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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Erweiterung Schulanlage Gutenbrunnen und Neubau Sporthalle Schübelbach (CH)

MATHILDE

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Bürgi Burkhard von Euw Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Ortsbauliche Gesamtsituation

Das Projekt operiert mit zwei Baukörpern, die zusammen mit dem Bestandsgebäude einen Pausenhof bilden und den Gedanken eines Ensembles exemplarisch umsetzen. Alt und Neu verbinden sich zu einer Einheit, die eine räumliche Identität erhält. Das grössere der beiden neuen Volumen nimmt die Turnhalle und die Schulraumerweiterung auf, während der kleinere Baukörper den Kindergarten beherbergt. Die Situierung der Volumina nimmt präzise Bezug auf das Umfeld. Nach Westen formuliert der grosse Baukörper einen selbstbewussten Abschluss zum Landschaftsraum, während der Kindergarten auf die kleinmassstäbliche Nachbarschaft im Süden der Parzelle reagiert. Die Turnhalle wird nur teilweise im Erdreich vergraben. Dieser Entscheid stärkt die Präsenz der Schulanlage und verleiht ihr einen prominenten Auftritt mit einem wirkungsvoll inszenierten Eingang zur Sporthalle, die dank ihrer ebenerdigen Lage einen guten Bezug zur Umgebung erhält. Die Zuschauergalerie befindet sich auf dem oberen Niveau und verlängert den Pausenhof in die Sporthalle hinein. Der Hof öffnet sich nach Norden und setzt die Schulanlage in einen räumlichen Bezug zur Landschaft. Weniger geglückt ist die Gestaltung der markanten Geländekante, die durch das Anheben des Hofes entsteht. Die vorgeschlagene Sitzstufenanlage überzeugt in der vorliegenden Form mit der betont axialen Ausrichtung noch nicht. Im Kontext der Gebäudekomposition wirkt die streng symmetrische Raumorganisation des Kindergartens irritierend monumental. Insgesamt resultiert mit dem Schulhof jedoch eine identitätsstiftende Mitte.

Architektur und Materialisierung

Die Konstruktion der Neubauten besteht aus einer Holzhybridbauweise, die auf einem massiven Sockel aus Recyclingbeton sitzt, der im Bereich der Turnhalle den Übergang zum Terrain regelt. Die rote Farbe des Altbaus wird übernommen und als verbindendes gestalterisches Element eingesetzt. Insgesamt betrachtet besitzen die Neubauten einen retrospektiven architektonischen Ausdruck, der in dieser Form etwas aufgesetzt wirkt. Die erkennbare Absichtserklärung, mit gestalterischen Elementen in einen Dialog mit dem Altbau zu treten und trotzdem eine eigenständige Architektursprache zu finden, wird positiv beurteilt.

Raumkonzept und Nutzung

Das Raumprogramm wird konsequent auf die drei Bauten verteilt. Im kleinen Volumen befindet sich der Kindergarten und im grossen Neubauvolumen sind die Turnhalle mit Nebenräumen sowie die neuen Klassenzimmer für die 1. bis 4. Klasse untergebracht. Im bestehenden Gebäude befinden sich die Unterrichtsräume der 5. und 6. Klasse. Diese klare Trennung der Nutzungseinheiten schafft eine übersichtliche Organisation und eine gute Entflechtung. Jedes Gebäude erhält einen Zugang zum Pausenhof sowie einen peripheren Eingang. Auf diese Weise wird eine getrennte Erschliessung der drei Häuser sichergestellt, die den Nutzungseinheiten eine betriebliche Autonomie ermöglicht. Im Eingangsgeschoss des Kindergartens flankieren zwei Haupträume mit direktem Zugang zum Garten eine geräumige Eingangshalle. Der dritte Hauptraum mit Zugang zu einer Dachterrasse befindet sich im ersten Obergeschoss. Die neuen Klassenzimmer sind im 1. Obergeschoss des Turnhallengebäudes um einen verglasten Mehrzweckraum angeordnet, der über das Dach hinausragt und mit einem kleinen Innenhof ergänzt wird. Dieser räumlich und atmosphärisch interessante Vorschlag setzt den Mehrzweckraum in eine enge Beziehung zum Schulbetrieb. Im Falle einer externen Nutzung stellen sich Fragen bezüglich der Besucherzirkulation. Die neuen Schulräume sind räumlich attraktiv angelegt und bieten eine gute Ausgangslage für zeitgemässe Unterrichtsformen. Als Erweiterungsmöglichkeit wird ein Anbau an das Bestandsgebäude und eine allfällige Aufstockung im Bereich der Kindergartenterrasse vorgeschlagen.

Freiraum

 In entschlossener Art werden Pausenplatz und Zugänge in die neue Mitte platziert. Durch die erhöhte Lage zur Sportplatzebene wirkt der Hof als Fenster zur Landschaft. Die Treppenanlage als Übergang zur unteren Ebene ist jedoch wenig sensibel in die Topografie gesetzt und bedarf einer Nachbearbeitung.

Die Wegverbindungen von der Wisshaltenstrasse sind übersichtlich und werden nach Altersgruppen sinnvoll getrennt. Das Spiel- und Aufenthaltsangebot ist abwechslungsreich und zweckgerichtet.

Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit

Trotz der zwei separaten Volumina bewegen sich die Erstellungskosten im Vergleich mit den anderen Projekten im unteren Bereich. Dies ist unter anderem auf die optimierte Baugrube zurückzuführen, die dank der ebenerdigen Lage der Turnhalle möglich wird. Das vorgeschlagene Holzhybridsystem in Kombination mit dem Einsatz von Recyclingbeton verspricht eine CO2-arme und ressourcenschonende Bauweise.

Gesamtwürdigung

Das Projekt überzeugt mit einer städtebaulichen Haltung, die das Neubauvolumen nicht unter der Erde verbirgt, sondern daraus ein Ensemble bildet, das eine starke räumliche Identität und eine selbstbewusste Präsenz besitzt. Der Pausenhof hat das Potenzial, zum neuen Zentrum der Schule Gutenbrunnen zu werden, welcher einen geschützten räumlichen Rahmen für das rege Treiben des Schulbetriebs bietet. Die ebenerdige Lage der Turnhalle, der prominente Auftritt der Nordfassade und verschiedene atmosphärisch interessante Themen wie der verglaste Mehrzweckraum als weithin sichtbare «Laterne» runden den Gesamteindruck des Entwurfs stimmungsvoll ab.