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Einladungswettbewerb | 11/2021

Neubau von Wohnungen im Areal Volta - Basel, Baufeld 2 Gebäu­de 2.4 (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

clauss und merz l marco merz und marion clauss

Architektur

ZPF Ingenieure AG · ZPF Structure AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung, Bauphysik, Akustikplanung

Christoph Etter Fassadenplanungen

Fassadenplanung

Ingenieurbüro Aegerter + Bosshardt

Brandschutzplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

TGA-Fachplanung

aplantis AG

Fassadenplanung, sonstige Fachplanung, Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

FUTUR BOLD

Die im Regelwerk deklarierte Hybridität von Maßstäben, Akteuren und Atmosphären wird konsequent weitergeführt und programmgemäß übersetzt: Das «Nebeneinander von großen Playern, Start-Ups, Bildungsräumen und kleinteiligen Wohnnachbarschaften an einem großen Hof» soll, so die Verfassenden, das «neue Stück Stadt» bestimmen. So wird innerhalb des Perimeters eine ebenso hybrid gewählte Bebauungstypologie vorgeschlagen. Sie führt das Nebeneinander von Bauformen und Bauweisen in den Maßstab des Gebäudes über und integriert im Sinne der Kreislaufwirtschaft gar Bauteile der abzubrechenden Parkgarage in das hybride Ganze – eine Grundhaltung, die von der Jury als kluger und eigenständiger Beitrag zur Aufgabenstellung geschätzt wird.

Die vorgeschlagene Disposition erzeugt nicht nur unterschiedliche Arbeitsatmosphären innerhalb des neuen Hauses, sondern schöpft ihre Themen auf anregende Weise aus der Beschäftigung mit den strukturellen und räumlichen Komponenten der geschilderten Auseinandersetzung: Große und kleine Spannweiten, unterschiedliche Materialwirkungen und Konstruktionsprinzipien definieren den Raumcharakter. Während die Hybridität im Innern eine jeweils der Nutzung entsprechende Identität und insgesamt eine reiche räumlich-atmosphärische Vielfalt schafft, erzeugt dieses Nebeneinander nach außen aber ein eher disperses Bild: Im Hinblick auf die im Erläuterungstext erwähnten «scharfen Kanten des Stadtblocks gegen außen» erscheint dieses – gerade auch als repräsentative Front zum künftigen Park– allzu zufällig, additiv und «gewachsen».

Auf funktionaler Ebene ist die räumliche Differenzierung des Hofraumes in einen Anlieferungs- und einen Zugangs- und Aufenthaltsbereich nachvollziehbar. Hingegen wird bedauert, dass die Kantine durch ihre periphere Lage den Hofraum nicht aktivieren kann. Die effiziente Setzung von nur drei Erschließungskernen besticht auf den ersten Blick, kann aber dadurch nicht mehr Nutzfläche generieren und irritiert im Hinblick auf die Perforierung des nördlichen Kerns durch die Hochdurchfahrt. Aus Nutzersicht stellen die geringen Gebäudetiefen in den Obergeschossen des nördlichen «Bügels» – trotz ihrer räumlichen Attraktivität im Kontrast zu den Hallen – für die langfristige Vermietungsflexibilität ein großes Handicap dar.

In Bezug auf Baurecht, Lärmschutz und hindernisfreiem Bauen ist das Projekt sorgfältig durchgearbeitet; seine Nachhaltigkeitswerte sind hoch und verdienen große Anerkennung (insbesondere in den Bereichen Materialisierung, Bauökologie, Energiekonzept, Gebäudehülle sowie in der Erreichbarkeit von DGNB Gold). Etwas weniger vollständig ist der Brandschutz gelöst. Als herausforderndster Parameter erweist sich in der Gesamtbilanz aber die Wirtschaftlichkeit des Projektes, kumulieren sich hier doch eine unterdurchschnittliche Geschossfläche mit einem konstruktiv eher hohen Aufwand. Zusammen mit der erwähnten Flexibilitätseinschränkung stellt dies eine ökonomisch schwierige Ausgangslage dar.

Insgesamt handelt es sich um einen sehr eigenständigen, zeitgemäßen und sorgfältig ausformulierten Vorschlag, der im Inneren reichhaltige Identitäten schafft und Aspekte einer engagierten Nachhaltigkeit zukunftsweisend zum Thema macht. Seine Einschränkungen hinsichtlich langfristiger Flexibilität sind aber evident. Auch kann der äußere Ausdruck in der Zusammenkunft vier unterschiedlicher Bauweisen – gerade in den nicht sehr inspirierenden Renderings – weniger überzeugen. Die Jury verdankt aber einen Beitrag, der den Diskurs in hohem Masse befruchtet hat: Er beeindruckt durch die Konsequenz seiner Beschäftigung mit einer im Masterplan angelegten, eigenständigen DNA für das künftige Volta Nord-Quartier.