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Studienauftrag | 04/2022

Erweiterung Pflegezentrum Kirchfeld in Horw (CH)

Piazza

Piazza

Gewinner

Bob Gysin Partner

Architektur

Noa Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Kirchfeld wird mit einem ausgewogenen Ensemble bespielt, das den kleinteiligen Siedlungskontext und den grosszügigen Landschaftsraum respektiert und einen identitätsstiftenden Ort schafft. Die Neubauten entwickeln durch ihre volumetrische Abwicklung und Positionierung einen inneren Zusammenhalt und schaffen gleichzeitig einen integrativen Übergang zum Landschaftsraum. Die vielfältigen Facetten relativieren hierbei die Grösse der Neubauten und schaffen fliessende Raumsequenzen sowie räumliche Schwerpunkte.
Die Piazza bildet dabei einen einladenden Ankunfts- und Begegnungsort, der durch die angrenzenden Nutzungen belebt wird und auch aus den Obergeschossen von den Bewohnern eingesehen werden kann. Ausblicke und Durchblicke, belebte und weniger belebte Bereiche, Nischen und Treffpunkte bieten unterschiedliche Raumerlebnisse und fördern soziale Begegnungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser setzen den Neubau der Pflege gegenüber dem Kirchfeld 1. Dazwischen entwickeln sie die Piazza als zentraler Aussenraum und Aufenthaltsort, der mit seinen locker gestreuten Eichen eine angemessene Mitte zu bilden vermag. Links daneben platzieren sie die Alterswohnungen in einem Punkthaus. Für eine mögliche zukünftige Erweiterung schlagen sie neben dem Kindergarten ein identisches versetztes Punkthaus vor.

Die Gesamtanlage wirkt sehr stimmig und integriert sich mit dem dreigeschossigen Baukörper sehr gut in den Landschaftsraum auf dem Hügelkamm. Die Setzung des KF2 ist unprätentiös, vermag aber trotzdem einem bestimmten Auftritt der neuen Gesamtanlage zu generieren. Die Setzung der Bauten ermöglicht vielfältige Durchblicke in den Freiraum und verzahnt sich mit der Landschaft. Vom neu gestalteten Eingang des Bestandsbaus ist der Blick wirklich frei zum Felmis, wie es andere Projekte kaum schaffen.

Die Freiraumgestaltung ist zurückhaltend einfach. Es ist ein Thema lesbar, das der Gesamtanlage eine neue Identität zu vermitteln mag. Das freie-Feld der Bäume entwickelt sich aus einer dichten Mitte hinaus zu einem lockeren, sich über die Bauten hinaus entwickelnden Übergang in die Landschaft. Der Rundweg verspricht die erwarteten Qualitäten. Der Dementengarten ist gut verortet und kann auch vom Tages- und Nachtzentrum genutzt werden. Die «Piazza» hat das Potential, sich zu einem stimmigen, vielfältig über das ganze Jahr nutzbaren Ort zu entwickeln. Er spannt sich zwischen den Eingängen von Kirchfeld 1 und 2 über die Diagonale auf. Die Anordnung des Zugangs zur Einstellhalle auf der Piazza ermöglicht eine gute Orientierung für den Gast, der zum ersten Mal ankommt. Irritierend etwas die verbal vorgetragenen Unsicherheiten im landschaftsarchitektonischen Konzeptansatz, was sich in der Ausformulierung verschiedener gärtnerischen und landschaftlichen Elemente explizit zeigt. Beispielhaft die reichhaltig bepflanzten Baumrondelle auf der Piazza, die so in der Konkurrenz mit den Baumwurzeln nicht nachhaltig sind.

Der neue Pflegetrakt wird in zwei leicht versetzte Flügel aufgeteilt. Zwei bis zum Erdgeschoss geführte Höfe ermöglichen natürliche Belichtung und Blick ins Grüne aus den zwei getrennten Rundgängen. In der Mitte ist strategisch sehr geschickt der Empfang und das Stationszimmer angeordnet, so dass beide Abteilungen bedient werden können, aber in sich autonom und als Einheit sehr gut funktionieren. Die Abteilungen sind sehr übersichtlich, ohne reine Stichkorridore organisiert. Entlang der Rundgänge sind Nischen und Aufenthaltsräume gut positioniert, die Räume für das Leben in der Gemeinschaft, als auch individuelle Rückzugsmöglichkeiten schaffen. Die dargestellte Materialisierung der Innenräume schafft eine wohnliche Atmosphäre. Die Layouts der Bewohnerzimmer, insbesondere die Konzeption der Loggien ist angemessen und schafft auch in den kleineren Bewohnerzimmer gute Möglichkeiten der Möblierung und Zonierung. Die Inputs aus der Zwischenbesprechung wurden vollständig aufgenommen und weiterentwickelt. Die betriebliche Funktionalität wird als sehr gut befunden.

Das Layout der pflegenahen Alterswohnungen ist gut gelöst. Im speziellen wird der grosszügige Erschliessungszone gewürdigt, welcher als Kommunikationsraum für die Bewohner dienen kann.

Die Rampe zur Einstellhalle ist distanziert von den Gebäuden an der Zufahrtstrasse. Die Piazza wird nicht unterbaut. Dies ermöglicht eine grosszügige Bepflanzung mit hochstämmigen Bäumen. Der architektonische Ausdruck ist stimmig und die Fassade gut proportioniert. Der Mix von Holz, Faserbeton und textilem Sonnenschutz an der Fassade ergibt einen wohnlichen Charakter und für den Ort gerechten Ausdruck. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts ist auf Grund der kompakten Bauweise gut und die Kosten im unteren Bereich im Vergleich mit den anderen Projekten. Zur Nachhaltigkeit des Projekts äussern sich die Verfasser nicht. Durch die Weiterentwicklung des Projekts sollte die Nachhaltigkeit gemäss heutigen Standards nachgewiesen werden.

Das Projekt überzeugt durch die klare und nachvollziehbare Umsetzung der komplexen Aufgabe. Die betrieblichen Anforderungen sind vorbildlich umgesetzt und die Funktionalität des Projektbeitrags überzeugt in fast allen Belangen. Die Anlage bildet mit dem Bestand ein unaufgesetztes Ensemble. Ebenso vorbildlich der beinahe schon selbstverständliche Umgang mit der exponierten Lage und die aufgezeigte Verzahnung mit dem Landschaftsraum zum Felmis. Der landschaftsarchitektonische Beitrag ist stimmig, wird aber mit einer Schärfung des Konzepts einen noch wertvolleren Beitrag zum Gesamtwerk leisten können.

Fassade

Fassade

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Ansicht und Schnitt

Ansicht und Schnitt