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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2022

Neubau einer Kita mit mind. 5 Gruppen und zwei angegliederten Einfeld-Sporthallen in Aachen

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 16.250 EUR

Lindschulte Planungsgesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

Der geplante Neubau steht als öffentliches Gebäude in der Nutzungstradition des Ortes. Wie bei seinen Vorgängerbauten dem Kloster St. Leonhard und der zu ersetzenden Schule bildet sich hier die besondere Nutzung als Kita in einem einheitlich gestalteten, größeren Bauvolumen ab.

Die Straßenfassade des Neubaus folgt mit einem leichten Knick dem Bogen der Franzstraße. Durch das Teilen in zwei Segmente wird die Länge der Fassade in Anlehnung an die kleinteiligere Nachbarbebauung aufgelockert und durch die Lage des Knickpunkts Bezug auf die Nahtstelle des Vorgängerbaus genommen. Wie dieser Vorgängerbau ist der Neubau mit seiner Nutzung als Kita sinnvollerweise nur dreigeschossig ausgeführt. Durch die auch aus energetischen Gründen erforderlichen Geschosshöhen wird die städtebaulich wichtige Abstufung der Trauflinien in Richtung Innenstadt dennoch gewährleistet.

Die Zugänge zu Kita und Sporthallen liegen an der Franzstraße auf unterschiedlichen Ebenen an den beiden Enden des Neubaus. Dies dient der klaren Adressbildung und der Entflechtung der Besucherströme.
Die im Erdgeschoss zurückspringende Fassade und die bauliche Trennung in je ein Volumen für die Kita und den Sporthallenzugang schafft großzügige und witterungsgeschützte Wartebereiche für beide Nutzergruppen.

Vor der Kita entsteht, von zwei Seiten erreichbar und vom Durchgangsverkehr getrennt, ein Stadtbalkon zum entspannten Bringen und Abholen mit Ausblicken in die Umgebung. Es gibt Platz für Fahrräder und einen zweiten Hofzugang an dem Kinder im Sommer direkt aus dem Außenbereich abgeholt werden können. Optional kann hier eine weitere Zufahrtsmöglichkeit für PKW geschaffen werden. Für mehr Raum und Abstellfläche wird der Fuß- und Radweg bis zum Gebäude verbreitert und es werden Kurzzeitparkplätze für den motorisierten Hol- und Bringverkehr durch einfache Maßnahmen in den bestehenden Parkbuchten angelegt.
Im Innenhof liegen, durch die Zufahrt leicht erreichbar und vom Kindergartenbereich getrennt, weitere 28 gemeinsam genutzte Fahrradstellplätze. Insgesamt werden 52 Fahrradstellplätze nachgewiesen.
Vor dem Eingang zu den Sporthallen und in der Hofzufahrt gibt es überdachten Warteraum für ganze
Schulklassen.

Die Kita mit sechs Gruppen wird über den hellen und beidseitig belichteten Eingangsbereich erschlossen. Das Foyer bietet eine schnelle Orientierung, direkten Zugang zum Leitungsbüro und eine gute Erreichbarkeit der Obergeschosse über eine großzügige Treppe.
Vom Foyer getrennt und an einem eigenem Spielflur gelegen gibt es im EG noch zwei Gruppen für unter Dreijährige, eine weitere befindet sich im ersten OG. Die drei Gruppen für ältere Kinder sind im zweiten OG untergebracht.
Die Gruppen sind dem Aachener Kindergartenleitfaden folgend in Gruppenzellen organisiert, bieten aber gleichzeitig die Möglichkeit der Öffnung zu den großzügigen Spielfluren auf den Etagen hin.

Gemeinschaftlich genutzte Räume wie der Mehrzweck- oder Therapieraum sind wie der Personalraum im ersten OG zentral im Gebaüde angeordnet und können von überall leicht erreicht werden. In den Obergeschossen gibt es Analog zum Foyer jeweils eine an der Treppe gelegene
 
großzügige und vielseitig nutzbare Mittelzone mit Ausblicken zur Straße und in den Hof.
Alle Gruppenräume haben Zugang zum Garten, direkt oder über die in den Obergeschossen vorgelagerten Terrassen, die zusätzliche Spielfläche im Freien bieten.
Der außenliegende Spielbereich liegt weitestgehend auf einer Ebene und ist mit ca. 15m² je Kind großzügig bemessen, vielfältig möbliert und ausgeglichen in sonnige und schattige Bereiche aufgeteilt.

Neben dem Haupttreppenhaus mit Aufzug und den Terrassentreppen gibt es als weiteres Element der Vertikalerschließung ein Fluchttreppenhaus am Nordende des Gebäudes. Es sind somit drei bauliche Rettungswege vorhanden und das Gebäude könnte bei Bedarf auch in den Obergeschossen in zwei Brandabschnitte geteilt werden.

Der Zugang zu den Turnhallen erfolgt über ein gut erkennbares, verglastes und eineinhalbgeschossiges Foyer. Von dort gelangt man über die Treppe oder mit dem Aufzug zum Eingangsbereich im ersten UG. Ein Flur mit Sichtverbindung zur Sporthalle führt zu den raumökonomisch über den Technikflächen und den Geräteräumen gelegenen Umkleiden und Waschräume. Nach dem Umkleiden gelangt man über eines der beiden Treppenhäuser oder mit dem Aufzug zur Sporthalle und dem weiteren Eingangsbereich im zweiten UG. Auf der unteren Ebene liegen die Lehrpersonal- und Geräteräume sowie Technikflächen.
Die Sanitäranlagen sind jeweils an den Eingangsbereichen angeordnet.

Große und schwere Sportgeräte erreichen die Halle über den Einbringschacht an der Nordwestecke der Hallen. Über diesen Schacht und durch den dafür vorgesehenen Geräteraum können auch größere technische Geräte zu den Technikflächen gebracht werden.
Die Sporthalle verfügt mit den beiden Treppenhäusern über zwei separate Fluchtwege. Zusätzlich könnte ein Notausstieg über den Einbringschacht erfolgen.

Beschreibung Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Um den nachhaltigen Bau und Betrieb des Neubaus zu ermöglichen ist die Optimierung aller Energie- und Stoffflüsse im Gebäude und die möglichst hohe Ausnutzung von natürlichen Energie- und Wasserquellen geboten. Zudem muss darauf geachtet werden, dass die thermische und visuelle Behaglichkeit im Winter und im Sommer für die verschiedenen Nutzungen gegeben ist. Die verwendeten Baumaterialien sollen gesundheitlich unbedenklich, möglichst regenerativ und recyclingfähig sein, sowie sortenrein trennbar verbaut werden.

Lüftungskonzept:
Große Teile des Gebäudes wie beispielsweise die Sporthallen, Umkleidebereiche und Versammlungsräume müssen zur Sicherstellung der Raumluftqualität mechanisch belüftet werden. Die Geschosshöhen sind auf die Integration entsprechender Kanäle ausgelegt. Die Belüftung soll für die kalte Jahreszeit mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet sein und durch die dachmontierte PV-Anlage inklusive Batteriespeicher mit Strom versorgt werden. Räume bei denen auf eine
mechanische Belüftung verzichtet werden kann sollen natürlich belüftet werden. Im Sommer wir eine
Nachtauskühlung über entsprechend gesicherte Lüftungsklappen oder Fenster ermöglicht.

Holzbauweise:
Wie im Fassadendetail dargestellt wird ein ganzheitlich optimierter Einsatz von thermischer Masse im
Holzbau bei angestrebter Materialminimierung (z.B. unterschiedliche Holzarten, Einsatzbereiche und hybride Holz-/ Betonverbundbauweise) im Hinblick auf Raumkomfort, Energiebedarf, Graue Energie und Erstellung / Rückbau angestrebt.

Heizung:
Das Gebäude wird über eine Niedertemperatur-Flächenheizung beheizt. Da wegen der Sporthallen umfangreiche Erdarbeiten nötig sind, ist im Vorfeld zu klären, ob Geothermie in Kombination mit einer ebenfalls solar betriebenen Wärmepumpe, im Vergleich mit der am Grundstück anliegenden Fernwärmeversorgung die bessere Umweltbilanz als Energieträger ermöglichen würde.

Sonnenschutz, Tageslicht:
Für eine ausreichende natürliche Belichtung der Räume werden an den Fassaden Sonnenschutzsysteme vorgesehen. Für die Kunstlichtbelichtung werden LED´s zur Reduzierung des Stromverbrauchs und der thermischen Last eingesetzt.

Wasser und Warmwasser:
Wie beim Punkt Heizung ist auch bei der Warmwasserbereitung anhand der örtlichen Gegebenheiten zu prüfen ob besser Solarthermie, Geothermie, Fernwärme oder eine Kombination der Energieträger verwendet werden sollte.
Regenwasser wird gesammelt und in Zisternen gespeichert. Ebenfalls wird eine Grauwassernutzung vorgesehen (z.B. WC-Spülung, etc.).


Beurteilung durch das Preisgericht

Stadträumlich zeigt sich der Entwurf selbstbewusst und eigenwillig mit klarer horizontaler Ausrichtung als neuer Baustein der Stadt. Die Materialisierung als Holz-Glasbau unterstreicht diesen Eindruck vom ersten Moment an. Die Anbindung an das Baudenkmal ebenso wie an den nördlich gelegenen Wohnungsbauten wirkt ungeniert, ja selbstverständlich.
Das öffentliche Vorfeld und das Entree sind sowohl für die Sport-, als auch für die Kita-Nutzungen ansprechend gelöst. Einladend formuliert das Gebäude einen Zugang in die dahinterliegende Gartenlandschaft.

Die Grundrisse sind gesamthaft von hoher Aufenthaltsqualität, stimmig disponiert und zugleich in hohem Maße flächeneffizient. Die angenehme Durchlässigkeit im Erdgeschoß und insgesamt Maßstäblichkeit des Bauwerks erfordert im Gegenzug die Realisierung einer um zwei Geschoße in das Gelände eingegrabene Turnhallen – ein Aspekt, der in der weiteren Betrachtung einer Überprüfung bedarf.
Der effiziente Fußabdruck ermöglicht großzügige Gestaltungsspielräume für die Außenanlagen. Räumlich gut überlegte Balkone, Treppen und Rampen ermöglichen den Kita-Gruppen einen direkten Zugang in einen geschützten Freiraum. Die mit der Topographie, wie selbstverständlich, entwickelte Freianlagengestaltung stellt eine besondere Qualität dar.

Die Erschließung der Außenanlagen ist klug gelöst. So ermöglichen Zugänge auf zwei Ebenen eine barriererame Nutzung und einen logistisch einfachen Unterhalt der Terrassen.
Die Entwurfsarbeit formuliert hinsichtlich der Anforderungen an nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen eine Ambition in Grundzügen. Das Preisgericht vermisst jedoch eine substantielle fachliche Durchdringung des Themas, so dass der Entwurf an dieser Stelle unschlüssig bleibt.
Das Preisgericht würdigt die Arbeit mit dem zweiten Preis für die überzeugende architektonische Qualität des Gesamtkonzepts.

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Grundriss 1. Untergeschoss

Grundriss 1. Untergeschoss

Grundriss 2. Untergeschoss

Grundriss 2. Untergeschoss

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Ansichten / Schnitte

Ansichten / Schnitte