, dass durch die nachhaltigere Bauweise keine Mehrkosten entstehen würden. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Lärchenholz der Fassaden aus der eigenen Forstwirtschaft des Bauherrn kommt und dadurch eine geringe Transportemissionen aufweist. Die hochwertigen Holzoberflächen von Konstruktion und Wandflächen geben dem Schulbau seinen warmen und freundlichen Charakter. Selbst die Möblierung in den Clustermitten, die hervorragend als sozialer und kommunikativer Treffpunkt funktionieren, jedoch auch für neue Unterrichtsformen nutzbar sind, ist harmonisch aus hellem Holz gefertigt.

Das Material wird zum aktiv erlebbaren Teil des Gebäudes, die große räumliche Qualität zum dritten Pädagogen. Eine gute Alterung der Materialien und die lange Nutzung des Gebäudes ist damit vorprogrammiert. Der vorgelagerte Eingangsbereich ist als Arkadengang ausgebildet und wird als gut nutzbare und einladende Zwischenzone für das gesamte Gebäude gelobt.

Die Jury würdigt die bewusste und integrale Planung des Projektes, die sowohl zu einem Lowtech Ansatz, wie aber auch zu einer flexiblen Konstruktionsart geführt hat. Dank der Demontierbarkeit der Holzbauteile kann auf Veränderungen im pädagogischen Konzept reagiert werden, Rückbau ist ebenfalls möglich.

Zu den atmosphärischen Vorteilen der hybriden Holzkonstruktion kommen die klimatisch positiven Auswirkungen, die gerade jetzt in unserer Zeit von großer Bedeutung sind. Jeder Neubau muss mit einer reduzierten CO2 Emission dazu beitragen. Bei der IGS wurden bei der Errichtung des Gebäudes entscheidende Reduzierungen erreicht, die auch für die Lebenszyklusbetrachtung relevant sind. Der Energiebedarf im Betrieb wird durch passive Maßnahmen, mit minimierter technischer Gebäudeausrüstung, wie Nachtauskühlung mit Oberlichtern erzielt. Eine Photovoltaikanlage deckt nahezu den prognostizierten Strombedarf des Gebäudes.

Die IGS integrierte Gesamtschule in Rinteln ist ein beispielhafter Schulbau, der mutig und ästhetisch zeigt, wie mit hohem Holzanteil zukunftsweisend gute Räume erlebbar gemacht und auch wirtschaftlich erstellt werden können. Neubauten ohne einen hohen Anteil nachwachsender, CO2 reduzierter Baustoffe, helfen dem Klima nicht. Positiv wird auch der Erhalt der ehemaligen Schule gewertet, die zur Nachnutzung für die Gemeinde umgebaut wird.