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Award / Auszeichnung | 09/2022

Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern 2022

Ansicht Straßenseite, dem Schloss zugewandt

Ansicht Straßenseite, dem Schloss zugewandt

Um- und Ausbau des ehemaligen Offizierskasinos

DE-19053 Schwerin, Johannes-Stelling-Straße 19

Gewinner | Innenarchitektur

KIRSTEN SCHEMEL ARCHITEKTEN BDA

Architektur

Sedeño Bauplanung GmbH

Architektur

IAM Haustechnik

TGA-Fachplanung

Ingenieurgesellschaft Dr. Apitz mbH

Tragwerksplanung

WIBAU Haustechnik GmbH

TGA-Fachplanung, Bauunternehmen

Leumann & Busmann Metallbau GmbH

Fassadenplanung, Bauunternehmen

Dörnhöfer Stahl-Metallbau GmbH & Co. KG

Bauunternehmen

Tischlerei NO Fischer GmbH

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Denkmäler, Gedenkstätten, Innenräume, Möblierung

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 04/2015
    Fertigstellung: 08/2019

Projektbeschreibung

In exklusiver Lage, direkt am Ende der Sichtachse vom Schweriner Schloss über den Schlossgarten befindet sich auf dem früheren Kasernengelände das ehemalige Offizierskasino, das 1898 von Baurat Wutsdorf geplant wurde.
Das Gebäude war zu Beginn des Vorhabens bereits dem Verfall preisgegeben und befand sich in einem desaströsen Zustand. 2012 werden das Kasernengelände und das Casino jedoch Teil der Antragstellung zur Aufnahme in die Vorschlagsliste zum Unesco Weltkulturerbe für das "Schweriner Residenzensemble – Kulturlandschaft des romantischen Historismus“. Zu diesem Zeitpunkt erwarb der Bauherr das Grundstück.

Seitdem hat eine konzeptionelle Metamorphose oder Re-Kreation eines „inszenierten malerischen Bildern“ in Bezug auf die Schlossachse stattgefunden.
In dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude und einem notwendigen neuen Dachaufbau sollten Arbeitsplätze und Konferenzbereiche für das Headquarter der HN Holding GmbH entstehen. Der neue Dachaufbau sollte Hüllflächen aus kupfern schimmerndem Metall und reflektierendem Glas erhalten und damit ein phänomenales Oberflächenthema des Schlossdaches subtil aufnehmen.

Beim einsturzbedrohten Altbau sollte ausschließlich die unter Denkmalschutz gestellte Substanz: Die Ziegelfassaden mit ihren zeittypischen Terrakotten und Formsteinen, die straßenseitigen Originalteile der schmiedeeisernen Zaunanlage, die Granittreppenhäuser und die Eisenspindeltreppe ins Belvedere des Turms, Aussentüren, Innentüren zu den Treppenhäusern und exemplarische Fenster denkmalgerecht saniert und partiell rekonstruiert werden.

Im ehemaligen Kasino wurden in den drei Hauptgeschossen fast alle Wände quer zur Sichtachse auf das Schloss und den Garten entfernt, sodaß man beinahe von jedem Arbeitsplatz und vor allem aus den Kommunikationszonen Anteil am Licht und am malerischen Bild auf das Schlossensemble nehmen kann.
Zwischen den erhaltenswerten Treppenhäusern mit massiven Granittreppen und filigraner Eisenspindeltreppe in das Belvedere des Turms spannt sich nun hinter historischen Türen ein neuartiges, transparentes Raumkontinuum, das in seiner Materialisierung aus
Glaswänden, dunklen eichengetäfelten Raumobjekten, weiss geöltem Eichenparkett,
sandfarbenem Terrazzo und passenden Filtern aus Kvadrat-Stoffen aus Wolle und Leinen
eine Atmosphäre von Klarheit, Licht und Zeitlosigkeit generiert.

Im zurückspringenden Neubau des Daches können von jedem Büro aus Terrassen mit Ausblick in die Landschaft betreten werden. Die neue Geometrie der multipel gefalteten Dachfläche erzeugt in der Fernwirkung eine der Originalsituation angelehnte Dach-Silhouette.
Die grosse Grundstücksfläche als Alter Ego des Schlossgartens wurde mit Haupt- und Nebenzufahrt, notwendigen Stellplätzen und Grünflächen parkartig angelegt.
Die aufwendig restaurierten und zu neuer Aura gebrachten repräsentativen Fassaden
des ehemaligen Kasinos mit ihren kleinteiligen Terrakotten und Zierelementen in Verbindung mit der minimalistisch-modernen neuen Dachkubatur und im poetischen Dialog mit Schloss und Schlossgarten als „geborgter Landschaft“ inszenieren die Qualitäten des Ortes zu einer einzigartigen architektonischen Visitenkarte für den Bauherrn und für die Stadt Schwerin.

Beurteilung durch das Preisgericht

In exklusiver Lage, am Ende der Sichtachse zum Schweriner Schloss über dem Schlossgarten, befindet sich das ehemalige Offizierskasino. Dies und die Tatsache, dass Kasernengebäude und Casino Teil des UNESCO-Weltkulturerbeantrags sind, rechtfertigen den besonderen Anspruch und die aufwändige Rettung des Gebäudes, das bei Planungsbeginn einsturzgefährdet in einem desaströsen Zustand war.

Die architektonische Umsetzung bewegt sich zwischen denkmalgerechter Sanierung der straßenseitigen Ansicht mit schmiedeeisernem Zaun, Eisenspindeltreppe im Turm, denkmalgerechter Aufarbeitung von historischen Außen- und Innentüren sowie einer mutigen Neuinterpretation des Dachaufbaus mit kupfern schimmernden Metallflächen und reflektierendem Glas. Dieser verleiht dem Gebäude von den historischen Giebeln losgelöst einen gestalterisch eigenständigen Abschluss. Wirklich überzeugend ist das Innenraumkonzept. Durch die Entfernung fast aller Wände quer zur Sichtachse öffnen sich die Arbeits- und Kommunikationsräume, so dass von überall Licht einfällt und der Blick auf das malerische Schlossensemble in den Fokus rückt. Es ist gelungen, ein großzügiges, überzeugendes Raumkontinuum zu schaffen. Edle Materialien, dunkle eichengetäfelte Raumobjekte, weiß geöltes Parkett und sandfarbener Terrazzo verleihen den Innenräumen eine besondere, wertige Atmosphäre von edler Anmutung. Es ist gelungen, ein absolut überzeugendes innenarchitektonisches Konzept zu realisieren.

Ansicht aus dem Garten des Schweriner Schlosses

Ansicht aus dem Garten des Schweriner Schlosses

Ansicht Straßenseite, aus der Auffahrtsituation

Ansicht Straßenseite, aus der Auffahrtsituation

Dachneubau mit spiegelnden Fassaden und Metallhaut

Dachneubau mit spiegelnden Fassaden und Metallhaut

Kommunikationszone im EG

Kommunikationszone im EG

Bistro im EG

Bistro im EG

Konferenzsaal im ehemaligen Speisesaal des Offizierskasinos

Konferenzsaal im ehemaligen Speisesaal des Offizierskasinos