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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Neubau Albert-Schweitzer-Schule in Darmstadt

Modell

Modell

Anerkennung

Preisgeld: 9.333 EUR

Kuhn und Lehmann Architekten

Architektur

freisign Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Jochen Zimmermann Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

SCHULHAUS

Die Gebäudeensemble der Albert-Schweitzer-Schule nimmt im städtebaulichen Gefüge eine wichtige Mittlerrolle ein. Das Schulhaus bildet mit seinem kompakten und markanten Baukörper den Abschluss der urbanen Verdichtung zur Rheinstraße. Die unter die Bäume geduckte Sporthalle leitet über zur kleinkörnigen Bebauung entlang der Hindenburgstraße nach Süden. Durch den Versatz der Gebäudestellung entsteht ein Vorplatz zur Stadt mit dem gemeinsamen Haupteingang für Schule und Sporthalle sowie der geschützte Schulhof zum ruhigen Grünraum der Albert-Schweitzer-Anlage.
Foyer und Mensa verbinden über die jeweiligen überdachten Zugänge Vorplatz und Schulhof und werden somit zum zentralen, flexibel auch als Aula nutzbaren Mittelpunkt der Schule. Das großzügige Haupttreppen (und Aufzugs)-Haus erschließt barrierefrei alle Bereiche der Schule: die Sporthalle über das Untergeschoss, die Lerncluster in den beiden Obergeschossen und den Kreativbereich im Dachgeschoss. Die Lerncluster entwickeln sich nutzungsoffen um einen begrünten Hof, der auch das Erdgeschoss mit zusätzlichem Licht versorgt, als „Windturm“ eine kontrollierbare Querlüftung ermöglicht (Nachauskühlung) und visuell alle Bereiche der Schule zusammenbindet. Das Dachgeschoss öffnet sich nach Westen zum Park und erweitert hier die Kreativbereiche zu grünen Lernräumen und einem Schulgarten.

Die innenräumliche Organisation fördert mit der versetzten Anordnung der Lern- und Gruppenräume eine fließende kreisförmige Durchlässigkeit. Das Raumgefüge ermöglicht eine flexible Nutzung, die Verknüpfungen zu großzügigen Raumfolgen sowie die individuelle Trennung in geschützte Rückzugsorte.
Die Sporthalle ist zur Hälfte eingegraben. Die umlaufende Verglasung im oberen Bereich sorgt für eine gleichmäßige natürlichen Belichtung und Belüftung und gewährt durch den allseitigen Einblick die öffentliche Sichtbarkeit von Sport und Bewegung im Stadtraum. Das auskragende Dach bietet Schatten und Regenschutz für den Schulhof und den Zugang von den Stellplätzen an der Stichstraße.

Die Holzskelettkonstruktion mit großen Spannweiten erlaubt maximale Nutzungsflexibiltät. Der Raum der notwenigen Konstruktionshöhe nimmt die Beleuchtung und Installationen auf. Abgehängte Deckstrahlelemente übernehmen Heizung (optional auch Kühlung) und die akustische Dämpfung – sie sind an räumliche Veränderungen leicht anpassbar. Die Holzständerwände verbinden gute Dämmqualität und Feuchteregulierung in einem schlanken Konstruktionsaufbau für die Gebäudehülle. Stahlbeton wird lediglich für die Treppenhäuser eingesetzt und sorgt hier für die notwendige Aussteifung und Brandsicherheit.

Die Fassaden gliedern die Baukörper horizontal in ein großzügig verglastes Sockelgeschoss und die holzverschalten Obergeschosse mit umlaufenen Fensterbändern, die mittels einer vorgehängten Gitterstruktur vom Boden aus begrünt werden. Das Dachgeschoss erhält eine umlaufenden „Vorhang“ aus vertikalen Holzlamellen, die mit ihrem Wechselspiel aus Durchsicht und Geschlossenheit den charakterisierenden Abschluss des Schulhauses bilden. Die drei Giebel geben der Schule ihre eigenständige Identität und die klare Erkennbarkeit in diesem heterogenen städtischen Kontext und verzahnen sie gleichzeitig im Naturraum zwischen den Baumkronen. Das Dach ist mit Kupferblech gedeckt, die südlich geneigten Dachflächen werden jeweils mit integrierten PV-Elementen belegt und sammeln aus dem Sonnenlicht die notwendige Energie, um die Umweltbilanz zu neutralisieren. Die nördlichen Dachflächen sorgen über Atelierfenster für blendfreies Licht in den Kreativbereichen der Schule und in der Sporthalle. Im Zusammenspiel mit der Kompaktheit der Baukörper, der hochgedämmten Hülle mit angemessenen Fensterflächen und den weitgehend kreislauffähigen Baustoffen (Holz, Glas, Metall) werden die Voraussetzungen für eine CO2-neutrale Schule geschaffen.

Die Albert-Schweitzer-Schule stellt sich als prägnantes Baukörperensemble selbstbewusst und signalhaft, aber respektvoll in den verbindenden Freiraum zwischen Hindenburgstraße und Parkanlage. Fußabdruck und Bodenversiegelung bleiben möglichst gering, die besondere visuelle und räumliche Durchlässigkeit des historischen Stadtrandes wird erhalten.

Freiraum

Durch die Gebäudestellung entstehen zwei unterschiedliche Freiräume. Das sich zum Straßenraum öffnende Entreè und der geschützte Pausenhof Richtung Albert-Schweitzer-Anlage.
Was brauchen Kinder in der sich verändernden und immer wärmer werdenden Welt? Viel Schatten und jede Menge Bäume! Ganz nach diesem Motto wird das Schulgelände gestaltet. Im Kontrast zu den großen Bestandsbäumen in den angrenzenden Parkanlagen werden viele junge Bäume gewählt (Zitterpappeln, Birken und Kiefern), die eng zu einem Spielhain und in Inseln gepflanzt werden. Auf dem Pausenhof bilden sie ein Baumdach aus, dass sich Richtung Schulgebäude auflöst. Sie stehen in einer organisch geschwungenen Spielinsel, in der sich verschiedene Kletterangebote, ein „Bachlauf“ für die Regenwasserversickerung und kleinwüchsigen Weiden befinden. Nischen, Richtung Pausenhof bieten Sitzgelegenheiten die auch als grünes Klassenzimmer genutzt werden können. Die kleinen abgesprengten Inseln bieten weiteres Spielpunkte und Grün in Form von kleinwüchsigen Weiden.
Auch das Entreè erhält Inseln, in der die jungen Bäume dicht gepflanzt werden und auch hier für schattige Bereiche sorgen. Eingangsnah werden die nötigen Rollerstellplätze sowie Fahrradstellplätze auf der Nordseite des Gebäudes verortet. Geschwungene Sitzelemente zonieren den Vorbereich und bieten Warte- und Aufenthaltsmöglichkeiten.
Für den Hauptbelag des Schulumfelds wird Wassergebundene Wegedecke vorgeschlagen, welche ergänzt wird mit einem befestigten Belag und den Bauminseln aus verschiedenen kiesigen Belägen und Grün.

Der Übergang zur Albert-Schweitzer-Anlage und dem Pausenhof wird über die bestehenden Eiben gebildet, die auch heute bereits einen Filter ausbilden, der beiden Bereiche definiert. So erhält der Pausenhof Schutz und die Parkanlage einen räumlichen Abschluss. Großzügige Blickbeziehungen werden im Norden im Bereich des öffentlichen Fuß- und Radwegs und im Süden in Verlängerung der Sichtstraße offengehalten.
Die Alleebäume entlang der Hindenburgstraße werden freigestellt, um die Sicht und die Beziehung der neuen Gebäude zu stärken. Im Bereich des Entreés und der Kreuzungsbereiche stehen sie in Wassergebundener Wegedecke, vor der Sporthalle in einer Rasenfläche.
PKW-Stellplätze befinden sich entlang der Stichstraße, die für einen niederschwelligen Hol- und Bring-Verkehr genutzt werden können. Auch der geforderte Behinderten Stellplatz wird angesiedelt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die heutige grüne Lücke zwischen kleinteiliger Villenbebauung an der Hindenburgstraße und dem Gebäude der Handwerkskammer wird durch ein schlüssiges Ensemble, einen niedrigeren Sporthallenbau im Süden und einem höheren Schultrakt im Norden geschlossen. Durch den Gebäudeversatz wird die Eingangssituation mit notwendiger Ausstattung für Fahrräder und Roller sowie mit Aufenthaltsmöglichkeiten sinnvoll und einladend gestaltet. Die Zugangssituation wird durch die Belagsgestaltung an der Hindenburgstraße mit wassergebundener Decke markiert. Dies könnte auch bei Beibehaltung des Grünstreifens erfolgen. Es fehlt allerdings eine gewisse räumliche Barriere zur viel befahrenen Straße.

Das Foyer bildet mit dem gut angeordneten zentralen Erschließungskern den Hauptzugang zur Sporthalle und den, in den Obergeschossen angeordneten, Klassenräumen und Verwaltung. Gleichzeitig bildet das Foyer den fließenden Übergang zu dem an der Albert-Schweitzer-Anlage gelegenen differenziert gestalteten Pausenhof mit unterschiedlichen Spielangeboten. Das großzügige Foyer ist gleichzeitig als Mensa mit entsprechender Bestuhlung gedacht. Dies birgt gewisse Konflikte hinsichtlich des Durchgangs zum Pausenhof und schränkt die Nutzungen ein.
Durch den eingeschossig eingegrabenen Sporthallenbau und die gläserne Fassade ergeben sich umseitig Einblicke in den lebendigen Sportbereich und mit vereinsgebundener zusätzlicher Nutzung auch über die Tageszeiten hinweg. Die Dachnutzung des Schulgebäudes stellt eine gute Ergänzung zu den knappen Pausenhofflächen dar. Als eigene Welt ist sie zwar ein eigener Erlebnisraum, führt aber auch zu einer starken Separation über die Geschosse.

Die gläserne Fassade setzt sich im Sockel des Schultraktes fort, sodass ein bauliches Kontinuum entsteht. Die Holzfassade in den beiden Obergeschossen betont die horizontale Gebäudegliederung. Dabei steht das aufgesetzte, drückende Dach im Widerspruch mit der sonst intendierten Leichtigkeit und Luftigkeit des Baukörpers. Die Uhr in der Dachfassade ist als mittelalterliches Relikt des klostergeprägten Gebetsrythmus nicht zeitgemäß.

In der äußeren Erscheinung wirken die Baukörper von Sporthalle und Schultrakt zwar als markantes Ensemble, aber in Bezug auf den ausgeprägten Höhenversprung von Sporthalle und Schultrakt noch nicht ausgereift, insbesondere im Hinblick auf den Übergang zur Grünanlage. Die selbstbewusste Haltung und Baumasse wurden kritisch diskutiert.

Die Nahtstelle zur Albert-Schweitzer-Anlage stellt durch abschirmende Bepflanzung vor der hohen Baumkulisse am öffentlichen Weg einen gewünschten räumlichen Filter dar.

Die Lernlandschaft gruppiert sich offen und mit guter Orientierung um einen kleinen Lichthof, der auch klimatische Funktionen übernehmen soll. Die pädagogischen Anforderungen sind gut zugeordnet.

Die energetischen Ziele können mit den Vorschlägen und Mitteln gut erreicht werden. Die Rettungswege sind entsprechend der Brandschutzvorgaben grundsätzlich richtig angeordnet.
Die Kennwerte liegen im durchschnittlichen Bereich. Der konstruktive Aufwand für die Ausbildung der Dachlandschaft ist jedoch ein Kostenfaktor.

Insgesamt zeichnet sich der Entwurf durch seine städtebaulichen und innenräumlichen Qualitäten aus, die sehr gute Nutzungsqualitäten bieten und neue pädagogische Konzepte integrieren können. So nachvollziehbar die Gebäudehöhe zum urbanen Stadtkörper erscheint, so kritisch wird sie in Bezug auf die Wirkung des Gebäudes zum Park hin diskutiert. Ebenso erscheint die Anmutung nicht ausgereift. Die Gestaltung der Außenanlagen stellt gegenüber der Stringenz des Gebäudes eine bemühte Geste dar.
Plan 1

Plan 1

Plan2

Plan2

Plan 3

Plan 3

Plan 4

Plan 4

Perspektive Schulhof

Perspektive Schulhof