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Award / Auszeichnung | 09/2022

Deutscher Bauherrenpreis 2022

Neues Wohnen an der Briesestraße

DE-12053 Berlin, Briesestraße 19 / Kienitzer Straße 26

Nominierung | Neubau

EM2N

Architektur

STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH

Bauherren

MAN MADE LAND

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    13.343m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2017
    Fertigstellung: 03/2020

Projektbeschreibung

Die aus mehreren Teilen zusammengesetzte Gebäudefigur vermittelt an der Nahtstelle zwischen der heterogenen Blockrandstruktur mit ihren charakteristischen Brandwänden und den mäandrierenden Großstrukturen der Spätmoderne aus den sechziger und siebziger Jahren. Der Neubau verdichtet das Grundstück und vereint die unterschiedlichen Maßstäbe und Typologien seines Umfeldes, Scheibe und Hof. Die vorgeschlagene Volumetrie schmiegt sich den Brandwänden der bestehenden Nachbargebäude an und schafft mit dem zentralen Innenhof einen qualitätvollen Außenraum. Indem ein Gebäudeflügel sich stärker in die Höhe entwickelt als die Bauten in der unmittelbaren Nachbarschaft, wird ein eigenständiges Zeichen im Quartier gesetzt.

Die erdgeschossig vorgesehenen Nutzungen wie das Café mit Außensitzplatz an der
Kienitzer Straße sowie Ateliers mit flexibler Größe entlang der Briesestraße aktivieren den Stadtraum. Jeder der vier Gebäudeteile reagiert mit seiner einfachen Grundstruktur und Typologie auf seine spezifische Lage im Gefüge. Es sind 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen, Atelierwohnungen und Großwohnungen mit zusätzlichen Gemeinschaftsflächen entstanden. Innerhalb des flexiblen ‘Regals’ konnten mit wenig Aufwand Anpassungen beim Wohnungsmix vorgenommen werden. Der großzügige Innenhof wird zum sozialen Zentrum der Wohnanlage. Die zum Hof hin ausgerichteten Laubengänge bieten als Erschließungs- und Balkonstruktur das Potenzial für eine Aneignung durch die Hausgemeinschaft. Zwei Durchgänge im Erdgeschoss führen in den gemeinschaftlichen Innenhof, der mit seiner teils begrünten, teils chaussierten Terrassierung urban wirkt.
Das Erscheinungsbild dieses städtebaulichen Passstücks im heterogenen Gefüge des
Rollbergquartiers zeichnet sich durch die Verwendung von industriellen Materialien aus,
welche jedoch im Detail in ihrer Fügung und durch ihren Materialklang hohe Qualität ausstrahlen. Auf einem robusten Sichtbetonsockel ruht die Fassade mit französischen Fenstern und Verkleidungen aus großflächigen Aluminiumpaneelen. Für die Aneignung des Gebäudes durch die Bewohner bildet diese Materialisierung den unprätentiösen Hintergrund.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die dichte, vorherrschende Blockrandbebauung in einem sozial spannungsreichen Quartier in Berlin Neukölln wird durch die Neubauten, die sich um einen zentralen Innenhof gruppieren, stadträumlich aufgewertet. Ergänzt wird das neu entstandene Ensemble durch den Anbau an ein Nachbargebäude. Durch einen Gebäudeversatz entsteht ein Platz, der Raum für eine Gastronomie mit Außenbereich schafft. Sowohl die Gastronomie als auch die Erdgeschossnutzung zur Straße mit Gewerbe und offenen Ateliers stellen eine Verbindung zum Quartier her. Demgegenüber ist der großzügige Innenhof mit den Laubengängen ein privater Gemeinschaftsort, der das Entstehen einer Hausgemeinschaft ermöglicht. Darüber hinaus dient er der Erschließung der Wohnungen.
Der Wohnungsmix, die gewerbliche Nutzung und der Anteil von einem Drittel geförderter Wohnungen schaffen ein Wohnungsangebot für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Hervorzuheben ist die wirtschaftliche Gebäudestruktur mit Laubengangerschließung, einer geringen Anzahl von Erschließungskernen sowie einer optimierten Tragstruktur. Die Materialität ist zurückhaltend und vermittelt in der heterogenen Umgebung einen frischen, modernen Charakter.
Besondere Anerkennung verdient, dass das Bauvorhaben als Modellprojekt für neue Wohnformen Spielräume eröffnet, die unterschiedlichen Lebensformen und Lebensstilen bei tragbaren Mietkosten Rechnung tragen.