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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2022

„Zukunft der Bäderlandschaft“ in Schwelm

Schwimmbad und Landschaft werden eins.

Schwimmbad und Landschaft werden eins.

1. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

pbr freiraum GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Standort des Schwelmebades befindet sich ca. 1,5 Kilometer von der Innenstadt entfernt in einer topografisch sehr bewegten und parkähnlichen Landschaft mit Übergängen in die angrenzenden Natur - und Landschaftsräume aus Wiesen, Wäldern und Siedlungsgebieten. Der Rückbau des Freibades bietet die Chance diesen Ort mit den oben beschriebenen Qualitäten weiterzuentwickeln.

Aus der Analyse heraus, dass das gesamte Gelände ausschließlich für Gäste des Schwelmebades zugänglich ist, wurde der Ansatz einer öffentlichen Parklandschaft entwickelt. Der Entwurf für die neue Parklandschaft Schwelm begreift sich dank seiner geschickten städtebaulichen Setzung somit als ein Ort in dem fortan auch ein öffentlicher Zutritt teilweise möglich ist. Es wird eine Vernetzung aus unterschiedlichen Teilräumen entwickelt, in dem sportliche Aktivitäten genauso ermöglicht werden wie spontane Begegnungen und Rückzugsorte. Somit schafft die neue Schwelme(bade)landschaft einen Ort zur Freizeitgestaltung und Erholung für Bürger: innen und Besucher: innen gleichermaßen.

Ableitend aus diesem Grundkonzept wird das eigentliche neue Schwelmebad als Teil der Topografie und Landschaft gedacht, welche die „Liebeswiese“ mit dem neuen Schwelmepark verbindet und als Scharnierfunktion einen identitätsstiftenden Ort schafft. Auch der obere Bereich des Vereinsheimes kann so in die neue Struktur integriert und zugänglich gemacht werden. Von der oberen Hanglage der Liebeswiese stellt sich der Entwurf durch seine grünen begehbaren Dächer mit seiner fünften Fassade als selbstverständliche Fortführung der Topografie dar. Durch ein geschicktes Knicken der Dachlandschaft werden funktionale Anforderungen wie ein erhöhter Luftraum über der Sprunganlage formal integriert. Der eigentliche Bezahlbereich der neuen Badelandschaft wird auf ein angemessenes Maß verkleinert. Dieses kommt auch der Übersichtlichkeit im Betrieb und in der Aufsicht zugute. Durch intelligente Zugangskontrollmöglichkeiten können sich die Badegäste ebenfalls in der neuen öffentlichen Parklandschaft bewegen. 

Das Schwelmebad öffnet sich von der Schwelmerstraße aus kommend mit einem großzügigen Vorplatz, der in ein einladendes Foyer mit Blick auf die Badeplatte und den Außenbereich mündet. Das eigentliche Foyer mit Kasse, der Bistrobereich und der Multifunktionsraum zu einer funktionalen Einheit zusammengefasst. Der Eingang schafft eine eindeutige und gut auffindbare Adresse. Bereichert durch das außengastronomisches Angebot, was auch den Nichtschwimmer einlädt, bietet der drainfähige Vorplatz eine Aufenthaltsqualität mit Zugang zur Schwelme, die über eine reine Funktionalität hinausgeht. Ein barrierefreier Zugang wird allseitig ermöglicht. Das gesamte Kombibad ist für den Nutzer barrierefrei auf einer Ebene konzipiert. Somit sind Innen- wie Außenbecken ebenengleich zu erreichen. Trotz der architektonisch ausdrucksstarken Formsprache wird ein funktionaler Grundriss entwickelt. Die Umkleide- und Sanitärbereiche sind funktionsgerecht und übersichtlich angeordnet und man gelangt an zentraler Stelle in den Hallenbereich. Von hier aus schweift der Blick weit über die Innenwelt bis in den Außenbereich und zur Schwelme. Unter Berücksichtigung der erforderlichen Höhen für die unterschiedlichen Bereiche entwickelt der Neubau seine baukörperlichen und gestalterischen Besonderheiten.

Vom Foyer aus gibt es zusätzlich die Möglichkeit eines direkten Zuganges mit Drehkreuzanlage auf die Badeplatte des Außenbereiches. Darüber hinaus können Schwimmvereine auch außerhalb der Öffnungszeiten direkt über einen Sportlereingang in den Umkleidebereich gelangen, ohne das Foyer betreten zu müssen. Die Ver- und Entsorgung wird über den Parkplatz geführt und erfolgt im Norden über einen Einbringschacht mit Hubbühne, lärmgeschützt zu der nahgelegenen Wohnbebauung.

Das Gebäudeenergiegesetz stellt zurzeit die Anforderungen für die energetische Qualität eines Gebäudes. Eine Klimaneutralität, wie sie unweigerlich anzustreben ist, wird durch diese Mindestanforderungen nicht erreicht. Insbesondere nicht im Schwimmbadbau. Das hier aufgezeigte Konzept soll die architektonisch dargestellten, baulichen Vorrausetzungen unterstreichen und Möglichkeiten aufzeigen, die einen Weg zur CO2-Neutralität nur durch die Verschmelzung des Baukörpers und der technischen Gebäudeausstattung ermöglichen. Vorgesehen wurde eine Anordnung/Zusammenlegung der geforderten Räume nach Nutzungstemperaturen, sowie eine mögliche thermische Trennung des Hallenbereiches nach Wassertemperaturen. Die Lüftungsanlagen, mit ihren hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystem, sind den verschiedenen Bereichen auf möglichst kurzem Wege zugeordnet. So befindet sich im Untergeschoss das Gerät für die Schwimmhalle (Wärmepume zur mechanischen Entfeuchtung) direkt unter den Sanitärbereichen, so dass die Zuluft über Weitwurfdüsen eingebracht wird und als Luftwalze über der Wasserfläche die feuchte, und mit Schadstoffen angereicherte Luft bodennah wieder abgesaugt werden kann. Die Geräte für das Foyer, bzw. die Umkleidebereiche befinden sich auf der Erdgeschossebene. Um eine maximal energetisch effiziente Lüftungsplanung bereitzustellen, müssen im Planungsprozess Luftströmungssimulationen erstellt werden. Es wird eine hocheffiziente, bedarfsabhängige Wasseraufbereitungstechnik mit Nachtabsenkung vorgesehen. Ebenfalls die Wärmerückgewinnung aus Badewasser und Duschwasser zur Frischwasservorerwärmung. Die Außenbecken sowie das Kinderbecken werden, um die Verdunstung am Überlauf zu reduzieren, mit der
Bamberger Rinne ausgestattet. Ebenfalls wurden die Außenbecken in ihrer Geometrie so konzipiert, dass sie eine Nachtabdeckung erhalten können. Der geforderten Luftschneise wird dabei im Entwurf Rechnung getragen.

Es wird angestrebt, die pro Woche anfallenden ca. 180,00 cbm Rückspülwasser, in die offengelegte Schwelme einzuleiten, dieses entspricht ungefähr eine Badewanne am Tag. Ebenfalls soll das Niederschlagswasser, was nicht versickert, dort eingeleitet werden. Der Stromverbrauch des Bades wird durch eine tageslichtabhängige Lichtsteuerung reduziert. Auf diese Weise können Leuchtgruppen oder einzelne Leuchten automatisch je nach Tageslichtverhältnissen zu geschaltet werden. Die Lichtregelung erfolgt über Dimmung. Zudem werden Lichtszenen wie Reinigungsbetrieb, Badebetrieb oder Nachtbetrieb in allen Bereichen des Schwimmbades eingesetzt, um weitere Verbräuche bei Nichtbenutzung auszuschließen.

Als weitere Bausteine des Energiekonzepts sind vorgesehen:
- Nutzung der nicht begangenen Dachflächen zur Aufnahme von Solarthermie zur Wassererwärmung
- Nutzung der Freiflächen oberhalb der Liebeswiese“ zum Aufstellen von Photovoltaik- oder Hybridanlagen
- Nutzung der Freiflächen oberhalb der „Liebeswiese“ zum Bau einer Energiezentrale (ca. 400qm) mit Biomassekessel und dem geplanten BHKW. Hier wäre denkbar, dieses mit Holzschnitzeln oder auch mit anfallendem öffentlichen Laub zu speisen. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf wird aus den vorhandenen topografischen Besonderheiten nachvollziehbar entwickelt. Das ansteigende, begrünte und begehbare Dach des neuen Schwimmbades wird als fünfte Fassade ausformuliert und dadurch essentieller Teil eines neuen Parks. Die Anmutung des sich in der Höhe entwickelnden und begehbaren Gebäudes kann im freiräumlichen Kontext sehr überzeugen. Gebäude und Freiraum verschmelzen zu einem eleganten Raumgefüge, in welches die offengelegte Schwelme im Vorplatzbereich selbstverständlich integriert wird. Die von den Verfassenden vorgeschlagene grüne Park-und Bäderlandschaft soll gerade als ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Park über alle Jahreszeiten hinweg fungieren. Was seitens der Schwelmer Bevölkerung großen Anklang finden dürfte. Der im Ergebnis ganzjährig öffentlich nutzbare Freiraum bis hin zur »Liebeswiese« und die erwartbare Belebung wird sehr positiv beurteilt. Vor diesem Hintergrund wird auch die kompakte Einfriedung des unmittelbaren Freibadbereiches erklärt. Die Außenräume der Bäderlandschaft erhalten eine neue Qualität und ergänzen das Angebot des bestehenden Naherholungsgebietes. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Versiegelung städtischer Räume wird der vorgetragene Entwurfsansatz durch die Jury gewürdigt.

Der Eingangsbereich des Bades wird durch das ausladende Dach akzentuiert und führt mit klarer einladender Geste in den Innenraum. Der Vorplatz ist ausreichend dimensioniert und bietet Platz für Sitzplätze der Außengastronomie sowie Abstellflächen für Fahrräder. Die Sitzmöglichkeiten orientieren sich richtiger Weise nach Süden zur freigelegten Schwelme. Die Anordnung der Rampen können hinsichtlich einer gleichberechtigten barrierefreien Erschließung noch nicht überzeugen.

Ausgehend vom Foyer wird das Schwimmbad auf einem Niveau überzeugend barrierefrei entwickelt. Das Foyer bietet den Besucher*innen gute Orientierung und einen großzügigen Blick in das Schwimmbad mit angrenzendem Naturraum. Die Umkleiden sind leicht auffindbar und werden natürlich belichtet. Die Funktionsbereiche der Umkleiden und Duschen sind klar konzipiert. Die Schwimmhalle öffnet sich überzeugend mit großen Glasflächen zum Freibereich.

Die konzentrierte Anordnung der Gastronomie mit Bezug zum Vorplatz, Freibad und zur Schwimmhalle wird begrüßt. Die Kinderbecken sind neben der Badgastronomie richtig platziert.
Das Tiefbecken mit Sprungbereich in unmittelbarer Nähe zu den Kinderbecken wird in der vorgeschlagenen Form kritisiert. Hier fehlen geeignete Elemente, um den Kleinkindbereich vom Tiefbecken abzuschirmen.

Die natürliche Belichtung des Kursbeckens wird ebenfalls vermisst.

Die Fassade ist in Ihrer schlichten Eleganz nachvollziehbar, jedoch wird die Ausbildung von Dachrand und Profilierung hinsichtlich Feinheit und Prägnanz kontrovers diskutiert.
Insgesamt handelt es sich um einen sehr überzeugenden Entwurf für die neue Bäderlandschaft Schwelm, der in bester Weise aus dem Ort und seinen Besonderheiten entwickelt wurde.
Offenheit und Transparenz prägen den Innenraum.

Offenheit und Transparenz prägen den Innenraum.

Herleitung der Entwurfsidee

Herleitung der Entwurfsidee

Modell

Modell

Modell

Modell

Freianlagen: die umgebende Landschaft öffnet sich als Park nicht nur Badegästen.

Freianlagen: die umgebende Landschaft öffnet sich als Park nicht nur Badegästen.

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schwimmbad und Landschaft werden eins.

Schwimmbad und Landschaft werden eins.