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Mehrfachbeauftragung | 10/2022

Umgestaltung Innenhof Handwerkskammer zu Köln

Blick in das Handwerksforum

Blick in das Handwerksforum

3. Preis

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

EIN FORUM FÜR DAS HANDWERK

Der Innenhof der Handwerkskammer zu Köln wird in seinem aktuellen Zustand stark durch die Nutzung der Stellplätze dominiert. Die bestehenden Pflanzflächen vor den Fassaden verhindern zusammen mit den parkenden Fahrzeugen einen visuellen Bezug der Räumlichkeiten im Erdgeschoss zu dem Innenhof. Trotz der großzügigen und teilweise denkmalgeschützten Fenster bleibt der Innenhof von dem Rest der umliegenden Nutzungen im Erdgeschoss weitestgehend abgeschnitten.
Der Entwurf positioniert den Innenhof als das zentrale Forum der Handwerkskammer und als Erweiterung des Erdgeschosses. Die visuellen sowie räumlichen Bezüge werden in den Vordergrund gestellt, die Randbereiche werden geöffnet und von Elementen freigehalten, sodass der Hof durch die großzügigen Fensterfronten im Erdgeschoss einsehbar ist. Um diesen Grundgedanken zu stärken, wird die Fläche im Innenhof durch eine als Pflasterteppich ausgebildete, hochwertige Platzintarsie als das neue Handwerksforum markiert. Punktuell wird das Handwerksforum durch locker angeordnete Sitzelemente und neue Baumsetzungen samt Staudenpflanzung bespielt, um für eine besondere Atmosphäre zu sorgen und ein attraktives Aufenthaltsangebot zu schaffen. Durch die Baumsetzungen und das individuelle und identitätsstiftende Pflastermuster wird der Innenhof zukünftig auch der Funktion als „fünfte Fassade“ gerecht.

„Handwerksforum“ – ein kommunikativer Ort für das Handwerk
Die Platzintarsie markiert das zukünftige Handwerksforum, das in dem Innenhof ausgebildet wird. Es wird als nutzungsoffener und zentraler Pflasterteppich ausgebildet, der von der Handwerkskammer angeeignet werden kann. Im Alltag kann das Forum als Ort zur Kommunikation und zur Mittagspause genutzt werden, aber auch temporäre Nutzungen wie Märkte, Veranstaltungen oder Fortbildungen können auf dieser Platzfläche stattfinden. Eingefasst wird die Platzfläche durch ein markantes Stahlelement, das den Pflasterteppich einrahmt, zur Entwässerung genutzt werden kann und individuelle Informationen zur Handwerkskammer (z. B. Logo) Abbilden kann. Das Natursteinpflaster (Grauwacke) innerhalb der Einfassung wird in einem Muster ausgebildet, das den Sitzelementen folgt. Die Randbereiche werden in einem großformatigeren Belag aus Natursteinplatten ausgebildet, um die Kontrastierung zum inneren Teppich zu stärken.
Die östlich gelegene Fläche des Innenhofs verfügt künftig durch die üppigen Pflanzflächen über einen besonders grünen Charakter. Hier werden neben den neuen Baumsetzungen artenreiche und intensive Staudenpflanzungen vorgeschlagen, die durch punktuell platzierte Sitzmöglichkeiten ergänzt werden. Die nutzbaren Flächen bleiben sonst weitestgehend frei von weiteren Elementen, um durch die Kunsthochschule für Ausstellungen individuell bespielt werden zu können.

„Handwerksstücke“ - gemeinsam gestalten
Als besondere Aufenthaltsmöglichkeiten und Highlights werden die punktuell verteilten, runden Sitzelemente auf dem Handwerksforum ausgebildet. Die sogenannten „Handwerksstücke“ sind individuell hergestellte Möblierungselemente aus Holz, die in Teilen gemeinsam durch Workshops mit der Handwerkskammer gestaltet werden können. Denkbar ist es zum Beispiel, dass sich die unterschiedlichen Gewerke auf den Möblierungselementen durch das Anbringen von Materialintarsien oder Prägungen wie “Schmuckstücke” abbilden können. Diese für die Handwerkammer entwickelten Unikate sorgen für einen individuellen Charakter in dem Innenhof und zeugen von handwerklicher Qualität und den Werkstoffen der unterschiedlichen Berufsgruppen.
Als Pflanztröge ermöglichen die Sitzelemente zusätzlich neue Baumsetzungen auf der unterbauten Fläche. Durch den zusätzlichen Aufbau wird für die neuen Gehölzen ausreichend Substrat zur Verfügung gestellt. Für die neuen Baumsetzungen wird die Baumart der kleinkronigen Kupfer-Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii) vorgeschlagen, die mit ihrem kleinteiligen und fiedrigen Laub und der besonderen Blüh- und Herbstaspekte zu einer lebendigen Atmosphäre beiträgt.

Verkehr
Es wird vorgeschlagen, zukünftig die Anordnung von Stellplätzen im Hof deutlich zu reduzieren, um eine qualitativ hochwertige Atmosphäre zu gewährleisten. Trotz der reduzierten Stellplätze können Bereiche des Innenhofs bei einem erhöhten Aufkommen temporär als Stellfläche genutzt werden. Alternativ ließe sich die Platzintarsie des Handwerksforums in ihrer Größe anpassen, um auch dauerhafte Stellflächen und qualitativ hochwertigen Freiraum zu ermöglichen. Eine Heckenpflanzung würde dann das Forum von den Autos trennen. Für Fahrräder werden im östlichen Bereich des Innenhofes Fahrradbügel angeboten. Der Innenhof ist für Fahrzeuge, wie zum Beispiel Food-Trucks, problemlos befahrbar.

Zonierung, Material und Nachhaltigkeit
Die einladende Geste des Innenhofs wird durch Materialität und Ausstattung unterstützt. Ein individueller Materialkanon warmer grau-beige Töne fügt sich gut in den Kontext der vorhandenen Fassaden ein und sorgt für eine angenehme Atmosphäre. In den Belägen wird zwischen den Randbereichen und der Platzintarsie unterschieden, um den Gedanken des Handwerksforums zu stärken. Ein kleinformatiger Belag innerhalb der Platzintarsie und ruhiger, großformatigen und struktur-bringender Belag in den Randbereichen, bespielen den gesamten Raum des Innenhofs. Für die geputzten Fassaden zum Innenhof (Süd- und Westfassade) werden ebenfalls beige Farbtöne vorgeschlagen, die sich harmonisch in die Gesamtgestaltung integrieren.
Die Sitzangebote werden als skulpturale Holzelemente aus FSC-Hartholz ausgebildet, um den hochwertigen Gesamteindruck zu unterstützen. Für einen qualitativ hochwertigen Grünanteil sorgen die Pflanzinseln innerhalb der Sitzelemente, die Pflanzflächen im Bereich der Kunsthochschule und die zahlreichen Baumsetzungen. Die Sitzelemente schaffen ausreichend Wurzelvolumen und sorgen für einen positiven Beitrag zum Mikroklima. Schattenspendende Baumsetzungen und standortgerechte Unterpflanzung kombiniert mit dem Sitzangeboten generieren Aufenthaltsqualität und sorgen für eine Belebung des neuen Handwerksforums.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept von Greenbox sieht im Wesentlichen zwei unterschiedlich gestaltete Bereiche vor: Der Haupthof wird mit 5 großen, runden Sitzinseln bestückt, die jeweils eine Bauminsel umschließen. Dadurch ist die großflächige Nutzung des Innenhofs nicht möglich; die im Vortrag vorgeschlagene Reduzierung der Anzahl erscheint gestalterisch schwierig. Die gesamte Hoffläche ist zwischen den Fassaden versiegelt, damit zwar robust, aber nicht klimaaktiv.

Positiv aufgenommen wurde die Idee, Handwerksbetriebe mit in die Gestaltung der Sitzelemente einzubeziehen, die runde Form erscheint jedoch wenig kommunikationsfördernd.
Der östliche Bereich vor der KHM weist keine dieser runden Sitzinseln mehr auf, die angestrebte Durchgängigkeit der Gestaltungsidee geht so verloren. Zu Fassaden und Wänden wird begleitendes Grün vorgesehen, integriert sind funktionale Flächen wie Fahrradstellplätze und Müll.

Die Verfasser haben sich für ein autofreies Konzept entschieden und bieten nur optional Stellplätze in der „Mittelzone“ an, mit den ähnlichen gestalterischen Nachteilen wie beim Entwurf von wbp. Der vollständige Entfall von Parkmöglichkeiten ist nach Einschätzung der Jury nicht realistisch (Stellplätze für Behinderte, Anlieferung), die Reduzierung auf das Minimum aber durchaus wünschenswert. Zu den Themen Verschattung und Regenschutz werden auf Nachfrage nur mobile Elemente vorgeschlagen, zur Beleuchtung wurden planerisch keine Aussagen gemacht.

Übersichtsplan 1-500

Übersichtsplan 1-500

Lageplan 1-100

Lageplan 1-100

Detail 1-50

Detail 1-50

Schnitt 1-100

Schnitt 1-100

Konzept

Konzept

"Handwerksstücke"

"Handwerksstücke"