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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Quartiersentwicklung „Mertonviertel/Nördlich Lurgiallee“ in Frankfurt am Main

Fußgängerperspektive Gartenplatz

Fußgängerperspektive Gartenplatz

ein 3. Preis

Preisgeld: 11.667 EUR

Machleidt GmbH

Stadtplanung / Städtebau

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

MERTON_urbanism und das NEUE LURGI

Für das Mertonviertel schlagen wir ein umfassendes Upgrade im Sinne eines zeitgemäßen green urbanism vor. Wir sehen heute ein vom Auto dominiertes, funktionalistisch sortiertes und räumlich weitgehend unbefriedigendes Konglomerat ohne große städtische Qualitäten. Mit dem neuen Lurgi erhält das Viertel nun einen bunt gemischten und kompakten Kern. Mit einer begleitenden Interventionsstrategie wird das „alte“ Merton in vielen kleinen Schritten in eine neue Qualität gebracht. In dieser spezifischen Mischung aus Neu und Alt werden wir eine eigenwillige Form der Stadtwerdung beobachten können. Den Merton-urbanism.

Interventionsstrategie „Mertonviertel“: Merton_urbanism

Mit gezielten punktuellen baulichen Ergänzungen setzt der Entwurf auf eine Stärkung seiner räumlichen Qualitäten unter Einbeziehung der flächenhaften Stellplatzanlagen. Bestehende Freiraumbezüge und fragmentierte Freiraumelemente werden gestärkt und zu einem engmaschigen, konsistenten und vielfältigen Freiraumsystem verwoben.

Der Geist des interventionistischen Städtebaus wird auch im neuen Lurgi spürbar in einer interpretierenden und hoch-adaptiven Weiterentwicklung des Bestehenden. Der Entwurf bezieht sich in seiner Siedlungsfigur deutlich auf seine drei strukturell sehr unterschiedlich geprägten Ränder und antwortet mit der Ausbildung dreier differenzierter Teilräume, welche sich um einen zentralen, parkartigen inneren Gartenplatz legen.

Die dabei entstehende markante Siedlungsfigur basiert auf der Aufnahme und Weiterführung der vorhandenen Verknüpfungspunkte und Entwicklungsachsen welche durch bewusste Versätze räumlich differenziert gestaltet werden. Dabei wird die Kontur des Quartiers durch einen äußeren grünen Saum unter Einbeziehung des guten Baumbestandes leicht hervorgehoben.

Der zentrale Gartenplatz wird über das Zentrum an der Lurgiallee und der Verlängerung der Sebastian-Kneipp-Straße in das Mertonviertel eingebunden. Gegenüber der U-Bahnstation und den Naturräumen im Osten wird das Quartier über einen Antrittsplatz einleitend verknüpft. Die innere Struktur des Gebietes ist so geprägt von einer geknickten urbanen Spur, die Merton-Plaza und Bahnhof verknüpft.

Die klare Platzbildung im Zentrum wird ergänzt von einem solitären Sonderbau, dem „Social Cube“, welcher als eine Art räumlicher Vermittler und zentraler Ankerpunkt wirkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Einbindung in das übergeordnete Mertonviertel ist insgesamt gelungen. Insbesondere im Bereich der Merton’s Passage, der Sebastian-Kneipp-Straße sowie nach Süden zum Urselbach hin. Ebenso werden zu den Parkanlagen Riedberg Bezüge hergestellt.

Relativ kleinteilige und differenziert gestaltete Baublöcke erzeugen gut nutzbare und gemeinschaftliche Innenhöfe sowie eine abwechslungsreiche Gesamtstruktur mit einer Abfolge von unterschiedlichen kleineren Plätzen und Grünräumen. Zu den verschiedenen Rändern des Quartiers wird differenziert reagiert. Schule, Kita und ein sogenannter „Social Cube“ bilden das Quartierszentrum. Eine Durchlüftung von Nord-Osten ist in dem neuen Quartier gegeben.

Der Zugang von der U-Bahn-Haltestelle wird von der Quartiersgarage und der Sporthalle flankiert und ist somit eher verschlossen und kaum belebt. Das Gebäude des „Social Cube“ wird sowohl in seiner gestalterischen Ausarbeitung als auch in Bezug auf die funktionale Machbarkeit kontrovers diskutiert. Die nordöstliche Ecke des Quartiers bleibt stadträumlich diffus. Die Lage der Kita ist in dieser Randlage an der Straße nicht angebracht.

Flächenvorgaben der Ausschreibung werden nicht eingehalten, ohne, dass dies einen deutlichen Mehrwert erzeugt. Es fehlen ca. 10.000 m² Gesamt-BGF sowie ca. 15.000 BGF Wohnen und der Stellplatznachweis ist nicht vollständig erfüllt.

Der westliche Bereich des Quartiers ist durchgängig verkehrsberuhigt. Damit ergibt sich ein grünes Wegenetz, dessen Realisierbarkeit allerdings durch die fehlende Erschließung, Feuerwehrzufahrten, Müllabfuhr und Versorgung eingeschränkt ist.

Eine Radverkehrsanlage auf der Olof-Palme-Straße fehlt, wodurch ein Konflikt mit Bestandsbäumen oder der Baufeldgröße entsteht.

Der Versiegelungsgrad der Freiflächen im Süden des Quartiers erscheint vergleichsweise hoch, ist im Detail in den Plänen aber nicht genau ablesbar.

Die Arbeit liefert insgesamt einen stadträumlich interessanten und durchaus innovativen Beitrag, erfüllt allerdings leider einige quantitative Vorgaben der Auslobung nicht.

Lageplan neues Lurgi

Lageplan neues Lurgi

Städtebauliche und freiraumplanerische Gesamtkonzeption

Städtebauliche und freiraumplanerische Gesamtkonzeption