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Award / Auszeichnung | 09/2022

Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2022

MÜHLEN VIERTEL, Stadtnahes Wohnen

DE-88212 Ravensburg, Holbeinstraße 32

Würdigung

Reisch Projektentwicklung GmbH & Co. KG

Bauherren, Projektentwicklung

bächlemeid

Architektur

Architektur Ludwig

Architektur

Dipl.-Ing. Joachim Sassenscheidt | Freier Architekt BDA

Architektur

REDLE ARCHITEKTEN

Architektur

mlw architekten morent I lutz I winterkorn

Architektur

Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten BDLA IFLA

Landschaftsarchitektur

365° freiraum + umwelt

Landschaftsarchitektur

BruderhausDiakonie - Stiftung Gustav Werner und Haus am Berg

Bauherren, Projektentwicklung

Bihler Möbelkonzepte

Hersteller, Projektentwicklung

Thomas Stumper

Architektur

Roland Halbe

Fotografie

Anja Koehler andereart.fotografie

Fotografie

KREATIV KOMPANIE GmbH

Fotografie

Stefan Kuhn Photografie

Fotografie

Wynrich Zlomke Fotografie

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

BESCHREIBUNG
Auf dem rund 11.000m² großen Areal einer ehemaligen Maschinenfabrik vereinen sich Handel, Gastronomie, Dienstleistung, Wohnungen und Kultur. Ein Teil der 1901 erbauten Maschinenfabrikhalle wurde saniert und zu zeitgemäßen Arbeitsplätzen für Kreativschaffende und Medienprofis umgenutzt. Neben der Möglichkeit Job-Sharing-Modelle umzusetzen oder Co-Working-Arbeitsplätze anzumieten, wird die Halle auch für Veranstaltung der Kultur- und Kreativwirtschaft genutzt. Im benachbarten Ziegelsteingebäude richtete die Bruderhaus Diakonie eine Werkstatt für psychisch erkrankte Menschen, einen kleinen Lebensmittelladen und ein öffentliches Tages-Café ein. Der Bezner-Turm, ehemaliges Verwaltungsgebäude der Fabrik, wurde von einer Bauherrengemeinschaft revitalisiert und zu neuem Wohnraum umgebaut.

ZIEL
Lebendige Vielfalt sowohl im äußeren Erscheinungsbild, als auch in den unterschiedlichen Nutzungen spielten eine zentrale Rolle des Konzepts. Unser Ziel war es, ein multifunktionales Quartier zu entwickeln, bei dem sich Handel, Gastronomie, Dienstleistung, Wohnen und Kultur zu einem attraktiven Lebensraum vereinen. Von der eigenen Wohnung aus, fußläufig erreichbar wurden Angebote für die Ziele des Alltags integriert und so entstand ein „Quartier der kurzen Wege“. Neben der Umnutzung der alten Fabrikhalle zu zeitgemäßen Arbeitsplätzen für Kreativschaffende, entstanden in den neu errichteten Häusern moderne Wohnungen für Familien, Paare, Singles und Senioren. Aus einer ehemaligen Gewerbebrache entstand so ein lebenswertes Stadtviertel.

HERAUSFORDERUNGEN
Eine besondere Herausforderung in diesem Projekt stellte der Erhalt und die Sanierung einzelner Gebäude auf dem Gesamtareal dar. So wurde z.B. ein Großteil der alten Maschinenfabrikhalle zurückgebaut und nur der mittlere Bereich blieb erhalten und wurde einer neuen Nutzung zugeführt. Dabei musste das Grundstück mit einer Tiefgarage unterbaut und die Bestandsgebäude barrierefrei an die Tiefgarage angebunden werden. Zwei Aspekte spiegeln sich daher im Gesicht des gesamten Quartiers wider: Der Dialog zwischen der historischen Industriearchitektur und den modernen Neubauten.

KOOPERATIONEN
Bereits im Zuge des städtebaulichen Wettbewerbs wurde die Öffentlichkeit intensiv in den Planungs- und Entwicklungsprozess mit einbezogen. Wir stellten uns während des gesamten Entwicklungsprozesses immer wieder der öffentlichen Diskussion. Dadurch konnten Wünsche und Anregungen der Bürger sowohl im Nutzungskonzept als auch in der städtebaulichen Neuordnung des Areals berücksichtigt werden. Neben der intensiven Einbeziehung der Öffentlichkeit ist das Projekt geprägt von einer Vielzahl an Projektbeteiligten. Erstmalig wurde in Ravensburg einer privaten Bauherrengemeinschaft ermöglicht, in Zusammenarbeit mit einem Projektentwickler, Ihren Wunsch vom eigenen Wohntraum in Eigenregie zu realisieren. Ein Pilotprojekt, welches alle Beteiligte vor neue Herausforderungen stellte und einen intensi

MEHRWERT
Durch die Neuordnung des Areals erfuhr auch die Umgebung eine städtebauliche Aufwertung. Ein zentraler Quartiersplatz, als wesentlicher Baustein des Entwurfs, lädt zum Treffen und Verweilen ein und leistet damit einen wertvollen Beitrag für ein attraktives und aktives Miteinander in der Nachbarschaft. Dies sichert langfristig sowohl den Bewohnern als auch den Nachbarn eine hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität. Mit der Einrichtung der Werkstatt für Menschen mit psychischer Erkrankung, einem Café mit Mittagstisch-Angebot und einem Lebensmittelladen, sowie Veranstaltungsräumen entsteht gelebte Inklusion mitten im Quartier. Die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung wird gefördert und Berührungsängste abgebaut.

BESONDERHEIT
Neben der besonderen Lage und der traditionsreichen Geschichte kann das Viertel auch mit einer architektonischen Vielfalt glänzen. Erstmalig haben wir bei einem Projekt in Ravensburg mehrere Architekten für eine Quartiersentwicklung beauftragt. 8 Gebäude wurden von 6 Architekten geplant und entworfen. Durch unterschiedliche Gestaltungs-, Material- und Farbelemente der Fassaden hat jedes Haus einen eigenen Charakter bekommen. Mit dem Erhalt einzelner historischer Gebäude und der architektonischen Vielfalt der Neubebauung fügt sich das Mühlen Viertel wie selbstverständlich in die gewachsene Umgebung ein. Tradition und Moderne werden so zu einer neuen Einheit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel einer flächeneffizienten Innenentwicklung und trägt Nachhaltigkeitsgesichtspunkten in vorbildlicher Weise Rechnung. Auf einem ehemals gewerblich genutzten, stark versiegelten Areal entstand mit dem Mühlenviertel in Ravensburg ein lebendiges Stadtquartier mit 64 Wohnungen in Zentrumsnähe. Behutsam wurden Teile des stadtbildprägenden Gebäudebestands der ehemaligen Maschinenfabrik, wie eine Werkhalle von 1901 und ein Klinkerbau, erhalten und in das neue Stadtquartier integriert.
Ein Quartiersplatz, ein durch ein Inklusionsunternehmen betriebenes Café und Veranstaltungsräume ermöglichen Begegnung, ein kleiner Lebensmittelladen bietet Nahversorgung und große Grünflächen schaffen Aufenthaltsqualität. Besonders zu würdigen ist der partizipativ ausgelegte Planungsprozess, dessen Erkenntnisse in den anschließenden Planungswettbewerb für ein städtebauliches Konzept einflossen.
Insgesamt führt die Mischung aus Wohnen und Gewerbe, sozialen Einrichtungen und kreativem Workspace zu einer Aufwertung der östlichen Vorstadt Ravensburgs und zeigt, wie gut gemachtes Flächenrecycling einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten kann.