Award / Auszeichnung | 09/2022
Deutscher Bauherrenpreis 2022
©Muck Petzet Architekten
AtriumhÀuser Studentenstadt
DE-80805 MĂŒnchen, Willi-Graf-Str. 3, 5, 7
Nominierung | Modernisierungen
Architektur
Bauherren
Veronika Richter - Landschaftsarchitektin
Landschaftsarchitektur
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung
Projektdaten
-
GebÀudetyp:
Wohnungsbau
-
ProjektgröĂe:
keine Angabe
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Fertigstellung: 09/2019
Projektbeschreibung
Das Projekt 'beispielhafte Modernisierung der âAtriumhĂ€user' war als Experiment angelegt: es sollte untersucht werden inwieweit eine Modernisierung der bestehenden Anlage aus den 60er Jahren qualitativ und vor allem auch wirtschaftlich sinnvoll ist. DafĂŒr sollten mit dem Projekt â aus GrĂŒnden der Vergleichbarkeit â generell die Standards aus dem Neubau vergleichbarer Studentenwohnheime erreicht werden.
Eine Machbarkeitsstudie in der die rĂ€umliche Erweiterung und auch eine Aufstockung der GebĂ€ude untersucht wurden kam zum Ergebnis, dass solche bauliche ErweiterungsmaĂnahmen zu ĂŒberproportional hohen Kosten fĂŒhren wĂŒrden. Im Zuge der Studie wurde auch die ErweiterungsfĂ€higkeit der Gesamtanlage der Studentenstadt untersucht und dabei festgestellt, dass die Erweiterung â und auch die Erstellung barrierefreier Einheiten â erheblich effektiver durch Neubauten an anderer Stelle erreichbar wĂ€ren. Im vorliegenden Projekt konzentrierten wir uns daher darauf, Erweiterungen durch organisatorische BinnenmaĂnahmen zu erzielen â und generell einen neuen Standard zu erreichen.
Die Hausgruppe 6 ist Teil der Studentenwohnanlage Studentenstadt Freimann mit insgesamt 2.478 WohnplĂ€tzen. Die Anlage wurde in den 1950er Jahren vor dem Hintergrund rasant ansteigender Einwohnerzahlen in MĂŒnchen und der damit verbundenen Wohnungsnot, insbesondere unter Studenten, konzipiert und in vier Bauabschnitten von 1961 bis 1977 realisiert. Die betreffende Hausgruppe gehört zum Ensemble der AtriumhĂ€user, welche im Rahmen des 1. Bauabschnitts von 1961 bis 1963 erbaut wurden. Sie gehört somit zur sogenannten âAltstadtâ der Studentenstadt Freimann. Die AtriumhĂ€user wurden vom einem wichtigen Vertreter der 'MĂŒnchner Moderne', Ernst Maria Lang entworfen. Sie weisen hohe rĂ€umliche und architektonische QualitĂ€ten auf. Man kann bei den Bauten unbedingt von âbesonders erhaltenswerter Bausubstanz' sprechen. Es besteht jedoch kein Denkmalschutz fĂŒr die GebĂ€ude.
Die AtriumhĂ€user sind durch Ihre Lage in einer parkĂ€hnlichen Landschaft â unmittelbar am Rande des Englischen Gartens gekennzeichnet. Sie sind ĂŒber geschwungene FuĂwege erreichbar. Die GebĂ€udegruppen der AtriumhĂ€user bestehen grundsĂ€tzlich aus zwei unterschiedlichen â aneinander gereihten 2-geschossigen GebĂ€udetypen: Haustyp a ist teilunterkellert und enthĂ€lt jeweils die technischen AnschlussrĂ€ume fĂŒr eine Hausgruppe. Haus a hat ein kleineres Atrium und einzelne gröĂere Wohnungen. Die HĂ€user b/c/d sind praktisch baugleich. Die Hausgruppe 6 besteht aus drei HĂ€usern: Typen a/b/c. Es handelt sich um systematisierte, d.h. weitgehend baugleiche â aber 'klassische' Massivbauten mit MauerwerkswĂ€nden und STB-Decken. Die HĂ€user weisen (in vereinfachter Anlehnung an vergleichbare Bauten von Mies van der Rohe) eher geschlossene und öffentliche Funktionen enthaltende â verklinkerte Giebelseiten auf und stark horizontal gebĂ€nderte LĂ€ngsseiten mit den Studentenzimmern. Die Fenster sind als FensterbĂ€nder mit normaler BrĂŒstungshöhe zusammengefasst. Die HĂ€user haben jeweils einen oberen Abschluss durch eine sichtbare STB-'Deckel' Platte. Weitere sichtbare STB-Bauteile sind die Balkone an den Giebelseiten im 1. OG und massive Eingangsstufen im EG.
Nachdem zunĂ€chst die Reduktion der Kosten durch die Vermeidung von MaĂnahmen und Infragestellung von Standards untersucht worden war â (Erhalt der Fenster, Erhalt der gemeinsamen SanitĂ€rbereiche etc.) â erfolgte die klare Festlegung, dass Neubaustandards anzustreben sind. Daher wurde letztlich die gesamte Haustechnik und die gesamte GebĂ€udehĂŒlle erneuert und auch das Innere völlig umstrukturiert.
Die vorhandene Architektur wird durch die Modernisierung erhalten aber uminterpretiert: Die architektonische Schichtung wird nicht mehr durch den Wechsel verschiedener Materialien â sondern durch den gestalterischen Wechsel in der Verlegerichtung des neuen Fassadenmaterials einer Eternit-Welle erreicht. Die gesamte GebĂ€udehĂŒlle wurde mit einer hochwertigen, hinterlĂŒfteten Fassade gedĂ€mmt, die Fenster erneuert â und dabei in der Proportion verĂ€ndert (besserer AuĂenbezug von innen). Das Dach wurde erneuert und gedĂ€mmt, die bisherigen eingeschnittenen Atrien wurden mit neuen Dachaufbauten geschlossen â und bilden jetzt die neue gemeinschaftlich genutzte Mitte der HĂ€user. In diesen neuen, lichten und 3-geschossigen RĂ€umen sind die KĂŒchen und GemeinschaftsrĂ€ume untergebracht. In den bisherigen KĂŒchen und SanitĂ€rzonen konnten zusĂ€tzliche Zimmer realisiert werden. Alle Zimmer haben jetzt eigene, neue BĂ€der. Dennoch ist â trotz der weitgehenden Entkernung und radikalen Umstrukturierung noch einiges beim alten: das Gangsystem und das hochwertig gestaltete Treppenhaus sind original erhalten â ebenso die meisten der ZimmertĂŒren. Die modernisierten HĂ€user haben ihre IdentitĂ€t bewahrt â und dennoch die QualitĂ€ten vergleichbarer Neubauten.
Die HĂ€user sind technisch auf dem neuesten Stand und weisen durch die Ăberdachung der Atrien eine hohe Kompaktheit auf. Durch die simple Entfernung von auskragenden Bauteilen (wie den Balkonen) wurde eine weitgehend wĂ€rmebrĂŒckenfreie Konstruktion erreicht, die geringe Verbrauchswerte erwarten lĂ€sst.
Obwohl die Realisierung mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war (die extreme Baukonjunktur â und eine Firmenpleite im laufenden Baubetrieb) â und die BaumaĂnahme auf Grund der geringen GröĂe eine systembedingte Unwirtschaftlichkeit aufweist â konnten die Ziele erreicht werden. Die HĂ€user wurden zu einem Preis von ca. 70% vergleichbarer NeubaumaĂnahmen realisiert. Die QualitĂ€t â insbesondere der groĂzĂŒgigen GemeinschaftsflĂ€chen â ist dabei höher. Es sind zukunftsfĂ€hige HĂ€user entstanden, in denen die DNA Ihrer Entstehung noch spĂŒrbar ist â und die dennoch neue Formen der Gemeinschaft der Teilhabe und der Privatheit ermöglichen.
Planung / Realisierung
2015 Machtbarkeitsstudie
2016-2019 Planung und Realisierung
Bauherr
Studentenwerk MĂŒnchen
GröĂe
2.295m2 BGF, 6.795 m3 BRI, 74 Zimmer
Eine Machbarkeitsstudie in der die rĂ€umliche Erweiterung und auch eine Aufstockung der GebĂ€ude untersucht wurden kam zum Ergebnis, dass solche bauliche ErweiterungsmaĂnahmen zu ĂŒberproportional hohen Kosten fĂŒhren wĂŒrden. Im Zuge der Studie wurde auch die ErweiterungsfĂ€higkeit der Gesamtanlage der Studentenstadt untersucht und dabei festgestellt, dass die Erweiterung â und auch die Erstellung barrierefreier Einheiten â erheblich effektiver durch Neubauten an anderer Stelle erreichbar wĂ€ren. Im vorliegenden Projekt konzentrierten wir uns daher darauf, Erweiterungen durch organisatorische BinnenmaĂnahmen zu erzielen â und generell einen neuen Standard zu erreichen.
Die Hausgruppe 6 ist Teil der Studentenwohnanlage Studentenstadt Freimann mit insgesamt 2.478 WohnplĂ€tzen. Die Anlage wurde in den 1950er Jahren vor dem Hintergrund rasant ansteigender Einwohnerzahlen in MĂŒnchen und der damit verbundenen Wohnungsnot, insbesondere unter Studenten, konzipiert und in vier Bauabschnitten von 1961 bis 1977 realisiert. Die betreffende Hausgruppe gehört zum Ensemble der AtriumhĂ€user, welche im Rahmen des 1. Bauabschnitts von 1961 bis 1963 erbaut wurden. Sie gehört somit zur sogenannten âAltstadtâ der Studentenstadt Freimann. Die AtriumhĂ€user wurden vom einem wichtigen Vertreter der 'MĂŒnchner Moderne', Ernst Maria Lang entworfen. Sie weisen hohe rĂ€umliche und architektonische QualitĂ€ten auf. Man kann bei den Bauten unbedingt von âbesonders erhaltenswerter Bausubstanz' sprechen. Es besteht jedoch kein Denkmalschutz fĂŒr die GebĂ€ude.
Die AtriumhĂ€user sind durch Ihre Lage in einer parkĂ€hnlichen Landschaft â unmittelbar am Rande des Englischen Gartens gekennzeichnet. Sie sind ĂŒber geschwungene FuĂwege erreichbar. Die GebĂ€udegruppen der AtriumhĂ€user bestehen grundsĂ€tzlich aus zwei unterschiedlichen â aneinander gereihten 2-geschossigen GebĂ€udetypen: Haustyp a ist teilunterkellert und enthĂ€lt jeweils die technischen AnschlussrĂ€ume fĂŒr eine Hausgruppe. Haus a hat ein kleineres Atrium und einzelne gröĂere Wohnungen. Die HĂ€user b/c/d sind praktisch baugleich. Die Hausgruppe 6 besteht aus drei HĂ€usern: Typen a/b/c. Es handelt sich um systematisierte, d.h. weitgehend baugleiche â aber 'klassische' Massivbauten mit MauerwerkswĂ€nden und STB-Decken. Die HĂ€user weisen (in vereinfachter Anlehnung an vergleichbare Bauten von Mies van der Rohe) eher geschlossene und öffentliche Funktionen enthaltende â verklinkerte Giebelseiten auf und stark horizontal gebĂ€nderte LĂ€ngsseiten mit den Studentenzimmern. Die Fenster sind als FensterbĂ€nder mit normaler BrĂŒstungshöhe zusammengefasst. Die HĂ€user haben jeweils einen oberen Abschluss durch eine sichtbare STB-'Deckel' Platte. Weitere sichtbare STB-Bauteile sind die Balkone an den Giebelseiten im 1. OG und massive Eingangsstufen im EG.
Nachdem zunĂ€chst die Reduktion der Kosten durch die Vermeidung von MaĂnahmen und Infragestellung von Standards untersucht worden war â (Erhalt der Fenster, Erhalt der gemeinsamen SanitĂ€rbereiche etc.) â erfolgte die klare Festlegung, dass Neubaustandards anzustreben sind. Daher wurde letztlich die gesamte Haustechnik und die gesamte GebĂ€udehĂŒlle erneuert und auch das Innere völlig umstrukturiert.
Die vorhandene Architektur wird durch die Modernisierung erhalten aber uminterpretiert: Die architektonische Schichtung wird nicht mehr durch den Wechsel verschiedener Materialien â sondern durch den gestalterischen Wechsel in der Verlegerichtung des neuen Fassadenmaterials einer Eternit-Welle erreicht. Die gesamte GebĂ€udehĂŒlle wurde mit einer hochwertigen, hinterlĂŒfteten Fassade gedĂ€mmt, die Fenster erneuert â und dabei in der Proportion verĂ€ndert (besserer AuĂenbezug von innen). Das Dach wurde erneuert und gedĂ€mmt, die bisherigen eingeschnittenen Atrien wurden mit neuen Dachaufbauten geschlossen â und bilden jetzt die neue gemeinschaftlich genutzte Mitte der HĂ€user. In diesen neuen, lichten und 3-geschossigen RĂ€umen sind die KĂŒchen und GemeinschaftsrĂ€ume untergebracht. In den bisherigen KĂŒchen und SanitĂ€rzonen konnten zusĂ€tzliche Zimmer realisiert werden. Alle Zimmer haben jetzt eigene, neue BĂ€der. Dennoch ist â trotz der weitgehenden Entkernung und radikalen Umstrukturierung noch einiges beim alten: das Gangsystem und das hochwertig gestaltete Treppenhaus sind original erhalten â ebenso die meisten der ZimmertĂŒren. Die modernisierten HĂ€user haben ihre IdentitĂ€t bewahrt â und dennoch die QualitĂ€ten vergleichbarer Neubauten.
Die HĂ€user sind technisch auf dem neuesten Stand und weisen durch die Ăberdachung der Atrien eine hohe Kompaktheit auf. Durch die simple Entfernung von auskragenden Bauteilen (wie den Balkonen) wurde eine weitgehend wĂ€rmebrĂŒckenfreie Konstruktion erreicht, die geringe Verbrauchswerte erwarten lĂ€sst.
Obwohl die Realisierung mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war (die extreme Baukonjunktur â und eine Firmenpleite im laufenden Baubetrieb) â und die BaumaĂnahme auf Grund der geringen GröĂe eine systembedingte Unwirtschaftlichkeit aufweist â konnten die Ziele erreicht werden. Die HĂ€user wurden zu einem Preis von ca. 70% vergleichbarer NeubaumaĂnahmen realisiert. Die QualitĂ€t â insbesondere der groĂzĂŒgigen GemeinschaftsflĂ€chen â ist dabei höher. Es sind zukunftsfĂ€hige HĂ€user entstanden, in denen die DNA Ihrer Entstehung noch spĂŒrbar ist â und die dennoch neue Formen der Gemeinschaft der Teilhabe und der Privatheit ermöglichen.
Planung / Realisierung
2015 Machtbarkeitsstudie
2016-2019 Planung und Realisierung
Bauherr
Studentenwerk MĂŒnchen
GröĂe
2.295m2 BGF, 6.795 m3 BRI, 74 Zimmer
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Studentenstadt Freimann ist mit 2.000 PlĂ€tzen eine der gröĂten Studentenwohnanlagen in Europa. Sie wurde Mitte der 1960er- und -70er Jahre errichtet. GegenuÌber Abriss und Neubau der am Rande des Englischen Gartens gelegenen AtriumhĂ€user hat â bei weitgehender ErtuÌchtigung und teilweiser Wiederverwendung von Elementen â die Sanierung nur 70 % der Kosten eines vergleichbaren Neubaus erreicht.
Dabei wurden alle heutigen Klimaschutzund Energie-Effizienzanforderungen erfuÌllt: Die Kompaktheit wurde erhöht und die HuÌlle gedĂ€mmt. Die Einbeziehung der Atrien verringerte die AuĂenflĂ€che. Vorhandene WĂ€rmebruÌcken wie die Balkone wurden zuruÌckgeschnitten. Die vorhandenen Potenziale und Ressourcen wurden weitestgehend genutzt.
Die Umstellung auf FernwĂ€rmeversorgung des gesamten Areals und die Typisierung der Architektur tragen weiter zur Kostenersparnis bei, ohne dass die QualitĂ€t der Gesamtanlage leidet. Zur StĂ€rkung des sozialen Zusammenhalts wurden neue zentrale KuÌchen anstelle der bisherigen Atrien eingerichtet. Ziel ist es, durch gemeinsames Kochen ein integratives Element in der multikulturellen Bewohnerschaft zu fördern. Dazu trĂ€gt auch die neue Gestaltung der AuĂenanlagen bei, die Möglichkeiten des gemeinsamen Lebens fördern.
©Muck Petzet Architekten
©Muck Petzet Architekten
©Muck Petzet Architekten
©Muck Petzet Architekten