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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Gestaltung Kerngebiet TOR WEST in Ibbenbüren

Perspektive Hauptplatz Tor West am Schacht 1

Perspektive Hauptplatz Tor West am Schacht 1

1. Preis

Preisgeld: 97.000 EUR

yellow z urbanism architecture

Stadtplanung / Städtebau

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Erläuterungstext

Tor West- Zentrum des Inova-Parks (ehem. Schacht von Oeynhausen)
Mit der Umsetzung des Tor West geht der im Masterplanprozess angestoßene „Schichtwechsel“ der ehemaligen Zeche von Oeynhausen zum Inova-Park in die Realisierung. Die Realisierung des „Tor West“ eröffnet neue Blicke in das ehemals geschlossene Werksgelände. Es wandelt sich, im ersten Schritt in seinen zentralen Teilbereichen, zum öffentlichen Raum.

Nutzungsanreicherung
Mit der Anreicherung durch neue Nutzungen entsteht ein innovativer Gewerbestandort. Das Tor West integriert die historischen Bausteine der ehemaligen Zeche und haucht ihnen ein neues Leben ein: Die Halle 1 wird als Museum der Bodenschätze nachgenutzt und so zum öffentlichen Anlaufpunkt. Das Alte Pförtnerhaus wird zum Gründerzentrum für Startups, das Fördermaschinengebäude zum Kreativzentrum. Mit diesen Kernnutzungen entsteht ein neues, abwechslungsreiches Leben in alten Mauern.

Patchwork, Höfe und fließende Räume
Die gewachsene bauliche und freiräumliche Struktur bietet ein solides Gerüst für eine Neugestaltung. Die vorhandenen Beläge werden so weit wie möglich erhalten und bilden ein Patchwork ebengleicher Flächen ähnlich einem robusten „Teppich“. Die individuellen Qualitäten der einzelnen Höfe werden gestalterisch sowie auf der Nutzungsebene weiterentwickelt.

Nutzungen
Das Nutzungskonzept setzt auf eine kleinteilige Mischung unterschiedlicher Nutzungscluster, die gemeinsam ein lebendiges Gewerbequartier ergeben. Der zentrale Nutzungscluster „Ausstellung und Erlebnis“ beinhaltet das Museum der Bodenschätze, aber auch das Knappen- heim und die historische Dampfmaschine. Ergänzt wird dieses durch den Bereich „Innovation und Kreativwirtschaft“. Hier findet sich beispielsweise das Gründerzentrum im ehemaligen Pförtnerhaus. Ergänzt werden dieses Starternutzungen um die Bereiche „Büro und Verwaltung“ sowie „Sport und Bewegung“. Gemeinsam sorgen diese Nutzungen für eine Aktivierung über den gesamten Tag. Die baulichen Nutzungen korrespondieren mit den zugehörigen Außenräumen. Kulturhof, Tor West, Museumshof, Garten am Knappenheim.

Rand und Schichten - Einbettung in den Masterplan
Der grüne Rand der ehemaligen Schachtanlage mit dem Gleispark im Zentrum werden dabei zum Ausgangspunkt einer durchgrünten „Schicht“ des Plangebiets. Ausgehend davon erstrecken sich grüne Bänder entlang der Wege und Gassen in die Mitte des Tor West.

Freiraumstruktur
Der Freiraum wird als robuste Struktur entwickelt, die das Tor West mit den umliegenden Stadt– und Freiräumen vernetzt sowie die einzelnen Teilbereiche des Areals miteinander ver- knüpft. Lineare Gehölstrukturen unterstützen den klaren Charakter des Städtebaus, bieten einen hohen Grad an Orientierung und leiten durch das Quartier. Begleitet werden die Alleen und Baumreihen durch freie Grünflächen, die den Freiraum durchfließen, die einzelnen Teilbereiche miteinander verbinden sowie unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten und Funktionen übernehmen. Sie können als gemähte Rasenflächen zum Aufenthalt, als extensive Blühwiesen oder als tiefer gelegene Retentionsbereiche, in die das anfallende Oberflächenwasser geleitet wird, ausgestaltet werden. Zusammen mit einer freien Baumstellung führen sie zu einer starken Durchgrünung und ökologischen Aufwertung des Bereichs Tor West.

Oberflächengestaltung
Der Stadtboden entwickelt sich aus einer Matrix aus vorgefundenen und neuen Oberflächen.
Bestehende Beläge sollen aus historischen und ökologischen Gründen, wo möglich, in die Planung integriert werden. Die Ausführung von neuen Oberflächen erfolgt in Ortbeton, großformatigen Betonplatten oder wassergebundenen Decken, um den historisch, industriellen Charakter des Areals zu unterstützen. Straßen werden in Asphalt, bündig und barrierefrei mit den angrenzenden Gehbereichen ausgeführt. Offene Rinnen mit Punktabläufen zonieren die unterschiedlichen Funktionsbereiche.

3 zentrale Orte
Der Eingangsplatz am Tor West inszeniert die historischen Bausteine um den Förderturm an Schacht 2. Seine Gestaltung erinnert abstrakt an die Vergangenheit des Standorts: Die neue Rasenfläche wird topografisch gestaltete wie eine „Halde“ und ermöglicht einen gewissen „Rundumblick“ über den historischen Teil der ehemaligen Zeche. Der Wasserfilm auf dem Platz referenziert auf das Grubenwasser und damit ein Thema, das mit den sog. Ewigkeitsaufgaben als Folge des Bergbaus am Standort erhalten bleibt. Der zentrale Platzbereich steht für unterschiedliche Veranstaltungen zur Verfügung indem die überfahrbaren Wasser- filme mitgenutzt werden können.
Der Hof vor Schacht 3, ehemals Lagerort für unterschiedliche Materialien, die in die Grube transportiert werden sollten, wird als Kulturhof mit Grünflächen und einem repräsentativen Wasserbecken gestaltet. Offene, befestigte Flächen ermöglichen eine flexible Nutzungen, wie z.B. für Ausstellungen, kleinen Theateraufführungen oder Konzerten auf der Wasserbühne.
Den Übergang vom Museum der Bodenschätze zum Gleispark markiert ein vielfältiger Vorplatz. Er bietet Gelegenheiten für Aufenthalt und Repräsentation für das Museum sowie sportliche Angebote als Verbindung zum angrenzenden Park. Eine markante Bühne kann für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt werden, schattenspendende Bäume und Grünflächen erzeugen eine angenehme Aufenthaltsqualität.

Mobilität
Das Mobilitätskonzept folgt den Vorgaben des Masterplans. Die zentrale Zufahrt für den Indiviudalverkehr in den Inova Park erfolgt über die Oeynhauser Allee. Der Platz am Tor West ist zur Anlieferung des Museums für Bodenschätze überfahrbar gestaltet. Der ruhende Verkehr ist ansonsten entlang der Straßen wie auch auf den Parzellen geplant. Für Veranstaltungen stehen Flächen entlang des Gleisparks zur Verfügung, die über die Gasse parallel zum Gleispark erreicht werden können.
Direkt am Alten Pförtnerhaus bündelt ein Hub die Angebote der alternativen Mobilität. Hier erfolgt die Anbindung an den ÖPNV (Buslinie.) Der Hub markiert den Weg der regionalen Radverkehrsroute nach Mettingen, langfristig auf der alten Zechenbahn nach Püsselbüren oder Laggenbeck. Er bietet außerdem Leihfahrräder für die Nutzung im Inova Park sowie kleinteilige Angebote wie eine Repair-Station.

Regenwassermanagement
Für ein dezentrales Regenwassermanagment wird ein hoher Grünanteil sowie versickerungsfähige Beläge, wie wassergebundene Decken, in die Gestaltung integriert. Das anfallende Oberflächenwasser kann in die tiefer gelegenen Grünmulden auf den Platzbereichen eingeleitet, gespeichert und versickert werden. Zusätzlich wird durch Retentionsdächer Wasser gesammelt und verzögert in die Grünflächen bzw. den angrenzenden Gleispark eingeleitet und somit die zentrale oberflächennahe Versickerung erlebbar gemacht. Die Baumreihen und Alleen werden in Mulden mit Baumrigolen gepflanzt um ein maximales Wasservolumen auf- nehmen zu können. Zusätzlich ist die Integration von unterirdischen Rigolensystemen möglich, um das Speichervolumen im Quartier weiter zu erhöhen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Konsequent aufbauend auf dem Masterplan entwickeln die Entwurfsverfasser:innen ein Konzept, mit dem eine selbstverständliche Symbiose von Bestand und Neubauten gelingt. Mit der Setzung der Neubauten werden im Zusammenspiel mit der Bestandsbebauung drei zentrale Orte definiert: Der Hauptplatz, der Kulturhof und der Aktionsraum, die in Größe und Proportion überzeugen. Der Hauptplatz, der einerseits den räumlichen Schwerpunkt bildet und die Adressierung des Gesamtareals zur Osnabrücker Straße gewährleistet, der Kulturhof, der für den örtlichen Bereich einen adäquaten Platzraum bietet und der Aktionsraum, der als Vorplatz des Bergbaumuseums und der Eventhalle dient.

Es entsteht eine spannungsvolle Abfolge der Platzräume, die nicht in Konkurrenz zu einander stehen und mit ihrer Verknüpfung eine gute Orientierung, Auffindbarkeit und Adressierung bieten. Diese ausgewogene städtebauliche Setzung wird durch die freiraumplanerische Gestaltung gestärkt, indem grüne Inseln in unterschiedlicher Größe und Ausformung als gestaltprägende Elemente in die Freiräume so eingefügt werden, dass die Freiräume gut gegliedert werden und unter der Prämisse, möglichst große Flächen der Bestandsbeläge zu erhalten, großzügige Entsiegelungen und Bepflanzungen bieten zu können. Die einheitliche und stereotype Freiraumgestaltung wird kontrovers diskutiert.
Die Adressierung des Areals Tor West gelingt über die stadträumliche Öffnung des Hauptplatzes zur Osnabrücker Straße, die schwellenlose Gestaltung des Straßenraumes und Unterbrechung der neugeplanten Mittelbaumreihe, sodass die Wahrnehmbarkeit für alle Verkehrsteilnehmer, PKW, Fahrrad und Fußgänger gelingt. Im Zusammenspiel mit dem südlich der Osnabrücker Straße positionierten Neubau ist die neue angemessene Eingangssituation gut ablesbar.
Die Einbindung in die städtebauliche Umgebung ist durch identitätsstiftende Übergänge überzeugend gelöst.
Im Bereich des Hauptplatzes wird die schwellenlose Fahrgasse der Osnabrücker Straße positiv bewertet, da sie die vorrangige Nutzung der Radfahrerschließung als Fortsetzung der von Süden anbindendenden Fahrradstraße sichert. Das Angebot, der Fahrverkehrs- und der Schwerlastverkehrserschließung über die Anthrazitstraße ist folgerichtig.
Das dezentrale Parkraumkonzept wird positiv bewertet. Kritisch bewertet wird die Bebauung im Gleispark, die jedoch nicht konzeptbestimmend ist. Auch die geringe Detailtiefe wird kritisch diskutiert.
Die Realisierbarkeit in Bauabschnitten ist gegeben.
Zur Nachhaltigkeit bietet der Wettbewerbsbeitrag dezidierte Vorschläge - wie zum Beispiel Versickerung, Verdunstungsflächen, maximaler Erhalt der Bestandsbeläge, Biodiversität, Dachbegrünung, Photovoltaik auf den Dachflächen und dezentrales Regenwassermanagement.
Der angebotene Nutzungsmix lässt eine vielschichtige und lebendige Nutzung des Quartiers erwarten.
Insgesamt überzeugt der Wettbewerbsbeitrag durch die sehr gute Zusammenführung der vielschichtigen Anforderungen der Aufgabenstellung in ein imagebildendes Gesamtkonzept für den Wirtschaftsstandort Ibbenbüren und bietet eine robuste Basis für die Entwicklung des Standortes.
Blick Oeynhauser Allee nach Osten

Blick Oeynhauser Allee nach Osten

Perspektive Entrée Nord

Perspektive Entrée Nord

Lageplan

Lageplan

Axonometrie Klima und Regenwassermanagement

Axonometrie Klima und Regenwassermanagement

Funktionen und Nutzungsverteilung,

Funktionen und Nutzungsverteilung,

Konzeptdiagramme

Konzeptdiagramme

Konzeptdiagramme Freiraum

Konzeptdiagramme Freiraum