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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

FreiZeit Bernau – Neubau Sport- und Freizeitzentrum in Bernau im Schwarzwald

Perspektivskizze

Perspektivskizze

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

EGGER KOLB Freie Architekten PartGmbB

Architektur

Prof. Dr. Thomas Stark

Energieplanung

Dorothee Egger

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Alles unter einem – Schwarzwald - Dach

Städtebau
Für den Entwurf Pate standen die großvolumigen Schwarzwaldhäuser mit ihren großen, teilweise bis zum Boden gezogenen verschindelten, steilen Dächern. Aus diesem Bautyp heraus wurde ein freier, moderner Holzbaukörper entwickelt, der die Richtungen des Bestandsbaukörpers und des neuen Baukörpers miteinander verbindet.
Die Gebäudeteile liegen in unterschiedlichem Winkel zueinander, um eine räumliche Fassung und Einbeziehung der Landschaft mit dem Solitärgebäude zu erreichen. Im Gelenk der beiden Gebäudeteile entsteht eine teilweise zweigeschossige Halle, die den Marktplatz bildet und den Eingang ins Gebäude definiert.

Von der Kreisstraße ankommend erreicht man den auf der Campingplatzseite liegenden großen Parkplatz. Zwischen dem Campingplatz und dem neuen Solitär spannt sich ein verbindender Platz vom Eingangsbereich des neuen Gebäudes zum Spielbereich am Campingplatz. Diese Fläche unterbricht die kleine Straße zum Sportplatz optisch, kann zur Erschließung des Sportbereichs aber überfahren werden. Die neu zu erstellende Einfeldhalle im Ideenteil ist diagonal zum Sportplatz nördlich der Erschließungsstraße geplant.  

Gebäudeorganisation
Die Grundidee besteht darin, alle Funktionen inklusive des Bestandsbaus in einem Gebäude – quasi unter einem Dach - zu vereinen. Das Herz des Gebäudes bildet ein innenliegender Marktplatz im Gelenk der beiden Gebäudeteile. Dieser Raum ist Anlaufpunkt für den Marktladen, Informationsstelle für Touristen, Anmeldung für den Campingplatz, Kartenverkauf für Skifahrer und Anbindung an den Wintersportverleih. Zudem kann der angrenzende Musiksaal zum Marktplatz hin geöffnet werden und erhält dadurch einen erweiterten Veranstaltungsraum.

Auf der offenen Galerieebene im Obergeschoss ist die Gastronomie mit Restaurant und Dachterrasse verortet. Sie wird von der Halle aus über eine Treppe und barrierefrei über einen Aufzug erschlossen. Die obere Terrasse hat einen direkten Außenzugang zur Terrasse im Erdgeschoss und zum Lift. So entstehen für den Skifahrer kurze Wege ins Restaurant bzw. auf die Terrassen. Im Obergeschoss befindet sich auch die gemeinsame öffentliche WC-Anlage. Diese ist extern über die Außentreppe für die Skifahrer und Wanderer sowie aus dem Restaurantbereich erreichbar.

An den Kopfenden des Gebäudes liegt die Fahrzeughalle sowie die weiteren von der Bergwacht benötigten Räume. Auf der anderen Gebäudeseite sind die Räume des Pistendienstes mit ihren Fahrzeugen und die Räume für die Bediensteten angeordnet.

Konstruktion und Material

Das Gebäude ist ein Hybridbau, bestehend aus dem massiven Bestandsbau, der unter dem neuen Dach integriert und erweitert wird, sowie einem massiven Kern im Neubau.
Die großen Dachflächen werden aus Brettsperrholztafeln konstruiert und so vor Ort gefügt. Wand- und Deckenelemente werden aus demselben Material ausgebildet und bleiben innen sichtbar. Um den Schallschutz bei den Decken zu verbessern und deckengleiche Verstärkungsträger zu integrieren werden diese als Hybridelement aus Brettsperrholztafeln mit Aufbeton im Verbund hergestellt.
Die abknickenden Dachtafeln sind bis zum Boden ausgeführt und lagern auf massiven Fußpunkten auf.
Die Fassadenflächen zwischen den Dächern werden durch Holzwände mit horizontaler Verschalung geschlossen. Im Bereich der Markthalle und des Restaurants im Obergeschoss bieten die mit einer Pfosten-Riegel-Konstruktion verglasten Fassaden Ein- und Ausblick.
Eine ausreichenden Belichtung der Räume im Obergeschoss wird durch Dachgauben erreicht.

Gebäudehülle und Energieversorgung

Die hochgedämmte Gebäudehülle des kompakten Baukörpers wird aus einer Fassade und der großen geschlossenen Dachfläche gebildet. Dies führt zu einer Minimierung der Transmissionswärmeverluste. Durch die Belegung der gesamten Dachfläche mit PV-Modulen kann bei guten Verhältnissen mehr Strom erzeugt werden, als durch das Gebäude für Wärmepumpe, Lüftung und LED-Beleuchtung verbraucht wird. Nachts und bei nicht ausreichender solarer Einstrahlung wird der Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen, bei Überproduktion wird der Strom eingespeist. In der Jahresbilanz wird erwartet, dass der eingespeiste Anteil mindestens so hoch wie der bezogene Stromanteil ist und damit das Gebäude CO2 neutral betrieben werden kann und sogar als Plusenergiehaus eingestuft wird.
Transparente Bereiche erhalten eine 3-fach-Verglasung und werden mit einem außen liegenden Sonnenschutz aus Holzelementen versehen, sofern sie nicht durch den großen Dachüberstand verschattet werden. Der Raum erscheint damit großzügig und lichtdurchflutet. Trotz der hohen Tageslichtverfügbarkeit wird so der solare Eintrag durch die Verglasung im Sommer reduziert.
Die in den Wintermonaten flach stehende Sonne sorgt für einen solaren Wärmeeintrag auf der Südseite und reduziert hierdurch den Wärmebedarf im Bereich der Halle.

Klimatisierung
Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt über eine reversible Elektro-Wärmepumpe mit einer Heizleistung von ca. 20 kW. Diese erzeugt je nach Bedarf Wärme oder Kälte. Über Flächenheizsysteme wird diese in die Räume eingebracht. Damit kann das Gebäude frei vom Einsatz fossiler Energieträger mit Wärme oder Kälte angenehm klimatisiert werden und verursacht keine Emissionen von CO2 und Lärm auf dem Grundstück.
Die Belüftung des Musiksaals und des Restaurants erfolgt über eine mechanische Lüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung, die im Dachgiebel untergebracht wird. Um den Energieeinsatz für die Aufbereitung der Lüftungsanlage zu reduzieren wird die Zuluft aus dem Dachzwischenraum der Hinterlüftung unter der PV-Anlage entnommen. Hierdurch wird gleichzeitig ein Hitzestau unter den Solarmodulen verhindert und die Effizienz gesteigert.

Campingplatz
Der großzügige Campingplatz liegt nördlich der Erschließungsstraße, an der eine Haltebucht für Campingplatzbesucher vorgesehen ist. Die Rezeption befindet sich an der zentralen Infotheke in der Markthalle. Das Sanitärgebäude des Campingplatzes liegt zentral im Platz und ist von allen Stellplätzen gut zu erreichen. Gemeinschaftliche Freibereiche mit Picknickbänken und eine üppige Bepflanzung gliedern den Platz und bieten sowohl Treffpunkte als auch Rückzugsmöglichkeiten.
Die Energiegewinnung kann durch Solarbäume über den Parkplätzen und im Campingplatz noch weiter ausgebaut werden.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt mit einer eigenständigen Formensprache und stellt mit einer architektonischen Skulptur, die als freie Interpretation von den weit heruntergezogenen Dächern von Schwarzwaldhöfen inspiriert ist, eine einladende Adresse dar.

Am Knickpunkt des Baukörpers wird eine großzügige Eingangshalle vorgeschlagen, die im 1. OG die Gastronomie mit Blick auf den Skihang anbietet.

Unter und vor den mehrfach geknickten Dachflächen entstehen reizvolle und qualitätsvolle Innen- und Außenräume.

Die Dachhaut aus Photovoltaikschindeln überzeugt auch hinsichtlich der Nutzung von nahezu senkrechten, für winterliche Sonneneinstrahlung mit flachem Einfall optimierten Dachflächen. Die Lage der Marktscheune, der Bergwacht und die Integration des Bestands sind gut gelöst. Die Anordnung der Gastronomie im Obergeschoss ist hinsichtlich der Funktionalität nicht optimal; die Serviceräume des Campingplatzes sind nicht im Gebäude untergebracht, ebenso wenig wie die geforderten Umkleiden und Sanitärräume des Fußballvereins. Die leichte Verschiebung der Stellplätze nach Norden schafft einen freien Vorplatz vor dem Eingangsbereich; die Abpflanzung des Campingareals ist zu begrüßen.

Die Konstruktion bleibt als Holz-Beton-Hybridbau etwas hinter den Möglichkeiten zurück, eine Ausführung in Holz-Massiv-Konstruktion wäre denkbar.

Eine Wirtschaftlichkeit der Arbeit ist hinsichtlich großer Nutzflächen bei geringer Kubatur zu erwarten. Die vermutlich kostenintensiven PV-Schindeln könnten als vollständiger Ersatz der Dachhaut über die Nutzungszeit einen Beitrag zur Klimaneutralität des Konzepts leisten. Insgesamt bildet das Gebäude eine empfangende Geste zum Skihang. Der Markenkern „Schwarzwald“ wird durch die Arbeit gut abgebildet und sie hat einen hohen Wiedererkennungswert

Modell

Modell

Lageplan

Lageplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-Ost

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Schnitt

Schnitt