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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Entwicklung Einzelhandelsstandort Emil-Adolff-Straße in Reutlingen

Blick in die neue Mitte

Blick in die neue Mitte

2. Preis

Schwille Architektenpartnerschaft mbB

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

freiraumconcept sinz-beerstecher + böpple

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Die neue Mitte“

- im Schnittpunkt der wachsenden Wohnquartiere Schieferbuckel, Gustav-Wagner, Benzstraße und Bantlin-Achse. 
- als dienende Mitte mit multifunktionalem Einkaufs-, Dienstleistungs-, Mobilitäts- und Begegnungsangeboten (Cafe’s, Fitness, Disco …………). 
- mit eigenem Flair, Fabrikcharakter, Ziegelmauern, historische Fassaden, altem Fabrikkamin, Containeraufstockungen, Flying Lofts

„Eigentlich ein neuer Stadtteil“
- mit Durchwegungen, inneren Plätzen, Straßen, Höfen
- mit Grünterrassen, Bewaldungen, Alleen, Baumdächern, harten Schieferkanten, weichen Uferlinien, Dachgärten

Die neuen „Emil-Adolff-Plätze“
- Die „Emil-Adolff-Achse“, zwischen Stoll-Brücke und Schieferstraße als shared space Bereich (Autos, Busse, Fahrräder und überall Fußgänger!). 
- Der Mobilitätstreff vor Lidl und rüber zum Echazpark, als eigener städtischer Raum, auf dem sich Radler, Fußgänger und Busse „kreuzen“. 
- Der neue Marktplatz: quer den Straßenraum brechend, weit in die Tiefe bis zum alten Fabrikbestand, leicht ansteigend, Terrassen, Treppen.
- Haupteingänge aller 3 großen Märkte liegen hier, am Marktplatz, und beleben diesen. 
- Freiverkäufe, Flohmärkte, Sommerangebote, Marktstände. 
- Fußwegverbindungen kreuzen hier !
- Radwege verlaufen tangierend!
- ein ständiges Kommen und Gehen – auch über die Straße zum Decatholon hin und her!

Erhalt der historischen Ziegelfassade
Als Markenzeichen der früheren Emil-Adolff-Fabrik dient die wertvoll konstruierte und mit reicher Backsteinornamentik ausgearbeitete Ziegelfassade der vorherigen Jahrhundertwende (entstanden 1904!).
Diesen Bauteil zu renovieren und als Fassadenschale um den neuen Edeka-Markt gelegt zu belassen, erscheint uns als positives Zeichen angebracht.
Durch Abstrahlen der zu Bauhauszeiten aufgetragenen Farbschichten, durch statisches Hinterbetonieren und regelmäßigen horizontales Abfangen dieser Tragwand auf das neue STB.-Skelettbauwerk des Parkdecks wird der Erhalt dieser prägenden Fassade für bautechnisch und wirtschaftlich realisierbar erachtet.

Fassaden Opak
Einfache Paneelfassade mit Metallnetz
Im Kontrast zu dieser wertig erscheinenden historischen Fassade steht dann die eher einfache, aus industriell vorgefertigten Bauelementen montierte Fassade der beiden neuen Märkte:
- Sichtbares Leimholz-Stabwerk als Tragkonstruktion.
- Vorgesetzte vollgedämmte Holzständerbau-Paneelelemente mit witterungsresistenter Oberfläche (Folie, Blechpaneel).
- Unterkonstruktion und Aufdoppelung vorbewitterter Leimholzdielen.
- Metallnetzverkleidung aus grobmaschigem farbbeschichteten Rippenstreckmetallelementen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine Aufteilung der Märkte in zwei Häuser mit einer dazwischenliegenden Fuge vor. Dies erscheint zunächst schlüssig vor dem Hintergrund der Korngröße des Umgebungskontextes sowie insbesondere für eine Anbindung und Aktivierung der nördlichen Fabrikstraße und nicht zuletzt für die Ablesbarkeit der beiden Märkte. Der vermeintliche Vorteil wird vom Preisgericht
allerdings kritisch gesehen: die angestrebte Urbanität setzt sich auf dem Niveau der Emil-Adolf-Straße im geschaffenen Binnenplatz fort und ist umgeben von Park- bzw.
Tiefgaragenplätzen, sowie der Rampenanlage im Norden - das eigentliche Geschehen spielt sich jedoch auf dem oberen Niveau ab, welches über Aufzüge und Rampen erschlossen wird auf nur schmale Stege und Brücken aufweist. Die Idee vom introvertierten Platz in der Abdeckung der befahrenen Emil-Adolf-Straße wird anerkannt, eine reale Qualität durch die Querung dieses Platzes mit Fahrspuren im südlichen Bereich sowie seiner Lage gegenüber der Tiefgarage jedoch nicht erreicht.
Erst die Verlagerung des Geschehens auf das obere Niveau hätte an dieser Stelle die notwendigen Aufenthaltsqualitäten erzeugen können.
Die angedachte Durchgrünung der sog. Fabrikstraße ist nicht glaubhaft vorgetragen - hier findet Anlieferung und Parkierung statt, die zu keiner Aufenthaltsqualität dieses nördlichen Bereichs führt - auch die Fortführung der Passage aus dem Rieger-Areal ist durch die Einmündung gegenüber der Tiefgarage nicht gelöst- sie endet daher hier abrupt.

Die Grundrisse sind klar gegliedert, die Erschließung eindeutig und übersichtlich. Allerdings ist die Anbindung und Adressbildung des Lidl-Marktes nicht hinreichend gegeben - zu umständlich ist der Weg für Kunden von der Hauptaufzugsgruppe in diesen Bereich, der durch diese/seine Wegeführung gewissermaßen abgehängt wird.
Die Pluralität des Ansatzes mit den beiden Häusern wird ferner durch fehlende Flexibilität im Zusammenschluss von Flächen sowie möglichen parallelen Nutzungen bei der Erschließung erkauft, was zu unnötigen Aufwendungen führen dürfte.
Architektonisch wird von den Verfassern versucht, eine industriell geprägte einfache Fassade der historischen Backsteinfassade gegenüberzustellen. Allerdings wird diese lediglich als Kulisse verwendet und nicht glaubhaft in diesen gewollten Dialog einbezogen. Ferner wirkt die vorgeschlagene Metallfassade in Verbindung mir den Holz- und Glaselementen überinstrumentiert, unruhig und zu laut. Auch die fünfte Fassade, welche einen zu überprüfenden gewaltigen Lichteintrag liefert, wirkt unruhig und nicht nutzungskonform für den Inhalt der Märkte. In Verbindung mit aufwändiger intensiver Begrünung kommt es hier zu einem vermutlich wirtschaftlich nicht vertretbaren Aufwand. Der Versuch, hier ein nachhaltiges Zeichen zu setzten wird anerkannt, jedoch wird die Frage der Verhältnismäßigkeit laut gestellt. Positiv ist den Verfassern anzurechnen, dass sie trotz Fraktionierung der Baumasse von den
Kennwerten im vertretbaren Mittelbereich geblieben sind.

Die grundsätzlich richtig gelegene Freiraumachse als Entree zu den Märkten erfüllt nicht die gewünschte Qualität für diesen Ort. Die Überlagerungen von PKW-Verkehr und Fußgängern im Hauptzugangsbereich führt zu Konflikten und Belastungen für den Ort. Durch die wallartige Ausbildung im Norden entsteht räumlich nahezu eine Sackgasse, die nur über komplizierte Rampenanlagen überwunden werden kann und keine Selbstverständlichkeit in den Raumbeziehungen herstellt. Die gemachten Vorschläge zur Gestaltung der Fabrikstraße überzeugen nicht gänzlich. So wird der Raum hauptsächlich von den dortigen Parkplätzen dominiert und lässt nicht die gewünschte Aufenthaltsqualität erwarten. Dies können auch die begrüßenswerten Baumreihen nicht ausgleichen. Die Anbindung an die geplante zukünftige Mall im Rieger Areal überzeugt nicht. Es entsteht keine nachvollziehbare Kontinuität in den
Wegebeziehungen. Die erforderliche Wandscheibe zur Lösung der Anlieferung der Edeka-Flächen erzeugt hier eine rückwertige Hofsituation ohne Aufenthaltsqualität.
Die Vorschläge einer intensiveren Dachbegrünung erscheinen für diese Bauaufgabe als nicht angemessen und werden als zu aufwendig betrachtet, in Bezug auf Herstellung und Unterhalt.

Insgesamt wird vom Preisgericht der Ansatz der Fuge und eines bespielbaren BinnenRaums durchaus gesehen, dessen Durcharbeitung und Umsetzung allerdings hinterfragt.
Schnitt

Schnitt

Blick in die neue Mitte

Blick in die neue Mitte

Ansicht Eingangsbereich

Ansicht Eingangsbereich

Lageplan

Lageplan

Piktogramme

Piktogramme

Ansicht entlang Emil-Adolff-Straße

Ansicht entlang Emil-Adolff-Straße