Dokumentationszentrum Tagebau Garzweiler

Das Erdgeschoss hebt sich mit ca. 2m wohltuend aus der Umgebung hervor. Dies erfordert jedoch ein Abrücken des Gebäudes von der Achse der Lindenallee und einen relativ langen Weg zum Eingang, der noch dazu hinter den Stellplätzen entlangführt. Das Gebäude ist gut in das „Grüne Band“ eingebettet, der Radweg schließt dieses Band als klare Kante ab. Die vorgeschlagenen Nutzungen lassen hier eine attraktive Freifläche erwarten, nur der Umgang mit der Freifläche zur Abbruchkante kann nicht überzeugen, hier geht der Charakter der Tagebauflächen verloren.

Während das Erdgeschoss ein gutes Entrée in das Gebäude bildet, ist die Nutzung mit Untergeschoss eher kritisch zu sehen. Auch wenn hier über die seitlichen umlaufenden Fugen und die flachen Treppenanlage das Thema des Abbaus weitergetragen werden kann, entstehen für Seminar und Gastronomie wenig einladende Räume. Auch wird der Treppeneinschnitt, der das UG sicherlich belichten wird, eher konträr zur ansonsten so klaren Gesamtkonfiguration gesehen. Die Anlieferung der Gastronomie gestaltet sich schwierig; die Küche ist weit vom Aufzug entfernt und es fehlen Lager- und Kühlräume. Die Außenterrasse auf UG-Niveau birgt wenig Aufenthaltsqualität. Die gewünschte Darstellung der verschiedenen Ausbaustufen der Gastronomie ist nicht berücksichtigt. Die Ausstellungsräume ohne Tageslicht ermöglichen keine Korrespondenz zwischen dem Innen- und Außenraum (Landschaftswandel).

Die Transformation des Ortes soll auch in der sich mit der Zeit verändernden, einer erodierenden Fassade sichtbar werden. Die Umsetzung dieser interessanten Idee ist nicht überzeugend dargestellt. Auch die vorgeschlagene Konstruktion lässt eine Vielzahl von Fragen unbeantwortet. Im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit konzentriert sich dieser Entwurf auf die Verwendung von Lehm (Wände) und Holzstützen in einer X-Form. Das Energiekonzept des Gebäudes ist jedoch unklar. Obwohl dieser Entwurf Ort und Kontext auf sehr interessante Weise miteinander verbindet, scheint er sich hauptsächlich auf das Erscheinungsbild und die „Geschichte“ konzentriert zu haben - allerdings auf Kosten einer weiteren Vertiefung des Entwurfs im technischen Sinne.

Insgesamt wird sehr überzeugend ein spannender Umgang mit dem Ort vorgeschlagen, der es schafft, einen ganz besonderen Ort mit hoher Einprägsamkeit zu schaffen, der im Detail jedoch einige Fragen aufwirft.