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Einladungswettbewerb | 04/2022

Meltingport – Hotel, Büros und Studierendenwohnen im Hamburger Elbbrückenquartier

Visualisierung Versmannstraße

Visualisierung Versmannstraße

3. Preis

Preisgeld: 24.000 EUR

Ludloff Ludloff Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Elbbrückenquartier Hafen City Hamburg, Erläuterungsbericht, Auszug

Neugier und Leichtigkeit, entwurfsleitende Idee
Unser Entwurfskonzept setzt der formalen Reihung ähnlicher Gebäudeskulpturen im Elbbrückenquartier mit seinen vielfältigen Nutzungen aus Wohnen, Arbeiten, Gewerbe und Beherbergung einen vielfältigen städtischen Nutzungsbaustein hinzu. Die unterschiedlichen Nutzungen stehen in einem sich gegenseitig befruchtenden synaptischen Verbund, die Synapsen sind als mehrfachkodierte „neugierige Grenzflächen“ mit flexiblen Nutzungsangeboten ausgestattet, die die Schwerpunktnutzungen sinnstiftend befruchten.
Für diese Form der „neugierigen Programmierung“ schlagen wir eine gewichtsoptimierte Konstruktion mit einem leichten Fassadenkleid vor. Die von innen heraus gedachte Gebäudeskulptur wird in eine Art „Tuch gehüllt“, das Beziehungen zu den jeweiligen Außenräumen aufbaut.

Schutz und leichte Kleidung, Gestaltqualität
Ein Haus wie von einem Schneider; die auf einem gläsernen Saum aus Glas ruhenden leichten Volumen der Obergeschosse scheinen mit einem fein strukturierten, gewebten Tuch bekleidet zu sein. Schuss und Kette dieses fein gewebten Garnes variieren je nach Nutzungsbaustein in Textur und Farbe, konvexe und konkave Kanneluren suggerieren einen stofflichen Faltenwurf, der sich im wechselnden Lichteinfall verändert und dem Gebäude, trotz seiner Dimension, einen leichten, fast flüchtig-digitalen Charakter verleiht.
Eingewoben in dieses textile Erscheinungsbild sind die Rapporte der Fassadenöffnungen der unterschiedlichen Nutzungen, als eingewebtes Band (Büro/ Coworking), aufgesetzte Paillette (Hotel) oder Intarsie (Studentisches Wohnen).
Das Fassadenkleid setzt sich überdies aus unterschiedlichen Farbfamilien zusammen, diese Familien verändern sich sukzessive über Fassaden und Nutzungsbausteine hinweg und weisen jeder Nutzung eine individuelle Farbfamilie zu. Durch die Ausbildung eigener Farbstimmungen und die jeweils wiederkehrenden Fensteröffnungen, gelingen je Nutzungsbaustein eigenständige charakteristische Erscheinungsbilder innerhalb eines durchgängigen Fassadenleides.


Die Kombinatorik des Konventionellen, Realisierbarkeit
Das Konstruktionskonzept weist bewusst am Markt gängige Baustoffe und Baukonstruktionen mit einem Höchstmaß an industrieller Vorfertigung und Recyclefähigkeit aller Baustoffe aus. Zum Einsatz kommt u.a. Gradientenbeton (siehe Tragwerk) der eine Gewichtsreduktion des Tragwerks von bis zu 50% erwarten lässt. Selbstverständlich wird auch beim Ausbau in vorgefertigten Modulen gedacht, insbesondere Sanitärzellen des Hotels und der Studentenappartements ermöglichen ein Höchstmaß an Vorfertigung. Die innovative Logik des Entwurfs besteht in Anwendung und Kombinatorik einfacher, im besten Sinne konventioneller Baustoffe, mit denen es gelingt, überraschend sinnlich erfahrbare Räume zu gestalten.
Der gezielte Rückgriff auf ausgewählte bestehende Standards der Bauindustrie bietet eine kosteneffiziente Umsetzung und erhöht in Zukunft die Wahrscheinlichkeit einer sinnhaften Rückbau- und Recyclefähigkeit, da sich die aktuelle Nachhaltigkeits- und Bauforschung explizit mit diesen (Massen-)Standards beschäftigt.
Die maximale Vorfertigung von Bauteilen gewährleistet eine präzise Bauausführung und eine schelle und weitgehend witterungsunabhängige Bauzeit.


Fassadenkleid, Die hinterlüftete Fassadenverkleidung besteht aus einer gezogenen 3 cm starken profilierte Keramik, die mit Hohlkammern versehenen Platten besitzen ein Flächengewicht von 28 kg/m² und werden mittels Ankern im Bereich der Hohlkammern unsichtbar befestigt. Die Ausfachung der geschlossenen Wandelemente erfolgt mittels Ständerbauweise aus Metallprofilen, die als Doppelständer ausgebildet, am Deckenrand zwischen den Stützen und vor dem Deckenrand durchgehend ausgeführt werden. Die Bekleidung erfolgt außen mit einem Aquapaneel und in der Mittellage und Innenlage aus Gipskarton. Das voll ausgedämmte Ständerwerk ist bauphysikalisch optimiert und deckt die hohen Schallschutzanforderungen vollumfänglich ab. Zusammen mit der hinterlüfteten Keramikverkleidung entsteht ein schlanker Gesamtfassadenaufbau von nur 35cm bei einem Eigengewicht von nur 71,5 kg/m².
Die Fenster aus lackiertem Nadelholz werden, angepasst an die jeweilige Nutzung, als Öffnungsflügel bzw. fest verglast ausgeführt und liegen nur um die Materialstärke der Keramik rückversetzt im Fassadenkleid, sodass das Bild einer leichten Verkleidung, trotz des soliden Materials der Keramik entsteht. Lediglich die wie Pailletten aufgesetzten Hotelfenster heben sich in Form angedeuteter Bay-Windows aus der Fassade hervor. Der Sonnenschutz wird über die Optimierung der Öffnungsgrößen und die gezielte Verwendung von Sonnenschutzglas realisiert. Die Bay-Windows der Hotelverglasungen erhalten dabei bewusst silbrig reflektierende Verglasungen, die das Motiv der Paillette unterstützen.
Es entsteht eine in der Umsetzung konsequent einfache, an Gewicht und Materialeinsatz kaum zu unterbietende, leichte Fassade mit einem extrem schlanken Aufbau, wartungsarm, langlebig und vollkommen recyclefähig.
Die zweigeschossigen verglasten Erdgeschossfassaden sollen als Pfosten/Riegel-Fassaden in Holzbauweise (Nadelholzpfosten und Riegel) mit Deckschalen aus Metall und eingesetzten Lüftungsflügeln (Metall) realisiert werden, die im Grundriss in Teilen leicht gefaltete Konstruktion fügt sich als Saum zur Gestalt der Obergeschossfassaden und bietet ein vielfältiges Lichtspiel der Reflektion. Die Terrassen und Balkone in den Außenanlagen und auf den Dachflächen erhalten einen Belag aus Robinienholz (Holz-Resistenzklasse 1).
Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitskriterien gemäß Umweltzeichen der HafenCity sind integraler Bestandteil des Entwurfskonzepts und werden bei einer weiteren Bearbeitung weiter ausdifferenziert.

Team: Elise Moreau, Elif Çivici, Armin Fuchs, Nick Lötters, Sabaz Ahmad

Berater: 
  • Beratung Tragwerk: Prof. DI Jan Knippers, Jan Knippers Ingenieure, 70193 Stuttgart
  • Energieberatung: Prof. DI Volkmar Bleicher, TRANSSOLAR Energietechnik GmbH, 70563 Stuttgart
  • Fassadenberatung: DI Stephanie Heese,Schellhorn & Heese, Ingenieure für Fassaden GmbH, 14552 Michendorf 
  • Beratung Brandschutz: DI Andreas Klappauf, SV-Büro für Brandschutz Arnhold, 99425 Weimar
  • Beratung Kunst: Nikolai von Rosen, 10115 Berlin
  • Beratung Außenanlagen: DI Gerko Schröder, TREIBHAUS Landschaftsarchitektur, 22767 Hamburg

Visualisierung: Archimation
Modell: werk5 GmbH

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen der Arbeit 1129 schlagen für den „Meltingport“ ein in seiner städtebaulichen Erscheinung recht eigenständiges Gebäude vor, was von der Jury durchaus positiv bewertet wird.

Die rote Keramikfassade legt sich, wie die Verfasser*innen beschreiben, wie ein leichtes Kleid um das Gebäude. Leichte Farbnuancierungen und unterschiedliche Ausführungen der Fensteröffnungen (Paillette, Band, Intarsie) unterstreichen verschiedene Nutzungen.

Das durchgehend gläserne Erdgeschoss (Saum des Kleides) wird durchaus kritisch gesehen, die schwebende Leichtigkeit scheint nicht überzeugend.

Die Anordnungen und Belichtung der verschiedenen Funktionen im Inneren sind gut organisiert, obgleich die extrem minimierte Konstruktion und die dadurch entstehende Flexibilität auch angezweifelt wird. Insbesondere im Bereich der Lobby des Hotels darf das gezeigte Stützraster angezweifelt werden. Hier werden mit Sicherheit mehr tragende Strukturen notwendig sein. Das Hotel wird zudem ein zweites Treppenhaus benötigen, die Grundrisse in den Regelgeschossen scheinen eine entsprechende Organisation gut zu ermöglichen. Die Offenheit des Erdgeschosses würde aber eingeschränkt werden.

Insgesamt stellt der Entwurf einen interessanten Vorschlag an dieser Stelle dar - leider spiegelt sich die schon fast poetische textliche Beschreibung nicht in den gezeigten Ansichten und Bildern wider.

Nachhaltigkeit:
Der Entwurf zeigt eine Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit. Die entwurfsrelevanten Kriterien des HafenCity Umweltzeichen werden erfüllt. Zur Erfüllung des CO2-Benchmarks sieht der Verfasser ein leichtes Tragwerk aus Gradientenbeton vor. Der vom Verfasser vorgeschlagene Einsatz von Gradientenbeton ist aus CO2 Sicht sehr interessant, aber in der Praxis wenig erprobt und daher in der Umsetzbarkeit kritisch zu bewerten.
Visualisierung Lucy-Borchardtstrasse

Visualisierung Lucy-Borchardtstrasse

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Galeriegeschoss

Galeriegeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2.-4. Obergeschoss

2.-4. Obergeschoss

5.-6. Obergeschoss

5.-6. Obergeschoss

6.-7. Obergeschoss

6.-7. Obergeschoss

8.-13. Obergeschoss

8.-13. Obergeschoss

14. Obergeschoss

14. Obergeschoss

Dachgeschoss

Dachgeschoss

Länggschnitt, Hotel und Büro

Länggschnitt, Hotel und Büro

Querschnitt, Hotel und Studentisches Wohnen

Querschnitt, Hotel und Studentisches Wohnen

Ansicht West, Querschnitt Büroanbau

Ansicht West, Querschnitt Büroanbau

Ansicht Nord von der Versmannstrasse

Ansicht Nord von der Versmannstrasse

Ansicht Süd von der Lucy-Borchardtstrasse

Ansicht Süd von der Lucy-Borchardtstrasse

Fassadenschnitt Studentisches Wohnen

Fassadenschnitt Studentisches Wohnen

Fassadenschnitt Büro

Fassadenschnitt Büro

Fassadenschnitt Hotel

Fassadenschnitt Hotel

Isometrie Fassadenaufbau

Isometrie Fassadenaufbau

Modell

Modell

Modell

Modell