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Award / Auszeichnung | 09/2022

Deutscher Bauherrenpreis 2022

Casa Rossa Chemnitz

Casa Rossa Chemnitz

Casa Rossa Chemnitz

DE-09130 Chemnitz, Gießerstraße 41

Nominierung | Modernisierungen

bodensteiner fest Architekten BDA Stadtplaner PartGmbB

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Energieberatung Bauingenieur Wolfram Kundisch

Bauphysik

Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Jörg Trautvetter

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    1.028m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2018
    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

Heinze Award 2020 Sonderpreis Nachhaltigkeit:
„Mit wenigen, intelligenten Interventionen kreierten [...] [bodensteiner fest Architekten BDA] ein einzigartiges und faszinierendes Wohnhaus, dessen architektonische Idee weit über seinen alltäglichen Zweck hinausreicht. Aus der Sensibilität ihrer Eingriffe in den Bestand spricht die klare architektonische Auffassung der Planer, welche sich ganz aus dem Respekt vor dem physischen und kulturellen Gehalt der vorhandenen Substanz speist und zugleich einer langfristigen Nutzbarkeit verpflichtet ist. [...] Die Jury empfindet die Casa Rossa als beispielhaften Beitrag einer im eigentlichen Sinn nachhaltigen Baukultur. Also einer typologisch orientierten Bauweise, die materiell wie ästhetisch eine wirklich dauerhafte Nutzung anstrebt und sich anstelle technischer Lösungen an den einfachen Möglichkeiten und Qualitäten der bestehenden Bausubstanz orientiert." [...]

Deutscher Nachhaltigkeitspreis (Finalist)
„...Die intelligente Konzeption und die unerschrockene Herangehensweise zeigen in vorbildlicher Weise den Umgang mit einer Gebäuderuine, von dem man nur hoffen kann, dass er Schule macht und als ernstzunehmende Alternative zur Luxussanierung gesehen wird. Die Ästhetik des Imperfekten und der minimalistische Ansatz machen die Casa Rossa zu einem Pionier der Umbauwende."

Deutscher Architekturpreis 2021, Staatspreis (Nominiert)
[...] "Es entstehen moderne Wohnungen, die jedoch den historischen Kontext nicht leugnen, sondern zelebrieren"

Deutscher Nachhaltigkeitspreis (Finalist)
„Vorreiter der Transformation im Bausektor"

Freigelegte Reichsformat-Ziegel des Bestands bestimmen das Erscheinungsbild der Sanierung dieses 30 Jahre lang leerstehenden Gründerzeitgebäudes von 1910.
Während die Umgebung nach und nach saniert wurde, wurde das Dach undicht, die Holzdecken brachen ein und der Farn wuchs im Gebäude. Die Anstrengungen der Stadt Chemnitz das in privatem Besitz befindliche Gebäude wiederzubeleben verliefen jahrelang im Sande. Erst die Zwangsversteigerung ermöglichte die Rettung des Gebäudes kurz bevor es dafür zu spät war. Aufgrund des maroden Zustands des Gebäudes war es zunächst erforderlich, die Standsicherheit wiederherzustellen und die Bausubstanz zu sichern.

Sicherung und Sanierung:
https://www.bodensteiner-fest.de/projekte/2017/GIE.php

Die alten Holzdecken wurden schachbrettartig raumweise gegen Ziegel-Einhangdecken ausgetauscht, das Dach gegen Einsturz gesichert. In Zuge des Deckenaustauschs wurden die früheren, vom Zwischenpodest des Treppenhauses zugänglichen Toiletten den Bädern der Wohnungen zugeordnet und ihre Decken auf das Niveau der Wohnungen angehoben. Liegt man nun in der hier eingelassenen Badewanne, blickt man durch ein raumhohes Fenster in die Baumkrone des Ahorns im Garten.
Im Kontrast zu den minimalistischen neuen Elementen wurden die Ziegelwände des Treppenhauses sowie Wände ausgewählter Bereiche in den Wohnungen behutsam vom Putz befreit, mit recycelten Originalziegeln ergänzt und hell lasiert. Dasselbe Prinzip bestimmt auch das Erscheinungsbild der Fassade: Akkurate Faschen verstecken die Fensterrahmen und fassen die schmalen Fensterflügel. Sie stehen im Kontrast zur ruppigen Ziegelfassade mit all ihren Unregelmäßigkeiten und den sichtbar belassenen Blessuren des letzten Jahrhunderts. Die Tektonik der Fassade wurde weiter herausgearbeitet: Betonstürze, Gesimse und Stahlträger wurden restauriert, das Ziegelmauerwerk mit Kassettierungen und Lisenen wurde neu verfugt und mit einer hellen mineralischen Lasur überzogen und hydrophobiert. In einem respektvollen Umgang mit der Bausubstanz wurde das Gebäude „weitergebaut:“ Das Dach wurde komplett abgetragen und unter Wiederverwendung von Abbruchziegeln neu aufgebaut. Durch Aufklappen der hofseitigen Dachseite wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen der sich auf eine großzügige, mit Schiebetüranlage erschlossene Dachterrasse orientiert. Die restaurierten Wohnungstüren wurden wieder exakt an alter Stelle eingefügt. Alle erhaltenswerten Zimmertüren des Gebäudes wurden gesammelt, restauriert und in der Wohnung im ersten Stock wieder eingebaut. Im 3. OG wurden lediglich die zwei hofseitigen Zimmer und die Bäder verputzt. Der Wohnbereich des „Brick Lofts“ erstreckt sich ohne Zimmertüren bis in den Flur und ist komplett in Sichtmauerwerk gehalten. Die charakteristischen Materialien Ziegel, Holz (Eichenparkett), Schwarzstahl, Beton und Glas sind naturbelassen, geölt oder lasiert und bleiben in ihrer Materialität spürbar.

Das mit Solarthermie unterstützte Energiekonzept sorgt - gemeinsam mit hohen Dämmstärken - für eine ausgezeichnete Energiebilanz, die der eines Neubaus entspricht und den Standard KfW Effizienzhaus 100 erreicht. Die Schleifen der Fußbodenheizung sind besonders eng gelegt so dass die Vorlauftemperatur deutlich gesenkt und damit die Heizperiode weiter verkürzt werden konnte. Die Materialien wurden nach ökologischen und baubiologischen Gesichtspunkten ausgewählt.

Unterteilbare Raumgrößen von bis zu 55 qm und Original-Deckenhöhen von 3m bestimmen das Raumgefühl in den neuen Wohnungen. In Kombination mit den freigelegten Ziegeln entsteht ein transformiertes Gebäude, das vom Flair des Unperfekten gleichermaßen wie von der minimalistischen Ästhetik lebt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es zeugt von Mut, ein sehr baufälliges Gebäude, welches von fast 30 Jahren Leerstand gezeichnet war, auf eine überraschende und eigenständige Weise zu revitalisieren. Es gelingt den Architekten, die zugleich Bauherren sind, dem Gebäude durch ein rigoroses Weglassen in Entwurf und Umsetzung einen ganz neuen Ausdruck zu verleihen.
Das vorhandene Mauerwerk wird an der Fassade, aber auch im Inneren freigelegt und schafft durch seine „Unfertigkeit“ in Kombination mit sehr bedacht eingesetzten Materialien im Inneren unverwechselbare Wohnräume. Noch vorhandene Bauelemente wie Treppengeländer, Innentüren oder Wohnungseingangstüren wurden aufgearbeitet.
Die wiederbelebten sechs Wohnungen profitieren darüber hinaus von einem gut durchdachten und wirtschaftlichen Energiekonzept. Welche Standards müssen wir bei der Sanierung erfüllen, welche Gewohnheiten dürfen in Frage gestellt werden? Das Projekt zeigt durch seine Herangehensweise neue und beispielhafte Wege in eine gesellschaftlich unbedingt notwendige Umbaukultur auf.
Tektonik der Fassade

Tektonik der Fassade

Bestandsziegelfassade freigelegt und lasiert

Bestandsziegelfassade freigelegt und lasiert

Blessuren des letzten Jahrhunderts

Blessuren des letzten Jahrhunderts

alte und neue Materialität

alte und neue Materialität

lasierte und hydrophobierte Bestandsziegel

lasierte und hydrophobierte Bestandsziegel

restaurierte Wohnungstüren

restaurierte Wohnungstüren

Treppenhaus mit freigelegten Ziegelwänden

Treppenhaus mit freigelegten Ziegelwänden

restaurierte Bestandstüren

restaurierte Bestandstüren

Raumkontinuum brickloft

Raumkontinuum brickloft

brickloft

brickloft

gedämmte Fensterzargen

gedämmte Fensterzargen

Maisonette

Maisonette

Dachterrasse

Dachterrasse

Duschbad

Duschbad

Wannenbad

Wannenbad

Badewanne mit Blick in den Ahorn

Badewanne mit Blick in den Ahorn

Umgebungsplan Sonnenberg Chemnitz

Umgebungsplan Sonnenberg Chemnitz

Straßenansicht (Süd)

Straßenansicht (Süd)

Hofansicht (Nord)

Hofansicht (Nord)

Schnitt

Schnitt

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss "brickloft", Obergeschoss 3

Grundriss "brickloft", Obergeschoss 3

Grundriss Maisonette, Dachgeschoss 1

Grundriss Maisonette, Dachgeschoss 1

Grundriss Maisonette, Dachgeschoss 2

Grundriss Maisonette, Dachgeschoss 2