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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Neue Mittelschule in Lindau (Bodensee)

ein 3. Preis

Preisgeld: 18.500 EUR

ama_architekturbüro michael auerbacher

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiflächen
Die Freiflächen entwickeln sich aus den besonderen Vorgaben von schützender Feldhecke einerseits und sensible Flussauen andererseits. Beide landschaftliche Charaktere öffnen sich aus ihren gegebenen Korridoren strahlen in das Baufeld bis zur Fassade hin. Der vorhandene Baumbestand wird nach Möglichkeit integriert und durch den landschaftlichen Charakter entsprechen Arten ergänzt. Benjeshecken und flussparallele Retentionsgräben bilden natürliche Barrieren zwischen den intensiv bespielbaren Schulfreiflächen und den sensiblen landschaftlichen Bereichen.
Vom Gebäude ausgehend schieben sich die schulbezogenen Freiflächen durch Baumgruppen gegliedert terrassenartig in den Landschaftsraum. Die Beläge aus Werkstein werden durch wassergebundene Decken, Rasenliner und strapazierfähige Rasenflächen erstellt. Anfallende Tagwasser wird seitlich über Retentionsmulden gedrosselt abgeleitet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Angemessen im städtebaulichen Kontext und in der Maßstäblichkeit entwickeln sich auf einem eingeschossigen Sockel drei zweigeschossige und voneinander unabhängige Bauteile mit den Unterrichtsclustern.

Der Vorbereich zum Schulgebäude wird gekonnt und unter Berücksichtigung einer angemessenen Begrünung entlang der Reutiner Straße gelöst. So wird der ausreichend dimensionierte Vorplatz, der in ganzer Breite auf das Eingangsgebäude zuführt nach Westen abgesetzt, ohne die Zugangssituation zu stören. Die Nebenzonen für Auto und Fahrrad sind funktional richtig und kompakt entlang der Reutiner Straße situiert. Hinzu kommt ein öffentlicher Fußund Radweg an der Ostseite, der allerdings direkt an der Fassade vorbeiführt und damit Konflikte mit den dort angeordneten EG-Nutzungen auslösen kann. Die Freianlagen lassen sind im Übergang zur Oberreitnauer Ach spannungsvoll entwickeln, wobei der innerhalb des Zauns gelegene Fuß- und Radweg/ Naturpfad funktionell nicht sinnhaft ist. Die nach Süden geplante Erweiterung der Sporthalle lässt sich in Fortführung der Kubaturen zu einer harmonischen Gesamtanlage ergänzen.

Über einen eingeschossigen Bauteil erreicht man die großzügige Aula und Pausenhalle, die optisch nach Süden direkt in den Freibereich übergeht und sinnfällig um den Musikraum erweiterbar ist. Funktional und in richtiger Abfolge liegen die Nebenräume, zur Freianlage der Speisenraum und zum Vorplatz der Küchenbereich mit der Anlieferung sowie weiter nach Süden die Bibliothek. Unverständlich ist die deutlich zu geringe Raumhöhe der eingeschossigen Bereiche, die zudem mit einer gut nutzbaren Dachfläche überdeckt sind. 

Der EG-Grundriss ist gut durch zwei gärtnerisch angelegte Lichthöfe gegliedert, die den angrenzenden Räumen und der in ihrer Länge angemessenen inneren Erschließung mit den aufgehenden einläufigen Treppen Belichtung und Rhythmus verleihen. Allerdings sind die an der Ostfassade angeordneten Funktions- und Lernräume lediglich über einen 1,50m breiten und damit zu schmalen Gang intern erschlossen.

Die Unterrichtscluster in den Obergeschossen, die sich mit ihrem Marktplatz sowohl zur westlich gelegenen Freifläche orientieren als auch über kleine verglaste Lichthöfe eine angemessene zusätzliche Belichtung erfahren, sind sehr gut strukturiert und aufgeteilt, das gewünschte pädagogische Konzept wurde sehr gut umgesetzt. Aufwändig in Herstellung und Betrieb sind die dem Konzept der Einzelbaukörper geschuldeten drei Aufzüge zu werten.

Die stark vor und zurückspringende Fassade des eingeschossigen Bauteils erhöht die Hüllfläche, lässt einen erhöhten Herstellungs- und Unterhaltungsaufwand vermuten, birgt mit den vorgeschlagenen Oberlichtern potenziell konstruktive Probleme, gleichzeitig entstehen durch die Vorund Rücksprünge interessante Rückzugsbereiche, in der Freianlage des westlich angrenzenden Schulhofs.

Die bodenhohen Fensterbänder mit dem außenliegenden Sonnenschutz sind für die angenehme optische Anmutung des Gebäudes wichtig. Trotz des wenig kompakten Baukörpers liegen die Nachhaltigkeitskennwerte – Fensterflächen und Gesamtenergiebedarf – im Mittelfeld der Arbeiten. Die Ausformung der Kubatur führt zu einer erhöhten Gebäudetiefe und damit zu einer mäßigen Tageslichtversorgung der Erschließungsflächen im Erdgeschoss, die Lichthöfe begünstigen zwar die natürliche Belichtung der angrenzenden Räume, die Sichtverbindung nach Außen ist hier jedoch eingeschränkt. Die Tageslichtversorgung der Obergeschosse ist durch die günstige Gebäudegeometrie gegeben. Eine natürliche Belüftung der Räume ist über Öffnungsflügel zwar möglich, aber anteilig gering. Die mäßige Orientierung der Klassenräume nach Ost-West, der textile Sonnenschutz, die fehlenden Nachtlüftungsklappen in Verbindung mit den abgehängten Speichermassen der Holz-Hybriddecken sorgen insgesamt für ein mäßiges Raumklima. Die potenzielle PVStrombedarfsdeckung liegt etwas unter dem Durchschnitt und führt insgesamt zu mittleren Energiekosten.

Insgesamt stellt die Arbeit einen vieldiskutierten, städtebaulich wertvollen, maßstäblich angemessenen und für die Schulfamilie sehr hochwertigen Beitrag dar.
Blick auf Schulhof

Blick auf Schulhof