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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Schussenpark Ravensburg

Übersichtsplan Schussenpark

Übersichtsplan Schussenpark

Anerkennung

Preisgeld: 12.500 EUR

mahl gebhard konzepte

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Als Antwort auf die zukünftigen Bedürfnisse Ravensburgs wird der Schussenpark als städtische Grünanlage neu konzipiert, die die vielfältigen Nutzungsanforderungen der Stadt unterstützt. Die räumliche Entwicklung des öffentlichen Parks orientiert sich an den Erfordernissen der Wasserwirtschaft, der ökologischen Qualität des Lebensraumes, der Erholungs- und Sportnutzung sowie den Bedürfnissen des Nahverkehrs.
Insgesamt wird bei der Gestaltung auf natürliche Materialien und eine Vogel- und insektenfreundliche Beleuchtung geachtet.
Gelbspötter und andere wertvolle Vogelarten wie Eisvogel, Gebirgsstelze, Gänsesäger, Wasseramsel und Rauchschwalbe sind bei Ihrer Nahrungssuche an die Schussen gebunden. Den Besucherinnen und Besuchern wird deshalb ein bedeutender Naturraum erlebbar gemacht, der vor allem zum Verweilen und Entspannen einladen soll. Dieser Bereich gilt als naturnahes Überschwemmungsgebiet und Retentionsfläche.
Zwischen Fluss und Bahn
Im nördlichen Teil zwischen Fluss und Bahn bieten naturnahe Grünflächen Lebensräume für die lokale Fauna. Neben den Gleisen vor allem für einheimische Eidechsenarten. Dafür werden die ehemals eingesetzte Betonplatten aufgebrochen und als Gestaltungselement recycelt. Zwischen den Betonschollen werden vereinzelnd Pioniergehölze und hohe Gräser gepflanzt.
Sport- und Spielplatz: Südlich der ökologisch vorbehaltenden Fläche grenzt die bestehende Brückenanlage für die Schussen an. Als Gelenk zwischen dem Gewerbegebiet und dem neuen Schussenpark wird hier ein Biergarten sowie ein multifunktionaler Sport- und Spielplatz angeboten. Letzteres bietet Sportelemente für alle Generationen wie Cathleticsgeräte, Fußball und Basketball. Der naturbelassene Spielplatz unmittelbar neben dem Biergarten schafft auch für jüngere Kinder einen attraktiven Erholungsort.
Die neu geschaffene Fußgängerbrücke verbindet die östliche und westliche Seite der Bahnlinie, wodurch das Parkerlebnis und das gemeinschaftliche Beisammensein unterstützt, aber auch Erholungssuchenden in der Mittagspause eine gute Möglichkeit bietet.
Uferzone
Bereits die bestehenden Ufergehölze der Schussen bieten Rückzugsorte für die lokale Fauna. Darunter zählen u.a. Fledermäuse, jedoch weisen nur wenige Bäume Strukturen wie Spalten und Baumhöhlen auf, die für einige wenige Fledermäuse potenzielle Ruheplätze bieten könnten. Somit wird das Flussufer und der vorhandene Baumbestand durch die Pflanzung von Weidenbäumen ergänzt.
Entlang des Flussufers wurde die Uferzone so bearbeitet, dass ein Lebensraum für diverse Wasserlebewesen geschaffen wurde. Teilweise wird die Uferzone topografisch modelliert. Hier wird abschnittsweise ein Habitat für im wasserlebende Tierarten angeboten.
Um einen Schutz vor Erosion der neuen Böschungskante, besonders in der Anfangsphase, zu gewährleisten, soll durch diverse Formen von Totholzeinbauten die Böschung übergangsweise gesichert werden.
Multifunktionale Erholungszone
Im Bereich der modellierten Uferzone findet man auch eine offene Rasenfläche als ein weiterer Baustein des multifunktionalen Schussenparks.
Hier befinden sich große (Sitz-)Stufen, die zusätzliche Bespielungsmöglichkeiten eröffnen. Hier bieten sich den Erholungssuchenden baumumrahmte Ausblicke auf die Schussen. Das bestehende Denkmal bleibt an seinem ursprünglichen Standort neben der Wiesentreppe erhalten.
Erlebbarkeit des Flusses
In der Mitte des Parks wird die bestehende Terrasse durch eine neue Plattform ersetzt, die einen rollstuhlgerechten Zugang zum Fluss bietet. Eine Liegewiese verbindet die Plattform am Fluss mit einer multifunktionalen Platzfläche, die beispielsweise kleine Konzerte genutzt werden kann. Wenn keine Events stattfinden, bietet die Veranstaltungsfläche ein Wasserspiel mit Sprudlern. Dies sorgt an heißen Sommertagen für Abkühlung.
Bahnhofsbereich
Zusätzlich zur neuen Fußgängerbrücke fügt sich die bestehende Unterführung in das Gesamtbild des Parkes ein. So befindet sich auf der westlichen Seite der Bahnlinie ein Aufzug, eine Treppe und ein Fahrradweg, die eine unterirdische Verbindung zum Bahnhof herstellen. Ein Ziel des Ravensburger Radverkehrskonzepts ist es, den Anteil des Radverkehrs an der Alltags- und Freizeitmobilität zu erhöhen. Dies wird bei der Gestaltung des Parks durch eine verbesserte Infrastruktur für den Radverkehr erreicht. Für die Öffentlichkeit und die angrenzende Schule steht eine zentrale Fahrradgarage zur Verfügung, an dem auch Elektrofahrräder geladen werden können. Die Garage ist doppelstöckig geplant, das Dach mit Solarzellen ausgestattet. Hinter dem Fahrradparkplatz wird eine Rampe angeboten, die auch Fahrradfahrer gut nutzen können.
Retentionsfläche rund ums Speicherhaus
Die Gestaltung der Flächen im Süden des Schussenparks (Ideenteil) stehen ganz unter dem Motto der Schwammstadt. Hier soll alles abfließende Wasser wie das anfallende Regenwasser der Dachflächen versickert und gespeichert werden. Alle angelegten Grünflächen wirken temperaturausgleichend, können Regenmengen zwischenspeichern und entlasten somit die Kanalisation. Die geplanten Schwarzerlen als Schattenspender für die Parkplätze können das Oberflächenwasser aufnehmen. Alle nicht barrierefreien Parkplätze sind mit Rasenfugen angelegt, was die Versickerungsfähigkeit weiter steigert..
Die Veranstaltungsflächen rund um die Schule und die Restaurants sind multifunktional und vor allem barrierefrei gestaltet und lassen sich entsprechend den Nutzungen flexibel anpassen. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Qualität des Aufenthalts in Verbindung mit dem Fuß- und Radverkehr. Der PKW- und ruhenden Verkehr wird in die Gestaltung integriert und für die Zukunft optimiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen treten mit der Haltung an, sich dem Ufer der Schussen weiterhin mit einer verbleibenden Steilstufe in Form einer naturnahen Böschung von 2m Höhe zu nähern und keinen direkten Zugang zum Wasser zu schaffen. 

Diese Haltung wird mit einem zentralen Entwurfselement im Realisierungsteil ausformuliert: der Schussenterrasse. Eine sich in Treppen und Rampen abstufende, platzartige Aufweitung, die sich zur Schussen öffnet und als Balkon über dem Fluss endet und in der Flucht der Bahnhofsunterführung die Verbindung in die Stadtmitte sucht. 

Die daran nördlich angrenzenden, als Rasenstufen, Liegewiesen mit Spiel- und Bewegungsflächen gut ausformulierten Grünräume folgen dieser sanft abgestuften Topografie. Sie werden von einem weiteren Fußweg entlang der Böschung durchquert und von neu gepflanzten Gehölzen gesäumt, so dass das westliche Schussenufer weiterhin fast durchgängig von einer Baumkulisse eingerahmt wird und große Teile des Galeriewaldes erhalten bleiben. 

Das Rückgrat des Schussenparks bildet eine lineare, verspringende Wegeachse, die parallel zur Bahn verläuft und eine zentrale Fahrradgarage sowie Spiel und Sportangebot zu den Bahngleisen hin anbietet. In ihr werden alle Fuß- und Radläufigen Bewegungen gebündelt und die Durchfahrt nach Norden weiterhin möglich gemacht. In diese Achse sind die zwei platzartigen Aufweitungen angehängt. Auf Höhe der bestehenden Brücke zum Industriegebiet Rechwiesen und in Verbindung mit dem neu errichteten Escherstegs wird ein Biergarten angeboten, der als massiver Balkon zur Schussen ausgebildet wird. Zwischen den Stützmauern findet sich eine urbane Treppe als Einstieg für die Kanuten. 

Nördlich der Brücke werden großflächige und von Nutzungen freigehaltene Ausgleichsflächen angeboten, die wertvolle und ungestörte Rückzugsräume anbieten. Überzeugend ist der Ansatz, die versiegelten Flächen im Ideenteil sehr gering zu halten und der Natur Raum zu geben. 

Im Ideenteil werden die Parkplätze durchgrünt und westseitig der Erschließungsstraße gebündelt, die Vorflächen zu den Gebäuden sind großflächig entsiegelt. Am Gleis 9 finden sich im Norden und Süden kleine Gastronomie- und Aufenthaltsbereiche sowie ein Multifunktionsplatz für Veranstaltungen. Die Vorflächen des neuen Baudezernats sind im Maßstab und Nutzung gut gesetzt. Die Erschließungsstraße endet in einem Baumbestandenen Wendeplatz. Das Maß der Entsiegelung wirkt ansprechend, die Orientierung und Wegeführung als Antritt an die Parkdurchwegung kann nicht überzeugen. 

Kritisch diskutiert wird die Ausformulierung einer massiven Bastion, mit der der neue Biergarten an den Fluss antritt, die hohen und urbanen Mauern wirken im Dialog zum Fluss ortsfremd. Die Geste der Schussenterrasse kann im Raumbezug zur Stadt und in ihrer Öffnung zum Fluss hin überzeugen, es stellt sich allerdings die Frage, warum die Chance nicht genutzt wurde, die Treppenanlage aus der Unterführung und Weiterführung zur Schussen nicht auf HQ 100 abzutragen, um der starken Auf- und Abtreppung entgegenzuwirken. 

Der Entwurf bietet im naturnahen Steilufer eine kleine Aufweitung als strömungsarmes Rückzugsgebiet, ansonsten verbleibt die Schussen in ihrem gewohnten Flussbett. Für den Hochwasserschutz (zusätzlicher Retentionsraum) und die Dynamik des Flappaches werden keine Angebote gemacht. So wird auch eine Chance vergeben, der Schussen bei Hochwasser weiteren Retentionsraum anzubieten. 

Begrüßt werden die gute Durchgrünung und Verdichtung des bestehenden Baumbestandes. Unverständlich ist dabei die Haltung, alle Platanen an der Bahn zu fällen und durch Pappeln zu ersetzten. 

Insgesamt kann die die konsequente Haltung der Verfasser, das Ufer der Schussen kaum begehbar zu machen und wenig Kontakt zum Fluss zu suchen die Jury nicht gänzlich überzeugen.. Die Kontaktstellen Schussenterrasse und Biergarten wirken als Kontrapunkt zu dieser naturnahen Haltung dabei etwas städtisch überformt und können in der Gestaltung bisher noch nicht gänzlich überzeugen.
Vertiefungsbereich Schussenplatz

Vertiefungsbereich Schussenplatz

Blick auf den Schussenplatz

Blick auf den Schussenplatz

Vertiefungsbereich Panoramastufen | Liegewiese

Vertiefungsbereich Panoramastufen | Liegewiese

Blick auf die Panoramastufen

Blick auf die Panoramastufen