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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 10/2022

Industriebaupreis 2022

Wagenhallen Stuttgart. Veranstaltungsbereich Eingang Kulturbetrieb

Wagenhallen Stuttgart. Veranstaltungsbereich Eingang Kulturbetrieb

Wagenhallen Stuttgart

DE-70191 Stuttgart, Innerer Nordbahnhof 1–3

Nominierung I Kategorie Bauwerk

Landeshauptstadt Stuttgart

Bauherren

ATELIER BRÜCKNER GmbH

Architektur

Wenzel + Wenzel Freie Architekten PartmbB

Architektur

g2-Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 05/2019

Projektbeschreibung

28.10.2020
Sanierung Wagenhallen Stuttgart
ATELIER BRÜCKNER beauftragt mit Ausführungsplanung

Die Wagenhallen, 1895 als Lokomotivremise in Stahlskelettbauweise errichtet, sind geprägt von verschiedenen Bauzeiten, Umbauten und Kriegszerstörung. 2003 besetzten Künstler das damals leerstehende Gebäude und retteten es so vor dem Abbruch. Nach ihrer Ertüchtigung haben die Hallen als Ort für Konzerte und Veranstaltungen den Charme der Off-Location beibehalten, nun jedoch mit ungleich größeren Möglichkeiten. Die ursprünglichen Nutzer, ein Kulturbetrieb für bis zu 2100 Gäste, ein Kunstverein mit 100 Mitgliedern sowie eine Tangoschule, ziehen nach dem Umbau wieder in die Hallen ein.
Die Umgebung der Hallen wird im Zuge der Umstrukturierungen von Stuttgart 21 in absehbarer Zeit bebaut werden. Durch den Umbau sind die Wagenhallen zu einem permanenten kulturellen Ort in Stuttgart geworden und bilden den Nukleus dieses zukünftigen Stadtquartiers.
Die Gestaltungsidee und Raumkonzeption der Sanierung sind aus der ursprünglichen Nutzung des ehemaligen Lokschuppens abgeleitet. Die originäre Gestalt wurde aus dem aktuellen Bestand herausgeschält, die Originalsubstanz behutsam restauriert und historische Spuren freigelegt. Die lebendigen Oberflächen bleiben erhalten, verschiedene Zeitschichten sind ablesbar gemacht: Der Bestandsbau besteht aus rotem und ockerfarbenem Klinker sowie Sandstein. Schadstellen werden in der originalen Materialität wiederhergestellt und – wenn bautechnisch erforderlich – geschlemmt. Gebäudeteile, die rekonstruiert werden, greifen die Farbgebung in farbentsättigter, übersetzter Form als hell- und dunkelgraue Klinker bzw. in sandgestrahltem Beton auf. Die ereignisreiche Geschichte des Gebäudes und die Eingriffe – als weitere Zeitschicht in der 120-jährigen Geschichte – werden erlebbar.
Das Gebäude erschließt sich nun über zwei gleichwertige, seitliche Eingänge. Auf der Ostseite ist ein einladender Platz entstanden. Er wird gerahmt vom nördlichen Hallenflügel, der auf seine ursprüngliche Höhe aufgestockt wurde und einem zweigeschossigen Atelier-Neubau. Dieser greift die Struktur der Wagenhallen auf und rückt respektvoll vom historischen Bestand ab. Mit dem Einsatz von gebrauchtem Klinker verweist er auf die Arbeitsweise der Künstler, die mit vorgefundenen Materialien des nahe gelegenen Recycling-Unternehmens arbeiten.
Im Inneren ist das Raumbild der bis zu 10 Meter hohen Hallen geprägt von Stahlstützen und rhythmisierenden Oberlichtern. Diese sind nach historischem Vorbild rekonstruiert und tragen zugleich der neuen Nutzung Rechnung. Mit Hilfe von drei flexiblen Trennwänden lässt sich die Fläche des Kulturbetriebs in bis zu vier kleinere Räume aufteilen. Atelierräume für die Künstler werden in Form von eingestellten Kuben realisiert. Dadurch bleibt der authentische Raumeindruck der Hallen erhalten. Sowohl die ehemalige als auch die heutige Nutzung der Wagenhallen wird bereits im Außenraum sichtbar und die Lokomotiv-Remise gestalterisch und funktional in ihrer ursprünglichen Form als dynamisches und lebendiges Gebäude erneut erfahrbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Ein ehemaliges Industriebauwerk wird Schauplatz für Kunst und Kultur. ... Durch den sensiblen und gekonnten Umbau sind die Wagenhallen zu einem Dokument ihrer Epoche geworden. Nicht allein die originalen Bauteile, sondern auch die Lesbarkeit der darauffolgenden Zeitschichten erhöhen den kulturellen Wert. ... Über den sensiblen Umgang mit der Substanz hinaus, wurde das Ensemble sinnfällig energetisch ertüchtigt. ... Die Jury des Industriebaupreises 2022 hebt durch die Auswahl, den beispielhaften Charakter des historischen Industriebaus als wandelbare Bausubstanz hervor. ...“

Liza Heilmeyer
(BDA Landesverband Baden-Württemberg, Landesvorsitzende)
Wagenhallen Stuttgart. Eingang Kulturbetrieb

Wagenhallen Stuttgart. Eingang Kulturbetrieb

Wagenhallen Stuttgart. Eingangsbereich Kulturbetrieb

Wagenhallen Stuttgart. Eingangsbereich Kulturbetrieb

Wagenhallen Stuttgart. Ehemalige Tore für Lokomotiven

Wagenhallen Stuttgart. Ehemalige Tore für Lokomotiven

Wagenhallen Stuttgart. Kuben im Inneren der Hallen

Wagenhallen Stuttgart. Kuben im Inneren der Hallen

Wagenhallen Stuttgart. Kunstverein: Außenansicht Projektraum

Wagenhallen Stuttgart. Kunstverein: Außenansicht Projektraum

Wagenhallen Stuttgart. Kunstverein: Projektraum

Wagenhallen Stuttgart. Kunstverein: Projektraum

Wagenhallen Stuttgart. Neuer Platz für Tanzschule und Kunstverein

Wagenhallen Stuttgart. Neuer Platz für Tanzschule und Kunstverein

Wagenhallen Stuttgart. Atelier im Kunstverein

Wagenhallen Stuttgart. Atelier im Kunstverein