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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Neugestaltung der Beckergrube in Lübeck

ein 3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

club L94

Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre einzigartige Idee im östlichen Abschnitt als Reminiszenz der ehemaligen historischen Bebauung ein „Grünes Dach“ in Form eines geschnittenen Baumdachs auszubilden. Dieses klare, lineare und schattenspendende vegetative Element wird insbesondere im Hinblick auf seine Aufenthaltsqualität und der besonderen aus der Historie abgeleiteten Identität begrüßt. Die Stringenz der Grundform wird wohltuend durch die Vielfalt und mögliche Kleinteiligkeit unter dem Dach gebrochen. Die vielfältigen Aneignungs- und Nutzungs-formen werden als sehr gut bewertet.
Kontrovers wurde dieses einprägsame Element aber im Hinblick auf ihre brandschutztechnische Funktionalität, der Anleiterbarkeit der dahinterliegenden Bebauung und der Wirkung für Klimaanpassung und Biodiversität im Vergleich zu Einzelbäumen diskutiert. Das zweite vorgeschlagene vegetative Element der stringenten Baumreihe durch den gesamten Freiraum wird im westlichen Abschnitt unter dem Aspekt des Denkmalaspektes und im ge-samten Verlauf unter dem Aspekt der unterirdischen Leitungstrassen kritisiert. Die Dualität dieser zwei Gestaltungselemente wurde in ihrem Zusammenspiel kontrovers diskutiert. Die Baumwahl sowohl für das Dach, Quercus palustris, als auch Liquidamber styraciflua für die Baumreihe wird im Hinblick auf ihre rötliche Herbstfärbung gewürdigt. Die Positionierung der Rigolen unter der gesamten Baumdachfläche wirkt konsequent und folgerichtig. Die Intention der möglichst großen Homogenität des Bodenbelags auch über den Straßenbelag hinweg er-scheint als zielführend und stärkt den Eindruck eines linearen Platzraums, welcher die Mobilitätswende vorweg-nimmt, und eine zukünftige mögliche autoarme Ausgestaltung indiziert. Diese vorgeschlagene Wertigkeit scheint aber auch eine gewisse Kostenthematik zu generieren.
Die Versetzung des Straßenkörpers um zwei Meter nach Norden kann insbesondere unter dem Aspekt der Reduzierung des Theatervorfeldes nicht nachvollzogen werden und schwächt die Arbeit ohne Not. Auch wird die Besetzung dieser reduzierten Vorfläche mit einem Wasserspiel stark kritisiert. Die Positionierung der nördlichen Bushaltestelle wird ebenfalls kritisch gesehen.
Zusammenfassend bietet die Arbeit einen Lösungsvorschlag der insbesondere im Hinblick auf das Element des Baumdaches und der Homogenität der Oberflächen ein starkes, aus dem Ort abgeleitetes Alleinstellungsmerkmal bildet, welches aber im Hinblick auf die Baumreihe eine konsequente Denkmalschutzberücksichtigung missen lässt.