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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2022

Neubau Kindertagesstätte Seeleinsbühl-Leyh in Nürnberg

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

B19 Architekten BDA

Architektur

modellwerk weimar | Architekturmodelle, Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

Erläuterungstext

FreiRaum im Grünen. Ein neues Nest für Wipfelkinder.
Auf einem baumbestandenen Areal im Herzen des größtenteils industriell geprägten Nürnberger Stadtteils Leyh wird ein Kindergarten mit integrierter Kindergrippe entstehen – eine grünes Idyll für Kinder, Eltern und Erzieher.
Der ursprünglichen Bedeutung des Namens nach bedeutet „Leyh“ unter anderem „Wäldchen“, und in dieser Tradition ist das Konzept zu unserem „FreiRaum im Grünen“ entstanden. Das von großen Laubbäumen umrahmte Grundstück wird erhalten, während das Gebäude gleichsam einem Nest zwischen die Baumkronen gesetzt wird und so Kindern, Eltern und Erziehern Ausblicke in die grünen Wipfel, auf die angrenzende Erlöserkirche und in den Garten ermöglicht.
Der neu konzipierte Außenraum, der sich aus vorhandenen Bäumen, Grünfläche und Kirchgarten zusammenfügt, wird vom neuen Objekt heraus gut zugänglich sein und lädt dazu ein, von den Kindern erkundet und bespielt zu werden.
Um einen Ort mit hoher Identifikation und guter Umgebungs-Einbindung zu generieren, ist ein klar konturierter Baukörper an der westlichen Grundstücksgrenze vorgesehen, der ein ausgewogenes Ensemble aus Kirche, Gemeindesaal und Kindergarten bildet – zugänglich über einen einladenden Eingangsbereich über die Martellstraße.
Das zweigeschossige Gebäude mit Satteldach und passender grüner Holzfassade fügt sich respektvoll ins Ambiente der denkmalgeschützten Erlöserkirche ein. Durch Einschnitte in die Gebäudehülle entstehen Übergänge zwischen Innen und Außen, die sanft und natürlich aus dem Gebäude heraus in den Garten geleiten. Der Abstand zwischen den beiden Gebäuden ist weit genug, um ihnen im Zusammenspiel mit dem umgebenden Grün ausreichend ‚Luft zum Atmen‘ zu geben. So ergänzen sich die verschiedenen Elemente zu einem harmonischen Ganzen.
Die alles überspannende Idee hinter unserem geplanten Neubauprojekt ist es, einen attraktiven Kindergarten im Grünen zu erschaffen, ein kleines natürliches Archipel, das den Stadtteil aufwertet und den Bestand an langjährig gewachsenen Bäumen für die Zukunft erhält.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Ablesbarkeit des Volumens ist im Bezug zu Kirchen- und Gemeindehausensemble gut zu bewerten. Der Kindergarten öffnet sich im westlichen Bereich des Grundstücks auf die Karl-Martell-Straße, ist jedoch etwas versteckt und stellt keine direkte Verbindung zum Eingang des Gemeindehauses her. Es wird ein schöner Eingangsplatz vor dem Gebäude gebildet. Die städtebauliche Anordnung ermöglicht verschiedene Zonen, die flexibel bespielt werden können. Die Fahrradstellplätze sind etwas beengt der Kita vorgelagert. Pkw-Stellplätze und der Müllstellplatz sind nachvollziehbar im Nordwesten situiert. Die Stellplätze der Krippenbusse befinden sich im Südosten der Freianlagen und sind leider nicht überdacht.

Der große Abstand zur Kirche ermöglicht eine großzügige Freifläche, die den nördlichen und südlichen Bereich verbindet. Gleichzeitig besteht ein starker visueller Bezug der Gruppenräume zur Kirche, was positiv hervorzuheben ist. Die großzügig zusammenhängenden Gartenflächen sind sinnvoll zoniert zwischen Krippe und Kindergarten, die gebäudenah sehr gelungene Ausformulierung auch individueller Spielmöglichkeiten nimmt nach Osten hin leider stark ab und spiegelt hier eher den Bestand wider. Positiv ist der sehr geringe Versiegelungsgrad im Garten sowie der weitgehende und nachvollziehbare Erhalt des Baumbestands zu erwähnen. Im Gegensatz dazu ist die erhaltene Mauer zur Karl-Martell-Straße hin ein dem sonst sehr grünen, parkartigen Charakter der Außenflächen widersprechendes Element. Positiv hervorzuheben ist der überdachte Verbindungsgang, die geometrische Anordnung der Verbindung kann jedoch hinterfragt werden.

Der Eingangsbereich ist klar zoniert. Es gibt einen fließenden Übergang vom Haupteingang über die Garderobe in den Außenbereich. Der Krippenwagenraum wird über den Windfang erschlossen und in seiner Verortung und Proportion positiv bewertet. Ebenso wird die Überdachung im Eingangsbereich begrüßt. Gut gelungen ist ebenfalls der Garderobenbereich der Krippe samt Schmutzschleuse in den Außenbereich. 

Die Verbindung der Gruppenräume zu den Freianlagen ist gut umgesetzt, im Obergeschoss haben beide Gruppen über die Terrasse direkten Zugang ins Außengelände. Die räumliche Nähe beider Kindergarten-Gruppenräume zueinander sowie die gemeinsame Schmutzschleuse auf den Balkon ist positiv hervorzuheben. Ebenso die gemeinsame Garderobe, die Möglichkeiten der Interaktion bietet. Durch die nahe Anordnung der Gruppenräume zueinander bieten sich vielfältige Möglichkeiten in der pädagogischen Nutzung. Positiv ist unter anderem die Garderobe hervorzuheben, die als Spielfläche genutzt werden kann und Raum für sozialen Austausch bietet.

Die Anordnung des Mehrzweckraums im Obergeschoss ist vertretbar, der 2. bauliche Rettungsweg ist jedoch nicht nachgewiesen. Kritisch wird die Lage in Bezug auf die Anforderungen an den Schallschutz der direkt unterhalb angeordneten Krippenräumlichkeiten (inklusive Ruheraum) gesehen. Der Ruheraum der Krippenkinder ist direkt am Eingangsbereich angesiedelt, was gerade in der Abholzeit zu Problemen führen kann. Da jedoch keine Fensteröffnungen vorhanden sind und der Raum durch Außenwände abgegrenzt ist, kann diese Kritik eingeschränkt werden.

Der Personalzugang an der Nordseite wird begrüßt. Die Anordnung von Büro der Einrichtungsleitung, Personalraum und Elternwartebereich an der Westfassade ist sehr gelungen. Hier wird eine Wertschätzung für das Personal deutlich. Eine separate Kopierer-Nische ist leider nicht dargestellt. Küche und Speiseraum öffnen sich zum Foyer bzw. Spielflur. Die dadurch erlangte Flexibilität wird positiv gesehen, gleichzeitig soll aber auch eine Abtrennung des Bereichs möglich sein. Zudem ist eine Erweiterung des Speisebereichs auf die Terrasse möglich, was insbesondere in den Sommermonaten genutzt werden wird.

Insgesamt wird die Möglichkeit, Räume zueinander zu öffnen oder zu schließen und die damit einhergehende Flexibilität begrüßt. Ebenso wie die räumliche und inhaltliche Verbindung von Innenbereich zu Außenbereich.

Sehr positiv zu bewerten ist die Kompaktheit. Alle Räume sind in einem einzigen Baukörper mit geringer Grundfläche organisiert. Es ist ein Energiekonzept mit Geothermie und Regenwassernutzung angedacht, was suggeriert, dass sich holistisch mit einem nachhaltigen Ressourcengebrauch auseinandergesetzt wurde. Der hohe Holzanteil bei Tragwerk und Fassade ist positiv hervorzuheben. Leider wurde von einer Dachbegrünung abgesehen.

Insgesamt überzeugt die Arbeit insbesondere durch ihr hohes Maß an Flexibilität in der Nutzung und eine klare Architektursprache.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Grundriss EG

Grundriss EG